Читать книгу Die Schlächterin - Auferstehung - J.S. Ranket - Страница 8

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„Was, um Himmels willen, stimmt nicht mit dir?“, bellte Kim ihrer Geliebten die Frage ins Gesicht. Dabei stieß sie Amanda, als handfestes Ausrufezeichen, bei jedem Wort mit der Faust vor die Brust.

Die wich völlig überrascht zurück, bis sie mit dem Rücken gegen den riesigen Kühlschrank in der offenen Küche prallte. Der Anstoß aktivierte den Eiswürfelautomat, der mit einem leisen Brummen die kalten Brocken auf den Küchenboden klatschen ließ. Kein anderer hätte es sich erlauben dürfen, auch nur ansatzweise so mit der der ehemaligen Profikillerin umzuspringen. Doch Kim schaffte es, den Schalter im Gehirn ihrer Partnerin auf Stand-by zu stellen, und konnte sich so fast alles erlauben.

Aber auch nur fast.

„Bist du jetzt unter die Lehrer gegangen, hä?“, blaffte Kim, obwohl die Frage eher wie eine Feststellung klang.

Nach dem abendlichen Workout wollte sich Amanda eigentlich eine lange Dusche gönnen, doch Kim hatte sie förmlich nackt auf dem Weg ins Badezimmer überfallen. Und jetzt stand sie mit dem Hintern am Kühlschrank, während der dämliche Eisautomat ihr im Sekundentakt seine frostigen Produkte auf die Arschbacken spuckte.

Ohne Erwiderung ließ sie die Schimpftiraden über sich ergehen. Solange, bis Kim im Eifer des Gefechts unbeabsichtigt mit der Hand das superscharfe japanische Kochmesser berührte, das in einem Holzblock auf der Arbeitsplatte steckte.

Noch bevor Kim mit dem Bauch auf dem Boden landete, schepperte der blitzende Stahl über die Fliesen und bohrte sich in ein Bein des Esstischs. Reflexartig drückte ihr Amanda das Knie in den Rücken und verdrehte ihr schmerzhaft den Arm, während sich ihre andere Hand in die blonden Haare krallte. Und als Kim sich wehren wollte, verstärkte Amanda den Druck noch etwas und zog ihr den Kopf in den Nacken.

„Können wir reden, ohne dass du dich aufführst wie eine Irre?“, zischte Amanda.

„Du tust mir weh!“

„Als ob dich das jemals gestört hätte“, gab Amanda jetzt versöhnlicher zurück. Denn nichts erregte sie mehr, als Kims sich windender Körper.

„Verdammt, ausgerechnet jetzt!“

Natürlich hatte Taylor die tolle Neuigkeit allein vor ihrer Tante hinausposaunt. Logisch, dass die jetzt stinkesauer war. Selbstverständlich musste die arme Kim es erfahren. Aber wenn, dann bitteschön von ihnen gemeinsam. Und was tat sie stattdessen? Sie kniete auf ihrer zappelnden Freundin, die wirklich gerade andere Probleme hatte.

„Reiß dich gefälligst zusammen!“

„Du tust mir weh!“ Kim wurde energischer.

„Sorry, das waren wieder die blöden Reflexe“, meinte Amanda betreten. Was ihr in der Vergangenheit schon mehrfach half, einen Auftrag auszuführen, wirkte jetzt wie ein Fall für den Psychiater. Langsam ließ sie ihre Geliebte los.

„Mist, war es das Messer?“, wollte sie wissen.

„Hmmm …“ Amanda reichte Kim die Hand, um ihr aufzuhelfen.

Doch die schlug sie aus und rutschte auf ihrem Hintern über den Küchenboden, bis sie den flauschigen Teppich des Wohnzimmers erreichte. Dort lehnte sie sich mit dem Rücken an das bequeme Sofa und bedachte Amanda mit einem Blick, als hätte diese soeben eine erneute Mondlandung vermasselt.

„Du hättest es ihr ausreden müssen!“, stellte sie unmissverständlich fest.

Amanda griff sich zwei Gläser von einem Regal. Dann fischte sie ein paar Eiswürfel aus dem übervollen Auffangbehälter des Kühlschranks, der sich inzwischen wieder beruhigt hatte, und ließ sie geräuschvoll in die Gefäße fallen. Danach goss sie eine großzügige Portion Blanton’s Bourbon darüber und reichte Kim eines davon.

Jetzt musste sie nur noch schnell ins Badezimmer huschen, um ihren kuscheligen Morgenmantel zu holen. Schließlich wollte sie ihre Freundin nicht noch mehr provozieren.

Als sie zurückkam hatte sich Kim bereits einen ordentlichen Schluck genehmigt und fixierte sie vorwurfsvoll mit den Augen.

„Hast du schon jemals probiert, Taylor etwas auszureden?“, versuchte Amanda das Gespräch in ruhigeres Fahrwasser zu lenken und setzte sich Kim gegenüber auf den Boden. Bedächtig nippte sie an ihrem Whiskey, während Kim den Rest ihres Glases in sich hineinschüttete. „Sie hat mich regelrecht terrorisiert“, fuhr sie fort.

„Aha!“ Kim klang wenig überzeugt. „Dich terrorisiert? Und wie soll das gehen, mit einem mobilen Einsatzkommando, oder was?“

„Sieh doch selbst nach!“ Amanda zog ihr Smartphone von dem niedrigen Couchtisch und schob es Kim vor die Füße. „Eine Million Anrufe und zwei Millionen Nachrichten. Als ich schließlich nicht mehr reagiert habe, hat sie irgendwie den Sicherheitsdienst in der Firma um den Finger gewickelt und vor meiner Bürotür kampiert. Sie konnte sich sicher denken, wie du reagieren würdest, und wollte dich deshalb vor vollendete Tatsachen stellen.“

Kim musste unwillkürlich grinsen. Das sah ihrer Nichte ähnlich!

„Am Ende hat sie sogar gedroht, sich dem Chef der erstbesten Latino-Gang an den Hals zu werfen, wenn der ihr das nötige Zeug beibringt“, fügte Amanda hinzu.

Nun war Kim doch einigermaßen überrascht und raufte sich die Haare. „Dann wäre sie ja eine richtige Killer-Schlampe geworden“, stellte sie entsetzt fest.

„Genau!“, bestätigte Amanda. „Bei mir dagegen wird sie ein Picasso!“ Sie malte mit ihrem Zeigefinger imaginäre Kringel auf eine nicht vorhandene Leinwand.

Kim konnte sich nur mit Mühe beherrschen, um nicht loszulachen. „Aber aus ihr soll doch einmal etwas werden“, gab sie, jetzt nicht mehr wütend, zu bedenken. „Außerdem ist sie viel zu jung.“

„Sie war auf dem College“, antwortete Amanda, „und hat dieses Kommunikationszeugs …“

„Kommunikationsmanagement“, ergänzte Kim.

„… studiert. Nach dem Abschluss hast du ihr diese Reise …“ Plötzlich verstummte Amanda, denn sie wollte Kim nicht an die schrecklichen Ereignisse in Kanada erinnern. Ihre Nichte geriet dort in die Hände von ein paar Perversen, die auch ihren Freund ermordeten. Und das gab schließlich den Ausschlag für Taylors Entscheidung, ohne die sie jetzt nicht dieses Gespräch führen würden. „Sorry“, schob Amanda betreten nach, „ich wollte nicht …“

„Schon gut“, antwortete Kim und wedelte mit ihrem leeren Glas. „Gibt’s noch etwas?“

„Außerdem“, fuhr Amanda fort, während sie ihre Gläser erneut füllte, „darf sie wählen, schlafen mit wem sie will und sich ganz legal eine Knarre kaufen.“ „Also definiere bitte, ‚etwas werden‘ und ‚zu jung‘!“

„Ach, bei dir ist das alles immer so einfach.“ Kim musste sich Amandas Argumenten geschlagen geben. „Und zwischen Karriere und Familie zeigst du ihr schnell noch wie man ein paar Leute abschlachtet …“

„… und dabei sogar noch richtig Spaß haben kann“, grinste Amanda.

„Sie ist nicht wie du!“, antwortete Kim aufbrausend.

„Natürlich nicht!“, lenkte Amanda ein. „Sie will sich ein bisschen die Hörner abstoßen und die einsame Vollstreckerin spielen. Dann wird sie plötzlich feststellen, dass das nicht so ihr Ding ist und eine spießige Hausfrau werden. Und bis sie dann fleißig Kuchen bäckt und den Hausputz organisiert werde ich auf sie aufpassen. Versprochen!“

„Na was soll ich dazu noch sagen?“ Kim hob fragend die Arme und musste sich eingestehen, dass Amanda recht hatte. Taylor war nirgends auf der Welt sicherer als unter Amandas Fittichen, egal was sie so trieb. Vielleicht stimmte ja die Einschätzung ihrer Geliebten und das war nur so eine Phase.

Sie hoffte inständig, dass sie sich nicht täuschte.

„Nachdem wir das nun Gott sei Dank geklärt haben“, säuselte Amanda, „was hältst du von ein bisschen Entspannung?“ Ihr Blick glitt von Kims blonden Haaren, die nicht mehr nur bis zum Kinn reichten, sondern jetzt schulterlang waren, über den kurzen Rock bis zu ihren hochhackigen Sandaletten. Langsam schob sie ihren Fuß zu den Beinen ihrer Partnerin und stupste sie herausfordernd an. „Keine Peitschen, keine Klammern, nur Zunge und Finger.“

In Kims Gesicht spiegelte sich ein Hauch von Enttäuschung.

„Okay, Handschellen“, fügte sie hinzu, während ihre Geliebte vielsagend die Augenbrauen nach oben zog.

„Pass auf du kleines Miststück“, fuhr Amanda bedrohlich leise fort. „Du wirst dir jetzt einen Eiswürfel aus deinem Glas ganz langsam in deine Muschi schieben und dann deinen undisziplinierten Arsch in Richtung Schlafzimmer bewegen. Und sollte sich das Eis bis dahin in Wasser verwandelt haben, überlege ich mir das mit der Peitsche anders!“

Kim hatte es nicht eilig, der Aufforderung nachzukommen.

Die Schlächterin - Auferstehung

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