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3. Der Geldgeber

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Lydia betrat die Küche und blickte neugierig auf die Postkarte.

„Nun, was schreibt Dr. Schwenker?“ Sie war fertig angezogen, geschminkt und roch betörend nach dem neuen Parfüm, das sie sich gestern gekauft hatte. Wie lange saß er denn schon hier? Frank hatte vollkommen die Zeit vergessen. Ja, was schrieb Dr. Schwenker?

„Warte, ich lese es dir vor: ‚Lieber Dr. Rudak, ich sende ihnen viele Grüße aus dem schönen holländischen Städtchen Lemmer. Ich genieße meinen Kurzurlaub. Grüßen Sie bitte auch ihre Familie und Professor Brenzal. Ihr Dr. Schwenker‘.“

„Mehr nicht?“ Lydia legte beide Arme um ihn und schaute über seine Schulter auf die Karte. „Dr. Schwenker hat Dir doch noch nie eine Karte aus seinem Urlaub geschrieben. Hat das denn irgendeine besondere Bedeutung?“

Frank kroch eine Gänsehaut über den Rücken. Wieder sah er die kalten Augen Professor Brenzals nach der Beerdigung vor sich, wieder hörte er dessen lauernde Worte. Warum erinnerte ihn Lydia jetzt daran?

„Ich bin sicher, das bedeutet nichts. Vielleicht hat Dr. Schwenker ja ein paar freie Tage genommen und man vergaß nur mich zu informieren. Ich werde nächste Woche am besten einmal mit Professor Brenzal sprechen. Aber vielleicht ist Dr. Schwenker dann ja auch wieder in der Klinik.“

Lydia hauchte ihm einen Kuss auf sein linkes Ohr. „Bestimmt hast Du Recht, Schatz. Mach‘ Dich jetzt für die Feier bei Dr. Grander bereit. Und zieh‘ den blauen Anzug an, es ist schließlich eine offizielle Angelegenheit!“

Frank wollte sie auf seinen Schoß ziehen, aber Lydia entzog sich ihm geschickt und drohte mit dem Zeigefinger: „Na, na, wirst Du jetzt endlich brav sein, Dr. Rudak?“ Seufzend verschwand Frank im Badezimmer.

Natürlich kamen sie zu der Feier wieder zu spät. Wie immer fiel Lydia im letzten Moment ein, dass das Kleid doch nicht so passend sein würde und das andere doch viel schöner sei ... Jetzt war die Party schon in vollem Gange. Ein junges Mädchen öffnete ihnen die Haustür.

„Guten Abend. Ich bin Katja, die Tochter. Sie sind Dr. Rudak? Und sie Frau Rudak? Kommen sie herein, meine Eltern und die Gäste sind im Garten.“

Dann führte sie Lydia und Frank durch das Haus auf die Terrasse, wo Dr. Grander sie beide begrüßte. „Hallo Dr. Rudak, guten Abend gnädige Frau. Ich freue mich, dass sie heute hier anwesend sind.“

Der übliche Smalltalk. Dr. Rudak bemerkte unter den Gästen Professor Brenzal und einige bekannte Gesichter aus der Klinik.

„Darf ich ihnen meine Frau vorstellen?“ Dr. Grander führte sie zu einer bildhübschen Blondine, die im Gespräch mit anderen Personen vertieft war. Frank sah sich um. Von wegen kleine Grillfeier. Er schätzte, dass hier bestimmt an die zweihundert Personen auf dem weitläufigen Rasen versammelt waren. Nahe der Terrasse stand ein riesiger Grill, der von drei Köchen bedient wurde und weiter links davon sah Frank ein kaltes Buffet, um das insgesamt wohl noch einmal fünf Köche herum wuselten und die Gäste bedienten.

„Ein Glas Sekt, Dr. Rudak? Bitte bedienen sie sich nach Belieben, das Buffet wurde schon eröffnet und meine Rede haben sie leider auch verpasst. Kommen sie, ich stelle ihnen Jeremie McDagon vor. Ein wichtiger Geldgeber und Förderer unseres Klinikums. Bester irischer Adel - oder zumindest was davon übriggeblieben ist. Lassen wir die Frauen ruhig einmal alleine!“

Dr. Grander zog ihn von den beiden Frauen fort, die sich mittlerweile angeregt unterhielten. Fragend blickte er Frank ins Gesicht: „Übrigens, haben sie etwas von Dr. Schwenker gehört? Ich erhielt heute eine Postkarte von ihm, kann mir aber keinen Reim darauf machen. Denn eigentlich habe ich mit Dr. Schwenker wenig - oder sagen wir besser gar nichts - zu tun. Außerdem schreibt er auf der Karte nur, dass ich sie herzlichst grüßen soll. Ist Dr. Schwenker nicht auf einem längeren Segeltörn?“

Frank war überrascht. Wer in aller Welt hatte sonst noch eine Karte von Dr. Schwenker bekommen? Schwenker war nicht bekannt dafür, jedermann Postkarten zu schicken. Schon gar nicht Urlaubsgrüße.

„Ich habe heute auch eine Postkarte von Dr. Schwenker bekommen. Aber einen Reim kann ich mir darauf ebenfalls nicht machen. Aber dass er in Urlaub sein soll, davon habe ich noch nichts gehört.“

„Professor Brenzal erwähnte vorhin so etwas, ich habe ihm natürlich auch die Sache mit der Postkarte erzählt. Er meinte nur, dass Schwenker dringend einen längeren Urlaub gebraucht hätte, die Scheidung vor einem halben Jahr hätte ihn doch sehr mitgenommen. Ah, da sind wir bei den Herren. Professor Brenzal kennen sie ja.“ Dann wandte er sich an den neben dem Professor stehenden Mann: „Mister McDagon darf ich ihnen Dr. Frank Rudak vorstellen? Dr. Rudak arbeitet in der Kinderabteilung des Klinikums und - wie man munkelt - hat Dr. Schwenker ihn schon für die Forschungsabteilung vorgesehen.“

Frank gab dem kleinen Mann die Hand. McDagon mochte knapp ein Meter fünfundsechzig groß sein und musste zu Frank hinaufsehen. Das schlohweiße Haar trug er über der hohen Stirn nach hinten gekämmt, offensichtlich ließ es sich aber nicht richtig bändigen. Kalte braune Augen musterten Frank.

„Aha, Dr. Rudak.“ Der Mann sprach mit einem starken irischen Akzent. Dabei verzog er die schmalen Lippen zu einem spöttischen Lächeln. „Der Günstling von Dr. Schwenker. Nun, ich hoffe, Dr. Schwenker hat seine Auswahl wohl getroffen.“

Mit seinem dürren Zeigefinger tippte er nun Frank auf die Brust. „Strengen sie sich an, junger Mann. Strengen sie sich an.“

Schon wandte er sich wieder Professor Brenzal zu, nahm diesen am Arm und zog ihn zur Seite: „Haben sie mir ein Auge auf den jungen Mann, Herr Professor.“

Frank sah Dr. Grander fragend an, der lächelte und meinte nur: „Ja, ja. So ist er nun mal. Aber ein wichtiger Geldgeber...“ Grander legte Frank die Hand auf die Schulter. „Kommen sie, gehen wir zu den Frauen zurück. Die werden bestimmt schon auf uns warten ...“

Lydia blickte sich schon ungeduldig nach ihm um. Frank blickte bewundert zu seiner Frau und gestand sich ein, dass es doch eine gute Idee gewesen war, dieses rostrote Abendkleid anzuziehen. Sie sah darin hinreißend aus. Einerseits betonte es ihre Figur, andererseits ließ das Kleid mehr erahnen, als dass es zeigte. Frank beschloss, sich heute Abend nicht von ihr abweisen zu lassen.

„Wo wart ihr denn die ganze Zeit? Liebster, du darfst mich doch nicht einfach so lange alleine lassen!“ Lydia zog einen Schmollmund. Auch wenn es nicht zu ihrem Gesicht mit den hohen Wangenknochen passte - sie war einfach nicht der Typ für einen Schmollmund - so versuchte sie es doch immer wieder.

„Dr. Grander hat mir unseren Gönner vorgestellt. Ein Jeremie McDagon. Alter irischer Adel oder so etwas. Aber komm, wir schauen mal, ob wir etwas zu essen bekommen.“

Lydia hatte sich während der ganzen Rückfahrt eng an ihn geschmiegt. Jetzt, als er den Wagen vor dem Haus einparkte, musste er sich aber von ihr losmachen. „Schatz, bist du eingeschlafen? Wir sind da.“

Lydia murmelte etwas von leicht beschwipst und ließ ihre Hand über sein rechtes Bein nach oben gleiten.

„Wir sind schon da? Ich glaube, ich war ein wenig eingeschlafen.“ Sie gähnte herzhaft. Frank hatte Mühe den Wagen ohne Schaden einzuparken. Dann betraten sie Arm in Arm das Haus.

„Trinken wir noch eine Kleinigkeit? Oder soll ich dich gleich hier im Flur vernaschen?“ Frank ließ seine Hände über die schlanken Hüften seiner Frau gleiten. Das weiche, enganliegende Kleid steigerte noch seine Begierde. Leicht zog er das Kleid in die Höhe.

„Frank, ich bin müde. Trink du doch noch etwas und lass mich schon einmal ins Bett gehen. Morgen ist auch noch ein Tag.“

Lydia drehte sich aus seinen verlangenden Armen. Sie verstand es blendend, ihm in solchen Augenblicken einen kalten Wasserguss zu verpassen. Schon steuerte sie auf die Treppe zum oberen Stockwerk zu.

Frank seufzte resigniert. „Okay Schatz. Ich schau nur noch mal nach der Postkarte von Dr. Schwenker und komme dann auch gleich ins Bett.“

Lydia drehte sich auf der untersten Treppenstufe um. „Andererseits kannst du mir jetzt auch direkt folgen - wenn du möchtest.“ Langsam zog sie das Kleid hoch. Frank bewunderte wieder einmal ihre langen Beine. „Schau mal, ich trage kein Höschen...“

Er ließ sich nicht zweimal bitten. Im Schlafzimmer holte er seine Frau ein, die sich auf das Bett fallen ließ. Zum Ausziehen des Kleides kam es nicht mehr und als er endlich in sie eindrang, war die Postkarte von Dr. Schwenker längst vergessen.

Das RFID Komplott

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