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Kapitel 7 Mehr als nur Freundschaft?

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„Hattest du mal was mit ihr“, fragte Ayla ihren Begleiter leise auf der Fahrt zum Restaurant, wobei ihre Stimme einen seltsam rauen Klang annahm.

„Nein, mein Gott – wo denkst du hin. Mora war damals, als ich sie zum ersten Mal traf, bereits mit Alex verheiratet. Sie war und ist lediglich eine sehr gute Freundin, die mich schon seit Jahren zu verkuppeln versucht“, stellte Tony mit einem entsetzten Seitenblick auf seine Beifahrerin fest.

„Was meinst du mit Verkuppeln – dieses Wort ist mir nämlich nicht geläufig. Ist das ein technischer Begriff?“

„Nein, nein, Ayla – ganz und gar nicht“, prustete Tony sofort los. „Eine Kupplerin versucht lediglich zurückhaltende Menschen, die sich offensichtlich mögen und anziehend finden, sich aber vielleicht noch unsicher sind, zu einer nachhaltigen Beziehung zu verhelfen. Es ist also gar kein schlimmes Wort, dass ich eben in Bezug auf Mora benutzt habe.“

„Und – bist du unsicher, oder traust du dich, schöner Mann? Immerhin bin ich solche Beziehungsdinge aus meiner Vergangenheit nicht gewohnt. Enge männliche Freunde hatte ich nämlich in meiner früheren Welt nie. Für so etwas hatte ich als Anführerin auch gar keine Zeit.“

„Da geht’s dir ähnlich wie mir. Und nein, unsicher bin ich mir absolut nicht. Und wenn ich mich nicht trauen würde, mit dir auszugehen, hätte ich dich schließlich nicht zu diesem Dinner eingeladen. Das kommt bei mir nämlich eher selten vor.“

„Aha – ich muss scheinbar noch viel über den Umgang mit euch Terranern lernen. Außerdem bin ich schon sehr gespannt, was heute Abend noch alles passiert. Übrigens hast du ein schickes Fortbewegungsmittel. Seine rote Farbe und das Sitzen im Freien gefallen mir ausgesprochen gut“, meinte Ayla, während Tony sein Cabrio gerade auf den Parkplatz seines am Stadtrand von Las Vegas gelegenen italienischen Lieblingsrestaurants fuhr.

„Nett, dass du so hingerissen über mein antikes Auto redest. Alte Sachen gefallen mir halt ziemlich gut. Was nicht heißt, dass mich moderne Technik nicht interessieren würde. Doch jetzt sollten wir reingehen, damit man unseren reservierten Tisch nicht noch an jemand anderen weitergibt. Bei Tischreservierungen muss man nämlich stets pünktlich an Ort und Stelle sein.“

Als Ayla an der Hand des vergnügt lächelnden Zwei-Sterne-Generals das italienische Spitzenrestaurant betrat, schaute sie sich zunächst einige Minuten bewundernd um.

„Dieser Ort gefällt mir sehr. Vor allem finde ich die maritime Dekoration sehr hübsch, weil sie mich an ähnliche Einrichtungen auf unserem untergegangenen Kontinent MURA erinnert. Gib’s zu, hierher hast du mich absichtlich gebracht – stimmt‘s?“

„Nun, man tut was man kann. Ich jedenfalls bin – sofern ich nicht Einsätze mit meiner KIMBAL fliege – sehr gerne hier. Unter anderem auch, weil ich ganz in der Nähe wohne und als Single meistens keine Lust zum Kochen habe“, flüsterte Tony seiner Begleiterin ins Ohr, während das Paar von einem Kellner zu dem von Tony telefonisch reservierten Tisch geführt wurde.

„Möchtest du lieber Fisch oder Fleisch essen? Beides kann ich dir empfehlen. Und vor allem die Pasta, die es gleich als Vorspeise gibt, ist einfach nur köstlich“, sagte Tony zu Ayla, als diese die reich bebilderten Menüvorschläge in der Speisekarte äußerst aufmerksam studierte.

„Ich glaube, ich nehme das hier“, sagte Ayla, wobei sie zugleich mit ihrem schlanken Zeigefinger auf eines der Bilder zeigte. „Okay, das ist eine gute Wahl, Ayla. Wir nehmen also zweimal Rinderfilet in Rotweinsauce und Rosmarinkartoffeln mit Salat als Hauptgericht. Und zum Nachtisch möchten wir echtes italienisches Schokoladeeis“, wandte er sich dann an den bereitstehenden Ober.

„Sehr gerne – und was darf ich Ihnen zum Trinken bringen?“ „Ich denke zwei Gläser vom 2015er Chateau Lafitte würden sehr gut zu unserem Hauptgericht passen.“

„Da haben Sie recht, Sir – übrigens soll ich Ihnen Grüße von meinem Boss ausrichten. Er ist froh, Sie nach längerer Abwesenheit mal wieder bei uns zu sehen.“

„Vielen Dank. Sagen Sie Antonio bitte, dass meine Freundin und ich jetzt öfter herkommen. Schließlich muss ich ihr noch andere Menüs eurer vorzüglichen Speisekarte näherbringen.“

„Ich werde es ausrichten, Sir. Signore Agnelli wird darüber sehr erfreut sein“, erwiderte der Kellner, ehe er sich in Richtung Küche aufmachte, um die Essensbestellung weiterleiten.

„Signore Antonio Agnelli ist der Besitzer des Restaurants – und außerdem ist er sein begnadeter Chefkoch“, erklärte Tony in Richtung der schmunzelnden Ayla, als er noch hinzufügte: „Ich bin so froh, dass es dir hier gefällt. Weißt du überhaupt, wie hübsch du aussiehst, wenn du lächelst?“

„Nett, dass du mir solch ein schönes Kompliment machst, Tony. Ich bin daran gar nicht mehr gewöhnt“, erwiderte Ayla während des anschließenden Essens mit sanft geröteten Wangen, was wegen ihres blassen Teints von ihrem Begleiter besonders gut auszumachen war.

„Tja, meine Eltern haben mich halt gut erzogen. Besonders meine Mutter hat immer ganz besonderen Wert auf gutes Benehmen gelegt.“

„Leben deine Eltern ebenfalls hier in der Nähe?“, fragte Ayla neugierig weiter, während sie sich genüsslich die als Vorspeise gereichten leckeren Spaghetti mit Krabben schmecken ließ.

„Nun, bei uns in Amerika sind Entfernungen nicht so sehr von Bedeutung. So gesehen hast du recht – meine Eltern wohnen nicht allzu weit weg. Sie besitzen eine Ranch in Kalifornien, auf der sie Pferde und Rinder züchten und auf der ich bis zum Beginn meiner militärischen Ausbildung aufgewachsen bin.

Von hier aus gesehen ist Kalifornien ein unmittelbar benachbarter Bundesstaat – und mein Elternhaus liegt in der Nähe der Stadt Bakersfield, etwa 360 Kilometer von hier entfernt.

Wenn ich es einrichten kann, besuche ich sie mindestens an einem Wochenende im Monat und mache mich dann auf der Ranch nützlich. Vor allem, wenn ich mal ein bisschen Ausgleich und zugleich Erholung vom routinemäßigen Flottendienst in der JDEF brauche.“

„Das finde ich, ist eine schöne Angewohnheit. Vielleicht nimmst du mich ja einmal mit, wenn du deine Eltern das nächste Mal besuchst“, meinte die Aquanautin ganz unverblümt, als sie in die verblüfften Augen ihres Gegenübers schaute.

„Was ist – hab‘ ich jetzt was Ungebührliches gesagt?“, meinte Ayla erschrocken. Jetzt war es Tony, der unversehens ihre rechte Hand ergriff und ihr sanft über den Handrücken streichelte, was bei Ayla ein sanftes Prickeln auf der berührten Haut auslöste.

„Nein, verehrte Ayla – daran war überhaupt nichts ungebührlich. Ganz im Gegenteil, ich freue mich darüber. Aber normalerweise stellen Jungs ihre Freundinnen erst dann den Eltern vor, wenn sie sicher sind, dass sie mit ihnen eine Beziehung eingehen wollen. Und deshalb geschieht das meist erst nach dem zweiten oder dritten Date.“

„Und – willst du eine Beziehung mit mir eingehen? Entschuldige bitte, dass ich dich das so unverblümt frage, aber ich bin ziemlich unerfahren, was eure Gebräuche in dieser Hinsicht angeht“, murmelte Ayla jetzt kaum vernehmbar vor sich hin.

„Natürlich, Ayla. Du bist so eine wunderschöne und faszinierende Frau. Schon allein deshalb werde ich dich demnächst nicht nur meinen Eltern vorstellen, sondern ich will dir auch unsere Ranch zeigen. So, und jetzt lächle bitte wieder, ich bin nämlich gerade dabei mich in dich zu verlieben.“

„Was hast du gerade gesagt? Du meinst das scheinbar wirklich ernst – oder? Meine Güte, ich kenne derartige Gefühle bislang nicht wirklich, aber ... aber ich freue mich sehr über deine Worte. Und ja, ich mag dich ebenfalls, Tony. Daher würde ich auch gerne mehr Zeit mit dir verbringen“, flüsterte Ayla, wobei sie augenblicklich erschrak, dass sie das gerade wirklich gesagt hatte.

„Das war ein aufregendes Geständnis, Ayla – ich glaube fest daran, dass aus uns beiden ein Paar werden kann, sofern wir es denn wollen. Aber wir sollten nichts überstürzen. Weil ich dir nämlich ausreichend Zeit zum Nachdenken über uns beide geben will. Und deswegen lade ich dich schon in den nächsten Tagen gleich zum nächsten Date ein, bei dem ich dir die absolut verrückte Innenstadt von Las Vegas zeigen möchte.

Übernächste Woche arrangiere ich darüber hinaus ein paar Shuttle-Flüge, die dich und deine Leute zum Paiute-Reservat und zum Pyramid Lake bringen werden. Denn ich glaube es ist wichtig, dass ihr euch dort erstmal mit eigenen Augen umschaut, ehe ihr eine Entscheidung über eure künftige Heimstatt trefft.

Wobei ich gleich morgen über Mora und Alex ein Treffen mit unserem Freund Chief David Grey Bear vereinbaren lasse. Betrachte mich also künftig nicht nur als Freund, sondern auch als deinen ganz persönlichen Touristenführer.“

„Das ist weit mehr, als ich zu hoffen wagte. Aber zum Thema Fliegen und Besichtigen fällt mir gerade wieder ein, dass du mir ja versprochen hattest, mir deine Heimat demnächst mal aus der Luft zu zeigen. Musst du dazu möglicherweise eins eurer Shuttles für private Zwecke klauen? Denn, wenn das so wäre, möchte ich das nicht – vor allem, wenn du dadurch in Schwierigkeiten gerätst.“

„Keine Sorge, ich habe etwas völlig anderes im Sinn. Und schon gar nicht müsste ich als Stellvertreter von General Blackhorse irgendwelche Probleme fürchten, wenn ich mir mal ein kleines Fluggerät der JDEF ausleihen würde. Aber ein Shuttle ist für das, was ich vorhabe gar nicht nötig.

Eines hast du heute Abend jedoch schon richtig ausgedrückt – wir zwei werden durch die Luft fliegen, wenn wir meine Eltern auf ihrer Ranch besuchen. Aber nicht mit einem Shuttle. Womit wir das dann tun werden, verrate ich dir momentan noch nicht. Das soll nämlich eine Überraschung werden.“

„Einverstanden – und ich verspreche auch, nicht in deinen Gedanken nach der Antwort zu forschen, auch wenn mir das schwerfällt. Wie alle Aquanautinnen, bin ich nämlich ziemlich neugierig. Demgegenüber liebe ich es aber auch, wenn mich jemand überrascht.“

„Dann ist’s ja gut, meine Liebe. Ich hoffe, du hast nichts gegen diese besondere persönliche Anrede. Und mit der Neugier stehst du Terranerinnen in nichts nach – die haben diese Eigenschaft in den meisten Fällen ebenfalls in ihrem Wesen verankert. Doch eines würde ich jetzt gerne auch von dir wissen. Kannst du mir sagen, was damals mit deinen Eltern passiert ist? Gehören sie zu den Aquanauten, die wir aus deinem Stützpunkt geborgen haben?“

„Zunächst mal, Tony – deine ungewohnte persönliche Anrede macht mich sehr glücklich. Zugleich bin ich aber auch traurig. Und zwar darüber, dass ich nicht weiß, was aus meinen Eltern geworden ist. Sie sind nämlich damals beide als Piloten an Bord eines der Schiffe gegangen, als die Masse unserer Bevölkerung mit unbekanntem Ziel von TERRUM aufbrach.“

Da Ayla und Tony ihr Dinner mittlerweile beendet hatten, setzte sich Tony in diesem Moment unmittelbar neben seine verhalten schniefende Freundin, legte ihr seine Hände sanft an ihre Wangen und wischte ihr mit den Daumen seiner schlanken Hände vorsichtig die aus ihren meergrünen Augen herabperlenden Tränen aus dem Gesicht. Gleich darauf nahm er sie vorsichtig in den Arm, um sie zu trösten.

„Bitte nicht weinen, meine Liebe – es ist viel schöner, wenn du lächelst. Wir werden herausfinden, wohin deine Eltern damals geflogen sind und was aus ihnen geworden ist. Das verspreche ich dir – und schon morgen früh werde ich mit unserem Oberbefehlshaber über dieses Thema reden.

Da Großfürst Kendo Anfang der kommenden Woche mit seinem lemurischen Kollegen Dagmund-Thor einen Besuch des Großrechengehirns ASGARD auf dem ehemaligen Marsmond PHOBOS plant, um sich über den Stand der laufenden Restaurierungsarbeiten zu informieren, wäre der Donnerstag nächster Woche ein mögliches Datum für ein Treffen mit ihm.

Ich fliege mit meiner KIMBAL Ende April ohnehin wieder Patrouille im SOL-System. Und wenn du möchtest, nehme ich dich dabei gerne mit. Dann können wir uns ja mal die von uns bisher erst unzureichend erforschten Monde der Solaren Planeten gemeinsam anschauen.

Ich habe da nämlich so eine gewisse Ahnung, wo das damals von deinen Landsleuten angeflogene Fluchtziel liegen könnte. Dies deshalb, weil ich annehme, dass eure Leute damals wahrscheinlich über keine zum Interstellarflug befähigten Raumschiffe verfügt haben dürften.

Wenn das stimmt, suchten sie demnach nach einem erreichbaren Himmelskörper mit ausreichend Wasser, der in Reichweite ihrer Schiffe lag. Das ist ein weiteres Kriterium, das wir berücksichtigen müssen. Aber zuvor ist es erforderlich, dass wir nochmal zu deinem Stützpunkt rausfliegen, um eure Datenspeicher zu bergen und diese danach in aller Ruhe und ohne Zeitdruck nach eventuellen Anhaltspunkten zum damaligen Ziel ihrer Reise zu durchforsten. Natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist.

So, und jetzt bringe ich dich wieder zurück in dein Quartier. Sag mir aber vorher noch, wie dir unser erster Abend am heutigen Tag gefallen hat. Vor allem würde ich gerne wissen, ob dir das ungewohnte Essen geschmeckt hat.“

„Nun, lieber Tony – ich fand unser erstes Date, wie das ja bei euch anscheinend heißt, überaus aufregend. Und das Essen war vorzüglich. Ich werde wohl heute Nacht ausgiebig darüber nachdenken, ob ich zu einer engeren Beziehung mit dir bereit bin, oder ob ich künftig nur deine gute Freundin bleiben will.“

Als Tony jetzt die Augen verdrehte und seine Augenbrauen mit einem frechen Grinsen in die Höhe zog, sprach Ayla schnell weiter:

„Eigentlich weiß ich aber schon jetzt, was ich will. Aber gib mir noch etwas Zeit, um dir das, was ich gerade denke, zu sagen. Zunächst soll das nämlich noch mein Geheimnis bleiben. Jedoch eine letzte Bitte hätte ich heute Abend noch an dich.

Wenn du kommende Woche zu deinem Oberbefehlshaber gehst, würde ich gerne mitkommen und auch meinen Stellvertreter Kami mitbringen. Und selbstverständlich bin ich damit einverstanden, nochmal zu meinem Stützpunkt zurückzufliegen. Wir Aquanauten wollen nämlich ab sofort mit offenen Karten spielen und mit euch zusammenarbeiten.“

„Freut mich zu hören. Vor allem aber bin ich froh, dass du gerade wieder zu Lächeln begonnen hast. Ich rufe nachher zudem noch Mora und Alex zuhause an, damit sie ebenfalls an diesem informellen Treffen teilnehmen können.

Wir treffen uns also auf jeden Fall am kommenden Donnerstag um 10:00 Uhr vor Kendos Büro. Nein, ich habe noch eine bessere Idee. Ich werde dich lieber ‘ne halbe Stunde vorher in deiner Unterkunft abholen, damit du dich nicht auf unserer unübersichtlichen Einsatzbasis verirrst. Einverstanden?“

„Pah, du glaubst wohl, ich hätte als Frau keinen allzu guten Orientierungssinn“, schnaubte Ayla umgehend los, als sie von Tony bis zur Eingangstür ihrer kleinen Raumhafenunterkunft gebracht worden war. Doch dabei konnte sie nicht umhin, erneut schelmisch vor sich hin zu grinsen.

„So habe ich das wirklich nicht gemeint, mein Schatz. Ich wollte nur nett sein“, erwiderte der hinter ihr stehende Tony leise, weil er über die Reaktion seiner Freundin ein wenig erschrocken zu sein schien und ihr nachträgliches Grinsen aus seiner Position in ihrem Rücken überhaupt nicht mitbekommen hatte. „Ich würde dir gerne das Gegenteil beweisen, nur weiß ich nicht, wie ich das grad anstellen soll.“

„Na vielleicht so?“, flüsterte Ayla, während sie sich an ihren neuen Freund schmiegte und ihn unversehens zu küssen begann. Dabei zerwühlte sie Tonys Haare, bis auch er den Kuss seufzend erwiderte und dabei leicht über die wohlgeformten Konturen ihres Körpers strich. Und mit diesem ersten Kuss der zwei ganz offensichtlich Frischverliebten ging der gemeinsame Abend vor Aylas Zimmertür zu Ende.

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