Читать книгу Wege des Himmels - Juna Aveline B. - Страница 16
Montag, 19. November 2007
ОглавлениеDer Termin am Samstag beim Tierarzt hat auch nichts Neues ergeben. Ohne Befund. Ihr fehlt nichts, jedenfalls nichts, was ein Tierarzt erkennen könnte, und doch erbricht Anisha noch immer.
Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf, was es sein könnte. Jetzt will ich es einfach mal mit einer Umstellung des Futters versuchen. Vielleicht sind es die Farb- und Konservierungsstoffe, die in vielen Futtersorten enthalten sind. Nun war ich heute morgen Futter einkaufen, wobei ich pingelig darauf geachtet habe, dass keine Farb- und/ oder Konservierungsstoffe darin zugesetzt sind. Jetzt heißt es Abwarten, ob die Futterumstellung das Magenproblem meiner Anisha löst.
Mit der Abschlussarbeit komme ich inzwischen sogar auch Schritt für Schritt voran. Die Bücher stapeln sich zumindest auf meinem Schreibtisch. Und das ein oder andere (Unter-) Kapitel ist auch geschrieben. Mit der Gliederung bin ich mir noch etwas unsicher, aber das wird auch. Ich arbeite mich langsam aber sicher voran, auch wenn sich am Drumherum noch nicht viel geändert hat. Ich lasse mich noch immer zu gerne ablenken und Björn macht es mir auch nicht leicht.
Die paar Worte, die er überhaupt noch mit mir wechselt, drehen sich immer um irgendetwas, das ihm gerade nicht passt. Und nun versucht er mir auch noch in Bezug auf meine Racker Vorschriften zu machen: „Die bekommen jetzt nur noch das Futter ohne Farb- und Konservierungsstoffe!“, „Das Katzenklo muss zweimal am Tag saubergemacht werden!“, „Die Wohnung muss sauberer werden, es dürfen nicht mehr so viele Dinge herumliegen!“ Allerdings meint er wohl: „Du darfst nur noch das Futter füttern…“, „Du musst zweimal am Tag das Katzenklo saubermachen!“, „Du musst die Wohnung öfter aufräumen und putzen!“ Letztendlich macht er nämlich nichts von alldem, was er verlangt. Das einzige was bei ihm Bestand hat, ist seine Haltung in Bezug auf die Erledigung unserer Hausarbeit: Wochenlang macht er nichts und irgendwann dann meint er, übermotivierten Einsatz beim Putzen zeigen zu müssen, wobei er nicht einmal mit einem Staubsauger umgehen kann! Echt wahr! Als ihn neulich wieder der blinde Aktionismus packte, holte er den Staubsauger hervor und begann das Wohnzimmer zu saugen, wobei er das neue Laminat verkratzte, weil er nicht merkte, dass man den Sauger einstellen kann auf Teppich- und glatte Böden. So bearbeitete er den Laminatboden mit der Einstellung für Teppichböden. Ich konnte nur noch sprachlos den Kopf schütteln.
Spätestens in dem Moment habe ich eingesehen, dass es wohl besser ist, mich größtenteils alleine um den Haushalt zu kümmern. Wenn er wenigstens regelmäßig das Geschirr abräumen und in die Spülmaschine stellen würde, wäre mir das hundertmal lieber als diese Putzanfälle, die doch nichts bringen.
Aber seine Kommentare, dieses ständige Rumnörgeln und Besserwissen, machen mich wirklich wütend. Er sieht mich gar nicht. Er sieht nicht, was ich für ihn mache, dass es ihm auch zugutekommt, wenn ich regelmäßig koche, wasche, Staub sauge. Und ich bin es, die sich größtenteils um die Racker kümmert, auch wenn er betont, wie lieb er die beiden habe und dass er sie nicht mehr hergeben würde, was er vor allem dann regelmäßig erzählt, wenn Besuch da ist. Ab und zu füttert er sie mal, wenn sie ihn hungrig mit großen Augen anschauen als ob sie gleich verhungern, obwohl sie ihre Ration Trockenfutter gerade verputzt haben.
Es ist alles so ein Chaos… alles ist nur noch schlimmer geworden. Schon beim Umzug schien es für ihn völlig selbstverständlich, dass ich auch seine Sachen größtenteils gepackt habe. Er behandelt mich, als ob ich den ganzen Tag sowieso nichts anderes zu tun hätte, klar dass ich dann doch wenigstens mal den Haushalt schmeißen könnte. Dass ich auch drei Tage arbeite und dazu an meiner Abschlussarbeit arbeite, scheint er völlig vergessen. Dazu muss ich ihm auch noch immer zuhören, wenn er sich mal wieder über seine Probleme auslässt.
Momentan habe ich echt das Gefühl, ich muss dies, ich muss das, immer muss ich etwas für ihn tun. Und wenn ich Zeit für meine Arbeit habe, fühle ich mich leer, kraftlos, als ob er alle Energie aus mir herausgesaugt hätte. Umso einsamer fühle ich mich dann. Ich weiß nicht, wie ich hier in Berlin Kraft tanken kann.
Auch die Wochenenden haben sich nicht wesentlich geändert. Björn und ich unternehmen noch immer nichts zusammen. Meist gehen wir einmal am Wochenende essen, wobei wir uns über Nichtigkeiten unterhalten, und anschließend gehen wir noch in irgendein Shopping Center. Wahrscheinlich denkt er, dass ich das will oder dass mich das glücklich macht. Aber was will ich jede Woche im Shopping Center? Mir wäre es viel lieber, wenn wir öfters mal einen Spaziergang machen würden. Und es gibt so viele andere Dinge, die man in Berlin sehen und erleben kann, den Zoo, das Planetarium, den Wannsee, … und wir verbringen die Zeit in Shopping Centern, wobei wir uns dann auch noch trennen und die meiste Zeit in unterschiedlichen Geschäften aufhalten.
Haben wir wirklich nur noch so wenig gemeinsam? Haben wir uns wirklich nur noch so wenig zu sagen? Haben wir keine gemeinsamen Träume mehr, keine gemeinsamen Ziele?