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Fehler in der Matrix: Es gibt keine Hautfarben

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Vielleicht kennen Sie den Science-Fiction-Film »Matrix«. Das Szenario: In der Zukunft bricht ein Krieg zwischen Menschen und Maschinen aus, die von den Menschen selbst erschaffen wurden. Die künstliche Intelligenz gewinnt den Krieg und missbraucht daraufhin alle Menschen als lebendige Energiequelle. Um die Menschen ruhigzustellen, werden sie an ein Computerprogramm angeschlossen, das ihnen eine normale Welt vorgaukelt: die Matrix – ein ausgeklügeltes System der Knechtschaft, das Menschen daran hindert, die Realität zu erkennen. Quasi ein Gefängnis für den Verstand. Eine kleine Gruppe von Rebellen konnte sich aber aus dieser Lage befreien und versucht nun – zusammen mit Neo, »dem Auserwählten« –, die Matrix zu zerstören und die Menschheit somit aus der »falschen« Welt aufzuwecken.

Die Social-Justice-Warriors glauben, dass unsere Gesellschaft so wie die Matrix ist: ein ausbeuterisches, rassistisches System, an dessen Spitze die Herrschaft des weißen Mannes steht und das so wirkmächtig und ausgeklügelt ist, dass es selbst die tiefsten Ebenen unseres Verstandes manipuliert. Denn »der Westen« habe in der Vergangenheit nicht nur die Gräuel des Kolonialismus zu verantworten, sondern auch die Unterdrückung der Frau. Die ganzen Stereotype, Vorurteile, aber auch die Gewalt, mit der während der letzten Jahrhunderte Schwarze, Frauen, Homosexuelle und Queers ausgegrenzt und unterdrückt wurden, seien aber mit der Zeit nicht verschwunden, sondern lebten bis heute in der Gesellschaft als postmoderne Diskurse weiter. Das bedeutet: Die Herrschaft des weißen Mannes ist tief in unserer Sprache, in unserem Denken, in unserer Kultur verankert.

Alle Menschen, so glauben die Social-Justice-Warriors, werden von dieser rassistischen Matrix geknechtet. Und nur die Aktivisten wissen, wie dieses System funktioniert. Nur sie wissen – weil sie sich an der Uni mit den »richtigen« Theorien beschäftigt haben –, was in der Gesellschaft schiefläuft, und sind in der Lage, ihre Mitmenschen aus der mörderischen Knechtschaft zu befreien. In der USA hat sich für diese Geisteshaltung sogar ein spezielles Wort etabliert: »woke«. Das bedeutet, dass Menschen, die die Matrix erkannt haben, nun buchstäblich »erwacht« sind.

Um eine gerechtere Welt zu erreichen, muss also die Herrschaft des weißen Mannes den Menschen zunächst bewusst gemacht werden, um sie dann ein für alle Mal aus den Köpfen der »Geknechteten« und somit aus unserer Kultur zu verbannen.

Allerdings ist die Matrix, die von den Social-Justice-Warriors heraufbeschworen wird, voller Fehler und Widersprüche. Um einen Eindruck davon zu bekommen, reicht ein Blick in ein paar Bücher, die in der letzten Zeit als Bestseller in Sachen Antirassismus gefeiert wurden.

»Wir sind in einer Welt aufgewachsen, der seit über dreihundert Jahren Rassismus tief in den Knochen steckt. So tief, dass es keinen Raum gibt, in dem er nicht zu finden ist. Und einfach nur dadurch, dass Du in dieser Welt lebst, wurdest Du Teil dieses Systems«6, schreibt etwa die Antirassismus-Expertin Tupoka Ogette in ihrem Buch »Exit Racism«. Und: »Du bist rassistisch sozialisiert worden. So, wie viele Generationen vor Dir, seit über dreihundert Jahren«7.

Auch Alice Hasters erzählt in ihrem Buch »Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten« von einem »System«8, ja von einer ganzen »Weltordnung«, die nur eine Logik kennt: »Weiße ganz oben, Schwarze ganz unten.«9 Der koloniale Rassismus sei »schon so lang und so massiv in unserer Geschichte, unserer Kultur und unserer Sprache verankert, hat unsere Weltsicht so sehr geprägt, dass wir gar nicht anders können, als in unserer heutigen Welt rassistische Denkmuster zu entwickeln«10. Eine »historische Wurzel«11 also, vor der es kein Entkommen gibt.

Es wird hier also behauptet, dass alle Menschen, die in »dem System« aufwuchsen, Rassisten sind. Es ist egal, was für eine Hautfarbe ein Mensch hat oder zu welcher Gruppe er gehört, er ist immer ein Menschenfeind. Diese Idee eines Machtsystems, das Menschen unterbewusst beherrscht, haben sich die Aktivisten von Foucault geklaut. Allerdings ziehen sie seinen Ansatz nicht konsequent durch. Stattdessen teilen sie dieses System in Weiße (Unterdrücker) und Schwarze (Unterdrückte) ein und benennen ganz eindeutig einen Herrscher, dem sie die gesamte Macht zusprechen: den Weißen. Wenn wir also alle von einem System geprägt sind, in dem Weiße Schwarze rassistisch unterdrücken, dann folgt daraus, dass alle Weißen Rassisten sind.

Und genau das meinen die Aktivisten auch. Weil es aber nicht gut ankommt, alle Weißen der Menschenverachtung zu bezich­tigen, betreiben sie eine rhetorische Manipulation, indem sie immer wieder behaupten, dass die Kategorien »weiß« und »schwarz« nur »sozial konstruiert« seien.

Weil dieser Aspekt den Aktivisten so wichtig ist, machen sie ihn auch in der Sprache sichtbar. So wird etwa in den Bestsellern über Rassismus das Wort »weiß« durchgängig kursiv geschrieben. Das Gleiche geschieht in den antirassistischen Info- und Aufklärungsbroschüren des Bundes. Häufig wird dort in einer Fußnote erklärt, dass es sich bei den Begriffen »weiß« und »Schwarz« (das Adjektiv wird absichtlich groß geschrieben, um die Diskriminierung »sichtbar« zu machen) um eine »soziale Konstruktion«12 handle.

Schäm dich!

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