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ОглавлениеGewidmet dem Gedenken an Dr. Dean H. Mosher
Obwohl ich Dr. Dean H. Mosher in diesem Buch an keiner Stelle erwähne, war – und ist – er einer der einflussreichsten Menschen in meinem Leben. Er war mein Großvater, mein allererster Mentor und der Mann, der mich lehrte, wieder aufzustehen, wenn mich das Leben niederwarf.
Dean wuchs als Sohn eines Landarztes in einer bäuerlichen Mennoniten-Familie in der Kornkammer Amerikas auf. Von den amerikanischen Ureinwohnern, die in der Nähe der Familienfarm lebten, lernte er das Jagen und das Fischen und wie man Eichhörnchen kochte. In jungen Jahren war er ein Tunichtgut, der auch mal an der örtlichen Highschool das Vieh laufen ließ, und zudem ein notorisch schlechter Schüler, und so glaubte sein Vater, Dean würde am Leben scheitern und gewiss eines Tages auf der Straße landen.
Doch mein Großvater hatte andere Pläne. Er erarbeitete sich seinen Weg an die Uni und beendete schließlich sein Studium der Zahnmedizin als Jahrgangsbester. Er kehrte zurück in seine Heimatstadt, um die Farm zu führen, die noch heute im Familienbesitz ist, und während einiger der schwierigsten Jahrzehnte, die Amerika im 20. Jahrhundert durchgemacht hat, als Zahnarzt zu praktizieren.
Meine Erinnerungen an Großvater stammen ausschließlich aus meiner Kindheit, denn er verstarb, bevor meine Radsportkarriere richtig anfing. Er ließ es sich nicht nehmen, mich das Jagen und Fischen zu lehren und mir zu zeigen, wie man sich mit dem durchschlug, was einem die Natur bietet. Er schaute stolz zu, als ich mit einem Fang von nicht weniger als sechs Katzenwelsen in Mendota, Illinois, das dortige Angelderby anlässlich des Unabhängigkeitstages gewann.
Allerdings war nicht jede Lektion und Erinnerung, die ich mit Opa verbinde, so idyllisch und schön…
Während wir im hohen Norden von Kanada fischen waren, trieb ich mir einmal einen recht großen Drillingshaken in die Hand. Der Widerhaken saß tief im Fleisch und wollte nicht herauskommen. Wir waren Hunderte von Meilen vom nächsten Krankenhaus entfernt. Als ich ihn daher die berüchtigten Worte »Lass mal sehen« sagen hörte, die er sonst benutzte, wenn er Zähne zog, wusste ich, was die Stunde geschlagen hatte. Er hielt meine Hand fest und rammte mit einer Zange den Haken durch die Hand, sodass er auf der anderen Seite hervorkam. Dann kappte er den blutigen Widerhaken und zog den restlichen Haken heraus. Die Schmerzen waren für ein Kind absolut fürchterlich. Doch dank seiner Entschlossenheit und Handlungsschnelle hatte er das Problem im Nu gelöst. Und ich konnte den Rest des Nachmittags angeln, wenn auch mit einem Verband um die Hand.
Die Lektion, die er mir erteilte, war einfach: Manchmal treibt dir das Leben einen Widerhaken in die Hand, der nicht so leicht wieder rauskommt. Dann hast du die Wahl: Entweder wirst du fertig mit dem Schmerz, drückst den Haken zur anderen Seite raus und machst weiter – oder du vergeudest eine Woche deines Lebens damit, dich ins Krankenhaus zu begeben und die gleiche Behandlung über dich ergehen zu lassen.
Das war die Lektion, die mich in die Lage versetzte, viele schwierige Momente zu überstehen. Manchmal muss man einfach, ganz gleich, wie weh es auch tut, die Zähne zusammenbeißen und den Widerhaken durchrammen.
Ich danke dir, Opa. Ich liebe dich bis zum heutigen Tag.