Читать книгу Hugo Wietholz – ein Diakon des Rauhen Hauses – Autobiographie - Jürgen Ruszkowski - Страница 7

Hitlers Machtergreifung

Оглавление

Am politischen Himmel standen die Zeichen auf Sturm. Hitler hatte mit seiner Partei die Mehrheit im Reichstag gewonnen. Das deutsche Volk wollte mit aller Macht aus der Krise heraus. Hitler versprach Arbeit und Brot und Schluss mit dem Gezänk der Parteien. Das Volk hörte diese Klänge gern und hatte zum Teil keine Ahnung, was dahinter steckte, aber viele glaubten ihm. Einmal waren es die Deutschnationalen, die in ihren Verbänden in Hitler ihren Mann sahen und dann die alten Offiziere, die von einer neuen Wehrmacht träumten. Das Großkapital wiederum sah eine Chance, wieder zu großem Gewinn zu kommen. Noch war das große Heer der Arbeitslosen da, die nicht mehr an die Parolen ihrer alten Parteien glaubten, man wollte aus der Not heraus und griff zum Parteiprogramm der Nazis.

So kam der 30. Januar 1933, an dem Hitler mit dem Willen des Volkes Reichskanzler und dann von Hindenburg in der Garnisonskirche feierlich vereidigt wurde. Als der Volksverdreher erst die Macht hatte, konnte er schalten und walten, wie er wollte. Seine Nebenbuhler stellte er kalt oder ließ sie ohne Gerichtsurteil umbringen. Dabei denke ich an die Rhön-Affäre. Die SA wollte die erste Geige spielen, doch Hitler und die SS waren dagegen, und so starben Rhön und seine Männer, über Nacht umgebracht von der SS.

Inzwischen hatte ich einen Vikar mit Namen Schmid kennen gelernt. In seinem Freundeskreis diskutierten wir die jetzt in Gang gesetzten Verordnungen. Im März kam schon das Gesetz heraus, das die Hitler-Jugend zur Staatsjugend machte. Dazu gab es ein Gesetzblatt, das regelte, welche Jugend sich noch öffentlich zeigen durfte. Vieles wurde verboten oder aufgelöst. Parteien gab es bald nicht mehr. Wir sahen in Hitler den großen Elektriker, der alles gleichschaltete, ausschaltete, umpolte und isolierte. Wenn mehr Menschen Hitlers „Mein Kampf“ richtig gelesen hätten, hätte man gewusst, wohin der Karren läuft.

Als es mit der Eingliederung der Verbände begann, tauchten bei uns einige Führer der bündischen Jugend auf und wollten ihr Fell retten. Aber weil bei uns die Bibel im Mittelpunkt stand, zogen sie bald wieder ab. Später übernahmen diese Leute bei der Hitlerjugend Führerposten und meinten, den Laden unterwandern zu können, doch daraus wurde nichts.

Hitler spielte eine neue Trumpfkarte aus, er trat aus dem Völkerbund aus und führte die allgemeine Wehrpflicht ein. So waren viele junge Leute von der Straße, andere mussten zum Arbeitsdienst. Noch einen Trumpf hatte er, er ließ Autobahnen bauen und siehe da, die Erwerbslosenzahlen schrumpften.

Hugo Wietholz – ein Diakon des Rauhen Hauses – Autobiographie

Подняться наверх