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Synchronizität - Die heilige Verbindung

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Vielleicht ein Jahr nach diesem einschneidenden Erlebnis in seinem Leben wurde ihm vom Sekretariat der Schule, in welcher er unterrichtete, ein grosser A4 Umschlag überreicht. Es war Post aus Europa. Der Absender war ihm nicht bekannt. Es war ein Umschlag voller bunter Bilder aus der Natur, geometrischen bunten Symbolen, wie aus der heiligen Geometrie. Im Umschlag fand er eine DVD, ein Film von Dan Millman, „Der Pfad des friedvollen Kriegers“ und ein Hörbuch von Paolo Coelho, „Der Alchimist“.

Nevio war ein Mensch, der die meiste Zeit unter Menschen war. Er war ein Magnet. Die Menschen liebten ihn und seine Geschichten. Seine authentische, erfrischende, sonnige Art liess sie immer wieder aufleben. So lag der Umschlag erst einmal eine Weile bei ihm Zuhause, bis der Tag kam, an welchem er tatsächlich einmal wieder einen ganzen Tag für sich alleine gewählt hatte. Er begann sich den Inhalt näher anzuschauen und fand einen USB-Stick, den er sich am PC anschaute.

Das war der erste Kontakt mit Tara. Sie hatte seinen neuen Film gesehen, der ihr wohl sehr gut gefiel. Auch sie hatte gerade eine intensive Lebensphase, in der ein Wandel angesagt war, wusste jedoch noch nicht wie. Auf dem Stick hatte sie ein Video von sich selbst, wie sie vor der Kamera sass und ihm von ihrer Vision, einer Übergangsphase in ein neues Miteinander in der Gesellschaft, erzählte. Sie sah damals sehr müde und überarbeitet aus. Es faszinierte ihn, dass sie sich so authentisch ohne Show und ohne irgendetwas damit erreichen zu wollen, zeigte und mitteilte. Natürlich hatte sie den Wunsch geäußert, sich mit Nevio zu treffen und vielleicht hätte er Lust, diese Vision mit ihr gemeinsam umzusetzen oder wachsen zulassen, denn er hätte das nötige Netzwerk und die richtigen Menschen um sich herum. Aber irgendwie fühlte er, dass es ihr in erster Linie gut getan hatte, sich einem Menschen mitzuteilen, von dem sie wusste, er würde sie annähernd verstehen...und das tat er. Sein neuer Film war ein ganz neues Projekt für ihn selbst. Wollte er sonst mit seinen Filmen die Menschen zum Lachen bringen, wollte er mit diesem den Menschen wichtiges Wissen mitgeben, das im alltäglichen Leben einfach unterging, Wissen, das er erst wieder entdeckte, als er einsam und allein mit sich selbst gewesen war. Jedoch war er gerade mit seinem eigenen Buch sehr beschäftigt und widmete sich die nächsten Wochen dem Schreiben. Erst als er eine totale Schreibblockade bekam, viel ihm der Umschlag wieder ein. Er las das beiliegende Konzept und die nächsten Tage liessen ihn seine Gedanken an Tara nicht mehr zur Ruhe kommen. Er musste Kontakt mit ihr aufnehmen, sonst wäre er wahrscheinlich verrückt geworden. Er konnte sich auf nichts anderes mehr konzentrieren und er hatte so viele Fragen an sie und so viel zu sagen. So stieg Nevio in den erstbesten Flieger Richtung Schweiz. Er rief Tara nicht einmal vorher an, um sich anzukündigen. Er war einfach unterwegs. In Friedrichshafen angekommen schaute er sich zuerst diese wunderschöne deutsche Bodensee-Seite an, indem er ein Fahrrad auslieh und bis nach Konstanz fuhr. Da er nur einen kleinen Rucksack mit hatte, konnte er immer unterwegs übernachten. Das gleiche machte er dann auf der Schweizer Seite, bis er in der Gemeinde ankam, in welcher Tara zuhause war. Es war früher Nachmittag, als er vor ihrer Haustür stand und ihm die Knie doch etwas weich wurden, warum auch immer. Was war nur los mit ihm? Sie würde gar nicht Zuhause sein um diese Zeit. Oder doch? Wie in seinen Filmen kasperte er erst noch eine Weile vor ihrer Haustür verlegen herum, in dem er sich mit den Händen in den Hosentaschen seiner Bermuda um die eigene Achse drehte, die Stufen zur Haustür hoch und wieder runter lief und sich dann als Feigling beschimpfte und klingelte. Es dauerte eine Weile, bis ihm geöffnet wurde. Er erinnerte sich, dass sie ihr Zuhause als „Adlerhorst“ bezeichnete. So lief er die Stufen langsam bis ganz nach oben.

An der Wohnungstür angekommen, stand niemand dort, um ihn zu empfangen. Stattdessen rief eine Stimme „Einfach reinkommen, ich muss noch schnell abspeichern.“ Er ging hinein, zog seine Schuhe aus, schloss die Tür und als er sich umdrehte, stand sie mit den Händen vor ihrem Mund vor ihm und hatte Tränen in den Augen. Er konnte sehen, dass sie am liebsten vor Freude laut ausgerufen hätte. Das war ein besonderer Empfang. Sie umarmten sich freudig und waren natürlich beide erst einmal eine Weile etwas verlegen. Trotzdem lag über ihrer Begegnung etwas sehr Vertrautes. Da Tara gerade in einer finanziell sehr herausfordernden Situation steckte, gähnte der Kühlschrank vor Leere. So beschlossen sie, noch etwas am See spazieren zu gehen und dann ein schönes Restaurant zu finden. Es war ein herrlicher Abend und es sprudelte nur so aus ihnen heraus. Sie stellten sich Fragen, erzählten, lachten. Nevio hatte sich 3 Wochen Auszeit genommen. Sein neuer Film war gedreht worden, die Jugendlichen hatten Schulferien und so hatte er Zeit. Den ersten Abend schlief er im Hotel, direkt gegenüber ihrer Wohnung. Sie trafen sich jeden Tag, tauschten sich aus, vertieften ihre Vision, verbanden es mit seiner eigenen und machten Pläne, wie sie weitermachen wollten, wenn er wieder nach Hause fliegen würde. Nevio hatte schon viele Interviews in USA gegeben und kannte genug Leute, die ihnen nun wertvolle Informationen geben konnten. Mit Tara einigte er sich erst einmal darauf, dass sie eine Liste von Movements, wie Thrive, Ubuntu, Bien, GiveDirectly etc. zusammenstellen würden. Sie würden sich über Skype nun täglich austauschen und alles Weitere planen.

Als er abreiste, waren sie tief verbundene Freunde geworden. Nach 4 Wochen wieder daheim, schickte er ihr ein Ticket, damit sie für 3 Wochen zu ihm reisen konnte. Auch danach trennten sie sich als Freunde. Vor lauter Planen und Kreieren war ihnen gar nicht bewusst geworden, wie nahe sie sich waren. Erst als Tara wieder zu Hause war, wurde ihr klar, wie sehr sie Nevio vermisste. Sie schrieb jetzt schon einige Zeit an ihrem Buch und hielt sich finanziell irgendwie über Wasser, weil sie hoffte, dass das Buch ihre finanzielle Unabhängigkeit bedeutete. Es musste fertig werden, denn ihre Botschaft war in diesem Augenblick für sie selbst und für die Menschen wichtig. Ein Buch war in der heutigen Zeit das einzige Mittel, so viel Geld zu verdienen, dass sie davon leben konnte und ihre Projekte umsetzen konnte. Aber plötzlich war ihr klar, dass es ihr gleichgültig war, ja sie sogar Freude empfand, wenn sie dieses Land verlassen würde. Sie hatte in der Schweiz nun über 14 Jahre gelebt und sie selbst war sehr glücklich mit sich selbst und ihrem Leben. Aber es war hauptsächlich die Natur, die sie hier erfreute. In Deutschland und als Kind in den USA hatte Sie nie Probleme, Kontakt zu knüpfen im Leben und war viel umgezogen und gereist. Aber in diesem Land war und blieb sie der Exot “Utopia“, da ihr freier Lebensstil und ihr offenes Herz hier keinen Anschluss fanden. Die meisten Menschen hier waren Systemmenschen, funktionierten, wussten immer was zu tun war, hatten gar kein Interesse, etwas Neues zu gestalten. Das war schon an den Strassen zu sehen, die fast jedes Jahr im Sommer ausgebessert wurden, obwohl sie in den Augen anderer Länder sicher noch gut befahrbar waren. So war sie die letzten Jahre bis auf ihre Klienten und ihre Arbeitskollegen im Job meistens alleine und hatte auch keinen Erfolg, Menschen zu finden, die ihre Projekte unterstützten. Sie schrieb in ihr Tagebuch: „Die meisten Menschen hier ersticken in ihrer Materie, alles funktioniert. Es gibt wenig Feuer, wenig Leidenschaft, etwas Neues zu erschaffen. Das Wichtige scheint diesen Menschen hier, sich zu fragen, ob man morgen einen Porsche oder eine Villa kauft. Mehr und mehr habe ich das Gefühl, das hier nicht der richtige Ort für mich ist, mich zu entfalten. Die Menschen mögen mit diesen Zuständen hier glücklich sein. Ich bin es nicht. Auf zu neuen Ufern.“

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