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Juli 1985

Es war ein warmer Sommertag, hunderte Menschen bevölkerten die Heidelberger Fußgängerzone. Vanessa und Maria saßen auf einer der grünen Drahtbänke, die seit Neustem überall in der Stadt aufgestellt waren, und rauchten.

Vanessa hatte im Kaufhaus ein schwarzes Kleid gesehen, das sie unbedingt haben musste. Leider sagte ihr Kontostand etwas anderes.

„Ich kann dir die hundert Mark leihen, aber ich brauch sie zurück“, sagte Maria, um gleich darauf unter ihrer vor Freude jubelnden Freundin begraben zu werden. „Okay, aber dann müssen wir uns beeilen, die Bank macht um zwölf Uhr zu“, erklärte Maria lachend, als sie sich unter Vanessa herausgewunden hatte.

Wenige Meter vor der Glastür der Bank eilten drei Männer in langen Mänteln an ihnen vorbei. Der Letzte wollte gerade die Tür zumachen, Vanessa konnte ihn gerade noch daran hindern.

„Halt, wir müssen auch noch rein“, rief sie.

Was nun passierte, konnte Maria nicht sehen. Der Knall war ohrenbetäubend, dann sank ihre Freundin zu Boden. Das Shirt des Mädchens färbte sich rot, dann zog der Typ die Tür zu. Die Menschen um sie herum rannten in alle Richtungen. Maria bekam davon kaum was davon mit, sie kniete sich zu Vanessa.

An diesem Montag waren zwei Kassierer ausgefallen und so war ein Mitarbeiter aus Mannheim gekommen. Der Anführer der Räuber konnte sich nicht an den pickligen Jungen mit der lächerlichen Brille auf der Nase erinnern, der hingegen wusste genau, wer da maskiert vor ihm stand. In der Grundschule war er mit einem der Räuber in dieselbe Klasse gegangen. Der jedoch konnte sich wohl nicht erinnern, wen er in der Pause zum Spaß verprügelt hatte, aber der Bankangestellte wusste ganz genau, auf wen seine zerbrochenen Brillen aus dieser Zeit gingen.

Die drei waren kaum aus der Bank geflohen, da kannte die Polizei schon den Namen des Anführers der Gruppe.

Vielleicht hätten die drei eine Chance gehabt, unbehelligt zu entkommen, hätte da nicht ein schwer verletztes Mädchen vor dem Eingang der Bank gelegen. Außerdem waren gut ein Dutzend Anrufe bei der Polizei eingegangen, dass vor der Sparkasse geschossen worden war. So kam es, dass das Gebäude rasch umstellt war und die Verbrecher bei ihrer Flucht aus dem Gebäude sofort unter Beschuss gerieten. Sie rannten in Richtung der Heiliggeistkirche und schafften es, in das Gotteshaus zu fliehen.

Die Polizei war einfach zu schnell für die drei und schon zu diesem Zeitpunkt war die Altstadt abgeriegelt, alle Brücken gesperrt und der Bahnhof geschlossen.

Um 13 Uhr stürmte die Polizei die Heiliggeistkirche und im Feuergefecht starben zwei der Räuber. Karl Schulz jedoch, der Boss der Bande, war spurlos verschwunden. Es war ein Rätsel, das noch geheimnisvoller wurde, als Karl auf der anderen Neckarseite mit seinen Käfer von der Polizei gestoppt wurde und sich – obwohl bis unter die Zähne bewaffnet – von einem 60-jährigen Streifenpolizisten widerstandslos festnehmen ließ.

Wo das Geld abgeblieben war, blieb ungeklärt, wie auch die Frage, wie Karl Schulz es über den Fluss geschafft hatte. Der Beamte, der den Käfer in Ziegelhausen angehalten hatte, gab an, dass er den Eindruck hatte, Herr Schulz habe es drauf angelegt, gefasst zu werden.

Schulz wurde zu zwölf Jahren verurteilt. Er saß regungslos die ganzen vier Prozesstage neben seinem Pflichtverteidiger und sagte kein einziges Wort.

Marie

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