Читать книгу Sleepy Giant - - Joshi - Страница 8
Оглавление70. Kapitel – You won‘t thank it’s much too funkey
Rebound räusperte sich: „Ähem!“ machte er und es klang sehr fröhlich, die Absaugung musste ihm dennoch kurz abgedreht werden, um überhaupt ein Wort von ihm zu verstehen. Nachdem er die Metallschraube der schweren Flasche ganz fest zugedreht hatte, zeigte sich Harry hörbereit. „Nun,...“, war mal wieder Jeffs üblicher Beginn, der auf eine längere Ausführung schließen ließ: „Es ist sehr lobenswert, was Sie in so kurzer Zeit schon alles in die Wege geleitet haben. Ich will Ihnen jetzt nur noch ein paar kleine Tips oder nennen wir es lieber Hinweise, geben. Können Sie sich noch daran erinnern, als Sie das erste Mal zu dieser sehr ungewöhnlichen Zeit um 14.00 Uhr in mein Büro bestellt wurden? Was haben Sie da gesehen?“ Harry überlegte. Ja, was hatte er da gesehen? „Ich will es Ihnen sagen. Sie sahen einen in seinem Büro herum-springenden, ich will nicht übertreiben, eher tanzenden Jeff Rebound. Sehen Sie Harry. Das ist das Besondere. Seit es auf dieser Welt Chefs gibt und es gibt sie schon sehr lange, gibt es auf dieser Welt große Armledersessel, eben diese Chefsessel, nun ja. Was meinen Sie, seit wann es die wohl gibt? Genau. Genau so lange, wie es brauchte, irgendein verrottetes Möbelstück in das Chefbüro zu schleppen, nur damit sich dieser aufgeblasene Idiot dort hinein fläzen konnte, um genau was zu tun? Um den Chef zu mimen.“ Harry musste lachen. So ein Nun-Ja Monolog war ihm als kleine Erheiterung gerade willkommen. Überhaupt empfand er Rebound, so wie er da hing, an diesen Drähten, mit den Gewichten dran, mit diesen leisen schnorchelnden Atemgeräuschen, als eine wirkliche Bereicherung, nicht nur für sein Büro, sondern auch für die Firma. Mein Tanzen damals, sollte Ihnen etwas signalisieren. Achten Sie in Zukunft darauf, wer es nötig hat, sich mit einem dicken Stück Leder im Rücken vor anderen Leuten aufzuspielen. Dafür braucht es keine Größe. Nein, Harry, das kann jeder, aber Sie müssen jemand besonderes sein. Und deshalb müssen sie aufstehen. Ab und an nur, aber eben ab und an. Zeigen Sie sich, Zeigen Sie es ihnen. Bieten Sie eine Angriffsfläche, nicht immer diese Abwehrhaltung. Eine Angriffsfläche, damit die anderen Sie betrachten können. Das vollständige Entblößen ist es, was sie wirklich erschreckt. Alle verstecken sich den ganzen Tag hinter Einheitsgrauen Maßanzügen. Schon des morgens, wenn sie mit ihren blankgeputzten Karosserien auf den Firmenparkplatz fahren, um dann, die Wagentür schwungvoll in der Hand das erste Gefühl des Tages, das Gefühl der macht zu verspüren, zuschlagen, mit kleinen Sendern ferngesteuert Verriegelungs-mechanismen in Gang setzen. Dann solltest du sie beobachten. Wie sie das Parkgelände entlang schreiten, auf ihre Büros zu. Das scherzhafte Fahrstuhlfahren, das lockere Drehstuhlgesitze, wenn sie an ihren Schreibtischen wieder unsere Firmengelder in endlosen Privatgesprächen verschleudern. Aber lassen wir sie. Geben wir ihnen diese ganzen Krücken, diese zu viel aufgetragenen Eau de toilettes, diese zu glatten Rasuren, diese viel zu laut klickernden Pfennigabsätze, dieses `Wir riechen gern, gehen laut, man hört uns schon von weitem´, dieses ganze Getue. Nur einer hat das alles nicht nötig. Und das bist du. Ihr Boss. Dein bestialisches Öffnen ihnen gegenüber,. Nackt stehst du vorhin, dass sie glauben durch dich hindurch fassen zu können. Glauben, den ganzen Harry vor sich zu sehen. Dann werden sie schon sehen, wen sie wirklich vor sich haben. Sie werden nämlich gar nichts sehen. Sie werden etwas anderes sehen, als sie es selber tun. Und dieses andere ist immer das beängstigende. Dann werden sie so klein, ihre ganze Macht, ihr jämmerliches Verstecken in diesen Hochglanzschlitten, ihr kindisches Getue beim Anfahren an den Ampeln, der um Sekundenbruchteile entscheidenden Jagd auf Parkplätze in der Innenstadt. All das haben sie dann vor Augen, wenn sie dich so sehen. Und es wird ihnen verschwimmen, entgleiten, bis es sich zerfließend nicht mehr zurückrufen lässt in ihre armseligen, verkleisterten Gehirne. Sie werden sich frage, was macht der da, wenn sie dich sehen. Erst, wenn man sich auf unbekanntes Terrain vorwagt, ihnen vermeintliche Schwachstellen präsentiert, lernt man sie wirklich kennen, vor allem aber sich selber. Und Rhythmus, Harry. Rhythmus. Zeigen Sie es mir, drehen Sie sich.“ Harry tat ihm den Gefallen, erst langsam, vorsichtig, dann schneller, aber immer, betont akzentuiert, auf runde, elegante Bewegungen achtend. Rebound schaukelte leicht hin-und her, grinste über das ganze Gesicht und feuerte Harry an und wieder ein bisschen an. „Gut, gut, nicht zu gewagt, achten Sie auf Ihr Gehen, ja, ja!“ rief er weiter. „Das will ich sehen. Es wird Ihnen vieles erleichtern.“ Sie sangen jetzt beide zu diesem komischen Funk-song, der sich über Funk-Music lustig machte und zig verschiedene Stimmimitationen beinhaltete. Jeff war ja selber eine davon als er den Chorus mit sang und er beanspruchte eine erstaunliche Musikalität, die Harry bei ihm erst jetzt entdeckte, aber was wusste der denn schon? Irgendwann war es dann genug. Selbst Rebound war in Schweiß ausgebrochen, Harry betrachtete den da hängenden schweren Körper der vor lauter Anstrengung ins sich zusammensackte, gefangen wie in einer tropischen Tigerfalle, einem Netz, gehangen an einem Baum, und Harry, selber noch ganz außer Atem. Er stand vor Rebound die Hände gestützt in die Hüften und plötzlich ließ er das Händestützen bleiben, als bemerkte er, dass der andere eben genau diese Bewegung, diese beiden gesunden Hände an seine Hüften zu legen auch jetzt gerade gerne gemacht hätte. Er stand nur da und betrachtete Jeff Rebound. Aber der schüttelte nur leicht mit dem Kopf und lächelte. „Nein, Harry, nein,... ist schon gut,… sagen Sie es nicht, …bitte, ...sagen Sie es nie!“