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Den Abschluss des morgendlichen Duschrituals bildete, wie immer in solchen Situationen, eine ausgiebige Heiß-Kalt-Orgie. Nicht dass Taylor besonders die Anregung des Immunsystems im Sinn hatte. Oder die, bei ihr völlig überflüssige, Bekämpfung von Cellulite. Doch nach einer durchfeierten Nacht oder eben einem freakigen Alptraum bewirkte eine Wechseldusche wahre Wunder. Dann noch eine gehörige Portion Koffein und ein Erdnussbutter-Toast und Tag zwei der Jagd auf Tanner konnte beginnen.

Da ihr bis zum Treffen mit Meister Kobayashi noch etwas Zeit blieb, entschied sie sich für eine ausgiebige Aufwärmrunde durch den Kate O Sessions Memorial Park, der dem Andenken der gleichnamigen Botanikerin und Landschaftsarchitektin gewidmet war. Pünktlich zehn Uhr nahm sie die letzten Meter bis zum Red Dragon.

Der frische Hauch ihrer nächtlichen Putzaktion schwebte immer noch durch den Trainingsraum, als sie energiegeladen die Tür aufstieß. Und der kräftige Schubs in den Rücken beförderte sie sofort auf den Boden. Taylor rollte herum und kam sofort wieder auf die Füße. Kobayashi stand lächelnd nur wenige Schritte hinter ihr.

„Was soll denn das!“ presste sie wütend hervor. „Gefällt Ihnen Zitrone etwa nicht? Sagen Sie einfach was Sie wollen, ich besorge Ihnen auch ein Reinigungsmittel mit Schweißgeruch.“

Statt zu antworten, deutete Kobayashi mit dem Kopf hinter Taylor. Dort in der Ecke standen einige Bambusstäbe, die sie sofort an Kendo-Schwerter erinnerten.

„Sie meinen doch nicht etwa …?“

Wieder blieb ihr Kobayashi eine Antwort schuldig und grinste weiter sein Buddha-Grinsen. Taylor griff sich das erstbeste Schwert, wog es prüfend in den Händen und streckte es dann angriffslustig in die Richtung ihres Lehrers. Kobayashis Gesicht zeigte wiederum keinerlei Regung, doch mit seiner Hand machte er diese lässige Na-komm-schon-Geste. Wie zur Probe ließ sie den Bambus nur Zentimeter entfernt vor Kobayashi vorbeisausen, um dann blitzschnell zuzustoßen.

Das Heft des Schwertes traf Taylor mit der Wucht einer Kanonenkugel und presste ihr die Luft aus den Lungen. Sie taumelte gegen die Schlagkissen an der Wand hinter ihr, dann rutschte sie wie ein Sack Reis zu Boden.

Kobayashi hatte ihr einfach die Waffe aus der Hand gerissen und sie gegen sie verwendet. Er wirbelte den Bambus durch die Luft und fing ihn geschickt wieder auf, bevor er die Spitze gegen Taylor richtete.

„Scheißkerl!“

Doch statt ihr einen Moment Ruhe zu gönnen, stieß er ihr immer wieder mit der abgerundeten Spitze gegen die Brust. Mit fahrigen Bewegungen versuchte sie, die recht sanften Angriffe abzuwehren, doch Kobayashi ließ nicht locker und piesackte sie immer weiter.

In Taylor begann es zu brodeln. Sie kam mühsam auf die Beine und wollte sich schon schreiend auf ihn stürzen, da setzte plötzlich ihr Verstand wieder ein. Genau das wollte er, dass sie die Beherrschung verlor. Schwer atmend stemmte sie ihre Hände in die Hüften und versuchte jetzt nur noch halbherzig den Stößen auszuweichen. Stattdessen fixierte sie Kobayashis Augen und wartete auf einen günstigen Moment.

Gerade als er wieder nach ihr stoßen wollte, packte sie die Spitze des Schwerts und trat mit voller Wucht nach Kobayashis Hand. Das Holz gab ein knirschendes Geräusch von sich und raste mit der Geschwindigkeit einer Rakete auf ihren Kopf zu. Bevor ihr die führerlose Waffe das Nasenbein zertrümmern konnte, schaffte sie es gerade noch das Heft zu fassen. Völlig verblüfft über ihren Erfolg starrte sie auf Kobayashis leere Hände. Langsam bewegte sie die Spitze in Richtung seiner Brust, ohne seine Pupillen auch nur einen Moment aus den Augen zu verlieren.

Wie in Zeitlupe hob er die Arme.

„Na, na, na!“ Taylor ließ den Bambus außerhalb von Kobayashis Reichweite kreisen.

Doch statt eines Angriffs klatschte er applaudierend in die Hände.

„Es gibt doch immer wieder Menschen, die mich überraschen“, stellte er lakonisch fest. „Und jetzt lass uns endlich richtig anfangen!“

Kurz bevor die Hausfrauengruppe auftauchte, war sich Taylor sicher, dass sie eine Attacke mit einer Hieb- oder Stichwaffe recht erfolgreich abwehren könnte. Das hieß, wenn der Angreifer nicht gerade ein Profikiller oder ein Samurai war. Und sich ihr Körper nicht mehr so anfühlte, als hätte ihn Hulk Hogan in die Mangel genommen.

„Schaffst du nach den Damen noch einen Durchgang?“ wollte Kobayashi beiläufig wissen.

„Ja klar, kein Problem! Ich bin zwar gerade von einem Zug überrollt worden, aber mir geht es blendend.“

Taylor lehnte völlig fertig an der Wand, nickte stumm und strecke den Daumen nach oben. Sie wusste nicht einmal, ob sie es noch aus eigener Kraft bis auf die Toilette schaffen würde, doch ein Nein kam überhaupt nicht in Frage.

Befriedigt nickte auch Kobayashi, bevor er sich umdrehte und in einem niedrigen Schrank herumkramte. „Hier, das hilft gegen die Blutergüsse und die Schmerzen!“ Er reichte Taylor ein ebensolches geheimnisvolles Döschen wie das, das sie am Abend zuvor selbst gekauft hatte. Und es roch auch genauso ekelig.

Vielleicht war das Teil einer ausgeklügelten Verkaufsstrategie, bei der Kobayashi und die runzelige Chinesin unter einer Decke steckten. Auf jeden Fall hatte die Paste am Abend zuvor wahre Wunder vollbracht und warum sollte es jetzt plötzlich anders sein.

„Danke“, krächzte Taylor, bevor sie sich in Richtung des Waschraumes schleppte, um ihre Wunden zu lecken.

Die Schlächterin - Auferstehung

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