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Bau eines eigenen Hauses für mich

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Arakalulk versprach mir, Leute zu suchen, um mir das Haus bauen zu helfen und nachher als Diener, wie ich wähnte, gegen eine angemessene Bezahlung bei mir bleiben zu wollen. Als ich dann später dies Johnson mit­teilte, wurde er böse und meinte, ich hätte ihm mehr Ver­trauen zeigen sollen; er sei gerade gekommen, mir an­zuzeigen, dass auch er einen Diener, Namens Asmal­dra, für mich engagiert und auch bereits mit einem Clöb­bergöll unterhandelt habe wegen des möglichst billigen Baues meines Hauses. Eine große Schwierigkeit sei freilich dabei zu überwinden, es gelte nämlich den Wi­derwillen der Leute gegen den Bau eines Wohnhauses, welches nicht im einheimischen Stil aufgeführt werden solle, zu besiegen; es dürfte dies leicht zu einigen Strei­tigkeiten Anlass geben und würde jedenfalls den Bau sehr verteuern. Ich erklärte mich mit allen seinen Be­merkungen einverstanden und bat ihn nur etwas mehr Feuer in die Leute zu bringen, damit ich doch endlich einmal die Arbeiten beginnen könne, um derentwillen ich hergekommen sei; und ich sei gern bereit, neben Araka­lulk auch noch Asmaldra in meinen Dienst zu nehmen.

Endlich am siebenten Tage nach unserer Ankunft soll­te der Hausbau beginnen, dessen Leitung Johnson und Arakalulk übernommen hatten. Ich hatte mir in der Nähe von Auru hart am Meere und gegen den östlichen Wind durch eine steil ansteigende Trachytklippe geschützt ei­nen Platz ausgesucht, welcher Krei gehörte und den ich ihm mit etwas Reis abkaufte. Der Platz hieß Tabatteldil, und im offiziellen Leben, z. B. bei den fürstlichen Festen, wurde ich nun nicht mehr Doktor – wie sie mich sonst immer anredeten, sondern „Era Tabatteldil“ genannt, „der Herr von und auf Tabatteldil“. Die Leute fingen wirk­lich, wie sie versprochen hatten, am 1. April – ich dachte nicht an das böse Omen – zu bauen an. Natürlich wurde das Haus nur in leichtester Weise konstruiert. In der Mit­te sollte sich die Empfangshalle befinden, an der einen Seite mein Schlafzimmer, an der andern mein Arbeits­raum, der mir zugleich zum vorläufigen Aufbewahren meiner Sammlungen dienen musste. Nur in den Ecken der Zimmer standen fest im Boden eingegraben, stärke­re Pfähle, der schwankende, 3 Fuß über der Erde be­findliche Fußboden aus Bambusgeflecht wurde durch kleine Stützpfeiler verstärkt, und auch die Wände des Hauses und der Zimmer, die Tische und mein etwas er­höhtes Bett wurden aus gespaltenen Bambusleisten ge­flochten. Das Dach selbst, mit Pandanussblättern nach einheimischer Sitte gedeckt, erhob sich in Giebelform auf den etwa 7 Fuß hohen Wänden. in welchen mehrere mit einer Klappe verschließbare Fenster angebracht wur­den in der richtigen Höhe für den einzigen Tisch, den ich mir aus Manila zu meinen zootomischen Arbeiten mitge­bracht hatte. Eine kleine vom Hause etwas entfernt ste­hende Hütte war die Küche, in welcher Alejandro sein Wesen treiben sollte.

Das war nun freilich ein ganz anderes Haus, als je zu­vor meine neuen Freunde hatten bauen müssen. Ihre gewöhnlichen Familienwohnungen – in denen sich je­doch nachts immer nur die Weiber und kleinsten Kinder befanden – waren auf niedrigen Steinen angebracht, so­dass der aus Bambus geflochtene Fußboden sich kaum einen halben Fuß über die Erde erhob; viereckig, etwa 25 bis 40 Fuß lang bei 12 bis 14 Fuß Tiefe, ohne irgend­eine Abteilung im Innern, worin sich auch die ganz im Fußboden angebrachte Feuerstelle befand; mit höchs­tens 4 Fuß hohen geflochtenen Wänden, in welchen Öff­nungen von gleicher Höhe als Türen und Fenster zu­gleich dienen mussten; mit sehr hohem, spitzem und an den beiden schmalen Seiten des Hauses stark nach oben überhängendem Giebeldach, dessen Firste der Längsrichtung des Hauses parallel lief – so boten mir ihre einheimischen Wohnungen weder genügende Höhe zum Aufstellen eines Tisches noch hinreichendes Licht zum Mikroskopieren. Auch der Rauch, welcher von Manneshöhe an beginnend das ganze Dach inwendig geschwärzt hatte, würde mir ein großes Hindernis für meine Arbeiten geworden sein. Da ich sicher auf 3 bis 4 Monate Aufenthalt an diesem Orte rechnen konnte, infolge des auszubessernden Lecks am Schiffe –, so musste ich vor allem mir ein Haus nach meiner Bequemlichkeit zu bauen versuchen. Im Anfange waren die Leute – etwa 40 an der Zahl – sehr eifrig, da das Ungewohnte der Arbeit sie ergötzte; aber bald wurden sie lässig. Zwar benahmen sie sich während des Baues insofern liebenswürdig, als sie, ohne große Schwierigkeiten zu machen, meinen Hausplan ausführten; aber sie taten dies in so eilfertiger und oberflächlicher Weise, dass ich gezwungen war, die Leute gleich am Tage meines Einzugs – am 10. April – neu zu verpflichten, um alle die notwendigen Verbesserungen vornehmen zu lassen. Nun waren sie womöglich noch unachtsamer, folgten meinen Anordnungen nicht, behaupteten sie bauten ihre eigenen Häuser auch so und die hielten ganz gut; wenn auch das Dach zunächst ein wenig den Regen durchlassen würde, so müsse sich das bald geben – kurz, sie taten, was sie wollten. Am dritten Tage nachher verlor ich endlich die Geduld, ich riss eigenhändig, unterstützt von Alejandro einen Teil des Daches ein, das sie nicht nach meinen Angaben hatten reparieren wollen. Dies und die Äußerung, dass ich nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollte, jagte sie alle aus dem Hause, und als ich nun mit den zwei von mir angenommenen Dienern selbst Hand anlegen wollte, verweigerten diese ihre Hilfe. Sie gaben vor, es würde ihnen, wenn sie es zu tun wagten, vom Clöbbergöll all ihr Geld genommen und ihre Häuser in Brand gesteckt werden, da er ein Veto auf die Vollendung des Hauses gelegt habe. Nun war guter Rat teuer; denn das Dach so wenig wie die Wände des Hauses hielten dicht. Johnson, der wohl in Auru schon davon gehört haben mochte, kam dann, schwatzte ganz entsetzlich viel, brachte aber auch am nächsten Tage nichts in Ordnung; und als ich nun selbständig auftretend nach 1½tägigem Unterhandeln den Clöbbergöll durch das Versprechen einer Flinte bewog, die Fortführung des Baues zu übernehmen – da sagte mir Johnson fast beleidigt scheinend, er hätte dies auch wohl ohne die Aufopferung meiner Flinte zu Stande bringen können. Zwei Tage später hatte ich dann das Haus wenigstens notdürftig bewohnbar, obgleich die beständig notwendigen Ausbesserungsarbeiten meine Diener und oft auch mich selbst bis zum 25. April in Arbeit erhielten.

Dabei war mein Haus beständig voll von Besuchern, und da dies meistens Rupacks von fremden Ortschaften waren, die in Begleitung von Krei oder Mad kamen, um sich den ein so wunderbares Haus bauenden Era Tabat­teldil anzusehen, so verlor ich fast meine ganze Zeit. Ich hatte, solange ich im Dorfe lebte, natürlich alle Tage in der Unterhaltung mit ihnen zugebracht, nach einheimi­scher Sitte essend, plaudernd und schlafend; und die guten Leute glaubten ohne Zweifel dass ich in meinem Hause ein gleiches Leben fortführen würde. Zuerst hatte ich meine Pflichten als Wirt durchaus getreu geübt; aber ich argwöhnte bald, dass gar manche dieser Rupacks so oft kamen, weil ihnen mein Reis und Wein und Zigarren gar so gut schmeckten. Namentlich Mad schien meinen Wein sehr zu lieben, sodass ich besorgte, er möge nicht lange genug aushalten. Ich maß ihm deshalb bald die Rationen etwas kärglicher zu; und da ich zugleich auch gegen die andern Rupacks, namentlich gegen die frem­den, etwas förmlicher und weniger freigebig mit Ge­schenken wurde, so nahmen allmählich die vornehmen Besuche etwas ab, sodass ich endlich am 27. April hin­reichende Ruhe in meinem Hause hatte, um meine Ar­beiten beginnen zu können.

Dr. Karl Semper und seine Studien auf den Palau-Inseln im Sillen Ozean

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