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KAPITEL 6

PRIVATSTUDIEN (1869-1870)

6.1. Cajetan Geßler, Pfarrer in Gurtweil

P. Pankratius Pfeiffer verweist in seiner Biographie darauf, dass Johann Baptist Jordan zunächst zu seinem Heimatpfarrer Cajetan Geßler (geboren am 29.4.1805 in Breitenbach bei Meersburg, gestorben am 13.6.1873 in Gurtweil) ging und diesen um Lateinunterricht bat. „Da dieser aber schon bejahrt war, empfahl er ihm dem damaligen Kaplaneiverweser und späteren Monsignore Friedrich Werber in Waldshut.“155 Seit 1863, dem Beginn seiner Tätigkeit in Gurtweil, hatte Pfarrer Geßler wohl nicht nur den äußeren Werdegang Jordans mitverfolgt, sondern auch dessen Suchen nach seiner eigentlichen Berufung mitgetragen. Am 5.6.1869 stellte er für Johann Baptist Jordan folgendes Sittenzeugnis aus: „Dem Johann Baptist Jordan von hier wird auf Verlangen hiemit bezeugt, dass – nach allen unsern bisherigen Wahrnehmungen – er sich durch untadelhaften, recht religiös sittlichen Lebenswandel ausgezeichnet hat. Gurtweil den 5.ten Juni 1869. Das kathol. Pfarramt Geßler“156

6.2. Friedrich Werber, Kaplaneiverweser in Waldshut

Ebenfalls am 5.6.1869 wird Kaplaneiverweser Friedrich Werber in Waldshut auf dem gleichen Dokument bezeugen: „Baptist Jordan von Gurtweil hat zum Behufe des Studiums der Theologie bei dem Unterzeichneten lateinischen und französischen Privatunterricht u. in kurzer Zeit große Fortschritte gemacht, die zu den sichersten Hoffnungen berechtigen, dass er sein Studium mit Erfolg zu Ende bringt. Sein Fleiß, sowie seine Fortschritte sind sehr gut. Waldshut den 5. Juni 1869. Werber, Kaplaneiverweser.“

Friedrich Werber157 (geboren am 2.4.1843 in Ettenheim, Priesterweihe am 1.8.1866, gestorben am 31.8.1920 in Hegne) war seit 1867 in Waldshut als Kaplaneiverweser tätig und wird ab September 1870 als Redakteur der „Freie Stimme“ sowie in der Pfarrseelsorge in Radolfzell wirken. Als er im Februar 1879 zur Journalistenaudienz nach Rom kam, wurde er von dem jungen Priester Jordan am Bahnhof abgeholt und zum Campo Santo geleitet. In seinen Reiseerinnerungen, die zunächst in der Zeitung „Freie Stimme“ als Fortsetzungsreihe und dann als Buch unter dem Titel „Ein Ultramontaner jenseits der Berge“ erschienen, erinnerte sich Werber an die Zeit, als er Jordan Privatunterricht erteilte: „Dieser junge Geistliche, Johann Baptist Jordan mit Namen, von Gurtweil bei Waldshut gebürtig, war einstens mein Schüler gewesen und sollte nun in Rom zur Abwechslung mein Führer und Lehrer werden. Es sind jetzt etwa 10 Jahre, dass er als 20jähriger Maler- und Tapezierergehilfe in Waldshut zu mir kam und mich bat, ihm lateinische Stunden zu geben, er wolle Geistlicher werden. Da er schon zu alt zum Studieren mir vorkam und auch nichts weniger als mit Glücksgütern gesegnet war, meinte ich, ihm abraten zu sollen. Schließlich übernahmen der damalige Vikar Nägele von Waldshut und ich die Aufgabe, ihm seinen Schulsack mit allerlei nützlichenKenntnissen’ zu bepacken und nach Jahresfrist wurde er als Gast in die damalige Unterquinta (6. Klasse) des Lyzeums in Konstanz aufgenommen. Er hatte also rasend studiert und einen eisernen Fleiß entwickelt, wie ich ihn noch nie gesehen und mir selber gewünscht hätte. … Dass ich auf meinen ehemaligen Schüler stolz bin, ist eine verzeihliche Schwäche. Man hat so viele, die nichts werden und noch weniger, dass man sich über einen, der etwas Rechtes wird, besonders freut. Er wohnt im Campo Santo, verschaffte uns dort eine Logis und war sehr erfreut, uns am Bahnhof zu begrüßen.“158

Als Pfarrer Werber im Frühsommer 1901 mehrere Klöster in Vorarlberg besuchte, stattete er auch dem Salvatorkolleg Lochau am Bodensee einen Besuch ab. In einer Artikelserie, die Werber mit der Überschrift „Der Klosterstürmer“ bezeichnete, schrieb er: „Nachdem wir durch Bregenz durchgefahren galt unser erster Besuch den sog. Salvatorianer Priestern, die in der Pfarrei Lochau eine Niederlassung haben (siebentes Kloster). Die Salvatorianer sind der Orden, den P. Jordan gegründet, ein badisches Landeskind, aus Gurtweil, zur Zeit Generalsuperior in Rom, Borgo vecchio. Ich war bekanntlich sein erster Lehrer im Lateinischen, als er noch Malergeselle in Waldshut war; so weit hat es nicht jeder meiner Schüler gebracht, wie dieser in Sprachen außerordentlich begabte, seeleneifrige, heiligmäßige Priester. … Die Jordan’sche Ordensgenossenschaft nannte sich erst apostolische und dann katholische Lehrgesellschaft und hat jetzt den Namen Salvatorianer angenommen von Salvator, Erretter, Heiland. Mögen sie viel unsterbliche Seelen erretten und auch meiner armen Seele im Gebete gedenken!“159

Im Fragebogen, den P. Pankratius Pfeiffer eigens für die geplante „Lebensskizze“ des Pater Jordan zusammenstellte und Monsignore Werber zur Beantwortung zusandte, erklärte letzterer am 3.10.1918: „Er [= Jordan] war ungemein fleißig und zeigte großes Sprachentalent. Wenn ich nicht zuhause war, blieb er oft stundenlang auf meinem Zimmer und wartete studierend, bis ich kam und wenn es Abend wurde. Sein Eifer war über alles Lob erhaben.“160 Bezüglich der Dauer des Privatunterrichtes antwortete Werber im gleichen Brief: „Im Jahre 1869 und 1870. Nägele unterrichtete ihn etwas länger als ich, da ich 1870 im September hierher nach Radolfzell versetzt wurde. Er fing auch etwas später mit ihm an.“

In einem kleinen Beitrag hatte die „Freie Stimme“ am 12.9.1918 richtig gestellt: „Radolfzell, 12. Sept. Herr Generalsuperior Jordan, Gründer der Salvatorianer, ist nach längerer Krankheit in Freiburg in der Schweiz im Herrn entschlafen. Herr Geistl. Rat Werber war in Waldshut sein erster Lateinlehrer, nicht Herr Pfarrer Nägele, wie in dessen Lebensbeschreibung von Dor unrichtig steht. Wir behalten uns einen kleinen Nachtrag vor.“161

Ausführlich schrieb Friedrich Werber auch in seinen Lebenserinnerungen „Ein Ultramontaner diesseits der Berge“ über Jordan: „In Waldshut wurde ich der erste Lehrer eines berühmten Ordensstifters, des Pater Jordan. Eines Tages kam unser Dekan Cajetan Geßler zu mir, um mich zu ersuchen, in Gurtweil dem Malergesellen Jordan Stunden zu geben; er wollte mit aller Gewalt Priester werden; er war schon als Malergeselle in Norddeutschland weit herumgegangen; nun wolle er Priester und Ordensmann werden. Er war schon über die gewöhnlichen Studienjahre hinaus und die Mittel zum Studium waren nicht weit her. Ich unterrichtete ihn dem Herrn Dekan zulieb und dem angehenden Studenten und fand einen Schüler vor, dem keine Aufgabe zu groß und kein Weg zu weit war, wenn er auch manchmal Stunden lang auf mich warten musste. Er studierte einfach weiter und war für jede Suppe dankbar, die ihm meine Schwester, die 1868 in die Kaplaneiwohnung eingetreten war, reichte. … Er ist am 8. September 1918 in der Schweiz in Tafers gestorben als ein heiligmäßiger Mann, geboren 1848. Das war gewiss vom Kollegen Nägele und auch von mir ein Verdienst, dem Mann den ersten Unterricht gegeben zu haben.162

Friedrich Werber ist mit P. Jordan über viele Jahre in gutem Kontakt geblieben. Als Redakteur wird er in der Zeitung „Freie Stimme“ berichten über Jordans Priesterweihe und Primiz sowie auch Briefe über dessen Orientreise veröffentlichen. Als erster publizierte Werber im September 1880 ein Inserat über die Gründung einer Missionsanstalt in der Zeitung „Freie Stimme“ und sammelte immer wieder Spendengelder. Auf seinen Besuchen in Deutschland kehrte Jordan öfters bei Pfarrer Werber in Radolfzell ein, der in etlichen Artikeln über „Die apostolische Lehrgesellschaft“, ihre Presseerzeugnisse und ihre Entwicklung berichtete.

6.3. Gottfried Nägele, Vikar in Waldshut

Vikar Gottfried Nägele163 (geboren zu Ebnet, in der Pfarrei Bonndorf, am 10.11.1841; Priesterweihe am 4.8.1868; Vikar in Waldshut 1869-1872; Pfarrer in Waltersweier von 1873-1914; gestorben am 27.1.1914) kam im September 1869 nach Waldshut und wird Jordan vor allem in Griechisch und den Naturwissenschaften auf das Gymnasium vorbereiten. Als Hobby betrieb er die Schneckenkunde und galt international als Fachmann auf dem Wissensgebiet der Konchilien. Zahlreichen jungen Männern verhalf er zum Priestertum und pflegte mit Jordan jahrelangen Kontakt.

Eine erste Lebensbeschreibung veröffentlichte Franz Dor 1918 mit dem Titel „Gottfried Nägele, ein stilles Priester- und Gelehrtenleben.“ Erschienen ist diese im Verlag der Rastatter Zeitung. Dabei wird auch der Einsatz von Vikar Nägele für P. Jordan geschildert. „Vikar Nägele lernte hier [in Waldshut] einen soliden jungen Mann kennen, namens Jordan aus Gurtweil. Derselbe stand bereits im militärpflichtigen Alter, diente in Konstanz, entschloss sich aber dennoch zum Studium der Theologie. Nägele kam ihm mit aller Liebenswürdigkeit entgegen und zeigte sich bereit, dem Mutigen Privatunterricht zu geben. Dreimal wöchentlich kam Jordan aus seiner Heimat Gurtweil in die Stunden zum guten Vikar. Da der gelehrige Schüler von Haus aus arm war, gewann Gottfried Nägele eine große Wohltäterin, die zahlreiche Opfer für den Studenten brachte. Etwa 1 ½ Jahre dauerte die Vorbereitung, dann wurde Jordan in die sechste Gymnasialklasse in Konstanz aufgenommen. …“

Die Zeitschrift „Korrespondenz des Priester-Gebetsvereines Associatio Perseverantiae Sacerdotalis“ widmete ihrem verstorbenen Mitglied Gottfried Nägele 1918 einen Artikel mit dem Titel: „Ein Herold des Friedens.“ Der Artikel stützte sich dabei auf das „vor kurzem“ erschienene Werk „des rührigen Schriftstellers Franz Dorr“ [richtig: Dor]. Erwähnt wurde unter den von Pfarrer Nägele geförderten Schülern P. Jordan. „Seine Zöglinge, unter denen der spätere Gründer des Salvatorianerordens P. Jordan der berühmteste war, sahen ihn niemals heftig. Mit väterlicher Liebe erteilte er den Unterricht in den fremden Sprachen und in den Naturwissenschaften.164

Im Jahre 1924 gab Franz Dor einen Sammelband mit dem Titel „Hirtentreue“ und dem Untertitel „Neue Lebensbilder aus dem Klerus“ heraus. Der Beitrag „Gottfried Nägele, ein stilles Priester- und Gelehrten-Leben“ wurde gegenüber der Fassung von 1918 in einigen Punkten erweitert. Über Jordan heißt es nun: „Aus dieser Zeit müssen wir ein zukunftsreiches Werk seiner christlichen Nächstenliebe hervorheben. In jenen Jahren kam aus dem nahen Gurtweil ein junger Mann namens Jordan nach Waldshut. Er hatte das Maler- und Tapezierhandwerk gelernt und sich auf Reisen in seinem Fache ausgebildet. Stets hatte er aber den Drang, Priester zu werden. Er wollte noch im vorgerückten Jünglingsalter bei seinem Heimatspfarrer Dekan Kajetan Geßler Lateinstunden nehmen. Der greise Priester wies den jungen Mann an Kaplan Werber in Waldshut. Dieser gab ihm dann auch Unterricht im Lateinischen, Nägele aber führte ihn in die Lehren und Geheimnisse des Griechischen und vor allem in die naturwissenschaftlichen Fächer ein. Dreimal wöchentlich kam Jordan aus seiner Heimat Gurtweil in die Stunden zum guten Vikar. Da der gelehrige Schüler von Haus aus arm war, gewann Gottfried Nägele eine große Wohltäterin, die zahlreiche Opfer für den Studenten brachte. Etwa 1 ½ Jahre dauerte die Vorbereitung, dann wurde Jordan in die sechste Gymnasialklasse in Konstanz aufgenommen. Hier bestand er nach einigen Jahren die Reifeprüfung für die Universität. Nach erfolgreichen theologischen Studien in Freiburg wurde er im Sommer 1878 zum Priester geweiht. In der ewigen Stadt Rom setzt der Neupriester seine Studien fort, besuchte später das hl. Land und gründete im Jahre 1880 [richtig: 1881] mit Zustimmung Seiner Heiligkeit des Papstes Leo XIII. die Gesellschaft des Göttlichen Heilandes oder auch Salvatorianer genannt. Die junge Ordensgemeinschaft hat sich in den drei Jahrzehnten ihres Bestehens ziemlich rasch entwickelt und verbreitet. P. Jordan starb am 9. [richtig: 8.] September 1918 in Freiburg in der Schweiz. Mit großem Interesse verfolgte Gottfried Nägele die Pläne und Unternehmungen seines ehemaligen Schülers. Kein Jahr ließ er vorübergehen, wo er nicht auf besondere Weise dessen Werke auf dem Gebiete der Seelsorge förderte und unterstützte.165

Außerdem haben sich aus der oben genannten Zeitschrift „Korrespondenz des Priester-Gebetsvereines Associatio Perseverantiae Sacerdotalis“ zwei Seiten erhalten, wo es über den verstorbenen Pfarrer Gottfried Nägele von Waltersweier bei Offenburg heißt: „Mit großer Opferwilligkeit suchte er den priesterlichen Nachwuchs zu fördern. Wenige haben wohl mit so glücklichen Erfolgen eine so große Anzahl junger Leute für das Studium am Gymnasium vorbereitet wie der gute Pfarrer, der gerne in den engen Räumen seines bescheidenen Pfarrhauses vielen Lateinschülern, oft gegen jedes irdische Entgelt, Kost und Wohnung gewährte. Er war es auch, der dem Malergesellen Jordan, der bereits in reiferen Jahren stand, durch opferwillige Erteilung von Stunden den Weg zum Priestertum ebnete. Gottes Segen ruhte sichtlich auf dem selbstlosen Wirken des edlen Seelsorgers. Jordan, einer seiner ersten Schüler, ist später der Stifter des Ordens der Salvatorianer geworden.166

6.4. Erinnerungen

Als Erinnerungen an die Zeit des privaten Studiums haben sich folgende Zeugenaussagen über Johann Baptist Jordan erhalten:

Jordans jüngster Bruder Eduard bezeugte im August 1924: „Oft war er einen ganzen Tag in Waldshut beim Stundennehmen. Da er manchmal recht lange warten musste, saß er auf der Treppe oder im Zimmer und studierte, und wartete oft stundenlang.167

Sein ehemaliger Schulkamerad Johann Müller aus Gurtweil berichtete am 3.1.1926: „Solange er in Waldshut Stunden nahm, ging er abends über die Holzbrücke (1925 abgerissen!) über die Schlücht. Von Zeit zu Zeit zog er dann einen Zettel aus der Tasche. Stets trug er ein Büchlein oder einen Zettel bei sich, um zu lernen. Sonst half er fleißig bei der Arbeit mit.168

Der Bruggwirt von Gurtweil erinnerte sich nach über 50 Jahren am 3.1.1926: „Solange er nach Waldshut zum Studium ging, war er sehr genügsam und man konnte sich an seinem Benehmen und seinem Fleiße erbauen.“169

Witwe Schlosser-Vonderach hielt in ihren Erinnerungen fest: „Nach seiner Lehrzeit ging er als Geselle in die Fremde und arbeitete längere Zeit in München und noch 2 oder 3 andern Städten, wo Baptist auch dort jede freie Zeit dem Studium u. besonders dem Lernen fremder Sprachen widmete. Es ließ ihn keine Ruhe mehr in der Fremde, er kehrte wieder heim u. sagte zur Mutter, jetzt bin ich fest entschlossen, zu studieren. Er ging mit großem Eifer ans Werk und nahm Stunden in Waldshut und da und dort bei andern Geistlichen.170

6.5. Eine Primizfeier in Gurtweil

Von P. Pankratius Pfeiffer wird auch die Primizfeier von Ferdinand Meyer als Bekräftigung der Berufung Jordans gesehen, selbst als Priester zu wirken. „Im Jahre 1869 wohnte Jordan als junger Malergehilfe in der Klosterkirche zu Gurtweil der Primizfeier des nachmaligen Pfarrers von Neuenburg Ferdinand Meyer bei. Das gab ihm neuen Anstoß zu seinem Vorhaben. Tags darauf ging er zu seinem Pfarrer und entdeckte ihm, dass er Priester werden wolle. Da er bereits im 21. Lebensjahr stand, konnte ihn kein Gymnasium als Anfänger aufnehmen und so blieb ihm nichts übrig, als Privatunterricht zu nehmen und sich auf eine höhere Klasse vorzubereiten. Privatunterricht kostet aber Geld, und seine Mutter erklärte ihm mit aller Bestimmtheit, sie könne bei ihrer Armutauch keine 20 Pf.fürs Studium geben. Johann Baptist verzagte nicht. Er erkannte schon damals die Wunderkraft des vertrauensvollen Gebetes und nahm seine Zuflucht zum lieben Gott. Alsdann ging er zu seinem Heimatspfarrer Dekan Cajetan Geßler in Gurtweil und bat ihn um Lateinunterricht.171

Pfarrer Stefan Meyer172 hatte unterm 4.9.1924 mitgeteilt: „Am Tag vor der Primiz meines Onkels [= Ferdinand Meyer173] kam der junge Malergehilfe Jordan aus der Fremde heim, um sich in seiner Heimat als Maler niederzulassen. Er wohnte der Primiz bei und hier kam ihm der Gedanke, Priester kann ich auch noch werden. Jordan ging zu dem damaligen Kaplan Werber in Waldshut, offenbarte ihm seinen Entschluss und bat ihn, die Anfangsbegriffe der lateinischen Sprache ihm zu lehren. Werber war nicht ergötzt über die neue Aufgabe und wollte sie indirekt dadurch abwälzen, dass er Jordan eine Grammatik gab und die gewaltige Aufgabe der 5 Deklinationen. So glaubte Werber, bleibt Jordan von selbst weg. Als Jordan nach dem festgesetzten Termin von 8 oder 14 Tagen wiederkam und seine Aufgabe gründlich gelernt hatte, machte der enttäuschte Werber freudig mit seinem neuen viel versprechenden Schüler weiter.“174 Edwein bemerkt dazu: „Dieser legendenhafte Bericht entspricht nicht den Tatsachen, hat sich aber seither in die Vita von Pater Jordan eingeschmuggelt, weil er doch irgendwie treffend sowohl das Sprachentalent Jordans heraushebt wie auch die Zähigkeit, mit welcher dieser alle Schwierigkeiten, die sich seiner hohen Berufung entgegenstellten, anging.“175

6.6. Volksmission in Gurtweil

Erwähnt sei auch die Volksmission des Jahres 1869 in Gurtweil, die in den Wochen des 24. und 25. Sonntags nach Pfingsten stattfand. Nach Edwein hat Jordan „diese Gnadenzeit zum Abschluss des Kirchenjahres sicher gut genutzt, nicht nur, um sich innerlich zu erneuern, sondern auch, um klarer zu sehen, wie sein Lebensweg weitergehen solle.“176 Dekan Werber erinnerte sich: „Dort hielten die Herren Redemptoristenpatres Cigrang, Grünblatt und Willi Missionen und wirkten sehr segensreich.“177 Claudius Heitz nennt in seinem Werk „Volksmission und badischer Katholizismus im 19. Jahrhundert“178 für die Volksmission in Gurtweil, die vom 31.10.-8.11.1869 stattfand, als Volksmissionare die Redemptoristen aus Landser (Elsass in Frankreich): Michael Cigrang, Philipp Grünblatt und Anton Jenger.

155 Pfeiffer, P. Franziskus Maria vom Kreuze Jordan. S. 16. Zum Vergleich auch der Nachruf zum Tod von P. Jordan in Freie Stimme, Radolfzell, vom 13.9.1918 sowie Alb-Bote, Waldshut, 24.9.1918.

156 Zeugnis vom 5.6.1869. AGS.0100.01/C11. (= DSS XII, Nr. 13, S. 15).

157 Werber Friedrich: Kaplaneiverweser in Waldshut (1867-1870); 15.9.1870 – 1905 Redakteur der „Freie Stimme“ in Radolfzell; ab 15.5.1887 Stadtpfarrer in Radolfzell, seit 1894 Dekan, seit 1897 erzbischöflicher Kommissär der Kreuzschwestern in Hegne (am 24.4.1906 nahm er die erste Profess der am 1.11.1987 seliggesprochenen Sr. Ulrika Nisch entgegen), ab 1919 in Ruhestand im Kloster Hegne, gestorben am 31.8.1920. Literatur: Götz Franz, Der Steißlinger Freiherr Roderich von Stotzingen (1822-1893) und der Radolfzeller Stadtpfarrer Friedrich Werber (1843-1920), zwei markante Persönlichkeiten des politischen Katholizis-mus im Großherzogtum Baden, in: Hegau (Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee), 38 (1981) 127-132; Götz Franz, Friedrich Werber, in: Badische Biographien (hg. v. B. Ottnad), Stuttgart 1990, Neue Folge, Bd. 3, S. 287-289; Fischer Hans-Peter, Die Freiburger Erzbischofswahlen 1898 und der Episkopat von Thomas Nörber. Ein Beitrag zur Diözesangeschichte (Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte, Bd. XLI), Freiburg – München 1997 [Friedrich Werber stand auch auf der Kandidatenliste als Erzbischof von Freiburg, S. 36 u. 73]; Festschrift zum 50 jährigen Priesterjubiläum 1866-1916 (Beiträge: Bauer, Zum goldenen Priester-jubiläum des Hochwürdigen Herrn Stadtpfarrers, Dekans und Geistlichen Rats, Monsignore Friedrich Werber; Blesch, Geistl. Rat Werber in seinen Beziehungen zur politischen Gemeinde; Gast, Dekan Werber und die Schule; Nessler, Dekan Werber als Erzbischöfl. Kommissär des Provinzial-Mutterhauses Hegne am Gnadensee; Wissler, „Wie er sich räuspert …!“; Kuner, Stadtpfarrer Werber und die katho-lischen Vereine; von Rüpplin, Aus alter Freundschaft; Renz, Friedrich Werber als Redakteur; … (= AGS.0100.01/J1); Diez Carl (Hg.), Radolfzell in Vergangenheit und Gegenwart. Radolfzell 1916; Chronik des Klosters Hegne vom 31.8.1920 (Abschrift = AGS.0100.01/H1.3.9); Nachruf auf Friedrich Werber in: Freiburger Diözesanarchiv 49(1921) 64f; Christof Stadler, „Wahrheit über die Zeit und ihr Geschehen“. Zur Geschichte der Radolfer Zeitung „Freie Stimme“, in: Hegau. Kirche, Glaube, Religion im Hegau. 72 (2015) 179-210, bes. 188-194; Berner Herbert, Monsignore Werber. Ein Kapitel Kultur- und Zeit-geschichte des Bodenseegebiets, in: Suso-Blatt 22 (1966) Nr. 32-35; Furtwängler Robert, Friedrich Werber – ein Streiter für die Kirche, in: St. Bartholomäus Ettenheim. Beiträge zur 200. Wiederkehr der Weihe der Ettenheimer Stadtpfarrkirche. Hg. v. Dieter Weis. München 1982, S. 187-195.

158 Freie Stimme, Nr. 70, 17.6.1879; Werber Friedrich, Ein Ultramontaner jenseits der Berge. RomReise zur Journalisten-Audienz bei Papst Leo XIII. Radolfzell 1879. S.90-91.

159 Freie Stimme, Nr. 140, 21.6.1901.

160 Werber an Pfeiffer, 3.10.1918. AGS.0100.01/J55.

161 Freie Stimme, 12.9.1918.

162 Werber Friedrich, Ein Ultramontaner diesseits der Berge (Lebenserinnerungen). Sonderdruck (ohne Orts- und Jahresangabe), S. 18. In 32 Fortsetzungen vom 30.6.1920 bis zum 6.11.1920 in der Radolfzeller Zeitung „Freie Stimme“ erschienen.

163 Schüssler Kristian - Heinrich, Waltersweier. 1200 Jahre Ortschronik: Vom Bauer zum Nebenerwerbslandwirt und vom Dorf zum Stadtteil. Offenburg - Waltersweier 1999. S. 556-560; Brauchle Josef, Pfarrer Gottfried Nägele - Privatlehrer für P. Jordan, in: Forum SDS 29 (1994) 320-337; Siebler Clemens, Ein wenig bekanntes Forscherleben. Das Lebenswerk des badischen Schneckenpfarrers Gottfried Nägele, in: Badische Heimat 74 (1994) 605-616; Siebler Clemens, Gottfried Nägele, in: Badische Biographien (hg. v. Fred Ludwig Sepaitner) Neue Folge Bd. V, Stuttgart 2005, S. 211-212.; Gottfried Nägele, in: Necrologium Friburgense (FDA 1916, 50-51).

164 N.N., Ein Herold des Friedens. Pfarrer Gottfried Nägele, in: Korrespondenz des Priester-Gebetsvereines „Associatio Perseverantiae Sacerdotalis“ (Wien) 39 (Nr. 8, 26.10.1918) 120-123. (= AGS.0100.01/H1.2.2.).

165 Dor Franz, Gottfried Nägele, ein stilles Priester- und Gelehrtenleben, in: Dor Franz, Hirtentreue. Neue Lebensbilder aus dem Klerus. Karlsruhe 1924, S. 292-293.

166 [Über Pfarrer Gottfried Nägele] in: Korrespondenz des Priester-Gebetsvereines „Associatio Perseve-rantiae Sacerdotalis“ (Wien) 46 (Nr. 9, 19.11.1925) 141-142 (= AGS.0100.01/J42).

167 Eduard Jordan, August 1924. AGS.0100.01/G18.1.30.

168 Johann Müller, 3.1.1926. AGS.0100.01/G18.1.172.

169 Der Bruggwirt, 3.1.1926. AGS.0100.01/G18.1.175.

170 Erinnerungen von Regina Schlosser-Vonderach, 27.12.1924. AGS.0100.01/J23.

171 Pfeiffer, P. Franziskus Maria vom Kreuze Jordan. S. 15-16.

172 Pfarrer Stephan Meyer, geboren am 26.12.1878 in Tiengen, Priesterweihe 1903, gestorben am 3.6.1934 in Arlen.

173 Pfarrer Ferdinand Meyer: geboren 1845 in Herdern im Klettgau, Priesterweihe 1869, gestorben am 26.2.1922 in Arlen.

174 Pfarrer Stephan Meyer, 4.9.1924. AGS.01000.01/J13.

175 Edwein in DSS XIII, S. 102.

176 Edwein in DSS XIII, S. 102.

177 Werber Friedrich, Ein Ultramontaner diesseits der Berge. S. 20.

178 Heitz Claudius, Volksmission und badischer Katholizismus im 19. Jahrhundert (Forschungen zur ober-rheinischen Landesgeschichte 50) Freiburg 2005. S. 324, Nr. 263.

Johann Baptist Jordan

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