Читать книгу Bildband Fernweh Deutschland. Naturparadiese direkt vor der Haustür erleben. Natur pur genießen. - Julia Schattauer - Страница 10
ОглавлениеSylt
Bei einer Zugfahrt beruhigt der Blick aus dem Fenster, und zugleich steigen Vorfreude und Spannung, wenn sich die Landschaft mit jedem Kilometer verändert. Ungewöhnlich verläuft die letzte knappe Stunde auf dem Weg nach Sylt, wenn sich links und rechts des elf Kilometer langen Hindenburgdamms die Wasserfläche dehnt. In Westerland angekommen, ruft gleich das Meer. In der Fußgängerzone hört man bereits die Wellen rauschen, die Luft riecht salzig, Möwen kreischen. Dann nichts wie Kurtaxe zahlen und über die Promenade ab zum Strand. Schuhe aus, Sand spüren, Urlaub an.
WELLENSPIEL In der Nebensaison wird es ruhig, nur die Wellen tosen.
CHAMPAGNERLUFT UND FAMILIENPARADIES
Bei solchen Eindrücken geht Sylt-Freunden das Herz auf: ein paar Meter entlang der Promenade spazieren, vorbei an der Muschel, in der im Sommer Konzerte stattfinden; im Rücken die Fassade des Hotels Miramar neben dem großen Kur-Zentrum mit der Sylter Welle. Am Strand bauen Kinder Sandburgen im Akkord, Möwen ziehen ihre Kreise über den Köpfen der Strandspaziergänger. Der Blick schweift über das Wasser und gewöhnt sich schnell an die Weite, so als hätten die Augen das Meer vermisst. Darauf ist Verlass: Ein paar Minuten am Strand, und der Kopf ist wieder frei. In Westerland erstreckt sich der Strand scheinbar endlos. Im Sommer verwandelt er sich zum Familienferienparadies, erst im Spätherbst wird die Insel ruhiger. Die Sonnenstrahlen wärmen noch immer, doch die Atmosphäre gleicht nicht mehr einem Freibad im August. Jetzt hüllen bunte Windjacken die Spaziergänger auf der Promenade ein und manch einer isst das Fischbrötchen mit Handschuhen.
EIN KLIFF IST LEGENDE
Sylt sorgt nicht nur für Ohrwürmer, Stichwort Westerland, sondern auch für Bilder im Kopf: die Sansibar, Gosch und die Edelboutiquen in Reetdachhäuschen. Sylt ist ein Promi-Ziel, doch es darauf zu reduzieren, wäre viel zu einfach. Noch hat Sylt viel Ursprüngliches zu bieten, ruhige Ecken und jede Menge wunderschöne Natur. Wer sich ein wenig von den Hauptstränden und einschlägigen Restaurants entfernt, findet sie mühelos. Der vielleicht schönste Ort der Insel ist das Rote Kliff. Es liegt am Weststrand zwischen Wenningstedt und Kampen und ist ganze vier Kilometer lang. Bis zu 30 Meter ragt die rote Wand in die Höhe – besonders beeindruckend bei Sonnenuntergang. Wenn die Sonne tief steht und auf den Lehmkies scheint, färbt sich das Kliff in kräftigem Rot. Direkt am Roten Kliff befindet sich nicht nur die berühmteste Düne der Insel, sie trägt auch einen Namen: Mit 52 Metern bildet die Uwe-Düne die höchste Erhebung Sylts. Von hier führen Wanderwege entlang des Kliffs und bieten spektakuläre Aussichten. Auf Holzbohlenpfaden geht es je nach Jahreszeit durch grünes Gras, blühende Heide oder weiße Winterlandschaften. Übrigens: Das Busnetz ist auf Sylt sehr gut ausgebaut. Alle Orte erreicht man problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ansonsten leiht man sich ein Fahrrad oder wahlweise E-Bike und erkundet die Insel auf eigene Faust.
NACHBARN Im Norden der Insel gibt es mehr Schafe als Menschen.
GOLDEN HOUR Das Rote Kliff ist der schönste Ort für Sonnenuntergänge.
SYLT-ROMANTIK Auf dem Leuchtturm in Hörnum kann man sich trauen lassen.
SCHAFE AM ELLENBOGEN
Wer im Sommer auf die Insel kommt und trotzdem den Strand in Ruhe genießen will, ist am Ellenbogen richtig. Die zu List gehörende Halbinsel ist der nördlichste Zipfel Sylts und damit ganz Deutschlands. Sogar das Handy wähnt sich hier schon im Ausland und loggt sich ins dänische Netz ein. Statt Bars und Strandkörben gibt es nur ein paar Einheimische und jede Menge Schafe. Der Strand ist vielleicht der feinste der Insel und bietet den perfekten Blick über Nordsee und Wattenmeer, die an der Ostspitze aufeinandertreffen. Nur wenige Häuser stehen am Ellenbogen, dafür aber zwei Leuchttürme. Bei einer Wanderung über den Strand kann man der Syltfähre auf dem Weg nach Rømø hinterherwinken. Ansonsten begegnen einem höchstens ein paar Kitesurfer, die am Königshafen ihre Sprünge üben. Die Schönheit des Lister Ellenbogens lässt sich übrigens auch im Film begutachten. Roman Polanskis »The Ghostwriter« wurde hier gedreht, auch wenn der Plot im Film kurzerhand an die amerikanische Ostküste verlegt wird.
EINE IDYLLE UND EINIGE KLISCHEES
Sylt wäre nicht Sylt, wenn es nicht doch ein paar Klischees bedienen würde. Eines davon, die hohe Dichte an Edelboutiquen und Nobelkarossen, findet man in Keitum. Davon abgesehen ist Keitum der vielleicht schönste Ort der Insel. Das alte Kapitänsdorf war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Hauptort der Insel und Wohnsitz vieler Kapitäne. Die reetgedeckten Häuser mit den Steinwällen haben teilweise bis zu 200 Jahre auf dem Buckel. Beim Spaziergang durch die Straßen geht es durch schmucke Gässchen, vorbei an gemütlich eingerichteten Cafés und kleinen Deko-Läden und natürlich an namhaften Designerboutiquen. Das Altfriesische Haus zeigt die Wohnkultur des 18. Jahrhunderts und beleuchtet die Geschichte des Dorfs samt Walfang und Fischerei.
SCHWITZEN AM STRAND
Für Saunagänger sind die Sylter Strandsaunen ein Muss! Erst schwitzen, dann Abkühlung in den Dünen suchen oder direkt in die Fluten der Nordsee stürzen. Nordfriesisch saunieren lässt es sich in vier Strandsaunen am Weststrand und zwar sowohl in List als auch in Rantum, am Strandabschnitt Samoa und ganz im Süden in Hörnum. Die Strandsaunen sind zwischen April und Oktober geöffnet, in Hörnum sogar ganzjährig. Wer einen kompletten Tag in der Therme verbringen will, kann in der Sylter Welle in Westerland ausgiebig plantschen und saunieren.
Frühstück mit Anhang
Mitten in Westerland befindet sich die Villa 54° Nord, die sich dank der zentralen Lage für Kurztrips ans Meer anbietet. Das Design-Hotel ist stilvoll und modern eingerichtet. Das Besondere: In der Villa 54° Nord wird gemeinsam an einem großen Tisch gefrühstückt. Statt anonymem Buffet gibt es Gespräche am Frühstückstisch, bei denen man einiges über die Insel erfährt.