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Оглавление64. Kapitel – Deal
Noch immer lag Rebound mit seinem leicht, durch ein Kissen angewinkelten Kopf auf dieser extra für ihn hergerichteten Liege, einer Mischung aus Lehnsessel und Sofa. Seine bescheidene Unterkunft in einem kleinen Häuschen auf dem Gelände der Pyramide bot Platz für drei, vier Personen, aber nun waren er und Harry alleine Sie hatten. herausgefunden, dass Rebound sich kaum bewegen konnte, er war tatsächlich gefühlstaub und tat nicht nur so. Rebound empfing Harry in einer halb liegenden Position, wie ein Römer, der es genau so haben wollte. Selbst jetzt noch gab er den Anschein, als könne es gar nicht anders sein, als müsste es genau so sein. Sein linker Armstumpf hing unappetitlich im Freien herum. Seine Bewegungen waren beschwerlich, aber dennoch gelang es ihm immerhin, mit seinem rechten Arm allerlei Anstalten zu machen um sein Gesicht mit einem Tuch abzutupfen oder kleine befehlende Handbewegungen auszuführen. Harry stand vor ihm wie ein Schüler, der verschämt an sich herabsah und auch jetzt noch glaubte, auf den Mann wegen seiner schweren Verletzungen Rücksicht nehmen zu müssen. Dabei war es doch Harry, der herausbekommen musste, wie man ihn retten kann. Sonst hätte er diesen kaum beweglichen Körper nicht extra wieder auszubuddeln brauchen. Und Jeff Rebound schien ziemlich genau zu wissen, welchem Umstand er sein weiteres Überleben verdankte. „Ich schlage Ihnen ein Geschäft vor, Harry, ein kleiner `Deal´, wie man so schön sagt.“ Harry sah auf. „Also gut, Jeff!“ antwortete er widerwillig, entschlossen nicht einen Zentimeter von seiner Position abzurücken. Aber er war sich nicht sicher, ob er das mit Aufnahme dieses Gesprächs nicht schon getan hatte. Dieser Rebound wirkte vollkommen unberührt von allem und schien sich auch nicht an Harrys so persönlicher Anrede zu stören. „Nein, nein, Sie können reden wie Sie wollen, `du´ oder `Sie´ ist schon in Ordnung, ist doch sowieso alles vorbei“, eierte sein Gegenüber weiter, als wäre er damit beschäftigt in seinem Mund eine Handvoll Lakritzebonbons zu zermalmen. Harry zuckte zusammen. Dieser Mensch ist so gefühlskalt, dachte er. Kann sich kaum bewegen und schafft es dennoch mich mit seinen kleinen Spitzen zu quälen. Und wenn auch sein Körper schwer, jede Bewegung ein Schmerz, so schienen seine Gedanken doch ganz erhalten, als hätte alles was da draußen mit seinem Körper passierte nicht das Geringste zu tun mit dem Inneren, mit dem da drinnen, als hätte das Draußen nie Zutritt erhalten. Seine Gedanken ganz klar und wenn auch die Sprache verwaschen, für seine Gedanken reichte sie allemal. Harry wollte sich davon nicht beeindruckt zeigen. „Lass hören, Jeff, aber dass eins klar ist: Wenn’s mit mir vorbei ist, dann auch mit...“, „Ganz einfach “, hauchte Jeff. „Sie, Harry, helfen mir. Helfen bei meiner Wiederherstellung als Mensch, nicht als Körper, der ich zurzeit nun einmal bin, und ich... “, er runzelte die Stirn, die schmalen Lippen, die angezogenen Mundwinkel versuchten ein angestrengtes Lächeln zu formen. Zumindest sollten sie eine Andeutung davon zeigen: So oder ähnlich hat es einmal ausgesehen, das Lächeln, das berühmte Lächeln des Jeff Rebound. „Sie helfen mir und ich verrate Ihnen, wie Sie Ihr kleines Leben retten können.“ Harry sah ihn erstaunt an. Wie will mir jemand helfen, der gerade noch seinen Kopf bewegen kann? Dieser schlaue Fuchs, hatte er immer noch nicht genug? Versprechungen, Taktieren, was musste denn noch alles geschehen? Er war doch schon nur noch ein Stück bewegungsloses Fleisch. Harry machte einen Schritt zurück, bereit zu gehen. Eher verschenkte er einen seiner zehn Finger, als diesem Scheusal zu helfen, dann ließ er ihn im Zimmer zurück. Vor der Tür wiederholte sich das Schauspiel. Die weißgekleideten Männer drängten an Harry vorbei zu Jeff Rebound, während Harry nun der Aufforderung folge leistenmusste sich vorzustellen. Die zwei Boten begleiteten ihn schnellen Schrittes zur Pyramide und als sie so gingen, versuchte er einen klareren Eindruck über die jetzt vorherrschende Stimmung zu erhaschen, aber er konnte keine einschneidende Veränderung feststellen. Noch immer war es diesig, noch immer sehr ruhig. Auch Paula war nirgends zu sehen Das Treiben der mit sich und ihrem Tagesablauf Beschäftigten machte zwar den Eindruck, als würde hier alles unerschütterlich weiter gehen, aber diesmal wesentlich verhaltener und leiser. Immerhin kreuzten seinen Weg einige, die er hier schon früher gesehen hatte. Ein Mann der Kaffeetassen abräumte ließ die glasigen Aschenbecher langsam und geräuschlos auf kleine Glastischchen fallen, die umherstreunenden Tiere gaben kaum Laute von sich. Die Dämmerung nahte, anders war es nicht zu erklären, dass sich das funkelnde grau nun in bläuliches Schimmern verwandelte und überall kleine Lichter entfacht wurden. Noch immer waren die Wärme und der wohltuend leichte Wind deutlich spürbar. Selbst der Mann mit den so zahlreichen Modellen ausgefallenster Stühle machte Anstalten seinen Hof auf dem all diese wundersamen Exemplare aufgereiht waren für die Nacht zu bereiten. Das Knarren der Korbstühle, das Poltern aufeinander gestellter Exemplare vermied er aber auch hier gänzlich. In einigen Behausungen konnte man von draußen sehen, wie Abendgewänder übergestreift wurden. Die Essenszubereitungen sorgten dafür, dass die Wege nicht so überfüllt begangen wurden, wie des Tages über. Von dem Fluggerät She keine Spur. Aber ihre Scheunenunterkunft war auch ein wenig abseits und auf ihrem Weg quer über das Gelände nicht unbedingt sofort einzusehen. Es schien Harry, als hätte er diesen Ort nie verlassen. Als wäre dieser ganze Tag nur eine Erfindung seiner überbordenden Vorstellungskraft. Und alles was er wusste, dass sie von hier noch am frühen Morgen dieses Tages aufgebrochen waren, in die Stadt, um dem Fest ein Ende zu bereiten, dass dann She kam um alles zu zerstören, geriet ihm so weit in die Entfernung seiner Erinnerung, dass ihm die Nebelschwaden seiner Gedanken fast Kopfschmerzen bereiteten. Ein anhaltendes Brummen. Die Bilder vermischten sich. Er konnte sich kaum mehr vorstellen dass er noch vor wenigen Stunden fähig, in Sekundenbruchteilen Entscheidungen zu treffen, aufgepeitscht durch ein Kampffeld außer Kontrolle geratener Verrückter sich hindurch zu beißen und schier Unmögliches bewältigen zu können, jetzt fast friedlich neben zwei unscheinbar gekleideten Männern hier herumspazierte. Alles fiel jetzt von ihm ab, er ließ sich von den beiden Boten fast willenlos geleiten. Wenigstens schien der Zustand von Jeff stabil. Wenigstens hatte er ihn überhaupt gefunden. Das musste doch reichen für den heutigen Tag. Aber nun würde das Gericht von Geisa folgen. Er musste sich klar darüber werden, wie er sein Handeln beurteilen wollte. Die Mosaiksteinchen der Geschehnisse dieses einen Tages waren noch längst nicht alle zusammengefügt. Nur ungern erinnerte er sich an seine letztes Aneinandergeraten mit Geisa, während der Prüfung in dem Thermopenglasbau. Unmissverständlich hatte sie ihm ihre Kraft entgegen geschleudert, als er sie ihrer letzten Kampfmittel beraubt hatte. Aber dann war doch alles anders gekommen. Gab es ein Gut und Böse in dieser Welt? So naiv konnte Geisa nicht sein. Aber was hieß das schon, wenn diese dumpfe Naivität ihrem Handeln von Nutzen sein konnte? Wenn sie ihn nun einem Tribunal nach ihren Regeln unterzog? War die Stimmung hier wirklich noch ihm gelitten, so wie vor einem Tag? Jetzt nur nicht von unnötigem Pomp und Getöse beeinflussen lassen. Wenn Harry es genau durchdachte, so war noch nicht alles verloren, aber auch noch längst nicht alles überstanden. Wieder schoben sich Anfänge und Enden ineinander, ein Wirrwarr aus ungeordneten Gedanken das gerade dadurch nur noch immer schlimmer zu werden drohte. Geisa empfing ihn, umgeben von einigen wenigen Gefolgsleuten, in einer merkwürdig entspannten Atmosphäre. Die Räumlichkeit der gewählten Kammer war eher klein, bot Platz für einen Rat von wohl zwanzig, aber Geisa hatte sich für eine vertrauliche Atmosphäre entschieden, entgegen einer großen Kundgebung Sie befanden sich nicht sehr weit oben im Innern dieses wundervollen Bauwerks, der Pyramide und schon beim Eintreten war am Klang der kaum widerhallenden Schritte eine gedämpfte und daher angenehm unaufdringliche Akustik zu bemerken. Die Frau, deren Entscheidungen hier niemand anzuzweifeln wagte, saß auf einem ihrer zahlreichen Thronstühle, rechts und links von ihr jeweils ein scheinbar teilnahmslos dastehender Begleiter, mit Sicherheit Wächter die ihr nicht einfach nur Gesellschaft leisteten. Fast regungslos betrachtete sie Harry, der nur wenige Meter vor ihr in despektierlichem Abstand zu stehen kam. Die beiden Boten verschwanden wieder. Nun waren sie nur noch zu viert. An der Seite Geisas sah er Paula sitzen, die ihm still zunickte. Sie war bereits in frische Kleider gehüllt und ihr war nicht anzumerken, ob schon ein Gespräch mit ihr stattgefunden hatte. Jedenfalls war sie nicht mehr an Harrys Seite sondern hatte einen Platz der Dazugehörigen einnehmen dürfen. Der Raum war schlicht eingerichtet, beleuchtet von zahlreichen großen Kerzen, aufgestellt an den Rändern der leicht in die Schräge neigenden Kalksteinwände. Harry blieb weiterhin stehen und wartete ab. Es schien ihm wie eine Ewigkeit vorzukommen. Genug Zeit, die ihn umgebende Atmosphäre, das schummrige Licht, die an die Wände geworfenen großen flackernden Schatten in sich aufzunehmen. „Du siehst blass aus, wirkst müde“, sagte Geisa, ohne große Kraftanstrengung. Harry schien kaum zu einem Nicken fähig. „Ist das das Gesicht eines Mannes der in wenigen Tagen sterben wird?“ Sie betrachtete ihn aufmerksam. Harry war es, als hätte er Geisa eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Das schmale Gesicht der kleinen alten Frau strahlte eine merkwürdige Härte aus. Das schlichte, ärmellose Gewand, ihr ausgemergelter Körper gehüllt in einen Umhang ohne ablenkende Stickereien und ihre gebückte Haltung konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass ihre funkelnden, ihn stets musternden Augen, Neugier und Entschei-dungsdurst zu gleichen Teilen verrieten. Ein grauer, kalter Schleier schien von ihr Besitz ergriffen zu haben, auch wenn sie sich wohl alle erdenkliche Mühe gab so gelassen und unerschüttert wie möglich zu wirken. Aber das konnte täuschen. Geisa war nicht nur eine sehr erfahrene und oftmals über den Dingen stehende Frau, sondern bekannt für ihren Weitblick, der die Geschehnisse eines Tages oder einer Woche stets in einem Ganzen zu betrachten in der Lage war, in Zusammenschluss mit dem Vergangenen, Unwiderruflichen und dem was noch kommen sollte, der Zukunft. Und sie hatte die Entscheidung der Unterstützung für Harry selbst herbeigeführt. Dennoch wirkte sie jetzt auf ihn, als müsste er sich vor etwas fürchten. Dann bot sie ihm einen Stuhl an. Dankbar nahm er sich eine bereits vorgeschnittene Scheibe von dem dargereichten Brot. Aber noch immer fühlte er sich zu keiner Äußerung fähig. Noch zu beschäftigt mit sich selbst. Schließlich unterbrach Geisa sein Schweigen: „Was hat dir der dicke Mann nun gesagt? Du wolltest ja unbedingt mit ihm alleine sprechen.“ „Ich danke euch dafür.“ antwortete Harry vorsichtig. Erneutes Schweigen. Auch seine Stimme wurde von der Akustik des Raumes fast verschluckt. Wie sollte er es beginnen? Es schien keine Lösung in Sicht. Vielleicht war sein Todfeind wirklich die letzte Rettung. Es war unwahrscheinlich, dass sie hier eine Apparatur, so kompliziert wie die Lichtschranken, in so kurzer Zeit rekonstruieren konnten. Diese Lichtschranken durch die er hindurch gehen musste, um die sich lösende Substanz in seinem Gehirn zu stoppen, nach exakt 30 Tagen würde es nur Minuten dauern und er wäre tot. So wie es anderen schon vorher ergangen war. Und jetzt hatte er keine 30 sondern nur noch achtzehn Tage, zweieinhalb Wochen. Und wer gab ihnen eine Garantie, dass, selbst wenn sie dieses System nachbauten, es auch wirklich funktionierte? Geisa sagte: „Ich habe dein Gesicht gar nicht so leer in Erinnerung. Die Ratlosigkeit in deinen Augen ist ein Anblick den ich vor vielen Jahren das letzte Mal über mich ergehen lassenmusste, von Epikur. Aber tröste dich. Sein Blick ist klar geworden und durchdringender als je zuvor. Er hat in kürzester Zeit mehr Boden gut gemacht als andere, denen ein so tiefer Fall nie widerfahren ist. Oftmals ist gerade dieses schlimme Erwachen der Anstoß zu neuer Größe. Aber ich sehe...du benötigst eine Entscheidung. Und es ist noch mehr. Was ich am allermeisten bei dir vermute, du benötigst Hilfe.“ Noch immer ganz gelassen bat sie Harry, ihr in die Augen zu sehen. „Warum sollten wir dir helfen? Nenne mir nur einen einzigen Grund. “ Harry stand auf und ging langsam auf Geisa zu. Ihre Begleiter machten einen Schritt nach vorn. Er hielt an. Dann konnte auch er wieder sprechen, um einen Anfang zu finden: „Gut, ich werde sterben. Wenn ihr es wollt. Ich habe das alles ja schließlich in Gang gesetzt.“ Jetzt machte Geisa ein ernstes Gesicht. „Wie kommst du darauf? Wenn wir stets nach Schuld fragen wollten, wer bliebe dann noch übrig?“ Ratlos versuchte Harry einen Blick von Paula zu erhalten, aber sie saß nur da und hörte zu. Dann fragte er: „Wie kommt es, dass wir euer Gelände nicht gefunden haben?“ „Eine berechtigte Frage!“ antwortete Geisa. Sie ließ eine kurze Pause folgen, als wollte sie das Lichtspiel der leicht flackernden Kerzen ganz in sich aufnehmen. „Ich will es dir erklären. Du kannst dir vorstellen, was passiert, wenn die Verwüstung von She mit uns in Zusammenhang gebracht wird. Das mussten wir auf jeden Fall verhindern. Deshalb haben wir eine Art tanzendes Schutzschild um uns herum errichtet. Eine optische Täuschung. Niemand in der Gegend oder von weit her vermutet hier irgendetwas. Auch aus der Luft entsteht der Eindruck, als wäre hier nichts. Ich habe ja schon einmal erwähnt, dass unsere Möglichkeiten hier etwas größer sind als ihr es in eurer begrenzten Vorstellungswelt vermutet.“ Die Erklärung beeindruckte kaum. Hätte sie es sollen? Geisa bemerkte das sofort. „Du hast gefragt. Ich habe geantwortet.“ Wieder Pause. Harry machte eine kurze Drehung und sah sich um. Helfen, dachte er. Und von allen Seiten nur Forderungen. Dann setzte er sich wieder. Also gut. „Geisa. Ich habe keine Ahnung warum ihr mir helfen solltet, um dir diese Frage zu beantworten. Aber She hat die Lichtschranken zerstört. Niemand anderes. Ja, ich weiß,…es ist… zu spät. Die Frage ist nur...“ „Sage mir lieber, was er von dir verlangt hat. Dieser dicke Mann. Dieser Rebound.“ unterbrach ihn Geisa schroff. „Geschäfte, du kennst ihn von unserer Beschreibung. Was sollte ein Firmenboss selbst in der Stunde seines Todes anderes zum Thema haben? Geschäfte. Ich habe nur keine Ahnung ob meine Möglichkeiten ausreichen ihm seine Bedingungen zu erfüllen.“ Sie verstand seine Andeutung sofort. „Du müsstest doch bemerkt haben, dass wir dich, Paula und ihn heute zu uns aufgenommen haben. Genügt dir das nicht?“ „Nein“, antwortete Harry drauf los. „Ihr habt, wenn ihr so wollt, euer Ziel erreicht, die Zerstörung dieser Firma. Aber weshalb habt ihr Paula und mich noch einmal zu euch geholt? Genauso gut hättet ihr uns lassen können wo wir waren. Ich habe nur noch 18 Tage zu leben. Was gab es da für euch noch zu befürchten?“ Geisa sah ihn lächelnd an. „Er hat also Bedingungen gestellt? Ich wusste, dass du früher oder später darauf kommen würdest. Ich hoffte dir alle noch anstehenden Erklärungen für den Moment ersparen zu können. Deine Paula stellte sich da etwas klüger an.“ Sie drehte sich ein wenig Paula zu, die an ihrer linken, dies als Aufforderung nehmen durfte zu sprechen, wie großzügig. Aber sie tat es. „Sie hat Recht Harry. Jetzt bist erst einmal du wichtig. Es ist doch egal, weshalb sie uns zurückgeholt haben. Betrachte es,...betrachte es als...“ „Als was? Ein Zeichen heroischer Menschlichkeit? Vielleicht als Wiedergutmachung? Ich bitte euch, ihr beiden. Niemand hat etwas davon gesagt, dass She daher kommt und mir die letzten Mittel zerstört. Meine Lichtschranken. Und jetzt, jetzt wollt ihr euer Gewissen beruhigen, nicht wahr? Es ist doch so? Natürlich, ich sehe es jetzt deutlich vor mir. Für euch hier ist die Geschichte beendet. Und was aus mir wird ist für euch wahrscheinlich noch so etwas wie ein kleines Amüsement. Ein Späßchen. Mal sehen wie er sich da herauswindet. Ihr seid hier wirklich auch nicht besser als anderswo.“ „Harry, bitte!“ sagte Paula, um ihn zu stoppen. „Was würdest du denn tun, wenn du den Feind den du bekämpft hast in deine Obhut nehmen wolltest? Würdest du nicht auch Vorsichtsmaßnahmen treffen? Erinnere dich an die Luft, den Nebel und diesen Bogen mit den ekligen Insekten, sie haben es mir erklärt. Alles reine Vorsichtsmaßnahmen. Versteh das doch.“ Wieder trat Stille ein. „Killer hat sich verändert!“ sagte Harry plötzlich. „Ich mag ihn nicht, wenn er diese dunklen Brillen trägt, er ist mir dann jedes Mal so unheimlich.“ er beschäftigte sich wieder mit dem Brot und versuchte dadurch etwas Ruhe in das Gespräch zu bekommen. Geisa verstand sofort und nahm die beschwichtigende Geste gerne an: „Er verändert sich immer, wenn er mit She zusammen ist, du solltest das langsam wissen, Harry oder hast du uns bisher nicht aufmerksam zugehört?“ er sah Geisa müde an, in seinen Augen spiegelte sich die ganze Last und Enttäuschung des vergangenen Tages. Aber noch war nicht die Zeit die Gedanken schweifen zu lassen und damit unachtsam etwas entgehen zu lassen. „Natürlich, ihr Lieben“, entschloss er sich das auch zu zeigen. „Ich höre euch immer aufmerksam zu, ist es das was ihr wollt? Und dann lasst ihr Paula an eurer statt sprechen. Damit ich mich von euch einlullen lasse. Und? Wohin bringt es mich? Was ist? Beantwortet ihr mir nun meine Frage? Weshalb habt ihr uns noch einmal zu euch geholt?“ Geisa blieb weiter in ihrer gebückten Haltung sitzen. Dann hob sie den rechten, freigeschürzten Arm von der Lehne, gefolgt von einem harten Anheben der Augenlider und winkte, weil sie ihre plötzliche Regung wohl bemerkt habenmusste, etwas abschwächender zu Harry: „Geh zu dem alten Mann und rede mit ihm! Und morgen berichte uns erneut!“ Eine halbe Stunde später ging Harry zurück zu Rebound, der jetzt aufgerichtet dasaß, wie ein alter Indianer in seinem Wig-Wam. Kaum zu einer Regung fähig, hatte er Harry dennoch ganz in der Hand. So, wie es acht Jahre lang mühelos der Fall gewesen war. Würde das denn nie aufhören? Harry verstand den alten Fuchs immer noch nicht. „Wie soll das funktionieren?“ legte er seine Gedanken auf den Tisch, jetzt reden wir mal ganz offen. „Sie haben die schlechteren Karten, Jeff. Ich könnte Sie in so kurzer Zeit,...ich meine...es soll ja medizinische Wunder geben, aber bestimmt nicht vollständig gesund machen, und. Sie wieder-um müssten.....mir schon sehr bald die Lichtschranken besorgen. Wenn ich dann weiterlebe brauche ich mich doch rein theoretisch gar nicht mehr um Sie zu kümmern? “ Rebound verzog das Gesicht, seine Augen von den mächtigen Bäckchen zu Schlitzen zusammengedrückt. „Ja, ja, Harry, wie Sie schon sagten, `rein theoretisch´. Deshalb ist diese Ausdrucksweise ja auch Schwachsinn. Gewöhnen Sie sich das ab. Für Ihre Zukunft, wie ich sie mir vorstelle, sollten Sie sich das schnellstens abgewöhnen!“ Zukunft? Was meint er damit? Aber dann ließ ihn Rebound nicht länger zappeln. „Also, ganz einfach. Sie haben noch 18 Tage Zeit zu leben. Genug Zeit, um alles in die Wege zu leiten. Sie werden mir in dieser Zeit eine Basis schaffen, eine Ausgangsposition, aus der Sie sich selber nicht mehr entziehen können.“ Noch immer sah ihn Harry misstrauisch an. „Was sollte ich schon für Sie tun können, Jeff? Haben Sie vergessen, dass man mich überall sucht? Wo immer ich auftauchen würde, wäre ich sofort aus dem Verkehr gezogen. Ich gelte dank Ihrer Hilfe als untergetaucht. Nicht mehr von dieser Welt.“ Jeff lächelte zufrieden. „Nicht nachdenken, Harry, handeln. Es verwundert mich immer wieder auf’s neue, wie falsch mich doch alle einschätzen. Und im Moment bin ich ja auch gewissermaßen `untergetaucht´. Aber Sie, Harry, werden jetzt ganz schnelle wieder auftauchen, an die Oberfläche und mit meiner Hilfe, Sie werden sich wundern, ist das alles ein Kinderspiel Keine Angst, es ist nichts Schlimmes, wir sind hier nicht in einem Märchenreich mit verwunschenen Prinzen und Feuer speienden Drachen, da müssen Sie schon andere Bücher lesen.“ Er hatte keine Wahl. Er wollte leben. Da konnten die anderen ja viel erzählen. Sollte er es vor der ausgemachten Zeit schaffen, so versicherte ihm Rebound, könnte er auch noch die anderen Mitarbeiter von Rebound Effect retten, denen ja ebenfalls die Möglichkeit genommen war durch die ihnen zugewiesenen Schranken zu gehen. Aber deren 30 Tagesfrist hatte gerade erst begonnen, mit der Zerstörung des Hauptgebäudes. Für ihn, Harry, war es deshalb noch viel dringlicher. Rebounds Vorschlag war einfach: Er hatte viele Freunde in hohen Regierungskreisen. Die sollte Harry aufsuchen und zwar um nichts weniger zu bewerkstelligen, als genau das: Einen Wiederaufbau der Firma Rebound Effect. Und zwar mit Jeff Rebound in beratender Position; versteckt, im Hintergrund, Harry selbst sollte nichts anderes werden, als genau das: Der Nachfolger von Jeff Rebound. Der neue Boss von Rebound Effect.