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Kapitel 8: Ein Bier in der Hand, zwei Füße im Sand
ОглавлениеEs war ca. 13 Uhr, als ich mit meinem Männer-Picknick am Strand angekommen war. Die Sonne brannte und die Menschen stapelten sich schon fast. Eigentlich hatte ich keine Lust weiter zu gehen, um nach einem etwas weniger frequentierten Strandabschnitt zu suchen. Ein paar Meter weiter war eine kleine Mauer, die Sand und Fußweg trennte. Eine Palme spendete genau für das kleine Stückchen Mauer ausreichend Schatten. Das ist ein super, duper Frühstücksplatz. Also, nichts wie hin da, Füße in den Sand und Futtern, bzw. Trinken. Auch heute gab es wieder frisches Baguette mit Ziegenkäse, dazu ein schönes kaltes Bier. Herrlich!
Aufgepasst. In Spanien ist das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten . Ich habe noch nie von jemanden gehört, der erwischt wurde und zahlen musste, aber ich möchte darauf hinweisen, dass es gesetzlich eben nicht OK ist, sich einfach mit ein paar Bier an den Strand zu setzen.
Verträumt beobachtete ich die Wellen und ein paar Möwen, die sich anscheinend um ein Fischlein stritten. Die Flasche bewegte sich dabei wie automatisch zum Mund und Stück für Stück ging es mir wieder besser. Auf einmal nahm da jemand neben mir Platz. „Juten Tach, ick bin Rudolph, kannst' mick och Rudi nennen.“ Ich blinzelte gegen die Sonne und erblickte einen hoch und breit gewachsenen, ca. Mitte 50-jährigen Mann. Er trug auf dem Kopf einen Touri-Hut und ein weißes Unterhemd, aus dem sich ein paar Brusthaare heraus kräuselten. Dazu hatte er eine blaue kurze Hose an und Badelatschen, in denen Füße steckten, die mit weißen Tennissocken bekleidet waren. Und diese (wie sollte es auch anders sein?) wurden fein säuberlich bis fast zum Knie hochgezogen. Er war das Inbild eines deutschen Touristen. Ich musste schmunzeln und reichte ihm die Hand. „Hallo, ich bin Ulf“, entgegnete ich ihm freundlich. „Prost“, lachte er mich an und hielt mir seine Bierflasche zum Anstoßen hin. „Prost“, sagte auch ich und widmete mich wieder den Möwen. Der Kampf war spannend, wer den Fisch wohl kriegen würde? Ich gab den beiden Namen. Die mit den grauen Punkten am Kopf nannte ich Frodo und die weiße Lieschen oder sollte ich sie doch lieber Luis und Vincent nennen? „Mene Alsche aalt sich doa in da Sonne“, unterbrach mein neuer Mauernachbar meine konstruktiven Überlegungen, welche Namen am besten zu den zwei Möwen passen würden und zeigte in das wilde Getümmel am Strand. Mittlerweile erinnerte dieser an ein Wimmelbuch. Ich grinste und forderte mich selbst heraus, die Frau des typisch deutschen Berliners zu finden. So macht man das doch mit Wimmelbüchern, oder? Jedenfalls spiele ich dieses Such- und Findespiel immer mit meinem kleinen Neffen. „Ist es die da?“, fragte ich spaßeshalber im Fanta-4-Style und zeigte auf eine hübsche Blondine, die sich nicht weit von uns im Sand räkelte. „Jup“, war seine einfache und kurze Antwort. Jetzt fiel mir die Kinnlade runter. Ich schaute im Umkreis der schönen Blonden, aber da war weit und breit keine weitere Frau allein am Strand unterwegs. Er musste also auch die Hübsche meinen. „Hahaha hab dich anjekohlt“, lachte er mich aus, „dein Jesicht hättste mal sehn müssn!“ Haha, unheimlich witzig. „Die da is doch nur zum Ankratzen hier! Wasn nu, jehn ma zusamm zu Aschinger und dudeln ma uns eenen an oder wolln ma jleich auf Blindenwasser umsteigen?“ Okay, nach dem Satz machte sich das Gefühl in mir breit, dass ich selbst die Spanier besser verstehe, wenn sie mich etwas fragen. Noch überlegend, wie ich da jetzt raus komme, schüttelte ich den Kopf. „Ich muss jetzt wieder nach Hause. Meine ,Alsche‘ kommt gleich heim und wir müssen noch ein paar Erledigungen machen, denn ab morgen haben wir einen Mietwagen und wollen die Insel erkunden.“ Ich sprang auf. Wenn ich verlegen bin, quatsche ich immer viel, um vom Eigentlichen abzulenken. In diesem Fall wollte ich Rudi einfach nicht beichten, dass ich nur jedes zweite seiner Worte verstanden hatte und ein gemeinsames Abhängen deshalb kategorisch ablehnen wollte. Schnell wurde noch seine Hand geschüttelt und schwupp, war ich weg und ließ den verdatterten Landesgenossen alleine auf meiner schattigen Mauer sitzen. Wahrscheinlich gesellte er sich eh nur zu mir, um die Blondine besser im Blickfeld zu haben. „Auf der Mauer auf der Lauer hockt ein kleiner Spanner...“, sang ich vor mich her, beflügelt vom Bier und glücklich, meine Süße gleich wieder zu sehen.
Coris Karte von Teneriffa