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2.6DEUTSCHER SPORTAUTOMATENBUND (DSAB) – E-DARTS

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Während das Auffinden des exakten Ursprungs des Steeldarts eher einer Spurensuche gleicht, bei der Mosaiksteinchen zusammengefügt werden müssen, die letztendlich nur ein unvollkommenes Bild ergeben, verhält es sich im Electronic Dart in der Tat anders und eindeutig(er). Electronic Dart, so die ursprüngliche Schreibweise, wird oftmals verkürzt als E-Darts benannt, insbesondere in Deutschland, ansonsten auch als Soft Darts.

Die Wurzeln des E-Darts sind unstrittig in den USA aufzufinden. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, vor allem dann so folgerichtig interpretiert, wenn es um Dienstleistungen, Komfort und durchaus auch um pure Bequemlichkeit geht. Immer dann ergibt sich bei den US-Amerikanern schon fast zwangsläufig der Ruf und die Konsequenz nach moderner Technik. Im Darts heißt die Antwort schlicht und einfach: Electronic Dart! Die ersten Dartsgeräte wurden bereits Mitte der 1970er-Jahre entwickelt. Die Scheiben im E-Darts waren zunächst im Vergleich zum Steeldarts im Durchmesser etwas größer, sodass jedes einzelne Segment flächenmäßig erweitert war, insbesondere auch das Bullseye, das anfangs noch nicht in Single- und Double Bull unterteilt war. Das dadurch bevorzugt und bedingt sture Werfen aufs Bull entleerte den Sinn des Dartspielens merklich.

Verschiedene Anbieter promoteten in Deutschland unterschiedliche Dartsgeräte, so zum Beispiel Mark Darts, Merit, Novomatic, Arachnid, was mit Spinnentier übersetzt wird, Idea oder Valley. Den beiden Letztgenannten kommt eine ganz besondere Rolle zu, denn mit diesen Modellen meldete sich die Firma Löwen aus Bingen am Rhein in Sachen E-Darts zu Wort. Erst mit Idea, schließlich mit Valley Dart.

Valley zählte zum damaligen Zeitpunkt in den USA mit weniger als zehn Prozent Marktanteilen zu den kleineren Anbietern. Trotzdem entschieden sich die Verantwortlichen so, weil man auf der einen Seite mit Valley als Lieferant von Poolbillardtischen beste Erfahrungen gesammelt hatte und auf der anderen auf einen Partner gestoßen war, der sich bezüglich Innovationen, Marketingprogramme, Design und Events offen und flexibel zeigte.

Der erste Gerätetyp, der wie ein Blitz in die deutsche Freizeitlandschaft einschlug, war das Royal Dartes, so die altenglische Schreibweise. Das Design dieses Valley-Geräts war von reinstem Anachronismus beseelt, barock, sogar schwülstig, dekadent, Old School. Aber es kam an, und schnell bildete sich eine bunte Schar von neuen Dartsfans ums Royal Dartes.

Das Royal Dartes war nie ein Bullshooter gewesen, es wurde bei seiner Weiterentwicklung sogar sehr schnell mit einem Split-Bull bestückt. Der vergrößerte Durchmesser des Targets resultierte aus den etwas verbreiterten Spiderabgrenzungen.

Obwohl weitere deutsche und europäische Anbieter in den Dartsmarkt einstiegen und dabei auf Hersteller setzten, die im Mutterland des E-Darts weit höhere Absatzzahlen erzielten als Valley, erreichte Löwen S.P.O.R.T. mit dem Valley-Produkt in Deutschland schnell Marktanteile von 80 Prozent und darüber.

Diese Dominanz hat bis heute angehalten, teilweise wurden die Marktanteile sogar bis auf 90 Prozent gesteigert. Der von Löwen geprägte Begriff „Electronic Dart“ hat sich im Laufe der Zeit verselbstständigt und ist zu einem Gattungsnamen mutiert. So steht E-Darts mehr oder weniger für Löwen Dart, wie beispielsweise Tempo für Papiertaschentücher.

In Bingen fasste man derweil die ganze Zukunft von Darts unter dem Label Löwen S.P.O.R.T. zusammen, wobei S für Sport, P für Programme, O für Organisation, R für Regeln und T für Turniere stand. Nicht dienlich als aufgemotzte und hübsch verpackte Worthülse, sondern vielmehr als ein handfestes und schlagfertiges Marketingprogramm, um Darts erfolgreich promoten zu können.

In der Praxis hieß dies, dass sich Löwen S.P.O.R.T. nicht auf lauen Ideen bezüglich Darts ausruhte, sondern ernsthaft gewillt war, den Worten Taten folgen zu lassen, also die Theorie mit Volldampf in der Praxis umzusetzen, und das mit einer einzigartigen Dynamik, die dem Dartspielen bis dato völlig fremd war.

So wurden die Löwen Tour, eine Turnierserie mit verschiedenen Stationen quer durch ganz Deutschland, veranstaltet, Deutsche Meisterschaften in der Binger Rundsporthalle ausgerichtet, sogar die ersten Weltmeisterschaften 1988 mit Teilnahmeländern wie Japan und den USA aus der Taufe gehoben.

Die Turniere wurden von der eigens dafür gegründeten Tochterfirma STOT in Augsburg mit der ersten Turniersoftware organisiert und durchgeführt, die ersten Regelwerke wurden geschrieben, das sogenannte S.P.O.R.T. PLAY Magazin ins Leben gerufen, das die Spielerszene mit Nachrichten und Informationen versorgte.

Zusätzlich wurden weitere Sportprogramme wie Ranglisten, Turnierpakete, Ranglistenpakete, Darts-Pyramide, DSAB-Sportabzeichen et cetera professionell entwickelt und zielstrebig inszeniert.

Man wusste bei Löwen, dass das Ganze nur funktionieren könnte, wenn alle Glieder dieser neuen Sportmarketingkette etwas davon hätten – „divide et impera“ –, angefangen von der Industrie über die Aufstellunternehmer und Gastwirte bis hin zur Spielerschaft.

Die Glieder dieser Kette wurden noch durch den Faktor Öffentlichkeit vermehrt. Insbesondere die intensive und professionelle Medienarbeit befeuerte die Szene.

Aus diesem Grunde investierte Löwen S.P.O.R.T. viel Arbeit, um mediale Aufmerksamkeit zu erwecken. So war es das Binger Unternehmen, das E-Darts auf die Bildschirme und damit in die deutschen und europäischen Wohnzimmer brachte.

Alle wichtigen TV-Anstalten in Deutschland spielten mit: ARD, BR3, WDR, NDR, HR3, Radio Bremen, SWF, SR, ZDF, SAT1, RTL, FAB, TV-Touring, aber auch das Deutsche Sportfernsehen, Eurosport, Sky sowie die Deutsche Welle, sozusagen die ARD im Ausland, die ihre Sendungen in mehr als 30 Sprachen weltweit in über 300 Sendern ausstrahlt.

Dazu kamen noch viele deutsche Radiosender sowie Magazine und die Tagespresse. Überall wurde über E-Darts berichtet, nicht immer ganz vorbehaltlos, aber mehrheitlich sehr wohlgesonnen und aufgeschlossen.

Löwen S.P.O.R.T. förderte darüber hinaus auch hochkarätige Sportler, vornehmlich aus den neuen Bundesländern. So zierte das Löwen S.P.O.R.T.-Logo die Trikots der Spieler des 1. FC Dynamo Dresden, neben Hansa Rostock der erste Aufsteiger aus den neuen Bundesländern in die 1. Fußball-Bundesliga in der Saison 1991/92.

Der Gentleman und Weltmeister im Halbschwergewicht, Henry Maske, der das Berufsboxen wieder auf die Mattscheibe der Öffentlich-Rechtlichen brachte, stieg als Profi mit Löwen S.P.O.R.T. 18-mal in den Boxring.

Der zweifache Olympiasieger und sechsmalige Weltmeister Jens Lehmann radelte schneller als die weltweite Konkurrenz mit Löwen S.P.O.R.T. und last but not least Lars Riedel, der als fünfmaliger Weltmeister als einziger Deutscher zu den 15 erfolgreichsten Leichtathleten der Welt ever zählt, zudem noch olympisches Gold gewann und Europameister wurde, schleuderte – gefördert von Löwen S.P.O.R.T. – seinen Diskus immer wieder weiter als alle anderen Mitstreiter.

Aber für Löwen S.P.O.R.T. trat auch der damals erste Darts-Popstar der Welt und fünfmalige Weltmeister Eric Bristow im E-Darts an. The Crafty Cockney, geboren im Londoner Stadtteil Hackney, und leider schon 2018 in Liverpool verstorben, blieb sich immer irgendwie treu. So war es für ihn auch kein Problem, ab und zu E-Darts zu spielen, „weil Darts eben Darts ist und bleibt“, so Eric Bristow.

Bernd Molkenthin unternahm mit ihm Anfang der 1990er-Jahre eine Tour durch deutsche TV-Anstalten, bei der Eric Bristow sowohl Moderatorinnen als auch Moderatoren im unmittelbaren Vorfeld der Sendung total aus der Fassung brachte. Wenn dann aber die Kameras liefen, war er immer plötzlich wie ausgewechselt, „ein wahrer Profi eben!“, so der Löwen S.P.O.R.T.-Manager.

Doch kaum gingen die Lichter wieder aus, war er wieder der Alte: arrogant, schmallippig, selbstgefällig, überheblich, unnahbar, „und dann ging es wie immer erst richtig los“. Im Schlepptau stets Travor Ford, seinen Roadmanager, ein Mann für alle Fälle, auch fürs Grobe. Leider ebenfalls schon verstorben.

Mit dem Beginn der 1990er-Jahre schwenkte Löwen S.P.O.R.T. in einen neuen Dartsweg um. Der Dartsport, oder auch Darts-S.P.O.R.T., sollte noch mehr im Mittelpunkt stehen. Was nicht jeder wahrhaben wollte, auch nicht verstand, war die Tatsache, dass man sich von Royal Dartes verabschiedete und das Löwen Turnier Dart kreierte.

Diese Idee wurde vornehmlich vom damaligen Produktmanager Ulli Künnecke forciert. Letztendlich sollte er recht behalten, denn die Nachfrage nach dem neuen Löwen Turnier Dart, mit den exakten Maßen des Steeldartboards, inklusive Single- und Double Bull, stieg in ungeahnte Dimensionen auf, sowohl in Deutschland als auch europaweit.

Zwischenzeitlich wurden 1989 noch zwei Verbände gegründet, die sodann ganz entscheidend für die Weiterentwicklung des E-Darts in Deutschland wurden. Einerseits der DSAB (Deutscher Sportautomatenbund), andererseits der VFS (Verein zur Förderung des Sportautomaten-Sports). Das war wie ein Wechsel aus einem Sportwagen in einen Formel-1-Boliden.

Der DSAB ist bewusst kein Mitglied des Deutschen Sportbundes (DSB) beziehungsweise DOSB. Die Gründe sind schnell auszumachen und einfach erklärt: Man wollte unbedingt ohne unnötigen Ballast, frei von jedweden Hemmschuhen, möglichst unbürokratisch und liberal den Dartsport schnell und zielgerichtet nach vorne bringen.

Club Dairy, auf Deutsch Vereinsmeierei, sollte für immer ein Fremdwort bleiben. Sportstrukturen sollten sich aus dem Markt, sprich der aktuellen Sportlandschaft, ergeben. Föderalismus spielte und spielt keine Rolle.

Das beinhaltet und belebt durchaus einen gewissen Darwinismus. Fernab allerdings vom Recht des Stärkeren, sondern vielmehr im Sinne von Survival of the Fittest im ursprünglichen Sinne, also einer optimalen Anpassung an die jeweils aktuellen Entwicklungen, Bedürfnisse und Anforderungen.

Die Gründungsmitglieder des DSAB und VFS heißen Horst Gimpel, Michael Hümpfner, Karl Heinz Kaiser (leider kürzlich verstorben), Gerhardt Kalitzki, Werner König, Ulli Künnecke, Günter Schmid und Bernd Molkenthin. Seit nunmehr 31 Jahren heißt der Präsident des VFS Michael Hümpfner, während Stefan Reichert seit 2002 dem DSAB vorsitzt.

Michael Hümpfner hebt hervor, dass aus einer Kopfsache eine Herzensangelegenheit geworden sei. „Nicht, dass das eine das andere ersetzt hätte. Wir sind sozusagen immer mit vollem Herzen dabei, wenn Ideen in unseren Köpfen rotieren!“ So will der VFS auch in der vierten Dekade sowohl als Ideengeber als auch tatkräftiger Förderer seine Aufgaben rund um das Dartspiel wahrnehmen.

„Der DSAB war zunächst ein Abwickler, unser Verband vorwiegend ein Auffangbecken für alle, die Darts spielen wollten. Seit dem Millennium hat er sich mehr und mehr zum treuen Partner der gesamten Spielerschaft weiterentwickelt. Was uns ganz fernliegt, ein bürokratisches Monster zu werden, was wir im Gegensatz dazu brauchen, sind schnelle Anpassungen, fußend auf Weitsichtigkeit!“, fügt Stefan Reichert, der 1. Vorsitzende des DSAB, an.

International ist der DSAB zunächst in der FECS (Fédération European Compact Sports) vertreten gewesen, 2008 ist der DSAB sodann der EDU (Europäische Dart Union) mit Sitz in der Schweiz beigetreten. Seit Anfang der 1990er-Jahre ist der DSAB außerdem in der NDA (National Dart Association) verwurzelt.

Seit vielen Jahren ist Stefan Reichert Teil des NDA Board of Directors, derzeit als Treasurer (Schatzmeister) und ist bereits in die Rolle des designierten Presidents (Präsidenten) geschlüpft. Diesen Posten soll er 2022 übernehmen.

Ein absolutes Novum, dass ein deutscher Vertreter der NDA vorstehen wird. Das ist nichts anderes als ein großer Vertrauensbeweis in die Kompetenz des DSAB und ein Beleg für die ausgezeichnete Reputation, die Stefan Reichert auch in Übersee genießt.

Ein Verband sollte nie um seiner selbst willen bestehen, sondern vielmehr selbstbestimmt agieren. Die Messlatte seiner Arbeit sind seine Erfolge, sozusagen in Summe eine unbestechliche „Richterskala“, die die Erfolgsamplituden festhält und bemisst. Die Erfolgsskala reicht dabei vom gesamten Sportprogramm, insbesondere bilden Akzeptanz, Wirksamkeit, Popularität, Effektivität und Effizienz wichtige Bewertungsparameter, bis zu den einzelnen sportlichen Erfolgen schlechthin, die in Gänze das Seelenleben eines Verbandes definieren und widerspiegeln. So lässt sich ein Verband optimal diagnostizieren: Krank? Oder gesund! Lebensfähig oder eben nicht!

Hatten wir eingangs von Löwen S.P.O.R.T. als Frontier im Darts gesprochen, so bildet nunmehr das Triumvirat VFS/DSAB/Löwen den Motor der gesamten deutschen E-Darts-Szene. Diese drei bilden die Basis des E-Dartsports in Deutschland und sind der Garant für eine erfolgreiche Zukunft, wobei heutzutage der VFS/DSAB für das Marketing, die Strategien und Konzepte, die Ausrichtung und die operativen Schritte verantwortlich zeichnet, während Löwen Dart tief in die Rolle des tatkräftigen Sponsors eingetaucht ist.

In diesem Zusammenhang ist ein Blick auf die Bestandserhebung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) vom 13. Januar 2020 sehr aufschlussreich. Die veröffentlichte Rangliste der Spitzenverbände nach Mitgliedschaften nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Keinen verwundert es, dass der Deutsche Fußball-Bund mit über sieben Millionen an der Spitze liegt, gefolgt vom Deutschen Turner-Bund mit fast fünf Millionen.

Es schließen sich mit knapp über eine Million der Tennis Bund, der Deutsche Schützenbund und der Deutsche Alpenverein an. Der Deutsche Dart-Verband (DDV) rangiert mit 13.343 Mitgliedern auf Platz 55. So weit, so gut.

Allerdings sind im DSAB mehr als viermal so viele Mitglieder aktiv. Der DSAB würde in dieser Statistik auf Rang 37 liegen. So viel zu den wahren Kräfteverhältnissen im Darts in Deutschland.

Abschließend noch das: Die E-Darts-Pfeile unterscheiden sich von denen im Steeldarts in vier mehr oder wenig kleinen Sachverhalten: Die Pfeilspitze ist im E-Darts biegsam und besteht aus Plastik. Sie wird zudem aufgeschraubt, ist also auswechselbar. Die maximale Gewichtsbegrenzung der Pfeile liegt bei 21 Gramm.

Ein wesentlicher Unterschied bestand ehemals beim Abstand der Abwurflinie. Im Steeldarts war das Maß 2,37, im E-Darts 2,44 Meter. Das gehört allerdings der Vergangenheit an. Der DSAB hat 2015 den Abstand der Abwurflinie auf 2,37 Meter „korrigiert“.

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