Читать книгу Der Assistent 1 | Erotischer Roman - Jones Susan Morrow - Страница 6
ОглавлениеKapitel 4
»Lavie.« Die Stimme ist sonor, dunkel, wohlklingend. Und ein bisschen fordernd.
»Ja, Rebecca Moon hier, guten Tag. Ich rufe an, um Ihnen zu sagen, dass Sie die Stelle als Assistent bekommen können.«
»Das freut mich.«
Sie stutzt. Kein Zeichen der Freude, kühl und sachlich klingt das. »Ja, äh ... gut! Wir müssen dann noch die Details besprechen, Gehalt, Sonderboni, Arbeitszeiten, wann Sie anfangen können ...«
»Das ist nicht nötig«, sagt die dunkle Stimme ruhig. »Ich bin morgen früh um acht Uhr da.« Dann legt er auf.
Irritiert schaut sie auf den Hörer in ihrer Hand, so etwas hat sie noch nie erlebt. Ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat?
Sie öffnet die Tür zum Vorzimmer und blickt auf Natalie. »Ich hab den Franzosen eingestellt«, sagt sie betont beiläufig.
Natalie sieht auf. »Super! Das finde ich klasse! Der ist wenigstens auch was für’s Auge«, freut sie sich.
Rebecca zieht die Tür wieder zu und geht zu ihrem Schreibtisch zurück. Fünfundvierzig E-Mails. Benutzt eigentlich niemand mehr das Telefon heutzutage?
Die Bewerbungsmappe liegt zugeschlagen auf dem Schreibtisch. Rebecca sieht nicht mehr hinein, ist nicht nötig. Seine Augen haben sich bereits fest in ihr Hirn eingebrannt, sie braucht das Foto nicht mehr, das ihm nicht gerecht wird, das beinahe beschämend unvorteilhaft erscheint. Es ist schwierig, Emotionen und Persönlichkeit auf einem Bild wiederzugeben, denkt sie, auf einem Passfoto ist es nahezu unmöglich.
Sie ruft Stacy an und erzählt von dem neuen Assistenten. Sie freut sich, meint, vielleicht könne Rebecca demnächst auch mal etwas kürzer treten mit der Arbeit und endlich Zeit finden, sich einen Mann zu suchen. Schnauben. Einen Mann finden ...
Womöglich einen Ehemann, der sie schwängern will, sodass sie sich von der selbstbewussten Frau, die sie in den letzten Jahren endlich geworden ist, in das demütige Hausmütterchen verwandelt, das er sich insgeheim wünscht – so, wie alle Männer. Das unscheinbare Mädchen, seiner Mutter gleich, das er auf einen Sockel stellen kann, das für ihn da ist, sich kümmert, während er sich spät abends mit der heißblütigen Hure vergnügt. So ist es doch, denkt sie, so wird es ihnen allen gehen! Die Mutter in der Küche, die Hure im Bett, das ist es, was die Männer suchen und meistens auch finden.
Sie schüttelt sich bei dem Gedanken und widmet sich dem Projektplan, den sie gerade am Laptop geöffnet hat. Arbeit. Mit einem beruhigenden Gefühl versinkt sie in den Tiefen der Planung, des Projektes, sieht das Ergebnis schon vor ihrem inneren Auge, schmeckt den kommenden Erfolg auf der Zunge, der sie stolz machen wird, der ihre Eltern stolz machen wird und sie damit endlich ankommen lässt.
Am Abend kommt sie spät heim, in die leere, kühl eingerichtete Wohnung, macht es sich auf dem Sofa mit einem Glas Wein und einem Buch bequem. Ein Frauenroman, von Stacy. Lustig sei der, hat die Freundin gesagt, und sie hatte recht. Es liest sich leicht und locker, eine fröhlich plaudernde Erzählung von falschen Männern, richtigen Schuhen und lästernden Freundinnen. Für eine Stunde taucht sie ein in die Welt der Frauen, der normalen Frauen, die sich ihrer körperlichen Unterlegenheit bewusst sind und diese mit jeder Pore ihres Körpers leben.
Dann geht sie schlafen, hitzig und aufgewühlt. Das Schlafzimmer ist warm trotz der Klimaanlage, deren Temperatur sie kurzentschlossen weiter reduziert, bis sie die Bettdecke eng um sich schlagen muss, um nicht zu frösteln. Karriere, denkt sie lächelnd, bevor sie endlich einschläft, vom Wein beseelt und beruhigt, der sie müde macht und ihr hilft, die Gedanken auszuschalten.