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Einführung

I. Allgemeines

Friedrich II. von Preußen – Friedrich der Große. Wie für wenige Persönlichkeiten der europäischen Geschichte scheint sein prominenter Platz darin unangefochten. Sei es das bereits zu seinen Lebzeiten aufscheinende Prädikat«der Große », sei es das seitdem anhaltende Interesse für seine Person – Friedrich ist prominent und verspricht, es auch weiterhin zu bleiben. Nicht nur die Vorarbeiten, Kongresse, Ausstellungen und allgemein publikumswirksamen Veranstaltungen zu seinem bevorstehenden Jubeljahr belegen dies eindringlich, sondern auch die vergangene historiographische Beschäftigung mit ihm und seiner Zeit. Wohl kaum ein europäischer Monarch hat – summa summarum – solche Aufmerksamkeit seitens der Zeitgenossen, Historiker und allgemein historisch interessierter Betrachter gefunden wie er – und kaum einer auch so viele Missdeutungen erfahren. Auf der einen Seite steht somit heute eine geschichtswissenschaftliche Bilanz, deren Erträge bereits zum letzten«Feierjahr»1986 (anlässlich des 200. Todestages) nur in Form der reinen Bibliographie, also der puren Auflistung aller ihm gewidmeten Editionen, Biographien und Einzeluntersuchungen in welcher Form auch immer, einen Band von über fünfhundert Seiten hervorbrachte, wobei dabei nur der deutsche Sprachraum (inkl. Übersetzungen) berücksichtigt wurde.1 Auf der anderen Seite aber stehen bis heute zum Teil bedenkliche Misskonzeptionen bezüglich der Persönlichkeit Friedrichs beziehungsweise der friderizianischen Epoche an sich, welche zu einem großen Teil den Sonderentwicklungen deutscher Geschichte seit 1870 geschuldet sind, dem Zeitpunkt also, da nach Aussage Wilhelms I. das alte Preußen gestorben war.

In diesem breiten Strom historischen und historiographischen Interesses an Friedrich und seiner Zeit bildet die personengeschichtliche Aufarbeitung beziehungsweise die lexikalische Darstellung an sich eine bemerkenswerte Ausnahme. Wohl liegen einige kleinere Sammelbände und Anthologien zum personellen Umfeld des Königs vor, jedoch zu diesem Zeitpunkt (Mai 2011) keine einzige personenspezifische Aufarbeitung in Form eines Lexikons.

II. Anliegen dieses Lexikons

Diese Tatsache bildete das Fundament in der Genese des vorliegenden Werkes. Zum ersten Male wird hier versucht, das personelle Umfeld Friedrichs in rein lexikalischer Art zu erfassen und somit die oben erwähnten Biographien des Königs selbst in personengeschichtlicher Hinsicht (Prosopographie) kurz und präzise zu ergänzen. Die durchaus vorhandenen Vorarbeiten (s. u.) sind oft an einer dem allgemein interessierten Publikum nicht unmittelbar zugänglichen Stelle publiziert, die einzelnen Namen hingegen in den Registern der großen Standardwerke nachzuschlagen und dann die Einzelhinweise zusammenzutragen, erscheint – und ist – mühsam. Diesem Umstand will dieser Band abhelfen und – es sei noch einmal gesagt – einer allgemein interessierten wie fachlich mit der Materie befassten Leserschaft einen schnellen Zugang zu und Überblick über jene Menschen ermöglichen, die mit Friedrich dem Großen unmittelbaren Kontakt hatten oder aber seiner Persönlichkeit aufgrund der politischen oder kulturellen Zeitumstände unmittelbar verbunden bleiben.

Natürlich gilt es vorab, hier einige Einschränkungen zu treffen beziehungsweise Erläuterungen zu geben, um so Anliegen, Umfang wie Ambition, aber auch Beschränkungen dieses Lexikons zu definieren.

III. Auswahl der Beiträge und Vorarbeiten

Es konnte, allein schon aufgrund der rein technischen Überlegung des räumlich beschränkt zur Verfügung stehenden Umfangs, nicht angehen, eine Prosopographie des europäischen Rokoko oder auch nur der Regierungszeit des Königs (1740–1786) vorzulegen. Dies wäre ein auf mehrere Bände angelegtes Unterfangen, wahrscheinlich aber eher ein eigenes Forschungsprojekt. Vielmehr sollte hier die oben bereits angesprochene Unmittelbarkeit im eigentlichen Sinne des Wortes zum Tragen kommen, d. h. alle Einträge orientieren sich prinzipiell an der Regierungszeit Friedrichs des Großen, weder die preußische Vorgeschichte noch die Rezeptionsgeschichte des«Phänomens Friedrich »wurden erfasst.

Berücksichtigung fanden also zunächst folgende Kategorien:

 die gesamte königliche Familie (Agnaten), also Eltern und Geschwister Friedrichs sowie deren eventuelle Ehepartner

 die führenden Politiker des friderizianischen Preußens mit den unten angeführten Einschränkungen

 alle Souveräne Europas während der Regierungszeit des Königs, welche für dessen Politik relevant waren

 innerhalb des Heiligen Römischen Reiches lediglich die«geborenen» Entscheidungsträger (sämtliche Kurfürsten) sowie andere Fürsten, insoweit sie wiederum für die friderizianische Politik oder Kultur Bedeutung hatten

 das persönliche Umfeld des Königs (Sekretäre, Adjutanten, Vorleser, Leibärzte, Hofbedienstete) und Freunde, soweit sie biographisch nachweisbar sind

 an bildenden Künstlern (Architekten, Malern, Bildhauern) und Musikern (Komponisten, Sängern, Tänzern, Choreographen) all jene, deren Wirkung im friderizianischen Preußen, vornehmlich zu Berlin und Potsdam, nachweisbar ist

 an Militärs jene hochrangigen Offiziere, welche dem König entweder persönlich nahestanden beziehungsweise/oder einen entscheidenden Einfluss auf die Kriegführung besaßen

 jene Persönlichkeiten des friderizianischen Geisteslebens in Preußen auf allen Gebieten (Theologen, Philosophen, Literaten, Mathematiker, Naturwissenschaftler, Mediziner, Verleger etc.), welche mit dieser Epoche untrennbar verbunden sind

 schließlich Einzelphänomene, deren Bekanntheitsgrad eine Aufnahme rechtfertigt.

Der Leser wird hier bereits einen gewissen Grad an subjektiver Auswahl erkennen, welcher unumgänglich ist (was ist,relevant‘?, was heißt,verbunden‘?) und letztlich im Ermessen des Bearbeiters lag.

Dennoch sollten folgende generelle Beschränkungen beachtet werden. Es wurden nicht berücksichtigt:

 die Mitglieder des Gesamthauses Hohenzollern beziehungsweise Brandenburg, insoweit sie nicht in eine der oben aufgeführten Kategorien fallen

 Verwaltungsbeamte, Adelige und allgemein Personen, welche allenfalls spezifisches, regionales oder genealogisches Interesse beanspruchen können

 Persönlichkeiten, welche allenfalls einen indirekten Einfluss auf den König ausübten, also etwa die zahlreichen Philosophen der rationalen Schule des 18. Jahrhunderts außerhalb Preußens

 die wiewohl maßgeblichen Minister und leitenden Politiker, Militärs und Geistesgrößen der anderen europäischen Staaten/Monarchien

 und auch nicht die Kultur-/Kunstschaffenden dieser Territorien.

Diese Beschränkungen sind sowohl den einleitenden allgemein notwendigen Beschränkungen wie auch einigen bereits vorhandenen spezifischen Vorarbeiten geschuldet. Hier ist in besonderer Weise an zwei Arbeiten beziehungsweise Forscher zu denken, welche weite Teile der oben aufgezeigten Lücken trefflich zu schließen vermögen.

Zum einen sind dies für den weiten Gesamtbetreff der preußischen Verwatungsgeschichte die exemplarischen Arbeiten Rolf Straubels, welche sowohl methodisch-analytisch2 als auch lexigraphisch-prosopographisch3 diesen Komplex zur Gänze abdecken und dem Leser nur wärmstens empfohlen werden können. Wer immer also Minister, Räte und allgemein Verwaltungsbeamte sucht, sei hierauf verwiesen; in der vorliegenden Sammlung wurde – aufgrund eben der exzellenten Vorarbeiten – dieser Bereich entsprechend eingeschränkt.

Ein Zweites betrifft den militärischen Kontext, für welchen die nun schon betagten Studien Kurt von Priesdorffs4 eine immer noch unerschöpfliche Quelle beziehungsweise reiche Materialsammlung darstellen, die ebenfalls nur dringend empfohlen werden kann. Hier liegt, trotz des zeitbedingten martialisch-ideologischen Titels eine komplette Studie zur brandenburgisch-preußischen Generalität vor, welche auch im europaweiten Vergleich ihresgleichen vergeblich sucht.

Zu guter Letzt sei noch auf ein ebenfalls zum bevorstehenden Jubiläum angekündigtes Werk Jürgen Ziechmanns verwiesen, welches in wesentlich weiterer, enzyklopädischer Form nicht nur personelle Fragen des friderizianischen Zeitalters behandelt.5 Dieser Band lag allerdings zum Zeitpunkt des Abschlusses dieses Manuskripts (Mai/Juni 2011) noch nicht vor und konnte so auch in Bibliographie und Literaturverweisen nicht berücksichtigt werden.

Anmerkungen

1Eckart und Herzeleide Henning, Bibliographie Friedrich der Große 1786–1986. Das Schrifttum des deutschen Sprachraums und der Übersetzungen aus Fremdsprachen, Berlin 1988.

2Rolf Straubel, Beamte und Personalpolitik im altpreußischen Staat: soziale Rekrutierung, Karriereverläufe, Entscheidungsprozesse (1763/86–1806) (Bibliothek der brandenburgischen und preußischen Geschichte 2), Potsdam 1998; ders., Adlige und bürgerliche Beamte in der friderizianischen Justiz- und Finanzverwaltung: ausgewählte Aspekte eines sozialen Umschichtungsprozesses und seiner Hintergründe (1740–1806) (Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs 59), Berlin 2010.

3Rolf Straubel, Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15, 2 Bde., München 2009.

4Kurt von Priesdorff, Soldatisches Führertum, Bd. 1 (Teil 1 und 2): Die Generale von den Anfängen der kurbrandenburgisch-preußischen Armee bis 1740 – Die preußischen Generale vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis 1763, Bd. 2 (Teil 3): Die preußischen Generale von 1763 bis zum Tode Friedrichs des Großen – Die preußischen Generale vom Tode Friedrichs des Großen bis 1797, Hamburg 1937. – Ein Index hierzu: Namensregister zu«Soldatisches Führertum », hrsg. v. Kurt von Priesdorff, Bd. 1–10, Hamburg 1937–1942, erarbeitet durch die Wissenschaftliche Bibliothek des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR, Potsdam 1980.

5Jürgen Ziechmann (Hg.), Fridericianische Encyclopédie – Friedrich der Grosse und seine Epoche, Südmoslesfehn 2011.

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