Читать книгу Spanisch für Neugierige - José Antonio Salinas - Страница 13
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Wann sind die ersten literarischen Werke in kastilischem Dialekt erschienen?
Texte können neben kommunikativen, sozialen und organisa-torischen Aufgaben auch spielerische oder ästhetische Funktionen übernehmen, die im Allgemeinen literarischen Werken zugeschrieben werden. Im 12. Jahrhundert erschien mit dem ältesten kastilischen Theaterstück auch das erste literarische Werk in kastilischer Sprache: Es trug den Namen Auto de los Reyes Magos (Auto bezeichnet dabei die kurzen dramatischen Werke des Mittelalters und der Renaissance) und ist auch bekannt als Adoration de los Reyes Magos (Verehrung der Heiligen Drei Könige).
Im Mittelalter war außerdem die volkstümliche epische und lyrische Dichtkunst verbreitet, die von Spielleuten vorgetragen, gesungen und sogar getanzt wurde. Die Spielleute, die häufig Dichter, Musiker und Komiker in einem waren, traten nicht nur vor dem einfachen Volk auf, sondern auch vor den Edlen und Mächtigen. Diese Art der Dichtkunst wird auch als mester de juglaria bezeichnet, also als Spielmannsdichtung. Ein berühmtes Werk dieser Spielmannsdichtung ist das Lied Cantar de mio Cid, ein anonymes Epos, das vermutlich um 1200 entstanden ist und das Leben und die Heldentaten eines Ritters namens Rodrigo Diaz de Vivar el Cid beschreibt. Der fast vollständig erhaltene Text gilt als das erste umfangreiche, in kastilischem Dialekt geschriebene Erzählwerk. Deshalb sagt man, dass mit ihm die kastilische Literatur geboren wurde.
Im 13. Jahrhundert erschienen literarische Werke auf Kastilisch, die zur sogenannten mester de clerecia, der gelehrten mittelalterlichen Dichtkunst, gehörten. Wie der Name bereits verrät, wurden diese Werke hauptsächlich von Angehörigen des Klerus (clerecia) verfasst. Im Gegensatz zu den Werken der Spielmannsdichtung handelte es sich dabei nicht um volkstümliche Texte. Einige Autoren zeigten sogar Verachtung für die Werke der Spielleute, wie etwa aus den Versen des Libro de Alexandre (Buch des Alexanders) hervorgeht, das um 1230 entstand. Weitere Beispiele für Werke der mester de clerecia sind die Texte Libro de Apolonio (Buch des Apollonius) von ca. 1250, Libro de Buen Amor (Buch der guten Liebe), das 1330-1343 von Juan Ruiz, dem „Erzpriester von Hita“, verfasst wurde, und Milagros de Nuestra Señora (Wunder der Mutter Gottes), niedergeschrieben um ca. 1260 von Gonzalo de Berceo.
In den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts erschien ebenfalls in kastilischer Sprache La Fazienda de Ultramar. Dieses Buch war wie ein geografischer Reiseführer angelegt, der den Pilgern als Wegweiser ins Heilige Land diente und Übersetzungen von Teilen der Bibel enthielt.
All diese Texte wurden in sehr einfachem Kastilisch verfasst, einem Dialekt, der noch wenig etabliert war. Nichtsdestotrotz gelten sie als die ersten Werke der spanischen Literatur.