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Оглавление16: Pläne für Nigel
Der nächste Schritt war, in ein richtiges Aufnahmestudio zu gehen. Bob Lambs schickte sich an, unter den Bands aus Birmingham eine Legende zu werden. Er hatte Schlagzeug in der Steve Gibbons Band gespielt, einer jener Bands, die so typisch waren für Rockmusik aus Birmingham vor der Punk-Ära. Ihr Erfolg war nicht überwältigend, aber sie hatten es mit einem Cover von Chuck Berrys „Tulane“ bis in Top of the Pops geschafft, und als Vorgruppe von The Who, die zu ihren Fans zählten, waren sie durch US-Stadien getourt. Bob hatte seine Einnahmen in ein kleines, aber feines Vier-Spur-Tonstudio gesteckt, das er sich zu Hause in Kings Heath eingerichtet hatte.
Er war ein einfühlsamer und anregender Produzent, der als Geburtshelfer für UB 40 ihre erste Hit-Single „King“ und ihr Debütalbum Signing On produzierte. Das war für Birmingham-Bands inspirierend, denn UB 40 waren einzigartig; sie machten ihr Ding, nahmen ihr Album mit einem minimalen Budget auf, veröffentlichten es auf ihrem eigenen Label – und landeten schließlich einen Welt-Hit.
Andy Wickett, Roger, Nick und ich buchten einen Tag in Bobs Studio. Es war unsere erste Erfahrung mit Mehrspur-Aufnahmen. Zunächst einmal nahm Bob mit großer Sorgfalt Rogers Schlagzeug ab. Ich hatte das noch nie gesehen. Er nahm sich Zeit, für jede Trommel den richtigen Sound hinzukriegen. Ich war fasziniert von den Kabeln, Stöpseln, Schaltern und Knöpfen. Ich verstand nicht, warum das so lange dauerte, bis ich die erste Spur hörte. Wir nahmen vier Songs auf, darunter ein erster Entwurf von „Girls On Film“. Ich spielte die Basslinie zu Rogers Schlagzeug ein und fügte dann die Gitarrenspur hinzu, da wir noch keinen festen Gitarristen gefunden hatten. Als wir uns den Rohmix anhörten, konnten wir nicht glauben, was Bob aus unserem Sound gemacht hatte. Er hatte den Disco-Einfluss voll erfasst und ließ Roger die Hi-Hat separat aufnehmen, ein Trick, den er von amerikanischen Disco-Produzenten gelernt hatte. Wir waren kompakt und funky. Mit Bobs Hilfe legten wir unsere spröde Kunsthochschul-Ausstrahlung ab und erzeugten den tanzbaren, tragfähigen Sound einer Pop-Gruppe.
Das Begleitheftchen zur Demo-Cassette führte mich mit meinem Rufnamen, Nigel, auf. Bald darauf entschied ich, dass sich John Taylor als Name für einen Popstar besser anhörte als Nigel Taylor.
Ich hatte genug von den Nigel-Jahren. In so vielen Satiren war das der Name der Nerds. In Monty Pythons TV-Sketch „Die Weltmeisterschaft der Oberschicht-Trottel“ hieß der größte Depp von allen Nigel. Die Schultage nach den Sendungen waren ein Albtraum. Und XTC hatten gerade „Making Plans For Nigel“ über den Musterknaben vom Dienst veröffentlicht.
Nigel musste weg.
Aber John – Johnny – war ein Rocker. Johnny Rotten, Johnny Thunders, Johnny Ramone.
Es war mehr als ein Künstlername. Ich musste mich neu erfinden. Nicht mehr Mamis und Papis Sohn sein. Niemand sollte mich mehr Nigel nennen, weder die Band, meine Freunde noch meine Familie. Mum brauchte Jahre, um sich daran zu gewöhnen.
Behandeln die Leute einen John anders als einen Nigel? Es ist wie bei Blondinen und Brünetten.
Hätte ich ein klareres Bild davon gehabt, wer ich sein wollte, wäre ich bei Nigel geblieben. Ich wäre der einzige Nigel in einem Musik-Business gewesen, in dem es vor Johns und Johnnys nur so wimmelt. Aber so selbstsicher war ich nicht.
Trotz alledem war der Wechsel meines Namens eine Verpflichtung. Es war ein Statement, wie ein neuer Haarschnitt. Einer, der bleibt.
Nick beschäftigte das Thema genauso wie mich, wobei er seinen Vornamen mochte. Es war sein Nachname, Bates, der nicht ins Bild passte. Wir diskutierten ausgiebig die jeweiligen Alternativen.
John, Johnny, Jon Ravel? Vielleicht.
Nicholas, Nick, Nik Dior?
Am Ende entschieden wir uns für die nüchterneren Varianten John Taylor und Nick Rhodes.
Mit „Rhodes“ verband man den Clash-Manager Bernie oder die Mode-Zarin Zandra, der Name schien also die richtige Mischung aus elitärer und populärer Kultur zu haben.