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Kapitel 2 Neue Forschungsergebnisse
ОглавлениеNachdem die geeinte terranische Regierung im Januar 2029 endlich ihre Arbeit aufgenommen hatte, ging es mit den noch ausstehenden Explorerflügen im Solaren System und speziell auf TERRA weit reibungsloser voran, als noch in den Jahren zuvor. Vormalige Widerstände einzelner Regierungen, insbesondere gegenüber kostspieligen Forschungsvorhaben, gehörten nämlich inzwischen der Vergangenheit an.
Bis zum Jahr 2029 war es vor allem die noch immer in Einsatz befindliche CONDOR-X unter dem Kommando von Viktor Thule und der seit einem Jahr mit ihm verheirateten Fürstin Shania-Sher gewesen, die dazu in den letzten vier Jahren einen gewichtigen Beitrag geleistet hatte und derzeit noch immer leistete.
Die dabei bislang erzielten Erfolge hatten unter anderem auch damit zu tun, dass die erfahrenen Wissenschaftler der MHORA-X schon vor Beginn der SANTOR-Mission in die Crew der CONDOR-X eingegliedert worden waren. Und dies würde auch in den kommenden Monaten erst einmal so bleiben, weil das von Mora und Alex Kranz kommandierte Explorerschiff ab Januar 2029 in der Werft am Mount Hope in Nevada in die längerfristige Umrüstung gehen sollte.
Bereits zu diesem Zeitpunkt erhoffte sich das Führungsduo der CONDOR-X, dass ab der Jahresmitte 2029 auch die von Kommodore Runa-Lhun und von Oberst Thure-Pan befehligten Kugelraumer ODIN und SOL an den künftigen Erkundungsmissionen teilnehmen würden.
Diese erwünschte, jedoch noch nicht genehmigte Unterstützung betraf vor allem die noch ausstehenden Missionen auf TERRA selbst, sowie die weiteren Untersuchungen auf dem MARS und einigen Monden des SOL-Systems. Wozu an oberster Stelle auch die zusätzliche Erforschung des Erdtrabanten gehörte, den man inzwischen zur besseren Unterscheidung von anderen Monden im SOL-System meist nur noch mit seinem alternativen Namen LUNA bezeichnete.
Der mit der Aufklärung der lemurischen Vorgeschichte TERRAS beauftragte Oberkommandierende der JDEF4-Explorerflotte, Admiral Mero-Khan, schien mit den Plänen der CONDOR-X-Kommandanten, angesichts der bislang erzielten Ergebnisse, sehr einverstanden zu sein. Außerdem hoffte er, dass ein Großteil der noch ausstehenden Forschungsaufgaben noch vor Ende der zweiten Jahreshälfte 2029 abgeschlossen sein würde.
Den danach noch verbleibenden Rest würde man künftig schrittweise erledigen, sobald man die riesige Flut an bislang gewonnenen Forschungsdaten ausgewertet und in wissenschaftlich belegbare Erkenntnisse umgesetzt hätte. Wozu nicht zuletzt auch der Abgleich aller Informationen mit den hoffentlich bald verfügbaren Wissensdatenbanken des altlemurischen Rechengehirns ASGARD gehörte. Doch das Zusammensetzen der historischen Puzzlesteine zu einem Gesamtbild würde sicher noch viele Monate in Anspruch nehmen.
Während in den vergangenen vier Jahren vor allem die detaillierte Untersuchung der Pyramidenstandorte in Südamerika und Asien sowie die weitere Erkundung des unterirdischen früheren Evakuierungszentrums unter dem Standort der früheren lemurischen Stadt Surturia auf Island5 die schon gewonnenen Erkenntnisse zur lemurischen Geschichte bestätigten, brachte die von der CONDOR-X bis zum Anfang des Jahres 2029 vorgenommene Grobuntersuchung der Unterseegebiete im Pazifik jedoch völlig überraschende Ergebnisse.
„Inzwischen wissen wir ja, dass die vor langer Zeit untergangenen Teile des lemurischen Urkontinents LEMURIA im atlantischen und im indischen Ozean lagen. Die diesbezüglichen Funde, die wir vor Island, rund um die Azoren sowie in der Karibik sowie im Seegebiet zwischen Madagaskar und Australien machen konnten, bestätigen unsere Annahmen ja nachdrücklich.“
Viktor Thule, der mit seiner Frau und Stellvertreterin Shania-Sher an diesem Februarmorgen zur Erörterung der nächsten Mission in die Zentrale der JDEF-Einsatzbasis Amerika gekommen war, blickte bei diesen Worten in den verhangenen Himmel über dem Raumhafen, der mittlerweile in unglaublich kurzer Zeit aus der ehemaligen AFB6 Nellis der US-Luftwaffe in Nevada entstanden war.
„Da draußen steht unsere CONDOR-X und wir haben nach der von Fürstin Mora Kranz und ihrem Ehemann in Fürstenfeldbruck organisierten Weihnachtsfeier inzwischen ja alle Wissenschaftler der MHORA-X bei uns an Bord. Gut das Mora so darauf gedrängt hat, ihren Explorer bereits zum Jahresbeginn zur Umrüstung in der Werft im Mount Hope zu schicken, um die geplante Modernisierung zur MHORA-X2 anzugehen.
Und ehe es den Professoren Thomas Berger und Jack Grant mit ihren Teams zu langweilig wird, sollten wir unverzüglich überlegen, wo und wie wir jetzt die nächste Mission der CONDOR-X ansetzen sollten,“ wandte sich der Nachfahre der Atlanter in diesem Moment an Großfürst Kendo-Khar, dem Oberbefehlshaber der JDEF, sowie an den ebenfalls zustimmend nickenden Chef der Explorerflotte, Admiral Mero-Khan, der genauso, wie der interessiert zuhörende ehemalige phaetonische Großadmiral Dagmund-Thor seinen Worten lauschte.
Noch ehe die drei Seniorflaggoffiziere das Gesagte kommentieren konnten, meldete sich jetzt auch die larojanische Fürstin Shania-Sher zu Wort und äußerte in Ergänzung der Ausführungen ihres Ehemanns ihre Meinung.
„Viktor und ich haben in den letzten Tagen schon einige Male intensiv über die Frage möglicher Einsatzziele gebrütet – und wir haben mittlerweile einen Vorschlag ausgearbeitet, wo und mit was wir am besten beginnen sollten.“
„Spann uns nicht länger auf die Folter Shania. Ich sehe ja, wie sehr du darauf brennst, uns eure Überlegungen mitzuteilen. Also los, wir bitten um deinen Bericht“, erwiderte Admiral Mero-Khan, ehe er in Richtung seiner zwei zustimmend nickenden Kollegen blickte, wobei ihm anzusehen war, wie sehr er sich über die Initiative seiner beiden Schiffskommandanten freute.
„Mach ich gleich, Mero. Doch bevor ich die Details zu unserer Idee vor euch ausbreite, muss ich unseren Oberbefehlshaber Kendo um eine Sache bitten, ohne die unsere geplante Mission nur schwerlich funktionieren wird. Also, mein Mann und ich bitten darum, dass wir von Großfürst Kendo zwei weitere Schiffe zur Unterstützung unserer nächsten Mission zur Verfügung gestellt bekommen.
Ich denke dabei insbesondere an die ODIN und die SOL, die beide ja ebenfalls über modernste Aufklärungssensoren verfügen und die – soweit ich weiß – derzeit nicht für den Fernflug nach ANDROMEDA vorgesehen sind und für die momentan nach unserer Kenntnis auch keine wichtigen anderen Aufgaben anstehen.“
„Das stimmt, verehrte Fürstin Shania“, ließ sich jetzt Großfürst Kendo-Kahr mit freundlicher Miene vernehmen, wobei er sich ein verhaltenes Lächeln nicht verkneifen konnte.
„Die technischen Umrüstmaßnahmen der ODIN und der SOL stehen erst zu einem späteren Zeitpunkt auf der Liste unseres Modernisierungsprogramms. Die beiden Kugelraumer sind derzeit Bestandteil unserer Eingreifreserve und befinden sich deswegen gegenwärtig auf dem Raumhafen Nellis in Bereitschaft.
Und weil du mich gerade so nett bittest, werde ich anweisen, dass euch Oberst Thure-Pan mit seiner SOL und Kommodore Runa-Lhun mit der ODIN bei euren kommenden geheimnisvollen Forschungsmissionen begleiten. Auch wenn ich noch immer nicht weiß, was euch beiden da genau vorschwebt.“
„Okay, dann komme ich jetzt mal zu den Einzelheiten“, setzte die daraufhin lächelnde Shania-Sher ihren begonnenen Bericht wieder fort. „Was Viktor eben zum früheren Kernkontinent LEMURIA ausgeführt hat, ist – wie wir beide meinen – nur eine unvollständige Sicht der Dinge.
Es stellt sich nämlich die Frage, ob es einst genauso, wie im atlantischen und indischen Ozean, unter der Oberfläche des Pazifiks einen versunkenen Teilkontinent gab, der vor Millionen von Jahren ebenfalls zu LEMURIA gehörte. Daher schlagen Viktor und ich vor, uns ab sofort den unterseeischen Regionen des Pazifiks zu widmen.
Es ist doch ziemlich unwahrscheinlich, dass es den alten Lemurern zuzuordnende Funde nur in den bislang untersuchten Seegebieten gibt. Nur hat sich bislang noch niemand so wirklich mit dieser durchaus interessanten Fragestellung beschäftigt.“
„Du sprichst gerade von dem sagenhaften Kontinent MU, der einigen unbewiesenen Hypothesen zufolge im Pazifik gelegen haben soll und dessen Bergspitzen, beispielsweise in Form der hawaiianischen Inseln, heutzutage noch immer sichtbar sind.
Möglicherweise finden wir im Pazifik tatsächlich den zweiten versunkenen Teil des ehemaligen Großkontinents LEMURIA. Deshalb sollten wir diese Annahme auch dringend mit den bereits zugänglichen Daten unseres Rechengehirns ASGARD auf PHOBOS abgleichen“, warf der ehemalige phaetonische Verteidigungsminister Großadmiral Dagmund-Thor an dieser Stelle in die Debatte ein.
„Obwohl ich mich an einen solchen Sachverhalt momentan nicht wirklich entsinnen kann. Jedoch glaube ich mich zu erinnern, während meiner Schulzeit vom Untergang großer Teile des von meinen Vorfahren bewohnten Großkontinents auf TERRUM gehört zu haben. Und zwar schon Millionen von Jahren vor der galaktischen Katastrophe, die die Verwüstung des damaligen SOL-Systems durch die vermaledeiten STYXX vor rund 65 Millionen Jahre zur Folge hatte.“
„Vielleicht hat der Großadmiral ja recht und wir sprechen hier von Begebenheiten, die lange vor seiner Zeit noch vor der ersten Besiedelung des Solaren Systems stattfanden“, gab der bisher schweigende Viktor Thule jetzt mit leiser Stimme spontan zu bedenken.
“Immerhin gibt es eine Sache, die für diese Annahme spricht und die uns letztlich auch auf die Spur des sagenhaften zweiten lemurischen Kontinents geführt hat. Shania und ich haben uns nämlich erst vor kurzem gut dokumentierte Forschungsergebnisse terranischer Wissenschaftler angeschaut, in denen es um die schon vor einigen Jahren durchgeführten Tiefseebohrungen in der Nähe von Hawaii ging.
Anhand dieser gut dokumentierten Informationen kann man durchaus zu dem Schluss gelangen, dass es schon lange vor der Vernichtung PHAETONS durch die STYXX eine noch viel gravierendere Katastrophe gab, die unseren blauen Planeten fast in Gänze vernichtet hätte.
Damit meine ich das radioaktive Eisen-60, das bei diesen Bohrungen am Boden des Pazifiks nachgewiesen wurde. Eisen-60 ist kein irdisches Material, denn es stammt stets von einem als Supernova sterbenden Stern. Gehen wir also mal einen momentlang davon aus, dass es diese Supernova in nicht allzu weiter Entfernung des SOL-Systems tatsächlich gab, dann wäre dies auch eine Erklärung für den Untergang einiger der ursprünglichen lemurischen Teilkontinente.
Dies deshalb, weil Bestandteile dieses geheimnisvollen Sterns und seiner umlaufenden und von ihm zerlegten Planeten nach deren Explosion als Trümmer ins Weltall geschleudert wurden, die danach als schnelllaufende Asteroiden auf TERRA und die übrigen Planeten des SOL-Systems stürzten. Soweit unsere Theorie, die wir gerne mit unserem nächsten Forschungsflug untermauern möchten.“
„Das ist eine faszinierende Überlegung, Viktor. Gar keine Frage“, erwiderte Kendo-Khar noch im gleichen Moment. „Ich gehe mal davon aus, dass ihr euch bei der anstehenden Pazifik-Mission vor allem auf die bereits nachgewiesene Existenz des außerirdischen Elements Eisen-60 und dessen Zerfallsprodukte Kobalt-60 und Nickel-60 konzentrieren wollt.
Nun – ich werde diesen Einsatz genehmigen. Und ich spreche nachher gleich mit Thure-Pan und Runa-Lhun, damit sie sich zur Festlegung der Missionsdetails mit euch austauschen können. Ab wann denkt ihr denn, dass ihr aufbrechen könntet?“, fragte Großfürst Kendo-Khar sofort darauf, während er das Kommandanten-Ehepaar der CONDOR-X erwartungsvoll anblickte.
„Na, ja – ich denke, dass wir nicht sehr lange brauchen werden, um uns mit Oberst Thure-Pan und Kommodore Runa-Lhun abzustimmen“, erwiderte Viktor Thule sogleich.
„Deshalb denke ich, dass wir schon bald aufbrechen könnten. Auch wenn ich gerne noch Fürstin Mora und ihren Gatten Alex auf diese Expedition mitnehmen würde. Aber ich weiß ja bereits seit der Weihnachtsfeier, dass sich die beiden in den kommenden Wochen erstmal um den Highschool-Aufenthalt ihrer Kinder in Chief Grey Bears Reservat kümmern wollen und deshalb gegenwärtig nicht zur Verfügung stehen.“
„Stimmt, Viktor. Und davon werden wir die Familie Kranz auch nicht abhalten. Mora und Alex haben sich die gewünschte Auszeit nämlich angesichts ihres mutigen und anstrengenden Einsatzes auf SANTOR 4 und 5 mehr als redlich verdient“, stellte der Oberbefehlshaber der JDEF jetzt lächelnd fest.
„Die mögliche Wiederentdeckung des altlemurischen Teilkontinents MU ist bei euch ja zweifellos auch ohne diese beiden in guten Händen. Zumal ihr ja ohnehin bereits gut ein Viertel ihrer Besatzung für den anvisierten Einsatz vereinnahmt habt“, fuhr der larojanische Großfürst umgehend fort, ehe er noch anfügte:
„Dennoch werde ich euch noch ein bisschen mehr, als vorhin von Shania gefordert, unter die Arme greifen. Es dreht sich ja um ein riesiges Seegebiet, das ihr untersuchen wollt. Und daher werde ich euch mein Flaggschiff THERRA-X ebenfalls für eure erste Pazifik-Expedition zur Verfügung stellen.
Ich kann zwar nicht selber mitkommen, aber meine Kollegen Dagmund-Thor und Mero-Khan haben mir gerade zugeflüstert, dass sie gerne bei dieser Mission dabei wären und nichts dagegen hätten, dass Brigid-Thor interimsweise das Kommando über die THERRA-X übernimmt.“
„Das ... das ist ganz wunderbar. Vielen, vielen Dank, Kendo. Ich weiß ja, dass dein Flaggschiff mittlerweile ebenfalls über großartige Sensoren verfügt – und daher bin ich über deine Unterstützung mehr als froh, weil wir so mit jedem Durchgang ein viel größeres Suchgebiet abdecken können“, meinte Shania-Sher glücklich, ehe sie noch in Richtung ihres Ehemanns Viktor sichtbar aufgeregt hinzufügte:
„Komm mit – schließlich müssen wir die geplanten Suchraster jetzt nochmal völlig neu festlegen. Mit der Teilnahme der ODIN und der SOL hatten wir ja schon im Stillen gerechnet, aber wir müssen jetzt auch noch die Verstärkung durch die THERRA-X in unsere bisherige Planung miteinbeziehen. Also gib mal ein bisschen Gas, mein geliebter Cyborg.“
„Das mach‘ ich doch gerne, mein Schatz. Und mit Thure und Runa können wir den Pazifikeinsatz danach noch genauer erörtern. Zeit dafür bleibt ja bis zum von uns angedachten Start der Mission im März schließlich noch genug. Denn morgen früh müssen wir ja nach Europa fliegen.
Oder hast du schon vergessen, dass wir alle in drei Tagen zum 13. Jahrestag des Auffindens der ODIN und der Rettung von Kommodore Brigid-Thor auf die schottische Insel Skye eingeladen sind?“, erwiderte Viktor Thule umgehend.
„Natürlich ist mir dieser Termin bekannt“, grinste Shania prompt zurück. „Wir beide werden morgen früh gemeinsam mit der Familie Kranz mit einem routinemäßigen Transportschiff von Michael Wagners JDEF-LogBasis nach Glasgow fliegen.
Unsere CONDOR-X lassen wir hier, um die nötigen Missionsvorbereitungen seitens unserer Besatzung nicht zu unterbrechen. Wenn wir dann in Schottland eintreffen, wird sicher auch schon Brigids TAIFUN mit Großfürst Kendo sowie ihrer übrigen Verwandtschaft, einschließlich ihres damaligen Teams, am Mount Destiny angekommen sein, in dessen Inneren die heutige Kommandantin der TAIFUN damals auf den letzten Drücker aus den Cryo-Tanks befreit wurde.
Brigid hat übrigens versprochen, uns mit einem ihrer Beiboote in Glasgow abholen und zu Peter MacLeods Lodge am Mount Destiny bringen zu lassen, wo ja im Anschluss die Gedenkfeier stattfinden soll. Und nach dem eigentlichen Jahrestag am 05. Februar 2029 fliegen wir mit Mora und ihrer Familie am darauffolgenden Dienstag wieder mit einem Linienflug nach Nevada zurück.“
„Auf dieses Jubiläumsfest freue ich mich schon sehr. Zumal uns das ja auch die Gelegenheit eröffnet, eure Detailplanung schon mal vorab mit Brigid, Thure und Runa zu diskutieren.
Und vielleicht haben ja auch Mora und Alex als erfahrene Explorerkommandanten noch ein paar gute Tipps für uns“, stellte Admiral Mero-Khan fest, ehe sich die Besprechungsrunde nach seinen abschließenden Worten langsam wieder auflöste.