Читать книгу Dämon der Ahnen - Jonny K - Страница 11
„Lauf doch endlich!“
ОглавлениеJonny wusste nicht, ob er träumte oder wach war, doch das Mal schmerzte fürchterlich, es konnte also nicht wirklich ein Traum sein. Wegrennen konnte er sich aus dem Kopf schlagen, soviel war sicher. Nach einiger Zeit entschloss sich sein Verstand, das erlebte erst einmal aus dem Kopf zu verdrängen und sich weitere Informationen zu holen. Er versuchte also, sich zu beruhigen und setzte sich wieder an den Computer. Seine Hände quälten sich langsam und zitternd über die Tastatur. Es dauerte Stunden und er fand allerlei unbrauchbares Zeug im Netz. Er suchte nach hunderten von Begriffen, bis ihm plötzlich der Gedanke kam, nach alten Überlieferungen zu suchen. Auf diversen Seiten über alte Völker fand er dann auch diverse Informationen. Bei den Cherokee zum Beispiel hatten die Symbole bestimmte Bedeutungen.
Ein Speer stand für die körperliche Kraft.
Ein Dreieck für Verbindung der Völker
Eine Wolke für die Einheit des Volkes
Eine Sichel für die Unsterblichkeit der Seele
Ein Schädel für den Untergang der Feinde
Ein Mann namens Richard Adel, Professor der Ahnenforschung, hatte diese Erkenntnisse aufgrund jahrelanger Studien niedergeschrieben und bezeichnete auch in einem kleinen Beitrag, das die alten Hohepriester diese Symbole in diversen Reihenfolgen anordneten, um diverse Mächte zu rufen. Einige Anordnungen waren in Form von Bildern vorhanden, unter anderem auch das Pentagramm. Unter dem Symbol standen die Worte: "Schlüssel zur Pforte der Ruhestätte der Seelen." Jonny suchte dann noch nach Berichten, in denen Menschen beschworen, dass sie in einer Zwischenwelt von einem schwarzen Mann heimgesucht worden waren. Doch meistens endeten seine Suchen auf Internetseiten zum "Dunklen Turm" von Stephen King. Als kleines Kind spielte Jonny immer: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" Jetzt wusste er, das es besser war, ganz laut: "Ich!" zu rufen.
Auf der Seite mit den Symbolen hatte er eine E-Mail-Adresse des Professors entdeckt. Er schrieb ihn an und teilte ihm mit, das er gerne Informationen zu einigen okkulten Ritualen indianischer Stämme hätte und hinterließ seine Kontaktdaten. Dann legte er sich ins Bett, doch schlafen konnte er nicht. Er fragte sich immer wieder, ob es besser gewesen wäre, sich in eine Nervenheilanstalt einzuliefern. Doch er schüttelte den Gedanken ab, denn auch dort gab es mit Sicherheit irgendwo einen Spiegel. Am nächsten Morgen konnte er nicht einmal etwas essen.
Er bedeckte den Spiegel im Flur mit einem großen Laken, da er Angst hatte, er würde wieder hineingezogen werden. Er überlegte, was er machen sollte. Einen Psychiater kontaktieren, noch einen Versuch starten, seinen besten Freund Mike zu überzeugen oder die Geisterjäger anzurufen. In dem Moment wurde er durch ein schrilles Klingeln aus den Gedanken gerufen. Der nervige Ton kam von seinem Telefon. "Hier Jonny Paxon. Was kann ich für sie tun?" Eine piepsige Männerstimme meldete sich etwas zögerlich. "Ja...hallo... hier... ähm... spricht Pro... Professor Adel....sie...sie...haben mir eine Mail zu...zukommen lassen." Der Mann klang irgendwie nervös und stotterte mit langen Pausen zwischen den Buchstaben. "I-ich hätte heu...heute Zeit für sie. Ich habe i-ihnen meine Ad... Adresse per Mail ge...geschickt. K-Kommen sie sch...schnell her." Der Anruf klang sehr merkwürdig. Als hätte die Person vor irgendetwas Angst. Aber vielleicht stimmte es auch, wenn man davon sprach, das alle Forscher eine Art "verrückter Professor" seien. Jonny sah in sein E-Mail Postfach, suchte sich die Route zum angegebenen Ort raus und setzte sich in seinen Wagen.
Die Fahrt würde in etwa eine Stunde betragen, somit hatte er noch etwas Zeit, sich zu überlegen, was er dem Professor alles erzählen würde und was lieber nicht. Um 11:00 Uhr erreichte er ein altes Haus. Laut seinem Navi war es die angegebene Zieladresse. Er fuhr kaum vor, da öffnete sich auch schon die Tür und ein älterer Mann trat heraus, weißhaarig, mit Nickelbrille und einem alten, braunem Anzug. Jonny stieg aus und grüßte ihn. "Guten Tag, Herr Adel, ich bin Jonny Paxon, wir hatten telefoniert." Der Mann winkte ihn heran und sagte: "Ja, kommen sie, kommen sie.
Treten sie ein." und verschwand im Inneren des Hauses. Er hörte sich nicht an, wie der ängstliche, stotternde Mann, mit dem Jonny telefoniert hatte. Er wirkte etwas unfreundlich und schroff und seine Aussprache war geradezu perfekt. Etwas verwundert betrat Jonny das Haus und sah sich um. Das Haus war alt und es roch nicht sonderlich gut. Überall hingen Gegenstände, die er nicht einordnen konnte. Eine gigantische Sammlung von alt aussehenden Büchern stand in diversen Regalen. Die Möbel waren allesamt geflochten und die Sitzflächen mit braunem Stoff überzogen. Professor Adel wies ihn an, sich hinzusetzen. Doch Jonny hatte keine Lust, sich zu setzen. Er hatte einen Geruch von verwesendem Fleisch in der Nase und all seine Sinne teilten ihm mit, das irgend etwas ganz und gar nicht stimmte. Er ging vorsichtig etwas weiter in das Zimmer hinein und auf einmal wusste er, woher der Geruch kam. In einer Ecke des Raumes lag ein toter Körper. Es war ein Mensch und er sah genauso aus, wie der Professor, welcher nur ein paar Schritte von ihm entfernt stand. Jonny bekam Panik und drehte sich herum, um das Haus zu verlassen. Doch dazu kam es nicht. Der Mann, welcher ihn hereingebeten hatte, sprang mit einem Satz über ihn hinweg und landete direkt vor der Tür. Sein Gesicht verzog sich plötzlich zu einer widerlichen Fratze und er fing an, so schrill zu kichern, das Jonny sich die Ohren zuhalten musste. Dann schrie die Gestalt mit einer kreischenden Stimme:
„Wie kannst du es wagen, ihm den Weg in unsere Welt zu öffnen?“
"Lauf!“, hörte Jonny sich selbst im Kopf rufen. "Lauf doch endlich!" Doch er hörte nicht auf sich. Er stand nur starr vor Angst auf der Stelle und glotzte in diese widerliche Fratze. „...ihm den Weg zu öffnen...“. Was sollte das heißen? Plötzlich breitete das Wesen die Arme aus und darunter kamen eine Art durchlöcherte Flügel zum Vorschein. Es sah aus, wie eine riesige, mutierte Fledermaus. Dann stieß es einen spitzen Schrei aus und schoss direkt auf Jonny zu. Er riss instinktiv die Arme hoch, um sich zu schützen, doch dann verspürte er wieder ein Brennen auf der Brust. Dieses Mal so stark, das er dachte, er würde innerlich verbrennen. Er riss sein Hemd auf und sah, wie das Symbol mit dem Speer direkt auf seiner Haut verglühte. Er schrie vor Schmerzen laut auf, doch im nächsten Augenblick durchfuhr ein lautes Grollen den Raum und direkt vor ihm schlug ein greller Blitz in den Boden ein. Das auf ihn zufliegende Wesen verharrte in der Luft. An der Stelle, an der gerade der Blitz einschlug, traten dunkle, schwarze Schatten aus dem Boden. Sie bildeten sich zu einer Figur und nur Sekunden später stand der Schattenwächter vor ihm, in der rechten Hand einen geschnitzten Speer haltend. Das Wesen kreischte laut auf und raste dann auf den Mann in Schwarz zu.
Dieser stieß Jonny zur Seite, rollte sich unter dem Angreifer durch, drehte sich blitzschnell um, sprang hoch und rammte dann von oben den Speer mitten durch einen Flügel des Angreifers. Dieser landete krachend auf dem Boden und schrie vor Schmerzen laut auf. Die Kreatur drehte sich herum und schnappte nach dem Widersacher, doch dieser zog seinen Speer an sich und stach dann mit einer gewaltigen Wucht nach vorn, wodurch er die Spitze direkt durch den Kopf der dämonischen Fledermaus jagte. Dann wurde die Luft wieder von einem lauten Grollen zerrissen und kurz darauf schlug ein aus dem Nichts kommender Blitz mit einer gewaltigen Wucht in den Körper der abscheulichen Kreatur ein.
Diese ging in Sekundenbruchteilen in Flammen auf und unter einem lauten Gekreische verbrannte sie zu Asche. Der Schattenwächter wurde wieder von einem Schatten verdeckt und verschwand dann im Nichts, wie auch schon bei der Hütte, an der Jonny ihm zum ersten Mal begegnete. Es sah aus, als wäre er nie da gewesen. Er lag wohl eine ganze Zeit lang einfach nur auf dem Boden und schaute auf den Aschenhaufen, welchen der Dämon hinterlassen hatte. Irgendwann zündete er sich eine Zigarette an und trank ein Glas Wasser in der Küche. Dann übergab er sich ins Waschbecken. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte er wieder einigermaßen klar denken und machte sich daran, sich die Bücher in den Regalen anzusehen. Er entdeckte ein paar über Cherokee und okkulte Rituale, stecke diese ein und machte sich auf den Weg nach Hause. Immer wieder fragte er sich, was genau da gerade passiert sei, ob er das wirklich erlebt hatte, doch das verblasste Symbol des Speeres auf seiner Brust bestätigte ihm, das es alles wirklich real war. Auf eine sehr unwirkliche, unglaubliche Weise real. Zu Hause angekommen, setzte er sich in seinen Sessel und fing an, die mitgebrachten Bücher zu studieren. Er las stundenlang darin, bis er irgendwann darüber einschlief.