Читать книгу Finde Aurora - Joy Dakinisun - Страница 32
Unternehmen, Institutionen neu gestaltet
ОглавлениеDie Gespräche mit seiner Familie gaben Nevio den Impuls, anfänglich eine Art Verpflichtung mit dem Grundeinkommen mitzugeben, so dass den Menschen bewusst wird, was diese bedingungslose Existenzgrundlage ihnen schenkt.
Anfangs hatten die Menschen sich aus einer Reihe von Möglichkeiten monatlich Kurse zu wählen, welche ihr Bewusstsein schulten, ihre Präsenz förderten, ihre Wahrnehmung des Körpers und aller Sinne weckten. Sie wählten z.B. Yoga, Massagen, einmal im Monat zu nehmen und an einem Wochenende im viertel Jahr einen Wellnessurlaub mit integriertem Retreat in der Natur zu machen.
Dabei erinnerte sich Nevio an seine Teilnahme an einigen Workshops, welche ihm damals sehr geholfen hatte, das Wesentliche im Leben wieder zu sehen, seine Wahrnehmung wieder zu entdecken und eine Balance zwischen allen Lebensbereichen für sich zu finden. Das Wichtigste für ihn damals war, zu erkennen, dass es darum ging, immer wieder in diese Balance zurückzufinden. Er lernte Werkzeuge kennen, wie Meditation und Atemtechniken, leichte Körperbewegungen, mit denen wir uns in wenigen Minuten immer wieder zentrieren können. Nevio legte daraufhin den Krankenkassen ans Herz, sich alle „Gesundheitsorganisation“ zu nennen und bat diese, ihm eine Liste der schon vorhandenen Begleitmöglichkeiten zu erstellen. Darüber hinaus gab es eine Liste sehr beliebter Sportarten, Therapieformen, Workshops und Entspannungsarten, welche einige Menschen in ihrer Freizeit für sich schon lange freiwillig wählten. Sein Team fügte noch eigene Ideen hinzu. Mit dieser Liste hätten die Menschen eine freie Wahl, welche Form der Begleitung sie von ihrem Grundgehalt wählen und bezahlen würden. In vielen europäischen Ländern waren die Gesundheitsversicherungen Pflicht. Die Menschen mussten also diesen Betrag monatlich bezahlen. In diesen Ländern waren diese Versicherungen allerdings eigenständige Unternehmen, welche unterschiedliche Beiträge für unterschiedliche Leistungen forderten. Um von diesen Ländern zu lernen, setzte Nevio in seiner Amtszeit ein einheitliches Leistungspaket durch, das jede dieser Versicherungen für den gleichen Preis anbieten musste. Jeder Mensch war hier verpflichtet, eine solche Gesundheitsversicherung abzuschliessen. Diese Versicherungen boten jedoch noch Zusatzleistungen an für Menschen, die mehr für ihre Gesundheit tun wollten. Darunter hatte auch jede Versicherung ein Standardpaket mit einheitlichem Preis anzubieten, welche einfache unterstützende Therapien im Naturheilkundebereich und in der Persönlichkeitsbildung zu einem für jeden erschwinglichen Preis beinhalteten. Dieses Paket war jedoch für den Menschen freiwillig, wurde jedoch während der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens jedem ans Herz gelegt, es von diesem Einkommen zu nutzen. Die Abrechnung würde eingereicht werden und die Kassen würden auszahlen, wie es auch in der heutigen Zeit schon mit einigen Angeboten gehalten wurde, siehe Fitnessangebote. Nahmen die Menschen diese Möglichkeiten konsequent wahr, bekamen sie bei Nachweis der Teilnahme und Abrechnung einen fixen Betrag wieder ausgezahlt.
Tara hatte ihm von den Selbstbeteiligungsstufen bei den Krankenkassen in der Schweiz erzählt und sie hatten darüber diskutiert. Nevio würde diese Selbstbeteiligungsstufen bei den Kassen abschaffen. Nevio verstand nie, für wen das wirklich gut sein sollte. Es förderte weder die Eigenverantwortung der Menschen, noch hatte es andere Vorteile. Vorteile sah er nur für die Kassen selbst. Je nach Höhe der Selbstbeteiligung änderte sich die vom einzelnen Bürger zu zahlende Prämie nur minimal. Im Krankheitsfall musste der Bürger jedoch oft bis 2000Franken selbst zahlen. Damit brachten sich die Menschen nur selbst in Schwierigkeiten. Die meisten entschieden sich für die höchste Selbstbeteiligung, weil sie dachten, sie hätten so mehr monatliches Geld zur Verfügung. Wenn dann jedoch etwas gesundheitlich passierte, waren sie schnell in einer Pattsituation und hatten kein Geld übrig, um für sich selbst zu zahlen. Meist waren es die weniger reichen Bürger. Die finanziell reichen Bürger nahmen diese Selbstbeteiligung kaum in Anspruch, denn es war immer genug da, um die monatlichen Prämien zu zahlen. Wo er sich nun schon mit diesem Thema befasste, wollte er für sein Team noch zwei Aufgaben konkretisieren. Die Prämien und Boni für Neukunden, privat oder auch Unternehmenskunden, welche Krankenkassen, Pharmaindustrie und Banken, alle übrigen Versicherungen nicht zu vergessen, ihren Angestellten, meist im Vertrieb, zahlten, mussten unterbunden werden. Diese Mitarbeiter hatten ihre Arbeit zu machen, wie in jedem anderen Unternehmen auch, ob nun Sekretärin, Buchhalter, Key-Account und wie die Stellen heute alle benannt werden. Wieso sollte ein Angestellter einer dieser genannten Institutionen bessere Arbeit machen, als andere Menschen. Auch andere Unternehmen verkauften Produkte und keiner der Vertriebsleute bekam je einen Cent dazu.
Hier mussten alle Unternehmen dahin geführt werden, dass sie Ihre Mitarbeiter Gewinn beteiligen, wie es eine sehr bekannte Versicherung in Nevios Land jedenfalls nach Aussen hin, laut Presseberichte, tat. Überstieg der Gewinn am Ende des Jahres einen bestimmten Betrag, wurde dieser Betrag auf die Mitarbeiter aufgeteilt. Versicherung war für ihn sowieso ein Dorn im Auge. Die Menschen waren mittlerweile gegen jeden Pups versichert. Tara erzählte, dass Eltern in der Schweiz sich ein Auto zulegen müssen, damit die entsprechenden Kindersitze montiert werden können, so dass die entsprechenden Versicherungen im Ernstfall auch zahlten. Wo waren wir Menschen nur hingekommen? Diese ganze Versicherungsbranche musste hinterfragt werden!
Was hatte er sich da nur für eine Aufgabe gestellt? Schön durchatmen, einfach alles notieren, was ihm auf seinem Rechercheweg begegnete und eines nach dem anderen angehen. Manchmal stellte Nevio sich die Frage, ob er überhaupt lang genug lebte, um diese Aufgabe zu bewältigen, geschweige denn, ob er überhaupt so lange im Amt bleiben würde, um zumindest die wichtigsten Dinge ins Laufen zu bringen. Jedoch bekam er immer wieder Nachrichten von Unternehmen, die schon längst auf dem neuen Weg waren. „Semco.com“ und „Spreadshirt.de“ waren zwei davon, deren neue, freundschaftliche, konkurrenzlose Art der Unternehmensphilosophie, ihm bestätigte, dass Taras und Nevios gemeinsames Projekt realistischer war, als sie sich selbst eingestanden. Viele Menschen lebten ihr Businessleben schon im Internet aus. Im Netz war Eigenverantwortung gefragt, denn hier gab es wenige Schutzmassnahmen. Hier war Intuition und Fokus gefragt, um nicht im Djungel der Freiheit unterzugehen. Hier war von jedem guter Service gefragt, sonst wechselten die Kunden von heute auf morgen zum nächsten Anbieter. Das war die Zukunft. Jedoch gab es momentan noch die Mehrheit der Menschen, die einem täglichen Job nachgingen und diese durfte Nevio nicht vergessen. Er war mit seinem Land in einer Übergangsphase und würde seine Leute darin so gut wie möglich begleiten. Das war auch Taras Wunsch und ihr Team stand hinter ihnen. Es wuchs von Tag zu Tag. Immerhin war die erste Entscheidung getroffen. Mit dieser kleinen Verpflichtung monatlich eine Auszeit zu nehmen und das Zusatzpaket bei der Gesundheitsorganisation in Anspruch zu nehmen, wären viele Menschen auf dem Weg, sich für sich selbst wieder zu öffnen. Sie hätten etwas weniger Druck im finanziellen Bereich und Alles andere könnte erst einmal so weiterlaufen, wie bisher. Nevio würde mit seinen Recherchen Zeit bekommen, um die anderen Bereiche in gleicher Weise langsam zu verändern. Nevio ging es hier nicht um Kontrolle und Macht. Er wusste auch auf Grund der Gespräche mit Tara und im Rückblick auf seine eigene Kindheit, dass Menschen nicht sofort mit Glück oder Wohlstand umgehen konnten. Jemand, der lange im Keller gelebt hat, dem tut das Licht anfangs sehr weh. Der Mensch muss sich langsam daran gewöhnen. Daneben gab es Menschen, die im materiellen Wohlstand lebten. Dieser Überfluss an Materie war jedoch auch nicht wirklich Licht. Es förderte emotionale Armut und wog die Menschen in einer Art Pseudosicherheit. Es gab einen schlauen Satz: „Wieviel Glück verträgt der Mensch?“ Auch hier war das erträgliche Mass bei jedem erst einmal völlig verschieden. Es würde auch eine individuelle Wahrheit bleiben. Die Menschen befanden sich auf einem völlig unbekannten Weg. Dieser liess sich nicht vorhersehen und planen. Sie alle mussten den Mut haben, loszugehen und Schritt für Schritt zu lernen und dementsprechend zu handeln. Nevio war sich auch darüber im Klaren, dass sich ganz viele dunkle Seiten in Form von Missbrauch und Schwindel zeigen würden. Aber er konnte nur herausfinden, was letztendlich siegen würde, wenn er diesen Weg ging. Tief in ihm wusste er, dass Menschen, die zufrieden waren, niemals auf die Idee kommen würden, etwas zu missbrauchen. Würde er Präsenz, Bewusstheit und Wahrnehmung bei den Menschen schulen, würde das die Welt verändern. Das war Fakt!