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High-Riser werden zur Massenware

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Der plötzliche Erfolg macht natürlich schnell die Runde in der Industrie. Zügig tauchen Nachahmer auf: Ob Sears, Montgomery Ward oder JC Penney - alle großen US-Versandhäuser und Handelsketten nehmen schnell eigene High-Riser mit Namen wie Spyder oder Swinger ins Verkaufsprogramm. Ein sehr frühes Modell ist auch das Roadmaster Renegade, das von der AMF Corporation in Olney, Illinois, hergestellt wird. Irrtümlich wurde als Marktstart lange 1962 genannt, was das AMF neben dem Huffy Penguin zum ersten Serien-High-Riser gemacht hätte. Tatsächlich jedoch kommt das Roadmaster Renegade erst 1964 in die Geschäfte. Zu den großen Marken, die früh auf High-Riser setzen, gehört Ross Bicycles. Das Ross Polobike gibt es schon Ende 1963. Danach ist das Ross Baracuda eines der ersten Modelle mit einem langen Schalthebel auf dem Oberrohr. Außerdem hat es eine imitierte Telegabel verbaut, wie sie später in Deutschland an den meisten Bonanzarädern zu finden ist.

Nach und nach steigt die Zahl der High-Riser-Anbieter immer weiter. Ausstattungen und Details variieren dabei so stark wie die fantasievollen Namen. Zu ihnen gehören das Murray Firecat, Columbia Mach 5, Sears Gremlin, Royal Sport Jet Star, Western Flyer Wheelie Bike, Huffy Cheatersilk und Coast King, Grants Slingshot, Ross Apollo. Bei der Rahmenform zeigen sich die meisten US-Hersteller konservativ und bleiben beim geschwungenen Cantilever-Rahmen. Ausnahme: Murray. Das Eliminator, das 1967 auf den Markt kommt, ist gradliniger gestaltet und könnte ein Vorbild für die Bonanzaräder made in Germany sein.

Von Anfang bis Ende der 60er-Jahre sorgt der High-Riser-Hype maßgeblich dafür, dass sich die jährlichen Fahrradverkäufe in den USA von vier auf knapp acht Millionen Exemplare verdoppeln. Ein Erfolg, der selbst große Optimisten wie Al Fritz überrascht haben dürfte. Schwinn ist mit seinem Entwicklungschef Fritz zwar nicht die erste Firma, die einen High-Riser in Serie produziert, aber sie verhilft ihm zum landesweiten Durchbruch und erhebt das Stingray in den Rang einer Fahrradikone. Natürlich findet der Trend im Nachbarland Kanada Nachahmer. Ein besonders bemerkenswerter Entwurf ist das Wedge der Canadian Tyre Company. Es ähnelt ebenfalls stark den deutschen Bonanzarädern, die etwas später auf den Markt kommen. Gleiches gilt für ein weiteres Modell aus Kanada: Das Tribisa Coster sieht ebenfalls deutlich maskuliner aus als die Stingrays. Unter anderem deshalb, weil The Wedge und das Coster auf eine Mischbereifung mit einem 16-Zoll-Rad vorn und einem 20-Zoll-Rad hinten setzen - eine Auslegung, wie sie ab 1968 auch bei den Stingrays mit dem Krate sehr beliebt wird. Ein weiterer 16/20-Zoll-High-Riser ist das Columbia SSS von 1969. Es sieht dem Easy Rider aus Italien und auch einigen deutschen Derivaten mit ihrem extrem langen Telegabelimitat ziemlich ähnlich.

Die High-Riser erreichen in Amerika ihren größten Absatz im Jahr 1968. 4,8 Millionen Exemplare werden verkauft. Bis 1974 geht ihre Zahl auf immer noch erstaunliche drei Millionen Stück zurück - 2,4 Millionen davon stammen aus heimischer Produktion. Deutlich spürbar ist zu dieser Zeit ein Modeschwenk: High-Riser bleiben bei Kindern bis 14 Jahren ein echter Hit, ältere dagegen steigen zunehmend um auf schnellere Sporträder mit 24-Zoll oder 26-Zoll-Bereifung. Zu diesem Zeitpunkt ist das Stingray bereits seit mehr als zehn Jahren fest als unverwechselbarer Radtyp in der amerikanischen Popkultur verankert.

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