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„Die wahre Geschichte seiner Selbst!“

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Immer noch beobachtete er die Brände um sich herum. Einer der herumfliegenden Feuerbälle schnellte auf ihn zu und er hechtete zur Seite in ein nahe stehendes Gebüsch. Die brennende Kugel fegte direkt gegen den Briefkasten. Er rappelte sich auf und sah auf die verkohlten Reste seines Posteingangsbehälters, auf dem sein Name immer noch einigermaßen zu lesen war. Das „Kubiack“ war noch ganz, von dem davor prangenden „Jack“ konnte man jedoch nur noch den ersten Buchstaben sehen, der Rest war durch die Hitze des Feuerballs verbrannt.

Die Menschen rannten schreiend durcheinander, einer kletterte auf ein Vordach und schrie von da aus auf die anderen hernieder, ob sie ihm nun endlich glauben würden, denn er beteuerte schon seit langem den Untergang der Welt durch Dämonen. Jack suchte sich einen Weg durch die Menge und den Flammen. Er bemerkte, das es scheinbar nachgelassen hatte. Es gab keine neuen Feuerbälle, die Feuer brannten langsam nieder, obwohl einige auf anstehende Gebäude übergriffen. Einige Nachbarn hatten sich zusammengerafft und versuchten Brände zu löschen.

Er selbst hatte jedoch nur einen Gedanken. Er musste zu seinem Großvater. Zu dem alten Mann, welcher ihm seit seiner Kindheit immer wieder versuchte, zu erklären, das es Dämonen wirklich gäbe und dessen Gerede er immer nur als „Gewäsch“ eines alten Mannes abgetan hatte. Er machte sich auf den Weg zu dem nahe gelegenen Indianerreservat, in dem der Großteil seiner Familie lebte. Jack wollte nie viel mit seiner Abstammung zu tun haben, im Gegensatz zu seiner Schwester und seinem Großvater. Laut ihm starben seine Eltern bei einem Angriff von einem Feuerdämon, in Wahrheit überschlug sich jedoch nur ihr Wagen, fing Feuer und verbrannte mitsamt seiner Insassen. Jedenfalls war sich Jack bisher sicher, dass es so war. Nun dachte er, das sein Großvater vielleicht doch nicht so Wirr war, wie er immer dachte. Je weiter er kam, desto mehr wurde ihm bewusst, das nur sein Viertel von den Zerstörungen betroffen war. In den Nachrichten waren die Kameras und der dämonische Drummer auf dem Platz, an dem das Festival angehalten wurde.

Dort wurde eine riesige Zerstörung gezeigt und auch sein Viertel war fast komplett dem Erdboden gleich gemacht, doch in den umliegenden Gegenden war davon nichts zu sehen. Diese Tatsache warf eine Menge Fragen auf und er hoffte, das sein Großvater vielleicht ein paar Antworten parat hatte. Er erreichte das Reservat nach einer Stunde Fußweg und begab sich gleich zum Wohnwagen des Alten. Dieser stand jedoch schon vor seinem Domizil und schien auf Jack zu warten. Gerade wollte er ihm erzählen, was er erlebt hatte, da zeigte er, ohne ein Wort zu verlieren, Jack an, dass dieser sich an eine Feuerstelle setzen solle.

Er tat, wie sein Großvater es wollte und platzierte seinen Körper neben die warme Glut. Der alte Mann kramte einen Sack hervor, öffnete ihn, holte einen indianischen Traumfänger hervor und warf ihn auf die Glut, woraufhin augenblicklich Flammen emporschossen. Rauchschwaden führten einen wilden Tanz auf und bildeten sich zu seltsamen Formen. Jack sah ihnen zu und merkte dabei nicht, wie sein Unterbewusstsein immer mehr die Kontrolle übernahm. Dann sagte er, das Jack´s Seele nun endlich bereit war, die Geister der Ahnen zu erhören und vielleicht sogar zu lenken. Daraufhin fiel Jack in eine Trance und er erfuhr zum ersten mal in seinem Leben die wahre Geschichte seiner Selbst und seiner Vorfahren. Das Feuer knisterte und der Rauch bahnte sich seinen Weg aus dem Flammen nach oben. Man hörte den Wind, welcher sich von dem Ruf einer Eule begleitet, seinen Weg durch die Bäume suchte und in einiger Entfernung hörte man sogar einen Fernseher. Jack bekam von alledem nichts mit, er tauchte ein in eine Welt voller bizarrer Bilder und Laute, er sah sein eigenes Leben Stück für Stück zurückspulen, bis über den Zeitpunkt seiner Geburt hinaus.

Kurz darauf sah er seine Eltern. Sie waren jung, wesentlich jünger, als er sie in Erinnerung hatte. Anscheinend waren sie gerade bei einer Zeremonie. Erst langsam, nach und nach erkannte er, das es sich dabei um das Vermählungsritual seines Stammes handelte. Es war anscheinend die Stammeshochzeit seiner eigenen Eltern. Viele Stammesältesten saßen um sie herum, geschmückt mit bunten Federn und Decken aus Tierhaut und gewebtem Stoff. Sie saßen um ein großes Lagerfeuer und überall lagen Reisig zweige herum, welche als Schmuckwerk dienten.

Seine Eltern teilten sich als Zeichen der Zusammengehörigkeit die Leber eines schwarzen Hengstes. Dann banden sie mit dem heiligen Band der Zweisamkeit ihre Handgelenke zusammen und schauten sich tief in die Augen. Im nächsten Augenblick wurde sein Blick von Ihnen weggezogen und er rauschte in der Zeit nach vorn. Er sah die große Wiese, auf der er als Kind immer mit seiner Schwester gespielt hatte. Den Blumen nach war es Frühling, einige Vögel waren zu sehen, ein leichter Wind wehte die Wipfel der umstehenden Bäume hin und her und umspielte die Büsche und Gräser. Dunkle Wolken zogen am Himmel auf und die Tiere der Umgebung schienen unruhig zu werden. Das Bild schob sich zur Seite, weg von der Wiese, hin zu einem Platz, auf dem Zelte, Wohnwagen und andere provisorische Behausungen standen. Die Wolken schlossen sich zusammen und ein Schatten legte sich über diesen Platz. Einige der Bewohner kamen nach draußen, auch seine Eltern sah er dort inmitten des ihm sich bietenden Bildes stehen, direkt vor einer großen Feuersäule, aus der schwarze Rauchschwaden strömten.

Die Menschen schrien dem Feuer Worte entgegen, welche er nicht verstand. Die Rauchschwaden umhüllten den ganzen Platz und schossen plötzlich gesammelt in Richtung eines Wohnwagens. Jetzt erkannte er ihn. Es war der alte Trailer, in dem er mit seiner Familie aufgewachsen war. Und er wusste nun auch, welcher Tag es war. Der Tag, an dem er seine Eltern das letzte Mal lebendig gesehen hatte. Aus dem Rauch lösten sich Flammen, welche von einem Busch zum nächsten sprangen, die Rauchschwaden griffen wild um sich, einige Menschen rannten umher und versuchten die Brände zu löschen, einige andere saßen in einem Kreis und murmelten alte Beschwörungsformeln vor sich hin.

Jack sah seine Mutter, welche ein glänzendes Medaillon in die Feuersäule warf und Worte der alten Zeit schrie, während sein Vater mit einem brennenden Stück Holzscheite versuchte, die Griffe des schwarzen Rauchs abzuwehren. Jack sah ein Inferno vor sich und er konnte nichts weiter tun, als zuzusehen. Dann passierte es. Er hatte seinem Großvater nie geglaubt und auch jetzt fragte er sich, ob es nur eine Illusion sei, um ihm falsche Tatsachen vorzugaukeln, oder ob es wirklich die Ereignisse waren, welche sich damals zutrugen. Immer noch tobte der Rauch und die Feuer bahnten sich mehr und mehr ihren Weg, als sich urplötzlich aus den greifenden Rauchschwaden dämonische Fratzen bildeten. Sie schossen regelrecht auf die Bewohner zu und sie geiferten mit aus Qualm bestehenden Fangzähnen nach ihrer Beute. Als eines dieser Teufelsgesichter einen der Menschen erreichte, biss er zu und riss ein großes Stück Haut mitten aus seinem Gesicht. Auch, wenn die Fratzen nur aus Rauch bestanden, ihre Zähne rissen tiefe Fetzen in die Opfer und ließen große, klaffende Wunden zurück.

Die Alten, welche im Kreis Beschwörungsformeln sprachen, wurden aktiv und stemmten sich auf die Beine. Sie stellten sich Rücken an Rücken im Kreis auf, holten unter ihren Gewändern Ketten hervor, an dessen Enden goldene Medaillons hingen, schrien ihre Formeln nun laut heraus und aus den goldenen Schmuckstücken schossen grelle Lichter. Jeder der Männer war bestimmt hundert Jahre alt, doch in diesem Moment bewegten sie sich wie junge Kämpfer, schnell und präzise. Sie nutzen die Medaillons als Waffe und sie „schossen“ damit wild um sich.

Die Teufelsfratzen waren inzwischen zu einer regelrechten Armee gewachsen und sie schnappten nach allem, was lebte. Die Gruppe von Ältesten blieb standhaft Seite an Seite und sie feuerten ihre Lichtstrahlen im Sekundentakt in alles, was der schwarze Rauch zu bieten hatte. Hunderte von schreienden, geifernden Rauchdämonen schnappten nach ihnen, doch sie bewegten sich extrem schnell und zielsicher zur Seite, während sie mit jeder dahinschreitenden Sekunde mehr und mehr von ihnen mit ihrem Licht sprengten. Jack erinnerte sich an eine Episode aus Star Trek, in der die Akteure umzingelt waren von geisterhaften Wesen und wild mit ihren Phasern um sich schießen mussten. Dann sah er ihn. Er stieg direkt aus der Feuersäule, erst drangen nur die widerlichen Klauen hindurch, von Blut überströmte Pranken, modrig und uralt, dann folgte der Kopf, deformiert, gehörnt und zur Hälfte verfault und während sich der Rest des Wesens sich seinen Weg aus dem Feuer bahnte, erkannte Jack, das es sich um den Verderber höchst selbst handeln musste. Der Lord der Finsternis, der Herr der Unterwelt, der Höllenfürst, Satanas selbst war emporgestiegen, um der Welt seine Aufwartung zu machen.

Erst jetzt begriff er, dass es hierbei nicht nur um die Geschichte seiner Eltern und seines Stammes ging, sondern das es der Anbeginn der Apokalypse war, welche sich auf diesem uraltem, geheiligtem Boden ihren Weg bahnte. Die Ältesten konzentrierten ihr Licht auf diese übermächtige Erscheinung, doch die Kreatur lachte nur diabolisch und warf Feuerblitze nach ihnen. Sie konnten in letzter Sekunde zur Seite hechten, immer darauf bedacht, ihr Licht weiter auf Luzifer zu richten.

Immer wieder warf dieser mit Feuer um sich und viele Menschen brannten in Sekunden nieder, andere flüchteten hinter Wohnwagen und Mauern, um sich in Deckung zu bringen, die Ältesten hechteten wild umher, um nicht getroffen zu werden, doch immer darauf bedacht, ihre Medaillons auf den Antichristen zu richten und wieder andere attackierten den Teufel mit allem, was sie in die Finger bekamen. Aus der Ferne, von den abseits gelegenen Wiesen näherten sich zwei weitere Wesen. Sie waren klein und das eine konnte kaum mit dem anderen mithalten. Es waren Jack und seine Schwester, welche von weitem den Rauch gesehen hatten und nun nach Hause rannten, um zu sehen, was da wohl los war. Als sie näher kamen, bot sich ihnen ein Bild der Zerstörung, auf einem anhaltendem Schlachtfeld. Mensch gegen Dämonen. Gut gegen Böse. Jack hielt seine Schwester fest an der Hand, doch anstatt wegzurennen, hatte er nur einen Gedanken. Was war mit ihren Eltern. Er rannte weiter auf das Schlachtfeld zu, seine Schwester hinter sich her ziehend und rief nach ihnen. Er war selbst noch ein Kind und es kam ihm nicht in den Sinn, das sie gerade dadurch noch mehr in Gefahr waren. Gerade, als sie den Platz erreichten und erneut nach ihren Eltern riefen, schnellte eine der verbleibenden Rauchfratzen auf sie zu.

Ihr Vater realisierte, dass ihnen nur noch Sekunden blieben und anstatt ihnen entgegen zuschreien, das sie sich verstecken sollen, rannte er, so schnell er konnte auf den qualmenden Dämon zu und warf sich mit voller Kraft in ihn hinein, als dieser gerade seine Zähne in Jacks Kopf bohren wollte. Sie flogen über die beiden Kinder hinweg und bevor sie wussten, was da geschehen war, mussten sie mit ansehen, wie der Dämon in die Atemwege seines Vaters eindrang.

Einen Sekundenbruchteil später zuckte sein Vater am ganzen Körper, seine Haut wurde Aschfahl und im nächsten Augenblick zerfiel der Mann, der sie aufgezogen hatte, der ihnen jeden Abend vorlas und sie immer liebevoll in seine Arme schloss, mit ihnen weinte und lachte, ihnen so vieles lehrte und der ihnen immer das Gefühl gab, das absolut Beste in seinem Leben zu sein, direkt vor ihren Augen zu Staub. Außer einem Fleck aus Asche, geformt in den Umrissen ihres geliebten Vaters, blieb nichts mehr von ihm zurück. Das kleine Mädchen an seiner Hand zerrte und schrie, sie schrie so laut, das der Kampf um sie herum nur noch als dumpfer Krach zu vernehmen war, sie weinte bitterlich und brach direkt neben ihrem Bruder und vor der dahin wehenden Asche ihres Vaters zusammen. Jack stand einfach nur da. Seine Augen waren weit aufgerissen, er starrte auf den Fleck, an dem gerade noch sein Vater zu Staub zerfiel und er stand so extrem unter Schock, das er weder die Schreie der Menschen um ihn herum wahrnahm, noch die seiner Schwester direkt an seiner Seite. Ihre Mutter kam zu ihnen geeilt, schloss ihre Arme um sie und drehte sie zu sich, um den Blick von dem Punkt zu lösen, an dem ihr Mann und der Vater ihrer Kinder gerade zu Asche zerfiel. Die Ältesten stellten sich vor die Familie und hielten die Angriffe der Dämonen und Satans ab, um ihnen die Sekunden der Trauer zu schenken, welche ihnen ermöglichen sollten, wieder einen klaren Gedanken zu fassen und in Deckung zu gehen.

Jacks Mutter nahm sie weinend in die Arme, seine kleine Schwester schrie und schluchzte lautstark, doch er weinte nicht. Er trauerte nicht. In ihm stieg eine Wut empor, wie er sie noch zuvor gespürt hatte. Eine Wut, welche so stark wurde, dass er dachte, er würde gleich zerbersten und in tausend kleine Teile zerspringen. Er löste seinen Griff vom Arm seiner Schwester, löste sich aus der Umklammerung seiner Mutter, griff nach ihrem Medaillon, hielt es in Richtung der Dämonischen Rauchwesen und hatte nur einen Gedanken. „Sterbt! Sterbt alle!“

Das Medaillon in Jacks Hand fing an zu glühen und es löste sich nicht nur ein Lichtstrahl heraus, sondern gleich hunderte. Die Wut in ihm war so stark, das seine Emotionen die Macht verstärkte und das Licht sich in alle Richtungen abspaltete, so hell, das alle Anwesenden sich die Augen zuhalten mussten, um nicht zu erblinden. Die Teufelsfratzen hatten keine Chance, sie wurden von den Strahlen regelrecht zerfetzt und als der letzte von ihnen zerstört war, schrie der kleine Jack all seine Wut hinaus und hielt das Symbol in seiner Hand, welches von seinen Emotionen durchströmt wurde, direkt in Richtung des Beelzebubs. Die Strahlen sammelten sich zu einer gigantischen Nova und stießen mit einer gewaltigen Wucht durch den Körper des Höllenfürsten, wobei sie ein gewaltiges Loch in dessen Brust rissen. Dieser schrie mit einem markerschütterndem Schrei laut auf, während dieser kleine Mensch, welcher es geschafft hatte, den Dämonenprinz höchst selbst eine tiefe Wunde zuzufügen, kraftlos zu Boden sank. Der Teufel schrie und wütete, er erhob beide Arme, öffnete seine Pranken und saugte alle Flammen an, welche um ihn herum brannten, bis sie zu zwei riesigen Flammenbällen in seinen Händen wurden.

Jacks Mutter wusste genau, was dieser damit vorhatte. Sie riss Jack das Medaillon aus der Hand, schaute die Ältesten an und nickte ihnen mit einer Entschlossenheit zu, welche diese sofort Veranlassen, auch ihre Amulette an sie abzugeben. Seine Mutter nahm alle zusammen in ihre Hände, führte diese zu ihren Lippen und hauchte eine leise Beschwörungsformel in Richtung der vereinten Talismane. Gerade als Satanas die Feuerkugeln in Jacks Richtung werfen wollte, sah seine Mutter zu einem der Ältesten herüber, warf ihm ein scharfes: „Kümmere dich gut um sie“ entgegen und das letzte, was Jack und seine Schwester von ihrer Mutter sahen, waren ihre mit Tränen gefüllten, aber entschlossenen Augen, als diese sich wegdrehte und direkt auf den Satan zu rannte.

Die Medaillons leuchteten eines nach dem anderen auf, Satanas holte aus zum Flammenwurf und im nächsten Augenblick warf sich Jacks Mutter mit voller Kraft gegen das Real gewordene Urböse. Die Wucht der Talismane war so stark, das sie es schaffte, den Teufel nach hinten zu kippen, wobei sie mit ihm zusammen von der Feuersäule verschluckt wurde. Diese brannte sofort aus, als wäre ihr sämtlicher Sauerstoff entzogen worden und die Wolken am Himmel lösten sich auseinander. Wäre nicht alles um sie herum verwüstet und verbrannt, hätte man meinen können, es wäre nichts geschehen. Jack sah auf sein jüngeres Ich und auf seine kleine Schwester, als sich das Bild vor seinen Augen auflöste und er erwachte. Er fühlte sich, als wäre er aus einem sehr langen Schlaf auferstanden. Als er sich umsah, bemerkte er, das er immer noch vor dem Feuer saß, direkt neben seinem Großvater. Es war jedoch inzwischen früh am Morgen.

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