Читать книгу Bildband Fernweh Deutschland. Naturparadiese direkt vor der Haustür erleben. Natur pur genießen. - Julia Schattauer - Страница 20
ОглавлениеUsedom
Dicke Schneeflocken bleiben kurz an der Fensterscheibe kleben, bevor sie als dünne Rinnsale hinabperlen. Der Blick schweift auf die im Dunklen liegende Ostsee. Über dem Meer steht riesig der Vollmond. Der Anblick ist fast zu kitschig, um wahr zu sein. Das Mondlicht bricht sich in den Wellen. Der Strand hat sich in einen Eisteppich verwandelt, die Wellen schwappen ans Ufer und nehmen den Schnee mit sich. Draußen pendeln sich die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ein. Drinnen benetzen Schweißperlen bei 85 °C die Stirn. Der Blick aus der Panoramasauna des Hotels macht klar: Usedom im Winter ist eine gute Idee.
NIZZA DES OSTENS
Usedom ist nach Rügen die zweitgrößte Insel Deutschlands. In der Pommerschen Bucht gelegen, gehört sie größtenteils zu Deutschland, zu einem Teil zu Polen. Die unbestrittene Hauptsehenswürdigkeit Usedoms ist für die meisten Besucher der 40 Kilometer lange feinste Sandstrand. Durch die vielen Sonnenstunden auf der Insel lässt sich der Strand ausgiebig nutzen – wenn es warm wird, spielt Usedom ein bisschen Mittelmeer. Statt Nordseeextremen herrscht hier fast südliches Flair.
Jedes Jahr im Sommer verwandelt sich Usedom in ein gigantisches Ferienparadies für Familien und Sonnenhungrige. Und das hat Tradition: In den 1920er-Jahren nannte man Usedom »die Badewanne Berlins«. Doch schon davor galt die Insel als beliebtes Ferienziel, nicht nur für Otto Normalverbraucher. Das Ostseebad Heringsdorf zum Beispiel gehört neben Ahlbeck und Bansin zu den Kaiserbädern. Vom kleinen Fischerdorf entwickelte es sich im 19. Jahrhundert zum »Nizza des Ostens«. Hier erholte sich die Upper-Class bei der mehrwöchigen Sommerfrische – die Kaiserfamilie, das gut betuchte Bürgertum und auch die Bohème: Maxim Gorki, Thomas Mann und Lyonel Feininger verbrachten schöne Tage im Strandidyll.
WANDEL Usedom – von Fischerdörfern zu Kaiserbädern.
AUGEN AUF! Kunst und Architektur in Zinnowitz entdecken.
WINTER-WELLNESS
Die Heringsdorfer Sole trug dem Inselstädtchen einen guten Ruf als Kurbad ein. Vor allem im Winter hat bis heute die Wellness Hochsaison. Dann ist die beste Zeit für Entspannung, wohltuende Massagen und viel Ruhe. Hier kann man abschalten und sich in den Solebecken der Wellnesshotels treiben lassen, die ihre Außenbecken ganzjährig auf 30 °C beheizen. Danach locken die Finnische Sauna oder die Biosauna, das Dampfbad und eine Massage – am besten eine, bei der man sich fühlt, als läge man in den seichten Wellen am Ostseestrand. Spezielle Wasserliegen, deren Unterlagen mit warmem Wasser gefüllt sind, sorgen für solcherart angenehme Wellenbewegungen. Die Massage findet in Rückenlage statt, eine Wohltat! Wellness und Wohlbefinden gehen auf Usedom an vielen Orten Hand in Hand – verordnet in Kurkliniken, genossen in den Spa-Hotels und natürlich in den großzügig angelegten Thermen. So bietet allein die Ostseetherme Usedom im Seebad Ahlbeck sechs verschiedene Becken für Groß und Klein sowie zwei Dampfbäder. Hier kommt auch die Heringsdorfer Jodsole zum Einsatz, die aus gut 400 Metern Tiefe gefördert wird. Die Saunawelt überzeugt mit mehreren Innen- und Außensaunen. Auch die Bernsteintherme in Zinnowitz kann mit einem ähnlich breiten Angebot aufwarten und verfügt sogar über eine Strandsauna. An der dortigen Seebrücke wartet eine weitere Attraktion: die Tauchgondel, mit der bis zu 24 Besucher einige Meter tief in die Ostsee abtauchen können.
RUHESAISON Im Winter versprüht Usedom einen eigenen Zauber.
MEER-ANWENDUNGEN
Als Kurort hat sich Usedom seit Langem etabliert. Ein zentraler Bestandteil ist die Thalassotherapie, die in den Kurkliniken an der Ostsee aber auch in den Spas der Hotels eingesetzt wird. Die Thalassotherapie setzt auf die Heilkraft des Meeres – auf kaltes oder warmes Meerwasser, auf die salzige Meerluft, auf Sand und Schlick. All das kann beispielsweise Atemwegserkrankungen und Rheuma lindern. An Wellness- und Spa-Hotels herrscht auf Usedom kein Mangel. Die Insel weist die höchste Dichte an qualifizierten Wellnesshotels in Europa auf. Doch den wahren Balsam für Körper und See gibt es hier gratis: Winterspaziergänge an der frischen Ostseeluft. Dort, wo sich im Sommer die Sonnenhungrigen auf den Strandtüchern räkeln, glitzern im Winter Eiskristalle. Dick eingemummelt geht es über den Strand, der bei jedem Schritt knirscht. Auf der einen Seite lässt sich das Spiel der Wellen mit Schnee und Eis betrachten, auf der anderen die eingeschneiten Dünen und dazwischen das gefrorene Schilf. Der Wind weht leicht, die Nase ist kalt, aber die Sonne wärmt den Rücken. Möwen und Enten schwappen dicht aneinander gedrängt im kalten Wasser. Zurück im Hotel dann ein heißes Bad und die Welt ist in Ordnung.
TAUCHGONDEL Die neue Seebrücke Vineta in Zinnowitz wurde 1993 eingeweiht.
INSEL-WAHRZEICHEN Die Seebrücke in Ahlbeck ist die älteste Deutschlands.
AB IN DEN WALD
Auf Usedom wächst Europas erster Heilwald. Waldbaden ist hier seit einiger Zeit in aller Munde, zumal in Heringsdorf ein eigener Kur- und Heilwald ausgewiesen wurde. Die »Waldtherapie« hilft dabei, die Atemwege zu öffnen und Energie zu tanken. Als Ort der Meditation und Bewegung dient der Wald vielen Zwecken – egal, ob man die Heilkraft der Bäume spürt oder einfach einen erholsamen Spaziergang an der Küstenluft unternimmt. Im Kur- und Heilwald Usedom stehen Therapiegeräte bereit, Kletterparcours und malerische Ruheplätze, die zum Erholen unter Buchen und Kiefern einladen. Und wer ganz bewusst die Luft einatmet, das Moos riecht, das Rauschen der nahen Ostsee hört und tief durchatmet, der spürt die wohltuende Wirkung des Waldes von Kopf bis Fuß.
Exotische Welten
In Trassenheide tanzen in Europas größter Schmetterlingsfarm unzählige der bunten Falter durch die exotische Pflanzenwelt der Tropenhalle. Auch ein Insektenmuseum und Dutzende Terrarien gehören zur Schmetterlingsfarm. Ein Tipp, wenn das Wetter einmal nicht mitspielt oder einfach für alle, die zusammen mit ihren Kindern auf Usedom etwas Ungewöhnliches unternehmen wollen.
VOGELBEOBACHTUNG Ein Kiebitzregenpfeifer bei der Nahrungssuche.