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Januar 1988

Fast drei Jahre hatte Professor Bauer gekämpft und mit den wichtigsten Museen in Europa verhandelt, aber heute war es soweit, die größte Ausstellung über Florenz im Mittelalter, die es je in Deutschland gegeben hatte, wurde eröffnet. Das wurde sie nicht irgendwo in der Bundesrepublik, nein, in seiner Heimatstadt, dort, wo er seinen Lehrstuhl hatte, in Heidelberg.

Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er im Februar 1985 in Florenz gewesen war, die wichtigste Reise seiner beruflichen Laufbahn. Damals war er sehr nervös gewesen und hatte viel zu viel geraucht.

Sein Erste-Klasse-Flug war pünktlich auf dem winzigen Flughafen gelandet. Gerne erinnerte er sich an den Landeanflug durch die sanften, grasbewachsenen und zum Teil bewaldeten Hügel der Toskana. Der Flug in nur sehr geringer Höhe über Florenz gehörte zu dem Schönsten, was er in seinem nicht gerade kurzen oder ereignisarmen Leben gesehen hatte.

Es war Februar gewesen, doch die Bäume waren grün, das Thermometer zeigte angenehme 20 Grad und die Sonne stand am wolkenlosen Himmel. So ungefähr stellte sich Alfred das Paradies vor. Kein Wunder, dass es die mächtigsten, die talentiertesten Personen des Mittelalters genau hierher gezogen hatte.

Der Professor hatte ein Zimmer in einem Fünfsternehotel inmitten der Altstadt gehabt, direkt am Ufer des Arno. Das Zimmer war an Prunk und Luxus nicht zu überbieten: Kronleuchter, rote Samtvorhänge, Perserteppiche; bis hin zu den Gemälden an den Wänden war hier alles vom Feinsten. Der Zimmer-Butler hatte seine Kleidung vom Koffer in den begehbaren Kleiderschrank geräumt.

An diesem Abend hatte er Luca Skalletti getroffen, den Kurator der Villa Medici. Eine Begegnung, die sein Leben verändert hatte. Das Wichtigste war schon von ihren Assistenten ausgehandelt und besprochen worden, doch der Professor fand an diesem Abend einen Seelenverwandten, einen Freund.

Seit Wochen schon wurde die Heiliggeistkirche, der Ort der Ausstellung und selbst Motiv einer Zeichnung eines wenig bekannten Verwandten der Medici, zu einer Festung umgebaut. Die Ausstellung galt mit ihren unbezahlbaren Werken von Dante Alighieri, Leonardo da Vinci und den Medici als nicht versicherbar. Die größte deutsche Versicherung hatte schriftlich und nicht ohne Sarkasmus auf seine Anfrage geantwortet, dass sie vielleicht ein Haus gegen Hochwasser im Überflutungsraum eines Flusses abschließen würden, zumindest könnte man mit ihnen über dieses Ansinnen reden, über sein konkretes Problem jedoch keinesfalls.

Die Auflagen, welche die anderen Versicherungen forderten, waren nicht erfüllbar, unter anderem bewaffnete Wachen rund um die Uhr, und auch die Anforderungen an den Ausstellungsraum waren in einer Kirche nicht umzusetzen. Letztlich konnte Alfred doch den Deckungsschutz sicherstellen und war daher besonders stolz auf seinen Deal mit einer lokalen Versicherung.

Marie

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