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Alfred Tetens

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Alfred Tetens, am 1.07.1835 in Wilster als Spröss­ling Nummer Sieben eines in dänischen Diensten ste­henden Justizrates und Senators geboren, fuhr als Schiffsjunge, Matrose, Steuermann und Kapitän in briti­schen, dänischen, peruanischen, bremischen und ham­burgischen Diensten jahrelang weltweit auf Segelschif­fen zur See, ‚entdeckte’ und erschloss in den 1860er Jahren etliche pazifische Inselgruppen im Auftrage des „Königs der Südsee“, des Hamburger Handelshauses J. C. Godeffroy & Sohn für den Handel mit Deutschland und bekleidete später das Amt des Wasserschouts ‚ei­nes hohen Senats’ der Freien und Hansestadt Hamburg. Er war 1891 auch Mitbegründer der noch heute für See­leute aus aller Welt gemeinnützig arbeitenden Deut­schen Seemannsmission in Hamburg R.V.


Der bei uns in Vergessenheit geratene Name des Kapitäns Alfred Tetens taucht heute noch in mehreren englischsprachigen Internetseiten und auch in einer spa­nischen im Zusammenhang mit der Geschichte der mi­kronesischen Inselwelt auf:

www.micsem.org/pubs/articles/historical/bcomber/sources.htm

In seinen 1889 in Hamburg beim Verlag G. W. Niemeyer Nachfolger (G. Wolfhagen) erschienenen und von S. Steinberg bearbeiteten „Erinnerungen aus dem Leben eines Capitäns – Vom Schiffsjungen zum Wasser­schout“, die ich zufällig in einem antiquarischen Floh­markt-Bücherkarton fand und die es im Handel nicht mehr gibt, habe ich als der Herausgeber dieser mariti­men gelben Buchreihe den Band 4e

(unter ISBN 978-3-7467-8730-5 – unter dem Titel Weltweit unter Se­geln um 1850-70 – bei Amazon unter ISBN 978-1515096061 ­– auch als eBook im ePub- und Kindle-Format

unter ISBN 978-3-7380-3510-0) gestaltet.



Hier die entscheidende Passage aus Band 4:

„Mit wem habe ich die Ehre?“, fragte der Fremde höf­lich. – „Mein Name ist Tetens, ich bin Führer der „ACIS“ und Teilhaber des Kapitäns Cheyne.“ – „Sehr erfreut, Herr Tetens, ich bin Dr. Semper. – „Darf ich mir eine Frage gestatten, Herr Doktor?“ – „Bitte sehr.“ – „Sind Sie Engländer?“ – „Nein, nein, ich bin Deutscher.“

Bis jetzt war die Unterhaltung in englischer Sprache geführt, als ich nun aber deutsch antwortete und meine holsteinische Heimat nannte, da sprang Dr. Semper freudig erregt empor. „Das ist ja famos, dann sind Sie ja nicht nur mein Landsmann im Allgemeinen, sondern auch im engeren Sinne, ich bin aus Altona.

Es waren angenehme Stunden, die ich in Gesell­schaft des Gelehrten verlebte. Nicht nur die Erinnerung an die ferne Heimat war geweckt, es füllte mich auch mit Bewunderung, wie der deutsche Forscher im Dienste der Wissenschaft alle Strapazen, jedes Ungemach ertrug und mit welcher unermüdlichen Ausdauer er seine wis­senschaftliche Aufgabe zu erfüllen suchte.

Im Allgemeinen ist unter dem Volke die Ansicht vor­herrschend, dass der deutsche Professor nur Auge und Sinn für das streng Wissenschaftliche habe, dass er al­les, was seinem eigentlichen Gebiete ferner liegt, nicht beachte und mit den einfachsten Dingen weit unprakti­scher verfahre wie der Mann aus dem Volke. Hat diese Meinung eine gewisse Berechtigung, so machte Dr. Semper eine glänzende Ausnahme. Ihm war auch nichts entgangen, selbst die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Inselgruppe hatte er mit einer seltenen Klarheit erfasst und er wusste die gering­fügigsten Vorkommnisse wissenschaftlich zu erläutern.

Von allen Einwohnern geachtet, hatte der deutsche Gelehrte in einer verhältnismäßig kurzen Zeit nicht nur alles Wissenswerte erfahren, sondern auch, vom Zufall begünstigt, Cheynes selbstsüchtige Pläne entdeckt und höchst geschickt vereitelt.

König Abba Thule war im Besitze eines Buches: „An Account of the Pelew-Islands“, dessen Verfasser Wilson im Jahre 1780 auf den Palau-Inseln gescheitert und der somit wohl die erste eingehende Schilderung von die­sem Volke geliefert hat. Der König betrachtete dieses Buch als ein Heiligtum, erzählte es doch von einem jun­gen Königssohn, der einst die Insel verlassen, um in England europäische Sitten zu erlernen, dort im fernen Lande von einem frühzeitigen Tod ereilt worden, und der nie wieder in seine Heimat zurückgekehrt war. Dr. Sem­per empfing dieses Buch zur Durchsicht aus den Hän­den des Königs, fand auch manche wissenschaftlichen Aufschlüsse, aber weit mehr als der Inhalt, fesselten den aufmerksamen Forscher zwei zufällig zwischen die Blät­ter des Buches geratene Abschriften eines geheimen Vertrags zwischen dem Könige und dem Kapitän Chey­ne, sowie einer Konstitution von Palau.

Die Originale dieser interessanten Schriftstücke be­fanden sich im englischen Konsulate in Manila. Wurden die Bestimmungen ausgeführt, so war Kapitän Cheyne tatsächlich König von ganz Palau. Dr. Semper hatte Ab­schrift von den Dokumenten genommen und sowohl die­se, wie auch die mutwillige Zerstörung von Korror-Dör­fern durch das englische Kriegsschiff „SPHINX“ in der in Manila erscheinenden Zeitung Diario de Manila veröf­fentlichen lassen.

Spanien, das angeblich vor 150 Jahren die Palau-In­seln als Eigentum erworben haben will, schenkte diesem Vorkommnis zwar nicht die erwünschte Beachtung, aber der deutsche Gelehrte erreichte wenigstens den morali­schen Erfolg, dass Cheynes Handlungsweise in weiten Kreisen zur Kenntnis kam und seine Pläne wie von un­sichtbarer Macht durchkreuzt wurden.

Für mich waren die freimütigen Eröffnungen meines gelehrten Landsmannes von höchster Wichtigkeit; wenn ich mich auch nicht um Politik kümmerte, so hatte ich doch den wahren Charakter meines Reeders kennen ge­lernt und konnte demnach meine Maßregeln treffen.


Der Herausgeber dieses Bandes 105e war beim Le­sen der Texte des Dr. Semper und dessen Darstellung der Begegnung zwischen beiden Anfang November 1862 auf der Insel Corror sehr erstaunt über die doch recht unterschiedliche Darstellung dieser Begegnung. Laut Dr. Semper hatte Tetens bereits vor dieser Begeg­nung in Manila von seinem hier forschenden Landsmann gehört. Es ist durchaus möglich, dass diese unter­schiedliche Darstellung auf den Ghostwriter Sammy Steinberg zurückzuführen ist, der den ursprünglichen Be­richt Alfred Tetens' für eine Buch-Veröffentlichung umge­schrieben und nachweislich verfälscht hat.

Dr. Karl Semper und seine Studien auf den Palau-Inseln im Sillen Ozean

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