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4. Die Briefmarke

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Der Klinikbetrieb nahm Dr. Frank Rudak stark in Anspruch. Er bekam zusätzliche Aufgaben mit der Erprobung neuer mobiler Defibrillatoren, so dass er Test über Test absolvieren und Bericht über Bericht schreiben musste. Besonders ärgerlich war, dass das Gerät, von dem er sich am meisten versprochen hatte, Störungen zeigte. So etwas bedeutete zusätzliche Schreibarbeit.

Außerdem musste er umgehend Professor Brenzal über seine Ergebnisse informieren, was auch wieder eine Menge wertvolle Zeit kosten würde.

Kam er abends müde nach Hause, so verwöhnte Lydia ihn allerdings in jeglicher Hinsicht und entschädigte ihn damit für den Stress in der Klinik.

Der folgende Tag brachte eine Überraschung für Dr. Rudak mit sich. Professor Brenzal ließ ihm höchstpersönlich eine Notiz zukommen, dass er bitte für das korrekte Rücksenden des fehlerhaften Defibrillators sorgen sollte. So packte Frank also an diesem Morgen alles zusammen und machte das Paket versandfertig. Normalerweise überließ er solche Arbeiten den Hilfskräften, aber wenn der Professor ihn schon persönlich anwies ...

Endlich machte er sich auf den Weg zur Poststelle. Dabei schob Frank vorsichtig einen Rollwagen vor sich her, auf dem er das Paket platziert hatte und schaffte es im letzten Moment, alles in den geöffneten Aufzug zu bugsieren. Fast waren beide Aufzugtüren schon geschlossen, da schob sich eine Hand dazwischen und beide Türen fuhren wieder auf. Grinsend betrat Dr. Grander den Aufzug.

„Guten Tag, Dr. Rudak. Nanu, sind sie zum Gepäckboten degradiert worden?“ Grander sprühte vor Lebenslust.

‚Für einen Tag mitten in der Woche ist der aber mächtig gut gelaunt‘, dachte Frank noch, als Dr. Grander ihn wieder ansprach: „Und etwas Neues von Dr. Schwenker gehört?“

„Nein, ich schätze, er ist immer noch in Urlaub.“

„Fehlt Dr. Schwenker denn nicht in ihrer Abteilung? Es ist doch etwas ungewöhnlich so kurzfristig Urlaub zu nehmen.“

„Sicher fehlt er. Wir sind ohnehin unterbesetzt, aber wenn Professor Brenzal entschieden hat, den Urlaub zu genehmigen ...“ Frank ließ den Satz unausgesprochen.

Grander plauderte munter weiter: „Hmm, meine Postkarte von Dr. Schwenker ist übrigens verschwunden. Hatte ich ihnen erzählt, dass ich auch eine Postkarte von Dr. Schwenker bekommen hatte?“

„Ja, das erzählten sie.“ Frank war heute nicht zu Smalltalk aufgelegt. Seine Arbeit stapelte sich, er durfte hier den Paketboten spielen und seine Gedanken kreisten um den defekten Defibrillator. Endlich hielt der Aufzug.

„Naja, dann noch alles Gute Herr Postbote - meine Etage, ich muss hier raus.“

Und weg war Dr. Grander. Frank fuhr noch eine Etage tiefer. Die Postkarte! Ja, die hatte er ganz vergessen. Gleich heute Abend wollte er danach schauen. Schließlich gingen ihm die Worte Dr. Schwenkers nicht aus dem Kopf: ‚Eines Tages werden sie vielleicht eine Postkarte von mir erhalten. Schenken sie der Briefmarke dann besondere Beachtung ...‘

Lydia kam ihm im Hausflur entgegen. Frank wunderte sich einmal mehr über das Verhalten seiner Frau. Nicht, dass Lydia je prüde gewesen wäre, aber in den ganzen Jahren, die sie sich kannten, hatte sie ihn noch niemals Abend für Abend in solch einem sexy Outfit begrüßt. Gestern ganz in Rot, trug sie heute blaue Strapse, einen blauen, dazu passenden, Spitzen BH, hauchdünne blaue Seidenstrümpfe und - wenn man das noch so bezeichnen durfte - ein blaues Spitzenhöschen.

Obwohl Frank anerkennen musste, dass da nicht mehr viel Höschen war.

„Hallo mein Schatz“, flötete sie. „ Deine brave Ehefrau hat schon auf dich gewartet. Champagner steht bereit. Komm, lass uns direkt nach oben gehen.“

Frank war im Nu auf der Treppe. Dieses Angebot konnte er sich doch nicht entgehen lassen. Lydia rekelte sich schon im Bett.

„Hier, Frank, trink erst einmal einen Schluck Champagner!“ Lydia reichte ihm das Glas.

Bevor er es an die Lippen setzte, musste er allerdings die in ihm brennende Frage loswerden: „Sag mal, Schatz, wo ist eigentlich die Postkarte von Dr. Schwenker?“ Bestimmt war das nicht die richtige Frage zu diesem Zeitpunkt, aber Frank hatte sich fest vorgenommen, heute seine Sinne nicht verwirren zu lassen.

Lydia sah ihn merkwürdig an. „Die Postkarte? - Ist das jetzt wichtig?“

„Nein, nicht wirklich. Nur interessieren würde es mich, denn die Karte, die Dr. Grander bekommen hatte, ist verschwunden.“ Und etwas kleinlaut, wie zur Entschuldigung setzte er hinzu: „Den habe ich heute nämlich zufällig im Aufzug getroffen.“

Lydia war aufgestanden und zog sich an. Jeans und Pullover. Mit ärgerlichem Gesichtsausdruck raunzte sie ihn an: „Also, du kannst auch jede schöne Stimmung zerstören! Die Karte habe ich weggeworfen. Ich wusste ja nicht, dass du so daran hängst!“ Ihre Stimme wurde gehässig. Jetzt war mit ihr bestimmt nicht mehr zu reden, geschweige denn ... Frank sah seine Frau an. Manchmal kam Lydia ihm schon unheimlich vor. Eben noch lieb und nett, konnte sie von einem Moment auf den anderen in diese bösartige Stimmung verfallen. In solchen Momenten war es immer besser, all das zu tun, was seine Frau vorgab. Jetzt nur keine Widerworte oder anderslautende Vorschläge.

„Ich fahr jetzt einkaufen - in die Stadt. Bis später.“

Weg war sie. Frank nippte an seinem Glas. Ja, das war ein Fehlschlag. Diese dumme Postkarte. Wie konnte er in solch einer Situation auch danach fragen!

Er hatte sie nicht gehört und erst als Lydia ihn von hinten ansprach und er sich den Kopf an der Spüle stieß, erkannte er schmerzhaft, dass sie ihn schon eine Weile beobachtet haben musste.

„Verdammt, Frank, was machst du denn da? Suchst du etwas zu essen? Das findest du immer noch im Kühlschrank, mein Freund!“ Anscheinend hatte sie sich während ihres Einkaufens nicht wirklich beruhigt. Oder jetzt wieder aufgeregt. Natürlich stellte der im Mülleimer wühlende Ehemann nicht den Wunschanblick einer Frau dar, aber Frank hatte ja seine guten Gründe. Nach reiflicher Überlegung war er zu dem Entschluss gelangt, die Postkarte zu suchen. Und jetzt, hier beim letzten von ihm durchwühlten Mülleimer, musste ihn Lydia ausgerechnet erwischen.

„Ich suche die verdammte Postkarte“, knurrte er und rieb sich die schmerzende Stelle am Kopf. „Du hast sie ja weggeworfen, aber wohin?“ - „Deine Postkarte muss dir ja sehr wichtig sein. Stimmt denn irgendetwas mit Dr. Schwenker nicht? Sag‘s mir, mein Lieber.“

Der Tonfall erinnerte Frank plötzlich an diesen unsympathischen McDagon, den er auf der Party letztens kennengelernt hatte. „Verdammt, Lydia, wo ist die Karte. Mach‘ es mir doch nicht so schwer!“

„Na, der Herr verlegt sich jetzt aufs fluchen! Verdammt, verdammt Lydia“, äffte sie ihn nach. „Aber damit du zufrieden bist: Ich habe die Karte zerrissen und draußen in den Mülleimer geworfen. Eine Suche erübrigt sich damit wohl. Und jetzt gute Nacht. Schlaf‘ doch diese Nacht mal auf der Couch. Und in Zukunft möchte ich von solchen Kinkerlitzchen nichts mehr hören!“

Frank hob den Zeigefinger: „Kinkerlitzchen“

„Was?“

„Kinkerlitzchen, es heißt Kinkerlitzchen.“

Wutschnaubend verließ Lydia die Küche. Verdammt, was war bloß in die Frau gefahren? Warum spielte die Postkarte eine so große Rolle, dass Lydia sich jetzt so aufführte? Frank konnte sich keinen Reim darauf machen. Sicher, Lydia war oft aufbrausend, teilweise unberechenbar und auch rechthaberisch. Aber das hatte er immer auf ihr osteuropäisches Temperament geschoben.

Dr. Frank Rudak wachte wie gerädert auf. Eine Nacht auf der Couch war wirklich nicht das Wahre. Er musste mit Lydia wieder ins Reine kommen. Allein schon, um seinen Platz im Bett zurückzuerhalten. Mit steifen Gelenken schlurfte er die Treppe zum Schlafzimmer hoch. Aber Lydia war nicht da. War sie schon aufgestanden und machte Frühstück? Er hatte sie doch gar nicht gehört. Frank machte kehrt und schlich in die Küche. Aber auch hier keine Lydia. Dann suchte er sie im Wintergarten. Nichts. Lydia hatte wohl das Haus verlassen. Keine Nachricht, nichts. Frank sah auf die Uhr. Verd... - nein, kein Fluchen mehr. Es wurde Zeit zur Arbeit zu fahren. Er würde heute ohnehin zu spät kommen. Lydia ging ihm nicht aus dem Kopf.

Im Ärztezimmer rasierte er sich noch schnell und machte sich ein wenig frisch. Schon nahm ihn der Tagesablauf wieder voll in Anspruch. Die Probleme mit Lydia gerieten in den Hintergrund. Das ließe sich doch bestimmt heute Abend klären.

Aber Dr. Frank Rudak war unruhig. Irgendetwas stimmte nicht. Sein Unterbewusstsein ließ ihm keine Ruhe, immer wieder kreisten seine Gedanken um die Postkarte. Frank beschloss in der Mittagspause ein paar Worte mit Dr. Grander zu wechseln. Was hatte noch genau auf dessen Postkarte gestanden?

Aber aus seiner Mittagspause wurde nichts. Ein Notfall nahm sie alle in Beschlag. Bis zum Abend fand Frank keine Zeit für andere Gedanken, als die an seine Arbeit. Dafür ließ ihn der Zufall mit Dr. Grander im Parkhaus zusammentreffen. „Dr. Grander, welch seltener Zufall!“

„Hallo, Dr. Rudak. Wie geht es denn so? Was machen die Kinderchen auf ihrer Station?“

„Alles bestens. Ich wollte mit ihnen noch einmal über die Postkarte von Dr. Schwenker sprechen.“

„Ja, die Karte ist verschwunden. Ich hatte sie in der Küche zu meiner übrigen Post gelegt. Plötzlich war sie nicht mehr da.“

„Hmm, können sie sich erinnern, was genau auf der Karte stand? Wissen sie noch den genauen Wortlaut?“

„Dr. Rudak, ich habe zwar ein hervorragendes Gedächtnis, aber an solche Kleinigkeiten kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Ich solle sie grüßen. Das war soweit eigentlich alles. Ein wenig merkwürdig, nicht?“

„Ja, ein wenig merkwürdig ist es schon.“ Frank wollte Dr. Grander von Lydias Verhalten erzählen, unterließ es dann aber doch. „Naja, dann einen schönen Abend, Dr. Grander. Man sieht sich.“ Frank wandte sich ab.

„Bis dann, Dr. Rudak. Gut, dass ich wenigstens die Briefmarke verwahrt habe.“ Dr. Grander ging weiter.

Frank blieb mitten im Schritt wie versteinert stehen. Dann drehte er sich blitzschnell um und jagte hinter Grander her. „Dr. Grander. Moment mal.“ Keuchend holte er Grander ein. Verdammt, ein wenig Sport könnte ihm auch nicht schaden. Er war zu bequem geworden. Schon so kleine Sprints strengten ihn viel zu sehr an. Dabei predigte er seinen Patienten immer, mehr Sport zu treiben. „Können sie das noch einmal wiederholen?“

„Bis dann, habe ich gesagt.“

„Nein, das danach.“

„Sie meinen, dass ich die Briefmarke verwahrt habe? Nun, ich bin passionierter Briefmarkensammler und diese Marke ist etwas außergewöhnlich. Normalerweise genügt die holländische 29 Cent Marke für eine Postkarte. Aber Dr. Schwenker hatte wohl keine andere Marke zur Hand, so dass er eine 39 plus 19 Cent Sondermarke aus der Serie ‚Voor het kind‘ benutzte. Kam mir für meine Sammlung gerade recht.“

Frank sah Dr. Grander an. „Würden sie mir die Marke zeigen, Dr. Grander?“ - „Natürlich, gerne.“

Frank sah Grander die Freude darüber an, dass sich jemand für sein Hobby interessierte.

„Ich zeige ihnen meine Sammlung gerne. Sagen wir am Wochenende?“ Dann überlegte er kurz und korrigierte sich: „Ach nein, ich kann ja erst wieder in zwei Wochen. Lassen sie uns doch den Termin direkt festmachen, sonst kommt wieder etwas dazwischen!“

Frank schüttelte den Kopf. „Nein, nicht in zwei Wochen. Jetzt direkt. Ich fahre mit ihnen nach Hause und sie zeigen mir die Marke. Ich fahre direkt hinter ihnen her.“ Grander blickte seinen Kollegen verwundert an. „Jetzt direkt? Hören sie, ich habe - und ich nehme an, sie auch - einen anstrengenden Dienst hinter mir. Duschen, etwas essen und den Abend gemütlich ausklingen lassen, das sind meine Pläne für heute. Wir können uns doch in vierzehn Tagen die Sammlung in aller Ruhe anschauen.“ Frank ließ nicht locker. Er selbst wusste nicht warum, aber plötzlich erschien ihm die Marke enorm wichtig.

„Nein, Dr. Grander. Mir liegt viel daran, die Briefmarke heute noch zu sehen. Gerne schaue ich mir einmal ihre Sammlung an, aber heute muss ich diese eine Marke von der Postkarte Dr. Schwenkers sehen. Nur einen Blick! Ich werde sie auch nicht aufhalten oder stören und danach sofort verlassen.“

„Na, anscheinend liegt ihnen aber eine Menge an dieser Marke. Ist aber auch ein außergewöhnlich schönes Stück. Gut, dann fahren sie hinter mir her. Sie wissen doch noch, wo ich wohne?“

Frank reichte Dr. Grander dankbar die Hand. „Sie haben mir sehr geholfen.“

„Nun warten sie erst einmal ab, noch habe ich ihnen ja nicht geholfen, Dr. Rudak.“ Grander kam das Verhalten doch ein wenig merkwürdig vor. Ja spielten denn alle in Bezug auf diese dämliche Postkarte verrückt? Selbst Professor Brenzal hatte ihn letztens noch quasi ‚ausgequetscht‘ und alle möglichen Fragen zu dieser Postkarte gestellt.

Frank blieb immer dicht hinter Dr. Grander und achtete darauf, ihn auch ja nicht aus den Augen zu verlieren. Er kannte zwar die Adresse des Kollegen, würde aber den Weg zu dessen Haus nicht so ohne weiteres finden. Schließlich parkte er seinen Wagen direkt vor der Garage Dr. Granders.

Lächelnd öffnete Granders Frau die Haustür. „Besuch Liebster? Ist das nicht Dr. Rudak? Wir kennen uns von unserer kleinen Feier her. Kommen sie doch herein. Gibt es einen besonderen Grund für ihren Besuch?“ Granders Frau spielte die perfekte Gastgeberin.

„Dr. Rudak möchte sich nur kurz meine Briefmarkensammlung ansehen, Schatz.“ Grander hauchte seiner Frau einen Kuss auf die Wange. „Warte bitte noch ein paar Minuten mit dem Essen auf mich. Dr. Rudak wird nicht lange bleiben.“

Grander ließ sich durchaus anmerken, dass ihm dieser abendliche Überfall nicht passte: „Kommen sie, Dr. Rudak, gehen wir in mein Arbeitszimmer und bringen die Sache hinter uns.“

Der Raum war mit Büchern vollgestopft. Auf dem riesigen Schreibtisch, der eindeutig das Zimmer dominierte, stand ein älterer Computer, dem man ansah, dass er kaum benutzt wurde. Dr. Grander war offensichtlich kein großer Freund moderner Technik.

„Hier Dr. Rudak.“

Grander zog ein Briefmarkenalbum aus dem Regal.

Plötzlich erklang hinter ihnen die Stimme von Granders Frau: „Kann ich den Herren denn etwas zu trinken bringen?“

Frank hatte die Frau nicht kommen hören. Jetzt blickte sie neugierig auf das Album.

„Wollen sie sich bestimmte Marken ansehen, Dr. Rudak?“

Bevor Grander noch antworten konnte, erklärte Frank hastig: „Nein, gnädige Frau, keine bestimmten Marken. Nur einmal schauen ...“ Das klang jetzt nicht nur etwas lahm, sondern äußerst ablenkend.

Granders Frau schaute ihn ein wenig merkwürdig von der Seite an. Doch Grander erlaubte jetzt keine Störung: „Lass uns doch jetzt bitte alleine, Schatz. Und schließe die Tür hinter dir.“ Das war eindeutig eine Abfuhr. Ohne ein Wort verließ die Frau den Raum. Grander ging zur Tür und schloss sie sorgfältig.

„So, Dr. Rudak. Hier sind meine holländischen Marken. Diese hier ist von 1939, einde...“

Frank unterbrach den Redefluss: „Doktor Grander, bitte nur die Marke von Schwenkers Postkarte. Desto schneller sind sie mich dann auch wieder los.“

Grander blätterte missmutig in dem Album.

„Gut, hier Dr. Rudak, hier ist die Marke. Ist es nicht ein besonders schönes Stück?“ Er gab Frank etwas Zeit die Marke zu betrachten.

„Wie vorhin schon erwähnt, das ist eine Sondermarke aus der Serie ‚Voor het kind‘, gesunde Ernährung und Sport.“

Frank interessierte das recht wenig. Die Marke stellte eine gewichthebende Erdbeere dar. Weder besonders originell, noch interessant. Aber Frank war ja auch kein Philatelist. Dunkel erinnerte er sich aber, dass auf seiner Postkarte eine Zitrone oder etwas Ähnliches auf der Marke dargestellt gewesen war.

Jetzt galt es eine Möglichkeit zu finden, die Briefmarke ungestört zu untersuchen: „Dr. Grander, hätten sie vielleicht ein Glas Wasser für mich? Ich schaue mir inzwischen die Marke genau an.“

Grander murrte etwas, das Frank nicht verstehen konnte. Bestimmt dachte er an sein wartendes Abendessen.

„Gut, ein Glas Wasser. Aber dann verschwinden sie wieder.“ Er zog die Tür auf und rief halb erschrocken und überrascht aus: „Schatz, was machst du denn hier?“

Granders Frau stand vor der Tür. „Ich wollte nur fragen, ob ihr noch lange braucht, das Essen wird kalt werden.“

„Nein, wir brauchen nicht mehr lange. Würdest du Dr. Rudak bitte ein Glas Wasser holen?“ Grander gesellte sich wieder zu ihm. „Wasser kommt sofort.“ Er wollte das Album wieder zuklappen. „Genug gesehen?“

Granders Frau brachte das Glas. Wieder versuchte sie einen Blick auf das Album zu erhaschen: „Was schaut ihr euch denn da an? Eine bestimmte Briefmarke?“

Dr. Grander gab seiner Frau unwillig Auskunft. „Das ist die Marke von der Postkarte Dr. Schwenkers. Ein besonders schönes Stück. Aus einer Serie von sechs Marken. Eine Melone, die Fußball spie...“

„Ich dachte, die Postkarte sei verschwunden.“ Granders Frau unterbrach ihn einfach. Sie kannte wohl schon die Vorträge ihres Mannes und würgte diese im Vorfeld ab. Allerdings zeigte ihr Gesichtsausdruck Verwirrung. Grander sah sich genötigt, eine Erklärung abzugeben: „Ja, die Karte ist auch verschwunden, nur hatte ich die Marke vorher abgelöst. Außerdem möchte Dr. Rudak jetzt bestimmt gehen.“ Diese Worte richtete er mehr an Frank und sah ihn auffordernd an.

Der drehte sich mit Schwung zu den Eheleuten und stieß wie zufällig dabei das Glas um. Wasser ergoss sich über den Tisch und auf den Boden. „Oh, wie ungeschickt. Warten sie, ich habe ein Taschentuch, ich wi...“

„Nein lassen sie, ich hole einen Lappen.“ Granders Frau stob davon.

Frank drückte Dr. Grander das Taschentuch in die Hand. „Wischen sie da unten.“ Während Grander sich bückte, schaute Dr. Rudak nach der Briefmarke. Er würde nur wenige Sekunden Zeit haben ... Vorsichtig zog er die Marke aus dem Album. Dann betrachtete er die Rückseite. Zuerst sah er gar nichts. Dann aber, beim zweiten Hinsehen, erkannte er, dass ein winziger Computerchip auf der Rückseite klebte. Wer nicht gezielt danach suchen würde, könnte ihn kaum entdecken. Frank blickte auf Dr. Grander, der fleißig das Wasser unter dem Tisch aufwischte.

Rasch löste er mit spitzen Fingern den Chip von der Briefmarke und schob die Marke zurück in das Album. Keine Sekunde zu früh, denn gerade betrat Frau Grander wieder den Raum. Missbilligend sah sie auf Dr. Rudak. „Wie kann man nur so ungeschickt sein!“ Mit raschen Bewegungen wischte sie den Tisch ab. Dann wandte sie sich an ihren Mann: „Liebster, komm lass das. Ich mache gleich unter dem Tisch sauber. Vielleicht möchte Dr. Rudak jetzt endlich wirklich gehen? Begleite ihn doch hinaus!“

Frank sah sich schneller hinauskomplimentiert, als er dachte. Einen Freund hatte er heute bestimmt nicht gewonnen. Vorsichtig fühlte er den Chip zwischen seinen Fingern. Dann verstaute er ihn sorgsam in seiner Brieftasche. Was mochte es so Wichtiges in Zusammenhang mit diesem Chip geben? Dr. Frank Rudak konnte sich keinen Reim darauf machen. Dr. Schwenker der große Geheimniskrämer! Nun, hoffentlich würde er die Chipkarte, die ihm Schwenker vor einem Jahr gab, noch finden. Wo hatte er sie gleich noch hingelegt? Grübelnd fuhr Frank nach Hause.

Das RFID Komplott

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