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EIN NILPFERD WILL ZUM NIL

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Es gab einmal ein Nilpferd. Das lebte in einem Zoo. Auf engem Raum, von Mauern umgeben, auf hartem Betonboden! Und war gar nicht froh! Jeden Tag träumte es von seiner Heimat: vom Nil, einem großen Fluss in Afrika. Es stellte sich vor, wie es im Nil schwimmen und planschen könnte und danach im Schatten der Palmen zufrieden schlummern würde! Aber – es war ja hier, im Zoo! Und traurig! Manchmal fielen sogar ein paar Tränen auf den Betonboden!

Das sah auch Hans, der Tierwärter. Und der dachte sich: „Ist ein Tier im Zoo nicht froh, darf man es auch nicht festhalten!“ – Doch was sollte er tun? Sollte er es frei lassen? Wenn raus käme, dass er das war, würde der Zoodirektor sehr böse sein!

Aber schließlich wagte es Hans! Eines Nachts schloss er das Gehege auf und schlich mit dem Nilpferd ganz leise, damit niemand aufwachte, durch die Stadt.

Am Rande der Stadt kamen sie zu einem großen Fluss. „Ist das der Nil?", fragte das Nilpferd. „Nein, nein, das ist ein anderer großer Fluss", sagte Hans. „Du kannst aber in diesem Fluss bis zum Meer schwimmen. Und wenn du dann noch durch das Meer schwimmst, kommst du zum Nil, zu deinem Fluss."

„Danke, Hans!", sagte das Nilpferd.

Und schnell schwamm es los und freute sich auf den Nil. – Als die Sonne aufging und die Hähne krähten und die Hunde bellten, wurde es von den Menschen bemerkt. Die wollten gar nicht glauben, was sie da sahen! Ein Nilpferd in diesem Fluss! Das musste doch ausgebrochen sein!

Bald kam ein Motorboot angeflitzt. Darin waren Reporter von der Zeitung und vom Fernsehen. Die fuhren mit dem Boot neben dem Nilpferd her, riefen: „Hallo, warten Sie mal!" und versuchten, es auszufragen: „Wo kommen Sie her?", „Wo wollen Sie hin?", „Wer hat Ihnen bei der Flucht geholfen?"

Das Nilpferd sagte nichts. Es wollte doch seinen Retter Hans nicht verraten und auch nicht in den Zoo zurückgebracht werden! – Die Reporter brausten ärgerlich davon.

Doch kaum waren sie verschwunden, schwoll in der Luft ein Motorengebrumm an! Das war der Zoodirektor! In einem kleinen Flugzeug und mit einem großen Fernglas suchte er nach dem Nilpferd! Ob er es entdeckte?! Ob er seinen Nilpferd-Rücken sah, der aus dem Wasser guckte!?! Aber im selben Augenblick schwamm ein schnatterndes Entenvolk heran, setzte sich von vorne bis hinten auf den Rücken, putzte sich die Federn und schnatterte. Und der Zoodirektor hielt das Nilpferd für einen schwimmenden Baumstamm und flog woanders suchen. Das war aber knapp!

Die Enten hüpften vom Rücken runter und das Nilpferd – bekam Hunger. Es schwamm ans Ufer und ging in einen Garten. Dort fraß es Salat und Kohlrabi und Äpfel. Da sprangen zwei große Hunde heran und bellten und knurrten! Das Nilpferd sprang in den Fluss und schwamm so schnell es konnte davon!

Dann kam es durch eine Stadt. Dort wurde gerade Schützenfest gefeiert. Und die Menschen riefen freundlich: „Komm raus, du nasses Pferd!" „Feiere mit uns!" Das Nilpferd schüttelte den Kopf. Aber der Schützenkönig schenkte ihm seinen Hut, an dem viele Orden hingen! Und mit dem Hut auf dem Kopf schwamm das Nilpferd weiter.

Doch – es fühlte, dass es schwächer wurde! Wie lange konnte es noch schwimmen?

Das Nilpferd schwamm und schwamm. Bis es den Hafen am Meer erreichte. – „Jetzt muss ich nur noch durch das Meer schwimmen, dann bin ich in meinem Fluss, dem Nil", flüsterte es. Aber das Nilpferd hatte keine Kraft mehr! Es fühlte, gleich würde es untergehen!

Aber da – sprangen zwei Matrosen ins Wasser, schlangen ein dickes Seil um seinen Körper, und ein Kran, der zu ihrem Schiff gehörte, zog es nach oben! Und die Matrosen und der Kapitän von diesem Schiff: – die nahmen das Nilpferd mit! Über das große Meer, hin zu seinem Fluss, dem Nil! Wo es nun immer mit den anderen Nilpferden fröhlich schwimmen und planschen konnte!

Bär und Hund und Kirschenmund

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