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Vom Schüler zum Lehrer und doch immer Lebensschüler - Ein neuer Präsident
ОглавлениеNach einer entspannten schönen Zeit kam es jedoch nochmals anders im Leben dieser neuen Familie. Nevio wurde auf Grund seiner Kontakte eingeladen, eher aufgefordert, auch auf Grund seiner ganzen Aktivitäten und innovativen Projekte mit Tara in der Öffentlichkeit, sich zur Wahl des Präsidenten aufzustellen. Nevio war völlig verwirrt. Er hatte ja ein ordentliches Selbstbewusstsein, aber er wusste auch, dass er sein Leben lang ein grosses Kind war, mit vielen Frauen Mühe hatte, weil er eine feste Bindung scheute. Heute weiss er durch Tara, dass diese Angst auch darin begründet war, dass diese Frauen eine grosse Erwartungshaltung an ihn hatten und es sich meist um ein gegenseitiges „Beziehen“ handelte, keinesfalls um eine „freie Verbindung“. Auch hatte sie ihm deutlich gemacht, dass es ein grosses Privileg war, dass er sich sein „inneres Kind“ bewahrt hatte. Er lernte über den Unterschied zwischen unerlöstem Verhalten und erlöstem Verhalten. Seine Art, zu entscheiden und seine Ängste, sich mit diesen Frauen zu verbinden, war eher erlöst. Seine Ängste waren die Sprache seines Herzens, die ihn warnten, den nächsten Schritt zu gehen. Sonst hätte er nicht so verantwortungsbewusst handeln können und all diese Dinge in seinem Leben erfolgreich durchgezogen. Er hatte unbewusst richtig gefühlt, denn diese Frauen brauchten ihn und wollten ihn subtil emotional abhängig machen, was diesen Frauen selbst nicht einmal bewusst war. Auch sie waren nicht irgendwie schuldig. Sie reagierten damals nur unbewusst auf schmerzhafte Kindheitssituationen, welche Nevio durch Worte oder Handlungen, auch wenn gut gemeint, auslösten.
Tara musste schmunzeln, als sie Nevio nach dieser unerwarteten Anfrage wie einen verwirrten, unruhigen Geist herumirren sah. Er lachte laut heraus und sagte, es wäre ihm völlig unverständlich, dass sie ihn gefragt hätten. Tara hätte aufgestellt werden müssen. Tara, die erste Frau auf der Treppe ganz oben und er hätte sie liebend gerne dabei unterstützt und begleitet. Wie wäre es, wenn sie verschmelzen würden und zusammen dort oben stehen? Ihr standen die Tränen in den Augen und sie dankte ihm und beruhigte ihn. Er erwiderte, dass er nur diesen Weg gehe, wenn sie dabei wäre. Ohne sie wäre er dazu gar nicht fähig. Sie kuschelte sich in seinen Arm und schaute ihm lange in seine schönen Augen. Es wussten Beide ohne Worte, was jetzt geschehen würde. Es war ein Geschenk, ihre Vision mit Unterstützung einer so tragenden Position in die Welt bringen zu können. Sie waren sich aber beide darüber im Klaren, dass es sehr viel Achtsamkeit und Fingerspitzengefühl brauchte, um das richtige Mass und die richtigen Prioritäten zu setzen.
Plötzlich sprangen beide völlig begeistert auf und liessen ihrer Freude durch lautes Jubeln freien Lauf. Ehrlich gesagt glich es ein bisschen dem überschwänglichen Gekreische der Frauen in Sex and the City. Sie sprangen wie die Kinder über das Sofa und durch den Raum. Die Kinder stürmten dazu und stimmten in das laute Gejubel ein, obwohl sie gar nicht wussten, worum es ging. Es artete in eine lustige heftige Kissenschlacht aus, mit leidtragenden federlassenden Kissen und einer Schneesturm gleichenden Wohnzimmeratmosphäre, nicht zu vergessen, dem tosenden Gelächter. Danach waren alle angenehm entladen und friedlich müde und verschoben das Aufräumen auf den nächsten Morgen.
Kurz zu Ende berichtet, wie es eben ist im Leben, wenn wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind: Ohne grosse Erwartung gingen die Beiden den Weg von der Aufstellung über den Wahlkampf bis zur Nominierung zum Präsidenten. So wie Tara und Nevio nun mal gestrickt sind, war natürlich der Wahlkampf sehr speziell und unkonventionell, was die Menschen hellhörig machte. Sie hatten Glück und die meisten Wähler waren positiv berührt, aber es gab auch viele, zu Viele, die dem Ganzen feindlich und skeptisch gegenüber standen. Trotzdem hatten sie es geschafft. Ihr Leben veränderte sich äusserlich in einer Weise, an die sich Beide erst gewöhnen mussten. Um ihre eigentlichen Vorhaben behutsam umsetzen zu können, mussten sie das gesellschaftliche Spiel so gut es ihnen möglich war, mitspielen. So zogen sie in das für dieses Amt des Präsidenten vorgesehene Anwesen. Dennoch behielten sie ihre Trailor und fuhren so oft es ging dorthin zurück, um dem ganzen Rummel zu entfliehen. Von Anbeginn waren sie einem strengen Tagesablauf unterzogen. Sofort setzte sich die ganze Familie zusammen und organisierte sich innerhalb dieses Ablaufs ihre eigenen Zeiten. Schliesslich bestimmten immer noch sie selbst, wie sie ihr Privatleben leben wollten. So nahmen sie die erste Änderung in diesem schönen Anwesen und in diesem Bereich der Politik vor. Sie unterwiesen alle Angestellten in den Regeln, denen dieses Haus und dieses politische Amt ab jetzt unterliegen würden. Tara und Nevio riefen alle ihre Helfer zusammen und erklärten, dass es ab sofort anders liefe. Sie teilten ihnen mit, wann ihre Zeiten für das Amt vorgesehen waren und wann sie für niemanden erreichbar sein würden. In dieser privaten Zeit hätten sie jedoch immer jemanden organisiert, der informiert war und sie vertreten konnte. Die Angestellten, Helfer und Kollegen waren irritiert, da es ja nun schon Jahrhunderte ähnlich lief, aber nach einiger Zeit teilten sie die Meinung ihrer Regierenden.
Was hatten sie alle zusammen nun schon alles erlebt und jetzt war Nevio seit fast einem Jahr im Amt und hatte sich gemeinsam mit Tara und seinen Kindern die wohl herausfordernste Aufgabe gewählt, die er sich vorstellen konnte. Es gab kaum Zeit für längere Pausen. Irgendwie fühlte er sich immer mehr zur Eile angetrieben, je tiefer er in seine Aufgabe hineinwuchs. Hätte er Tara nicht, gäbe es kein Privatleben. Er würde sich durch ununterbrochenes Arbeiten aufarbeiten. Er würde sich regelrecht in seinem Tun verlieren. Tara führte ihn immer wieder dahin zurück, zu erkennen, dass er diese Aufgabe nicht mit reinem Denken lösen würde. Sie kamen abends, egal wie spät es wurde, zu einer 30 minütigen Meditation zusammen, an welcher die Kinder, je nach Zeit, auch teilnahmen. Mehr und mehr merkte er, dass seine Informationen für die nächsten Entscheidungen und Schritte, die anstanden, nicht mehr aus dem Kopf hergehirnt kamen, sondern aus der Stille, aus dem Nichts. Es war geniale Information und es gab Augenblicke, in denen er sich bedankte, denn er fühlte, dass diese Gedanken nicht sein Eigentum waren. Es fühlte sich an, als ob sie ihm in irgendeiner Weise von einer höheren Instanz gegeben wurden, um mit Hilfe seiner und Taras Potentialen diese wichtige Aufgabe zu übernehmen und zu meistern. Sie selbst entwickelten sich mit Hilfe dieser Aufgabe weiter und gaben allen Menschen wieder Raum, um bewusster zu werden.