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13: Barbarella’s

Wir gehen durch die Flügeltür. Die Musik ist drinnen lauter, es riecht nach Bier und Zigaretten. Den Eintritt bezahlen wir bei dem Mädchen am Tisch. Ein Pfund dreißig. Wir fummeln das passende Kleingeld heraus, meins habe ich im örtlichen Supermarkt verdient, Nick arbeitet an den Wochenenden im Spielzeugladen seiner Mutter. Die Türsteher mustern uns. Cool bleiben und nicht auffallen, wie in dieser Szene in Saturday Night Fever. Das Mindestalter für Nachtclubs in England ist achtzehn. Ich bin siebzehn und Nick ist fünfzehn, aber wir waren hier schon oft genug, um zu wissen, dass wir damit durchkommen. Wir gehen den mit Teppichboden ausgelegten Gang hinunter, die Musik vor uns hat bereits eine bemerkenswerte Lautstärke. Zu unserer Linken, auf Höhe der Augen, kündigt sich die Diskothek selbst an: „Der größte Nachtclub in Europa, Barbarella’s“.

Alles ist in ein schummeriges rotes Licht getaucht. Es fühlt sich rot an. Es riecht rot. Der Teppich ist dunkelorange, und es ist angenehm und warm hier drin nach unserem zwanzigminütigen Fußweg durch die Innenstadt hierher. Noch etwa sechs Meter, vorbei an dem Eingang zu einer kleinen Bar, in der ich noch nie gewesen bin (und die in meiner Erinnerung nie geöffnet war), an den Toiletten vorbei (möglichst zu meiden: man ist immer verwundbar, wenn man dort steht, Angriffen ausgesetzt, besonders wenn der Alkohol bei den gewaltbereiteren Kunden seine Wirkung zeigt). Am Ende des roten Tunnels erreichen wir den Hauptraum des Clubs.

Die Musik ist jetzt so laut, dass alle schreien müssen, um wenigstens eine kleine Chance zu haben, dass man sie versteht. Die Kommunikation reduziert sich auf ein Minimum. Instinkte wallen auf. Der DJ, Wayne „The Plastic Poser“, spielt Reggae – „Cocaine In My Brain“ von Dillinger, eine Musik, die dunkel, schwarz und gefährlich ist.

Nie hat sich Musik besser angehört als in diesem Raum.

Unterhalb der DJ-Kabine ist eine Tanzfläche von der Größe einer Doppelgarage, voller Punks und New Waver. Nick und ich gehören definitiv zu Letzteren. Wir tragen beide unser Haar noch recht lang, und ich habe immer noch eine Brille, was für einen Punk nicht ginge. Keine Glam-Rock-Luschen mehr. Er trägt ein einfaches weißes Hemd und eine schmale, schwarze Krawatte, ich habe ein schwarzes Hemd an, auf das ich mit Hilfe einer Schablone auf Höhe meines Herzens „1977“ gesprayt habe, eine Hommage an The Clash.

Rechts von der Tanzfläche stehen einige Tische und Stühle, und direkt vor uns führen drei schwach beleuchtete Stufen hoch zu einer langen, hellen Bar, an der sich massenhaft Kids im Alter von achtzehn bis fünfundzwanzig drängen, die alle etwas bestellen wollen. Auf der anderen Seite der Tanzfläche steht, etwa drei Meter erhöht, die Bühne, auf der die Band des Abends erscheinen wird. Eine Gruppe von Punks hat sich bereits vor der Bühne versammelt und wartet. Sie besetzen kostbaren Platz auf der Tanzfläche, denn sie tanzen nicht. Sie sind hier um Live-Musik zu sehen und zu hören. Sie registrieren jede Aktivität neben und hinter der Bühne und schauen nach unten, um ihre Uhren zu prüfen.

Es ist nach elf, Nick hat am nächsten Tag Schule. Ich bin in meinem ersten Jahr auf dem College und frage mich, an wie vielen Abenden ich meine Eltern habe anlügen müssen, die denken, ich sei bei Nick zu Hause und würde arbeiten. Auf der Bühne überprüfen Roadies die Mikros, Keyboards und Verstärker. Wir gehen die Stufen zur Bar hinauf, bestellen zwei Coke, ich zünde mir eine Zigarette an. Eine Player’s No. 6, die „Schüler-Zigarette“. Von hier aus hat man den besten Blick auf die Bühne, und es besteht keine Gefahr, mit Spucke eingeduscht zu werden, wie es mir einige Male bei The Clash und Generation X passiert ist.

So voll wie heute Abend habe ich den Club noch nie gesehen. Es ist Blondies erste Show in Birmingham als Headliner, und sie werden wie eine Bombe einschlagen. Es ist Februar 1978, morgen werden sie für Top of the Pops den Song ihrer neuen Single, „Denis“, filmen. Debbie Harry wird über Nacht eine Sensation werden.

Die Zeit vergeht langsam. Wir halten uns an unserer Cola fest. Weitere Zigaretten werden geraucht. Wir hoffen beide insgeheim, dass die Band nicht zu spät kommt, sodass wir vielleicht noch den Ein-Uhr-Nachtbus kriegen. Die Vorgruppe ist fertig. Die Nacht gehört jetzt dem Headliner. Die Menge ist angewachsen, und niemand interessiert sich mehr dafür, was DJ Wayne spielt. Jeder neue Song bedeutet nur drei weitere Minuten, bevor die Lichter ausgehen und die Band die Bühne betritt. Die Kids vorne skandieren „Blondie, Blondie, Blondie …“

Wir lächeln uns an.

Wir haben es geschafft.


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