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Das Übliche

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Kurz nach siebzehn Uhr war die Aktion schon vorbei. Nachdem sie sich ihre Liebe noch und noch geschworen hatten, verabschiedete sich der Mann von seiner Geliebten. Nach einer richtig hemmungslosen Beziehung sah es für Jorge nicht aus. Aber vielleicht brachte er ihn auch einfach nicht besser hoch und war froh, sich mit den Entschuldigungen zurückziehen zu können, die er bereits im Voraus per WhatsApp abgegeben hatte. Er könne nicht länger bleiben, hatte er geschrieben.

„Komischer Kerl, liebt eine Frau und findet trotzdem keine Zeit für sie“, dachte Jorge und schüttelte den Kopf.

„Wenn schon, dann doch richtig, mit allem Drum und dran und nicht diese schnelle Möchtegern-Nummer mit viel Blabla und etwas Schmus.“

Jorge, der mehr als eine Teeniezusammenkunft als Beweis für die betrogene Ehefrau erwartet hatte, drückte den Stopp-Button und fuhr zurück ins Büro.

„Was, schon da?“, meldete sich Susanne aus dem Hinterzimmer.

„Ich habe bemerkt, dass kein Ton mehr aus dem Zimmer kam, habe kurz die Bilder angesehen und das leere Zimmer erspäht. Ich war der Ansicht, die sind essen gegangen, bevor es zur nächsten Nummer und so richtig zur Sache geht“.

„Nein, da muss ich dich enttäuschen, früher gehen, hieß in diesem Fall wirklich früher gehen und nicht mehr und auch ohne Nummer, wie du es nennst. Ich mache meinen kurzen Bericht, füge ein paar eindeutige Fotos einer „Verbindung“ bei und einige Mitschnitte der Gespräche. Aber, no Sex. Danach hänge ich mich in die wohl noch folgenden Chats rein. Das mache ich von zu Hause aus. Vielleicht gibt es bald wieder ein Tête-à-Tête mit noch mehr Munition für die betrogene Frau.“

„Ja, mach das, ich gehe jetzt auch nach Hause zu meinen Tête-à-Tête.“

„Ja, lass sie grüßen. Du hast wirklich eine tolle Partnerin.“

„Danke, werde ich ihr sagen. Ich bin froh, dass ich seit unserem letzten Geschäftsanlass nichts mehr verheimlichen muss.“

Susanne fuhr den Computer herunter, stand auf, packte Jacke und Tasche und verließ froh gelaunt das Büro.

Jorge setzte sich auf seinen Platz und begann mit dem Rapport.

Er achtete darauf, dass nicht allzu freizügige Fotos den Weg in den Bericht fanden und beließ es bei Beschreibungen des Beobachteten. Er wusste ja, dass eine betrogene Frau diese Berichte lesen würde und er wollte sie nicht noch mehr verletzen, als sie es schon war.

Bevor Jorge das Büro verlassen wollte, checkte er das aktuelle Chatprotokoll und kopierte einige Zeilen daraus in den Rapport. So konnte er ein paar Fotos löschen.

Es ging im Chat weder um die gegenseitige Liebe, dass Petra sich nach dem Treffen nicht geduscht habe und ihm so immer noch ganz nahe sei.

Dies schien Jorge die bessere Lösung, als die betrogene Frau mit eindeutigen Fotos, die nur Momentaufnahmen waren, zu erzürnen.

Er ertappte sich dabei, dass er das Verlangen verspürte, bei Palmina vorbeizufahren, um sich bei ihr für den gut gemachten Job zu bedanken. Da in dieser Nacht nichts mehr passieren würde, entschied er sich, als Mann der Tat dazu, dies auch zu tun.

Eine Stunde später sassen Jorge und Palmina in einer Weinbar in der Altstadt und genossen zusammen ein Glas Rotwein.

Die beiden kannten sich schon drei Jahre, aber außer einem gemeinsamen Abendessen, während dem Jorge nur eines im Sinn hatte, nämlich Palmina dazu zu bringen, eine Wanze in einem Zimmer zu verstecken, war nichts geschehen.

Aber heute sah er sie mit anderen Augen an. Oder es war in den letzten drei Jahren in Palminas Leben viel passiert. Denn sie war viel adretter als damals, sprach jetzt schweizerdeutsch ohne großen Akzent und wirkte viel selbstsicherer als damals.

Damals war Jorge noch in einer Beziehung und, da er eine treue Seele war, hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, mehr von Palmina zu wollen.

„Die Zeiten ändern sich“, dachte er und eine Stunde später war es auch für Palmina klar, dass Jorge mehr als nur eine gemeinsame Stunde in einer Bar wollte. Auch klar war, dass er eine ernsthafte Beziehung suchte und kein Abenteuer.

Palmina war im ersten Augenblick etwas von der Situation überfordert. Sie lies aber die Avancen Jorges zu, da sie ihn ebenfalls attraktiv, anziehend und einen zweiten Blick wert fand. In den letzten Monaten war sie wieder für eine Beziehung bereit geworden, aber es mangelte ihr an Gelegenheiten dafür.

Nach dem mit ausführlichen Gesprächen gefüllten Abend verabredeten sie sich für das kommende Wochenende. Jorge klärte Palmina sofort, dass es bei ihm, dem Job geschuldet, manchmal zu kurzfristigen Änderungen kommen könnte.

Palmina ließ sich davon nicht einschüchtern und freute sich sehr auf das kommende Wiedersehen.

JOHN ETTER - Korrupt

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