Читать книгу Märchen und Gedichte für kleine Kinder - Josefine Neu - Страница 11

Der kluge Gaul

Оглавление

Es suchte einst der Herr von Raul

auf dem Markt nach einem Gaul.

Er wollt’ ihn für die Arbeit auf dem Feld,

denn damit verdiente er sein Geld.

ein Händler sprach: „Grüß Sie, Herr von Raul,

ich hab für Sie den richtigen Gaul.“

Herr von Raul blieb stehen

und sprach: „Lassen Sie mich sehen.“

Der Händler sagte: „Dies ist der Gaul,

der ist kein bisschen faul.

er ist stark und gesund,

damit läuft die Arbeit rund.“

Herr von Raul bezahlte den Gaul,

stieg in die Bügel, nahm die Zügel

und ritt nach Hause.

Dort machte er erst mal eine Pause.

Er sprach: „Von heut an heißt du Ferdinand,

mit dir bestelle ich mein Land.“

Empört öffnete der Gaul

sein großes Maul: „Das fällt mir im Traum nicht ein,

ich will doch nicht dein Sklave sein!“

Es schaute der Herr verwundert drein:

„Ein Pferd, das spricht, das kann nicht sein.“

Es antwortete: „Doch, doch,

hör zu, ich rede immer noch.

Heute will ich nichts mehr tun,

sondern erst einmal bis morgen ruh’n.“

Es fasste der Herr sich an die Stirn

und sagte: „Ich glaub, ich hab ein krankes Hirn.“

Dann sprach der Gaul zum Herrn von Raul:

„Red’ nicht so dumm, sitz nicht so faul herum.

Gib mir mein Futter und ’ne Decke

und im Stall ’ne gute Ecke.“

Herr von Raul

gab dem Gaul,

was der begehrte

und murmelte: „Welch’ ein außergewöhnliches Pferd!“

Tags drauf sprach Herr von Raul

zu seinem Gaul:

„Steh auf Ferdinand,

heut bestellen wir das Land.“

„Ich bestelle nicht dein Land

und heiße auch nicht Ferdinand.

Ich werd’ spazieren gehen,

um mir die Landschaft anzusehen.

Mach deine Arbeit du allein,

oder hol dir für den Pflug ein Schwein.“

Da sprach der Herr:

„Du missfällst mir sehr.

Womit verdiene ich denn Geld,

wenn nicht mit der Arbeit auf dem Feld?

Wovon soll ich denn dann leben

und dir auch noch dein Futter geben?“

Da sprach der Ferdinand:

„Ich bin das klügste Pferd im Land,

denn ich kann reden

und verblüffe damit jeden.

Häng doch ein Schild am Stalltor auf

und schreibe dann darauf:

‚Hier wohnt der Ferdinand,

das klügste Pferd im ganzen Land –

es kann reden

und unterhält sich gern mit Jedem.

Eintritt: 20,00 €.‘“

Herr von Raul

sprach zum Gaul:

„Ich häng das Schild noch heute auf,

geb’ noch ’ne Anzeige in der Zeitung auf.

Kommt kein Geld damit herein,

kauf ich ein anderes Pferd mir ein.“

Drei Tage später fing es an,

ein Mensch kam nach dem anderen an.

Jeder wollt zum Ferdinand

und gab dem Herrn 20 € in die Hand.

Es sprach sich rum im ganzen Land

und jeder kam zum Ferdinand.

Nach einem Jahr ward Herr von Raul

durch seinen Gaul

ein reicher Mann.

Er schaffte sich ’nen Traktor an

und hängte seinen Pflug daran.

Da sprach das Pferd: „Das gefällt mir sehr,

für einen Traktor ist der Pflug nicht schwer,

für einen Gaul dagegen sehr.“

Märchen und Gedichte für kleine Kinder

Подняться наверх