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Die schwierige Frage von Bruce Barnbaum

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Ich habe an einer ganzen Reihe von Workshops des bewundernswerten amerikanischen Landschaftsfotografen Bruce Barnbaum teilgenommen. Dabei sollte jeder Teilnehmer (oder Teilnehmerin) etwa zehn Bilder mitbringen, um sowohl den persönlichen Arbeitsstand zu zeigen als auch die typische, persönliche Art der Fotografie. Nachdem die anderen Gruppenmitglieder schweigend die Bilder eines Teilnehmers begutachtet hatten, wurde die Fotografin bzw. der Fotograf aufgefordert zu sagen, was sie oder er mit den Bildern ausdrücken wolle, was die Motivation der eigenen Fotografie sei.

Für viele kam diese Frage zunächst überraschend und war schwierig zu beantworten. Die Gruppe hinterfragte danach offen, ob sich die Aussagen, die vorgetragene Motivation und Intention in den vorgestellten Bildern niedergeschlagen haben – zunächst unabhängig von der fotografischen Qualität der Bilder. Die Gruppen wiesen praktisch immer ein recht breites Spektrum an fotografischem Können auf. Für viele Teilnehmer schuf dies – unbeabsichtigt, aber durchaus nützlich – eine gewisse Stresssituation. Danach gab es immer eine offene Diskussion, eine Art konstruktive Bildkritik.

Diese Diskussion ist hilfreich, nützlich für beide ›Seiten‹, für die vorstellende Fotografin oder den Fotografen ebenso wie für die übrigen Teilnehmer. Bruce Barnbaum dirigierte diesen Prozess mit unglaublichem Geschick. Eine solche Diskussion nutzt dem betreffenden Fotografen, da er oder sie gesagt bekommt, was die anderen Teilnehmer in den Bildern sehen – oder eben nicht sehen. Sie zeigt natürlich auch Schwachstellen einzelner Bilder auf, verdeutlicht aber zugleich die Stärken einer Bildaussage. Sie zeigt den Gruppenteilnehmern andere Sehweisen, andere Vorgehensweisen, andere Bewertungen und Gewichtungen. Die Diskussion zeigt zugleich, wo sie in ihrem eigenen Schaffen stehen.

Nicht selten kam zu einem Bild die Aussage: »Damit kann ich (persönlich) nichts anfangen«. Dem wurde dann oft von einzelnen Teilnehmern widersprochen. Dies zeigt, dass es recht unterschiedliche Geschmäcker, Präferenzen und Bewertungen gibt, aber auch unterschiedliche ›Sehfähigkeiten‹. So wurde ein Bild zuweilen von einigen Teilnehmern ›verworfen‹ und von anderen als gut bewertet.

Die mitunter recht unterschiedlichen Bewertungen der besprochenen Bilder sind teilweise unabhängig von der Erfahrung der kommentierenden Fotografinnen oder Fotografen.

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