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Vorwort
ОглавлениеFriedrich II. von Preußen – Friedrich der Große feiert Geburtstag. Wie auch immer der posthume Jubilar zu diesen Festivitäten stehen mag (anhand seiner diesbezüglichen Äußerungen seine eigene Person betreffend kann man hierfür durchaus eindeutige Wertungen unterstellen…), bleibt der Fakt des historischen Gedächtnisses unleugbar.
Der vorliegende Band möchte als kleine Geburtstagsgabe hierzu seinen bescheidenen Beitrag leisten.
Welchen Stellenwert die in diesem Band aufgeführten Persönlichkeiten auch im Einzelnen bezüglich Politik und Kulturschaffen des großen Königs haben mochten – wusste man doch schon in der Zeit, „der König entscheidet alles alleine“ –, so verdienen sie zumal der Berücksichtigung in diesem einzigartigen Panorama des friderizianischen Rokoko.
Seit meiner ersten akademischen Beschäftigung mit Friedrich, einer im Wintersemester 2003/2004 gehaltenen Vorlesung unter der Überschrift Frédéric, Roy de Prusse, hat mich die Persönlichkeit des genialen, unternehmenden und konsequenten, dabei wohl aber einsamen Philosophenkönigs von Sanssouci nicht mehr verlassen. Die vielen im vorstehenden Satz aufscheinenden Etiketten und Gemeinplätze bezüglich seiner Persönlichkeit habe ich seitdem fortwährend hinterfragt. Gerade aufgrund der facettenreichen, komplexen Persönlichkeitsstruktur ist die Faszination aber ungebrochen. In meinem eigenen Studium war er mir oft als reichszerstörender Bösewicht, als Antagonist der armen Maria Theresia, als Freidenker und – es leben nochmals die einfachen Etiketten! –«aufgeklärter Absolutist »nahegebracht worden, während Louis XV, Katharina II. oder Friedrich August II. von Sachsen weitgehend vernachlässigt blieben – von den Menschen um Friedrich selbst ganz zu schweigen. Trotz der ungebrochenen Popularität des Königs stellen darüber hinaus im akademischen Milieu noch heute Seminare etwa der Kunstwissenschaft zu Knobelsdorff oder der Musikwissenschaft zur Berliner Schule des 18. Jahrhunderts eine deutliche Ausnahme dar – dem Mainstream universitärer Lehre dürften sie kaum entsprechen (Gleiches gilt für die Versailler oder St. Petersburger Hofkultur des 18. Jahrhunderts beziehungsweise ihre geistigen Grundlagen jenseits einer verallgemeinernden«Absolutismus»- beziehungsweise Legitimations-Theorie).
Es drängt sich somit der Eindruck auf, die Bekanntheit des Königs, befördert durch eine schon bald nach seinem Tode einsetzende, dann romantisch verklärende, schließlich staatlich-chauvinistisch manipulierte Umdeutung, stehe in der allgemeinen Wahrnehmung in deutlichem Widerspruch zu den Gegebenheiten der Zeit selbst.
Dem gänzlich abzuhelfen, wird auch dieser Band sicher nicht vermögen – dies ist auch nicht seine Intention. Aber vielleicht spornt das Panoptikum der hier kurz präsentierten Persönlichkeiten den einen oder anderen Leser zu einer vertieften Beschäftigung mit Zeit und Leben Friedrichs an – damit wäre schon viel erreicht. Ob die Ästhetik des Königs, seine menschlichen Beziehungen oder aber auch so große historische Bezüge, wie der Siebenjährige Krieg, der nicht von Friedrich dem Großen 1756 entfacht, sondern bereits 1754 im amerikanischen Ohio-Tal losgetreten wurde – das Panorama ist schier unbegrenzt und lädt zur näheren Betrachtung ein, vorausgesetzt, man befreit sich von liebgewonnener oder belastender Voreingenommenheit.
Am Abschluss dieses Bandes ist es mir eine teure Verpflichtung und ein Bedürfnis, all jenen Menschen zu danken, ohne die dieser so nicht entstehen hätte können. Neben den Kollegen und Studierenden an der Johannes Gutenberg-Universität zu Mainz, vor allem auch dem hilfsbereiten und fachkundigen Personal der dortigen Universitätsbibliothek, aller anderen besuchten Bibliotheken und Archive und allen, die in irgendeiner Weise zur letztendlichen Fertigstellung beigetragen haben.
Ein besonderer Dank gilt Leitung und Mitarbeitern des Verlags Philipp von Zabern, Frau Dr. Annette Nünnerich-Asmus, die die ursprüngliche Idee zu einem Friedrich-Projekt hatte, Herrn Dr. Jürgen Kron, ihrem Nachfolger in der Verlagsleitung, der dieses vertrauensvoll begleitete und auch die während der Bearbeitungszeit getroffenen Umorientierungen in Konzeption und Zielrichtung mittrug, sowie besonders Frau Constanze Holler für ihre kompetente und geduldige Begleitung.
An erster und letzter Stelle aber gilt ein königlicher Dank meiner Familie, die nicht nur die durch die Abfassung entstandenen Belastungen stoisch ertrug, sondern auch König Friedrich mittlerweile bereitwillig als posthumes Familienmitglied akzeptierte. Wenn etwas an der alten Überlieferung wahr sein sollte, dass zuweilen in Preußen ein Stuhl am Tisch für den König in effigie freigehalten wurde, so ist dieser virtuelle Stuhl bei uns definitiv längst besetzt…
Mainz/Manubach, im Juni 2011
Josef Johannes Schmid