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Prolog

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Nebelschwaden kriechen durch den Nachtwald. Ich sehe nichts als die Schemen der Bäume, die mich von allen Seiten umschließen. Dahinter liegt die Ungewissheit. In alle Richtungen breitet sich der Dunst aus, umfasst meine Waden wie fließender Dampf, sodass ich weder Weg, noch Wald, noch den Boden unter mir erkennen kann.

Ich drehe mich und versuche herauszufinden, wo meine Freunde sind. Konzentriert lausche ich in die Nacht hinein, um irgendein Geräusch zu entdecken, das mir helfen kann. Aber da ist nichts, was auf sie hinweist – oder anderes Leben in der Dunkelheit.

Plötzlich zerreißt ein Wiehern die Stille. Wie ein Schrei hallt es in meinen Ohren, und meine Gedanken überschlagen sich: Luna ist in Gefahr!

Der Hilferuf kann nicht von weit hergekommen sein, und ich überlege fieberhaft, wohin ich laufen soll. Erneut schallt es angsterfüllt – diesmal leiser – durchs Geäst. Mein Einhorn kämpft um sein Leben! Getrieben von der Furcht, die mir im Nacken sitzt, suche ich irgendeinen Weg und schlage mich durchs Unterholz. Ich komme viel zu langsam voran, aber das Wiehern – das helle, panische Quieken – nähert sich, und endlich erkenne ich die Umrisse von Luna.

Zitternd und erschöpft steht sie vor mir, das weiße Fell blutüberströmt, die blauen Augen in Todesangst verdreht. Sie wirft sich herum und versucht zu fliehen, doch ihre Feinde versperren ihr den Weg.

Flink und gewandt wie sie sind, tauchen sie immer wieder kurz im Nebel auf. Sie haben die Erscheinung von Katzen, aber ich kenne ihre wahre Gestalt und muss mir ins Gedächtnis rufen, dass sich hinter der harmlosen Fassade grausame schwarze Magie verbirgt. Sie sehen aus wie zwei kleine Mädchen, aber sie verwandeln sich in alles, was ihnen hilft, anderen Schaden zuzufügen.

Die Gestalt der roten Katzen half ihnen auch zu fliehen, als sie uns in dem verlassenen Dorf angriffen und Destino töteten, ein unschuldiges Einhorn. Und nun wollen sie auch Luna.

Von allen Seiten stürzen sie sich auf die Stute und reißen mit ihren Krallen tiefe Wunden in das Fell. Verzweifelt bäumt sich das Einhorn auf und schlägt mit den Hufen, gleichzeitig senkt es den Kopf mit dem tödlichen Horn. Wie ein Licht strahlt die Magie aus seiner Spitze und flutet den Wald, bis der Nebel sie schluckt. Das Lachen des Sieges hallt von den Bäumen wider, während das Licht immer schwächer wird …

Ich rufe nach Luna und will ihr helfen, aber plötzlich bin ich nicht mehr in der Lage, mich von der Stelle zu bewegen. Ich versuche, zu ihr zu gelangen, doch je mehr Schritte ich mache, desto weiter scheint sich die schreckliche Szene von mir zu entfernen. Schneller und schneller laufe ich, bis ich nur noch blind vorwärts stolpere und schließlich um Atem ringend anhalte. Mein Einhorn bleibt unerreichbar, und die Hexen setzen ihm immer weiter zu.

Ich versuche, mein Schwert zu ziehen, doch als ich danach greife, ist es verschwunden. Auch das Shel, das ich um den Hals trage, ist abgerissen. Keine Möglichkeit zur Verteidigung.

Luna verschwindet im dichter werdenden Nebel. Schutzlos ausgeliefert geht sie in die Knie, während die Katzen an ihr hochspringen und fauchend ihre Krallen in das Fleisch graben. Wieder und wieder fallen sie sie an.

Ich schreie noch immer ihren Namen, in dem verzweifelten Versuch, ihr wenigstens Hoffnung geben zu können. Sie hält sich kaum noch auf den Beinen. In Todesangst wirft sie sich noch einmal herum und versucht, ihre Feinde abzuwehren, sie von sich zu schleudern, zu treten oder zu beißen.

Aber schließlich haben sie ihr Ziel erreicht. Vollkommen erschöpft ist das Einhorn an seinen Grenzen angelangt. Ein qualvolles Wiehern in den letzten Sekunden, dann bricht Luna zusammen, und der Nebel umhüllt sie wie ein Leichentuch.

Die Krieger des Horns - Nebelmond

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