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Der böse Riese
ОглавлениеVor langer, langer Zeit lebte eine Familie Baum zusammen mit zwanzig anderen Familien in einem Dorf. Vater Dieter Baum war schon sechzig Jahre alt, hatte graues Haar und war der kleinste Mann im Dorf. Gertrude, seine Frau, war auch schon alt und war größer als Dieter. Ihre erwachsenen Söhne, der Josef und der Alfons, waren verheiratet und wohnten in den Nachbardörfern. Nur die Bärbel und der Tobias, fünfzehn und neunzehn Jahre alt, lebten noch bei Gertrude und Dieter. Beide waren sie größer als ihre Eltern, hatten braune Haare und graue Augen. Sie waren fleißig und arbeiteten mit ihren Eltern zusammen in dem großen Garten und auf den Feldern. Zu dieser Zeit gab es noch keine Geschäfte. Alles, was die Menschen zum Leben brauchten, mussten sie selbst besorgen. Salat und Gemüse wuchsen in ihrem Garten, auf ihren Feldern bauten sie Getreide und Kartoffel an. Damit sie Eier, Milch, Fleisch und Wolle hatten, hielten sie sich Tiere.
An einem Morgen, es war noch nicht ganz hell, hörten die Baums ein lautes Gebrüll. Als Dieter Baum zum Fenster rausschaute, sah er einen Mann, nicht weit vom Haus auf dem Boden sitzen. Dieser Mensch war riesengroß und brüllte fortwährend: „Ich habe Hunger!“
„Ein Riese“, flüsterte der Vater zu seiner Frau, die gerade in die Küche kam. Dann stand der Riese auf, kam auf das Haus von Baums zu, trat mit seinem Fuß ein Fenster kaputt und rief: „Kommt raus, ihr Zwerge, kommt alle raus!“
Voller Angst gingen Vater und Mutter vor ihr Haus, Bärbel und Tobias ebenfalls. Der Riese schimpfte: „Habt ihr nicht gehört? Ich habe Hunger! Ihr bringt mir jetzt sofort all euer Essen hierher!“
Ganz zittrig vor Angst, gingen Dieter und Gertrude ins Haus, legten ihre Nahrungsmittel in zwei Körbe und brachten sie zum Riesen. „Soll ich davon satt werden?“, keifte dieser, und: „Bringt mir alle eure Vorräte aus eurem Keller!“
Tobias, ein starker und mutiger Bursche, sagte: „Aber dann haben wir doch nichts mehr zu essen!“
Da lachte der Reise und sagte: „Na und? Die Hauptsache ist, dass ich satt werde. Wenn ich kein Essen mehr bekomme, dann verspeise ich euch!“ Schnell begaben sich die Eltern in den Keller und holten ihre Vorräte, um sie dem Riesen zu geben. Mittlerweile war es ganz hell geworden und es kamen einige Nachbarn gelaufen, dabei auch der Schmied, der immer für die Hufe der Pferde sorgte.
Er stellte sich vor den Riesen und fragte: „Wer bist du?“
„Das siehst du doch!“, antwortete der Hüne barsch.
„Bist du über die Berge oder über das Meer gekommen?“, fragte der Schmied weiter. Da lachte der Riese und sagte: „Sehe ich aus wie ein Fisch? Ich kann doch nicht schwimmen!“
Dann packte er den Schmied am Nacken und am Po und warf ihn durch die Luft auf einen Apfelbaum. Vor Schmerz schrie der Mann laut auf. Die Nachbarn halfen ihm schnell vom Baum hinunter. Dann liefen alle Menschen schnell in ihre Häuser, sperrten ihre Türen zu und schlossen ihre Fensterläden. Der Riese kümmerte sich nicht weiter drum, sondern brüllte zu den Baums: „Ihr geht jetzt in den Wald, sägt ein paar Bäume ab und bringt sie hierher. Ich will mir ein Feuer anzünden. Es ist März und ich habe kalt!“
Alle Baums liefen ins Haus. Vater Dieter sagte: „Dass dieses Ungetüm uns in den Wald schickt, ist unsere Chance. Wir werden nicht zurückkommen, sondern zu Josef flüchten. Zieht alle Kleider, die ihr habt, übereinander an.“
Früher hatten die Menschen nicht viel Kleidung und Baums waren schnell fertig. Der Vater teilte das letzte Brot durch vier, gab jedem ein Stück und sagte: „Versteckt es, denn wenn dieser Räuber es sieht, holt er es uns weg.“
Dann gingen Baums in den Stall, holten ihre vier Pferde und sattelten sie. Als der Unhold das sah, brüllte er: „Was wollt ihr mit den Pferden?“ Vater Baum antwortete: „Ohne die Pferde können wir dir nur einen Baum bringen, mit den Pferden bringen wir dir vier Bäume.“
„In Ordnung“, antwortete der Riese. Vater, Mutter, Bärbel und Tobias setzten sich auf ihre Pferde und ritten in Richtung Wald davon. Nach zwei Stunden legten sie eine Rast ein. Vater Dieter entrüstete sich: „Habt ihr gesehen, wie er den Schmied auf den Baum geworfen hat? Dieses Ungetüm ist grauenhaft stark. Wenn wir ins Dorf zurückkehren, haben wir keine Chance gegen ihn. Wir haben Zuhause kein Essen mehr. Die Hühner und Schafe wird er sich auch noch holen. Josef hatte eine gute Ernte und wird uns bei sich wohnen lassen. Außerdem müssen wir bei unserem Sohn im Dorf alle Menschen warnen. Der Riese wird wohl von Dorf zu Dorf ziehen und auch dorthin kommen.“
Gertrude, Bärbel und Tobias hatten keine andere Idee und waren einverstanden.
Bei Anbruch der Dämmerung kamen die Baums im Dorf an. Das Hoftor von Josefs Haus war geöffnet und sie ritten in den Hof. Josef sah seine Familie kommen und begab sich zu ihnen. Er freute sich, hatte aber gleich den Eindruck, dass etwas passiert sein musste.
„Ihr schaut so verängstigt aus, was ist geschehen?“, fragte er, während er alle umarmte.
„Ein Riese ist ins Dorf gekommen“, antwortete Tobias. „Ein Mensch, der doppelt so groß ist wie andere“, fügte Dieter hinzu. Und die Mutter beklagte, dass sie ihm alles Essen geben mussten und sie selbst nun hungern müssten. Mittlerweile waren alle in der großen Küche angekommen. Als Josefs Frau hörte, dass die Familie ihres Mannes nichts mehr zum Essen hatte, ging sie direkt in die Speisekammer, holte Brot, kaltes Fleisch, Käse usw. und deckte den Tisch. Während Gertrude, Dieter, Tobias und Bärbel aßen, ging Josef zu zwei Nachbarn und forderte sie auf, in sein Haus zu kommen. Dort hörten die Nachbarn Stefan und Reiner von Dieter, dass ein Riese mit seinem Fuß ein ganzes Fenster eingetreten hat, dass er all ihr Essen und ihre Vorräte verlangt hat, dass dieses Ungetüm einen Nachbar durch die Luft auf einen Baum geworfen hat und dass er gesagt hat: „Wenn ich kein Essen mehr bekomme, verspeise ich euch!“
„Wie ist euch denn die Flucht gelungen?“, wollte Stefan wissen. Tobias erzählte: „Wir hatten das Glück, dass er uns in den Wald geschickt hat, um Bäume zu fällen. Er sagte, er will ein Feuer anzünden, weil es ihm kalt sei.“
„Glück gehabt“, kommentierte Reiner. Dann erzählt dieser, dass der Sohn seiner Schwester ihn im letzten Herbst besucht und gefragt hat, was in Forstdorf passiert ist. Alle Häuser wären zertrümmert und kein einziger Mensch wäre mehr zu sehen.
„Dort war wohl auch der Riese“, sagte Josef, „und wir müssen damit rechnen, dass dieser Zerstörer auch hierherkommt.“
„Wir müssen den Riesen umbringen, sonst bringt er uns alle um“, sagte aufgeregt Stefan.
„Aber wie?“, fragte Reiner.
„Kaputt schlagen“, meinte Stefan.
„Nein“, sagte Dieter, „das ist zu ekelhaft, da mache ich nicht mit.“
„Wie können wir diese Kreatur davon abhalten, uns unser Essen zu nehmen, unsere Häuser zu zerstören und uns umzubringen?“, fragte Reiner. „Wir müssen ihn überlisten“, sagte Dieter.
„Er kann nicht schwimmen. Hier sind wir nicht weit vom Meer entfernt und wenn wir ihn auf die Meloneninsel bringen würden, könnte er uns nichts mehr antun.“
„Richtig“, sprach Josef, „das müssen wir irgendwie hinbekommen. Wir brauchen einen Plan, wie wir uns vor dem Riesen schützen. Er kann jederzeit zu uns kommen.“
Dann schickte er Reiner und Stefan los, um alle Nachbarn in Josefs Hof zu holen. Zu seinen Eltern und seinen Geschwistern sagte Josef: „Im Dachgeschoss sind drei Zimmer, in denen ihr wohnen könnt. Wenn der Riese euer Dorf verlassen hat, gehe ich mit euch zurück und helfe euch, euer Haus zu reparieren.“
Es war schon dunkel, als viele Nachbarn sich im Hof von Josef versammelten. Sie redeten alle durcheinander und hatten Angst. Als Dieter und Josef mit Laternen den Hof betraten, wurden alle still. Josef sprach: „Ihr habt von Reiner und Stefan gehört, dass ein Riese in Vaters Dorf ist und was er anrichtet. Falls er auch hierher kommt, müssen wir uns und unsere Nahrung vor ihm schützen. Am besten bauen wir erstmal einen Wachturm, auf dem immer abwechselnd einer von uns Wache hält und uns warnt, wenn er sich unserem Dorf nähert. Außerdem brauchen wir ein Versteck, in das wir alle unsere Nahrungsmittel bringen und in dem wir uns auch selbst verstecken können.“
„Jawohl, genau, stimmt, richtig“, antworteten einige Nachbarn.
Michael, ein junger Nachbar rief: „Ich habe genug Holz, um einen Wachturm bauen zu können. Wer hilft mir?“
Es meldeten sich einige Männer zum Helfen.
„Morgen früh fangen wir an, den Turm zu bauen, am besten auf dem Marktplatz.“
Anna, eine Nachbarin, sagte: „Ihr müsst eine Glocke am Wachturm befestigen. Wer den Riesen sieht, muss die Glocke läuten, damit alle Menschen sich verstecken können.“
„Wo können wir uns verstecken?“, fragte Dieter. Ein Nachbar, namens Albert rief: „In der Felsenhöhle im Wald, diese ist groß genug für unsere Nahrungsmittel und für uns alle.“
„Gut, sehr gut“, ergriff Dieter wieder das Wort, „es wird wohl eine Weile dauern, bis er hier eintreffen wird. Er wird erst kommen, wenn er bei uns im Dorf alle Nahrungsmittel verzehrt haben wird. Es ist schon spät. Geht nach Hause und überlegt euch, wie wir den Riesen auf die Meloneninsel bringen können. Da er nicht schwimmen kann, kann er von dort nicht mehr weg. Ein Floß oder ein Schiff kann er sich nicht bauen, da auf dieser Insel kein einziger Baum wächst.“
Die Nachbarn verabschiedeten sich. Dieters Familie und Josef und seine Frau legten sich schlafen. Aber viele Leute konnten vor Aufregung nicht schlafen und überlegten, auf welche Weise sie den Riesen überwältigen und auf die Insel bringen könnten.
Am anderen Morgen kamen alle wieder in den großen Hof von Josef und machte ihre Vorschläge. Manche Männer sagten: „Wir könnten vom Wachturm Steine auf ihn werfen, bis er umfällt“, aber ein anderer Mann entgegnete: „Ihr glaubt doch nicht, dass der Riese still stehen bleibt und wartet, bis der nächste Stein angeflogen kommt. Das geht nicht.“
Andere meinten: „Wir könnten ihm ein Lasso über den Kopf werfen und ihn zu Boden zerren.“
Aber andere Nachbarn waren dagegen, weil der Riese das Lasso zerreißen könnte. Dann aber kam eine Idee, die allen gefiel: „Wenn wir wissen, dass er kommt, sollen alle Kinder und Frauen in die Höhle laufen. Wir Männer holen einige Flaschen von unserem Wein und begeben uns zum Marktplatz. Wir öffnen ein paar Flaschen. Wir trinken keinen Wein, damit wir nicht betrunken werden. Wenn der Unhold kommt, werden wir ihn freundlich empfangen und zu ihm sagen: ‚Wie schön, so einen großen Mann wie dich zu sehen. Setz dich zu uns und trinke mit uns.‘
Er ist eine gierige Kreatur und wird wahrscheinlich so lange trinken, bis er betrunken einschlafen wird. Wir sollten ein Floß bauen mit Rädern. Dieses Floß werden wir auf den Marktplatz stellen. Wenn das Ungeheuer müde ist, werden wir zu ihm sagen: ‚Lege dich auf die Karre und schlafe dich aus!‘
Wenn er schläft, binden wir ihm am Floß fest, schieben ihn gemeinsam ans Meer, heben ihn auf unser Schiff. Aber bevor wir ihn vom Floß heben, müssen wir ihn fesseln. Mit dem Schiff werden wir ihn zur Meloneninsel bringen, ihn dort auf den Boden legen, seine Fesseln entfernen und schnellstens unser Schiff besteigen und nach Hause rudern. Dann sind wir ihn los.“
Diesen Vorschlag machte der älteste Mann vom Dorf. Er war auch der Klügste, weil er viel gelernt hatte. Alle Nachbarn waren von dieser Idee begeistert. Reiner aber gab zu bedenken, dass der Riese vielleicht keinen Wein trinken wolle.
„Was tun wir dann?“, fragte er. Die meisten Männer zuckten mit den Achseln, andere sagten: „Kein Ahnung.“
Josef sagte: „Wir sollten an die Arbeit gehen, einen Wachturm und ein Floß bauen. Derweil können wir uns noch eine weitere Möglichkeit überlegen, wie wir diesen Räuber loswerden.“
Es dauerte nicht lange, da sah man die Männer auf dem Marktplatz den Wachturm und das Floß bauen. Die Frauen und die Kinder brachten ihre Nahrungsmittelvorräte in die Felsenhöhle im Wald. Außerdem hatten sich die Menschen folgendes überlegt: Falls der Riese keinen Wein trinken wollte, dann geben wir ihm Essen. Wenn er müde ist und auf dem Floß eingeschlafen ist, dann binden wir ihn mit ganz vielen Seilen am Floß fest. Es vergingen einige Wochen ohne, dass der Riese zu sehen war. Als dann viele Leute glaubten, dass er nicht kommen würde, läutete die Glocke auf dem Wachturm. Es war schönes Wetter, die Sonne strahlte am blauen Himmel und es war schon etwas warm. Frauen und Kinder flüchteten direkt in die Höhle im Wald. Dieter, Gertrude, Bärbel und Tobias begaben sich ebenfalls in diese Höhle, denn der Riese durfte sie nicht sehen. Jeder Mann schnappte sich ein paar Flaschen Wein und begab sich zum Marktplatz. Dort setzten sie sich auf die Bänke oder auf den Boden, öffneten ihre Weinflaschen. Dann sahen sie ihn kommen. Er machte ein furchtbar böses Gesicht, seine Haare standen zu Berge und er schimpfte vor sich hin. Die Männer lächelten alle freundlich und Josef rief: „He du, sei uns willkommen. Wir haben sehr guten Wein. Willst du davon probieren?“
Der Riese blieb vor dem Marktplatz stehen und schaute ganz verwundert. Er war es nicht gewohnt, freundlich empfangen zu werden. Josef hob eine Flasche Wein in die Höhe und rief: „Komm, trink mit uns.“
„Das lass ich mir nicht zweimal sagen“, antwortete der Riese und stapfte auf die Männer zu. Er setzte sich auf den Boden, nahm die Flasche von Josef und leerte sie in einem Zuge.
„Schmeckt dir der Wein?“, fragte Stefan. Der Riese brummte zurück: „Das siehst du doch!“
Stefan öffnete eine neue Flasche und reichte sie dem unfreundlichen Kerl. „Da hast du noch“, sagte er und freute sich, dass der Plan aufzugehen schien. Gerne gaben ihm die Männer immer wieder eine neue Flasche Wein. Nach einer Stunde wurde der Riese müde. Wenn er den Mund aufriss, um zu gähnen und man seine großen Zähne sah, war das furchterregend. Als er sagte: „Ich will schlafen“, antwortete Reiner: „Du kannst dich gerne auf die große Karre legen, denn wir haben kein Bett, in das du hineinpasst.“
Der Hüne wollte aufstehen, aber seine Beine wackelten durch den vielen Alkohol. Schnell sprangen einige Männer zu ihm, stützten ihn und halfen ihm, sich auf das Floß zu legen. Er räkelte sich, dreht sich mal nach rechts und mal nach links, bis er dann, auf dem Rücken liegend, einschlief. Alle Nachbarn warteten gespannt, bis Josef sagte: „Jetzt schläft er ganz tief, wir binden ihn jetzt auf dem Floß fest.“
Reiner, Stefan und andere Männer holten aus einer Kiste, die sie hinter einer Bank versteckt hatten, Seile heraus. Sie legten diese Seile unter das Floß, zogen rechts und links davon die Enden hoch und banden sie auf dem Riesen fest zusammen. Der Betrunkene merkte nichts. Er schlief tief und fest, auch als die Männer diese Floßkarre vom Marktplatz weg Richtung Meer schoben. Es war ein weiter Weg bis zum Schiff, den Leuten lief der Schweiß von der Stirne. Als sie nun endlich am Meer angekommen waren, drehten sie die Räder ab und hoben das Floß mit dem Räuber darauf auf eines ihrer Boote. Dann befestigten sie dieses Boot mit Seilen an zwei anderen Booten. In diese zwei Boote setzten sich die stärksten Männer und zogen rudernd das Boot, mit dem Riesen hinter sich her. Das war anstrengend, aber alle wussten: „Wenn wir diesen Unhold auf der Meloneninsel haben, sind wir ihn für immer los!“
Sie ruderten und ruderten. Als die Sonne langsam unterging, kamen sie an der Insel an. Der Riese schlief immer noch. Er merkte nicht, dass er samt Floß auf die Insel getragen wurde. Josef sprach: „Jetzt wird’s gefährlich. Wir müssen ihn losbinden, schnell vom Floß kippen und dieses schnell wieder ins Wasser bringen. Alle Männer außer Stefan, Reiner und mir müssen in die Boote. Wir drei lösen die Seile, ziehen das Floß unter ihm weg und schieben es ins Wasser. Dann kommen auch wir schnell in das letzte Boot und rudern sofort los. Hoffentlich wird er nicht wach.“
Die mutigen Leute verteilten sich auf die drei Boote und schauten gespannt zu, wie Josef, Reiner und Stefan die Seile lösten. Dann packten diese drei das Floß an einer Seite und hoben es an, so dass der Riese auf die Erde rollte. Anschließend schoben sie es jetzt ins Wasser. Ohne sich umzudrehen, liefen Josef, Stefan und Reiner ins Meer und stiegen in das Boot, auf dem sie den Riesen transportiert hatten. Der Hüne schlief und schlief, als wäre nichts passiert. Alle Männer ruderten, um ins tiefere Wasser zu gelangen, damit der Fiesling ihnen nicht nachkommen konnte. Es war Nacht, als sie an Land kamen. Am Strand warteten die Frauen und die Männer, die nicht mitgerudert waren. Sie klatschten lange und laut in die Hände, um den Rettern ihre Anerkennung zu zeigen. Alle begaben sich in Josefs Hof und freuten sich über ihre Rettung.
„Am Sonntag gibt’s ein Fest“, rief Reiner, „für alle und für den ältesten Mann im Dorf, denn er hatte die rettende Idee!“
Nach dem Fest begaben sich Josef und einige Nachbarn mit Dieters Familie zurück in deren Dorf. Dort sah es schlimm aus. Fenster und Türen an den Häusern waren kaputt und an zwei Häusern hatte der Riese das Dach abgerissen. Die Leute im Dorf waren alle geflüchtet wie Dieter, kamen aber nach und nach zurück. Als sie hörten, dass der Riese auf der Meloneninsel sei, war die Freude groß.
Bärbel sagte: „Melonen können wir uns nicht mehr von dort holen, aber darauf können wir wohl verzichten. Alle Häuser wurden repariert und die Leute aus Josefs Dorf teilten ihre Nahrungsmittel mit den Menschen in Dieters Dorf, bis zur neuen Ernte. Der Riese wurde nie mehr gesehen.“