Читать книгу Spanisch für Neugierige - José Antonio Salinas - Страница 12
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Wo finden sich die ersten Spuren des kastilischen Dialekts und wer hat ihn als Erstes niedergeschrieben?
Es mag seltsam klingen, doch es waren Mönche, die die kastilische Schrift einfühxten - oder besser gesagt, die ersten romanischen Texte mit kastilischen Merkmalen verfassten. Denn durch die schriftliche Beherrschung der lateinischen Sprache erhielten die Mönche einerseits Zugang zu antiken profanen und religiösen Texten. Gleichzeitig sprachen sie selbst die romanischen Dialekte ihrer Region. Auf diese Weise war es ihnen möglich, in den Dialekten des einfachen Volkes zu predigen. In diesen Dialekten verfassten sie sowohl Erläuterungen zu den heiligen Schriften (sogenannte Glossen) als auch Predigten, Gebete und andere Texte für die Ausübung ihres klösterlichen Lebens. Darüber hinaus fertigten sie Verträge, Urkunden, Vereinbarungen und Briefe an oder schrieben einfache Notizen nieder, um wichtige Informationen zu bewahren. So etwa im Fall der Notizsammlung Nodicia de Kesos, die um etwa 980 entstand und noch heute in der Kathedrale von León aufbewahrt wird. In dieser Sammlung findet sich eine Liste mit Käsesorten des Klosters San Justo y San Pastor in Rozuela wieder, das sich damals in der Nähe von León befand. Der Mönch, der sie verfasste, bediente sich dabei eines romanischen Dialekts.
Um die lateinischen Schriften zu erläutern, schrieben die Mönche also an den Rand der Texte die bereits erwähnten Glossen, die aus Anmerkungen oder Übersetzungen von Wörtern oder ganzen Sätzen bestanden. Wichtige Zeugnisse der Geburt des kastilischen Dialekts sind die Glosas Silenses, die ihren Namen erhielten, da sie im Kloster Santo Domingo de Silos gefunden wurden, sowie die Glosas Emilianenses, die im Kloster San Millán de la Cogolla in Rioja entstanden waren. Es wird angenommen, dass diese Glossen Ende des 10. oder Anfang des 11. Jahrhunderts verfasst wurden. Auch wenn sie nicht in kastilischem Dialekt niedergeschrieben waren, sondern zum großen Teil in riojano, einer Variante des navarro-aragonesischen Dialekts, sehen Spezialistinnen darin bereits Elemente und Merkmale, die später Teil des kastilischen Dialekts werden sollten. Während einige der Glossen einfach in romanisiertem Latein niedergeschrieben wurden, sind zwei der Glosas Emilianenses in baskischer Sprache verfasst. Sie gelten als das erste schriftliche Zeugnis der baskischen Sprache.
Zunächst wurden die Glosas Silenses und Glosas Emilianenses als die ältesten Texte mit kastilischen Elementen betrachtet. Heute jedoch geht man davon aus, dass die Notizensammlung Nodicia de Kesos und die Cartularios de Valpuesta (historische Sammlungen von Urkundenabschriften, die im ehemaligen Kloster Santa Maria de Valpuesta gefunden wurden) die ältesten Dokumente darstellen, in denen sich erste kastilische Wörter finden lassen, denn man glaubt, dass einige von ihnen bereits im 9. Jahrhundert geschrieben wurden.
Was die Nodicia de Kesos ist, wisst ihr bereits. Doch was genau verbirgt sich hinter den Cartularios de Valpuesta? Nun, wären hier nicht die ersten Spuren der kastilischen Sprache zu finden, so würde man die Dokumente sicherlich nicht als besonders interessant bezeichnen, denn die meisten von ihnen befassen sich mit Spenden und Zahlungen für verschiedene Bestattungsdienste. Keine wirklich aufregenden Texte also, in denen die kastilische Sprache ihre ersten Spuren hinterließ …