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Sind die deutsche und die englische Sprache mit dem Spanischen verwandt?

Auch wenn Deutsch und Englisch nicht wie das Spanische zur romanischen Sprachfamilie gehören, haben die drei Sprachen doch dieselben indoeuropäischen Wurzeln, denn sie alle sind aus derselben Sprache hervorgegangen: dem Proto-Indoeuropäischen. Das haben Linguist*innen im Laufe der Zeit durch das Studium und den Vergleich zahlreicher Sprachen herausgefunden. Textliche Spuren des Proto-Indoeuropäischen gibt es keine. Die erste aufgezeichnete Sprache, die sich aus dem Proto-Indoeuropäischen entwickelte, war das Hethitische, das im zweiten Jahrtausend v. Chr. in Zentralanatolien (der heutigen Türkei) gesprochen wurde. Beweis für seine Existenz sind Tontafeln mit Keilschrift, die um 1800 v. Chr. entstanden.

Aus dem Proto-Indoeuropäischen entstanden mehrere Sprachfamilien, die sich bis weit über Europa hinaus ausbreiteten. Dazu zählen etwa die keltischen, italischen, germanischen und slawischen Sprachfamilien. Aus dem Lateinischen, das zur italischen Sprachfamilie gehört, entwickelten sich das Spanische und andere romanische Sprachen wie etwa Italienisch, Portugiesisch, Französisch, Katalanisch und Rumänisch. Aus diesem Grund besteht eine große Ähnlichkeit zwischen den romanischen Sprachen, die im Italienischen treffenderweise auch als lingue neolatine (also „neulateinische Sprachen“) bezeichnet werden. Wenn wir die Wörter dieser Sprachen miteinander vergleichen, sehen wir sofort, wie ähnlich sich die meisten von ihnen sind. Nehmen wir beispielsweise das spanische Wort libertad (Freiheit): im Italienischen spricht man von libertà, im Portugiesischen von liberdade, liberté heißt es im Französischen, libertate im Rumänischen und llibertat im Katalanischen.

Englisch und Deutsch hingegen gehören zur germanischen Sprachfamilie. Aus diesem Grund unterscheidet sich das Spanische trotz des gemeinsamen sprachlichen Vorfahren ganz erheblich von diesen beiden Sprachen. Vergleicht man jeweils das Englische und das Deutsche mit dem Spanischen, wird jedoch schnell deutlich, dass das Englische dem Spanischen näher ist als das Deutsche. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass das Angelsächsische stark vom Französischen beeinflusst wurde, das mit der Invasion Wilhelms des Eroberers im 11. Jahrhundert auf die Britischen Inseln gelangte und dort nicht weniger als drei Jahrhunderte lang die Sprache des Hofes war. Dieser langanhaltende Kontakt des Angelsächsischen mit dem Französischen brachte es dem Spanischen sehr viel näher. Und zwar in einem solchen Ausmaß, dass es bei reiner Betrachtung des Wortschatzes gar nicht so einfach wäre festzustellen, ob das moderne Englisch eher eine germanische oder eine romanische Sprache ist.

Die große sprachliche Distanz zwischen der spanischen und der deutschen Sprache hingegen spiegelt sich besonders gut in dem deutschen Ausdruck „das kommt mir spanisch vor“, wider, den wir gern verwenden, wenn wir etwas nicht verstehen. Sprecherinnen des Englischen ziehen dagegen das Griechische heran, um mit einem „it’s all Greek to me“ ihr Unverständnis auszudrücken. Interessanterweise ist der äquivalente Ausdruck für einen Spanisch sprechenden Menschen „eso me suena a chino“ (das kommt mir chinesisch vor) - wobei hier mit dem Chinesischen tatsächlich eine Sprache völlig ohne Bezug zum Spanischen genannt wird, da sie nicht einmal indoeuropäische Wurzeln aufweist.

Spanisch für Neugierige

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