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Kapitel 3 Flug in Gefahr
ОглавлениеNachdem die jährliche Gedenkfeier am Mount Destiny im Beisein von Großfürst Kendo-Khar und viel angereister politischer Prominenz zu Ende gegangen war, machten sich Mora, Alex und ihre Kinder sowie Viktor Thule und Shania-Sher am darauffolgenden Tag zur Abreise fertig.
Mit einem von Peter MacLeod gelenkten Touristenbus der Lodge machten sie sich bereits morgens auf den Weg, um per Linienflug von Glasgow in ihr angemietetes zweites Zuhause nach Nixon/Nevada zurückzufliegen. Beim Abschied von Peter und seiner Frau Lara-Thar meinte Alexander Kranz lächelnd:
„Danke für die hervorragende Bewirtung. Das war eine ganz tolle Feier. Macht‘s gut, ihr zwei. Wir kommen sicher schon bald mal zu einem längeren Urlaub bei euch vorbei, versprochen. Schade, dass unser Freund Michael Wagner für unsere vorgezogene Rückreise so kurzfristig kein Transport-Shuttle seiner LogBasis zur Verfügung stellen kann. Ursprünglich hatten Mora und ich ja überlegt, noch eine Urlaubswoche an diese Europareise anzuhängen. Doch jetzt haben wir nochmal umdisponiert und müssen deshalb Linie fliegen.
Meine Frau hat mich nämlich davon überzeugt, dass wir angesichts des in der kommenden Woche beginnenden Schuljahrs mit unseren Kindern zurück in unser neues Zuhause müssen. Unsere Zwillinge wären nämlich ziemlich enttäuscht, wenn wir sie alleine vorausschicken würden. Ihren Einschulungstag dürfen wir schließlich nicht versäumen und unserem Freund Chief David Grey Bear und seiner lieben Rosie aufhalsen“, hatte Alexander Kranz mit einem Seitenblick auf die große Menschenmenge und das damit einhergehende Gedränge am Abflugschalter entschuldigend betont.
„Das kann ich gut verstehen, Alex“, erwiderte Peter MacLeod sofort. Immerhin betreten eure Kids ja Neuland – und das noch dazu an einer ausländischen Highschool. Also schaut zu, dass ihr nachhause kommt – wir quatschen dann später nochmal am Telefon. Lara und ich wollen nämlich wissen, wie eure reizenden Kinder den ersten Schultag verdaut haben.“
„Peter hat recht – Shania und ich sehen das ganz genauso“, meinte Viktor Thule grinsend, nachdem Peter mit seiner Frau wieder den Parkplatz vor dem Abflugterminal verlassen hatten.
„Und ganz nebenbei ist das doch kein Beinbruch, Alex. Eigentlich hatten Shania und ich ja ebenfalls vor, sofort nach der heutigen Feier mit unserem Boss Kendo auf Brigids TAIFUN zurück nach Nellis zu fliegen.
Aber ihr konntet ja der gestrigen Rede unseres Oberbefehlshabers entnehmen, dass er morgen zuerst noch mit Anuk, Dagmund sowie mit Brigid, Thure und einigen hochrangigen europäischen Politikern über die Finanzierung des bislang nur in Eckpunkten feststehenden Ausbaus der künftigen LUNA-Basis beraten will.
Die Reparatur und Erweiterung der uralten lemurischen Wachstation auf LUNA, hin zu einer permanenten Mondkolonie wird sicher eine ganze Stange Geld kosten. Deshalb hat die diesbezügliche mehrtägige Besprechung im europäischen JDEF-Hauptquartier aus meiner Sicht auch Vorrang. Denn, wenn er die maßgeblichen europäischen Politiker schon mal mit im Boot hat, kann er danach in Washington viel leichter mit dem Finanzausschuss unserer neuen terranischen Regierung verhandeln.“
„Da stimme ich dir zu, Viktor. Und weil diese Aufgabe schon bald federführend vom JDEF-Kommando Europa in Angriff genommen werden soll, bleibt Kendo gar nichts anderes übrig, als schon heute Mittag zusammen mit unseren lemurischen Freunden an Bord von Brigids TAIFUN zur JDEF-Einsatzzentrale Europa nach Fürstenfeldbruck zu fliegen. Deswegen wird er mit seiner Delegation auch erst Mitte nächster Woche zum Mount Hope in Nevada zurückkehren können“, meinte Alex Kranz, ehe er gleich noch hinzufügte:
„Tut mir sehr leid, aber über diesen Termin Kendos waren wir wegen unserer derzeit bereits laufenden Auszeit leider nicht hinreichend informiert, weshalb wir Michael Wagner auch viel zu spät um eine Mitflugmöglichkeit gebeten haben. Und jetzt müssen wir zur Strafe halt in das Getümmel an diesem schottischen Flughafen eintauchen.“
„Die vielen Leute hier sind sicher alle auf dem Weg nach Reno oder Las Vegas, um in den dortigen Casinos ihr überflüssiges Geld zu verspielen. Sollen sie nur, uns macht das nichts aus, Alex“, erwiderte Viktor Thule mit Blick auf die vielen, vor dem Abfluggate wartenden Menschen prompt.
„Ich bin nämlich schon ziemlich lange nicht mehr Linie geflogen. Außerdem interessiert mich dieses topmoderne neue Großflugzeug vom Typ Airbus AT700. Diese Maschine ist ja schließlich eine komplette Neuentwicklung, die beim Höhenflug erstmals moderne Impulstriebwerke nutzt.
Außerdem ist die AT700, wie der Name schon sagt, für 700 Passagiere ausgelegt – und hier stehen höchstens 500 Leute herum. Platz an Bord werden wir also genügend haben. Und vielleicht lässt uns der Kapitän des Flugzeugs ja während unseres Heimflugs auch mal einen Blick in sein Cockpit werfen.“
Nachdem sich die rund 450 Passagiere des Flugs United Air 2840 nach dem Boarding an Bord der Maschine zum Start angeschnallt hatten, meine Mora Kranz leise zu ihrem Mann:
„Ich glaub‘ ich werde erstmal ein paar Stunden schlafen – die gestrige Feier hat mich doch ein bisschen geschlaucht. Weck mich also bitte erst wieder, wenn unser Flieger zur Landung ansetzt.“
„Mach‘ ich, meine Liebe. Keine Sorge, ich passe derweil auf unsere Kinder auf und wage noch ein paar Computerspiele mit ihnen. Eigentlich bin ich im Moment nämlich noch gar nicht müde. Habe ja auch gestern Abend nicht soviel von dem köstlichen Champagner konsumiert, wie du, verehrte Fürstin.“
„Jaja, reib’s mir nur unter die Nase. Aber als Ehrengast musste ich schließlich viel öfter als du mit den Gästen anstoßen, um nicht unhöflich zu wirken. Das weißt du Vollpfosten auch ganz genau. Und jetzt halt einfach deine vorlaute Klappe, mein über alles geliebter Vollpfosten – wir sind nämlich schon in der Luft. Ich will jetzt ein bisschen Schlaf nachholen, nachdem du es ja selbst gestern Nacht nicht lassen konntest, unser neues Nachwuchsprojekt fortzusetzen.“
Damit nahm Mora Kranz eine mitgebrachte Schlafbrille aus ihrer Handtasche, die sie sich gleich nach dieser Konversation über ihre hübschen grünen Augen schob, worauf sie schon wenige Minuten später in ihrem überaus bequemen Erste-Klasse-Sessel eingeschlummert war.
Um Mora nicht weiter zu stören, stand Alex nach dem Erreichen der Reiseflughöhe auf, um sich zu seinen Kindern in die benachbarte mittlere Sitzreihe zu setzen, wo die beiden sich schon die ganze Zeit über mit Viktor Thule und der fröhlich vor sich hin kichernden Shania ein Weltraumduell nach dem anderen auf ihren miteinander vernetzten Handcomputern lieferten.
„Darf ich mitmachen?“, fragte Alex leise. „Natürlich nur, wenn ihr neben euch noch ein Plätzchen für mich frei habt.“
„Und was ist mit Mama? Will sie nicht auch noch ein wenig mit uns spielen?“, erwiderte Mora-Lisa prompt. „Nöh – eure Mutti ist müde, lassen wir sie also ein bisschen schlafen, okay?“
„Geht klar, Paps. Aber zuerst erzählst du uns noch, warum wir künftig zwei Jahre lang auf diese amerikanische Schule gehen sollen. Das deutsche Abitur hätten wir doch auch ohne Vorbereitung problemlos daheim in München ablegen können. Und dafür hätten wir noch nicht mal ‘nen ergänzenden Schulaufenthalt in Amerika gebraucht.
Ihr habt uns ja bisher noch nicht viel darüber erzählt, weshalb das jetzt zusätzlich nötig sein soll“, meinte der sichtbar genervte Alexander-Maximilian jetzt mit einem Blick auf seine zustimmend nickende Schwester.
Das ist eine berechtigte Frage, mein Sohn“, entgegnete Alex Kranz sogleich. „Die deutsche Hochschulreife werdet ihr beide noch ablegen, sobald ihr in zwei Jahren nach München zurückkommt. Die braucht ihr beide nämlich unbedingt, um in Tante Noras Akademie studieren zu können.
Jedoch haben sich eure Mama und ich überlegt, dass es gut wäre, wenn ihr zusätzlich noch einen Highschool-Abschluss vorzuweisen hättet. Zwei Schulabschlüsse sind schließlich besser, als nur einer. Außerdem können wir so noch zwei Jahre länger zusammenbleiben, ehe eure Mama und ich auf Fernreise nach ANDROMEDA aufbrechen. Bis dahin müssen wir ja sowieso in Nevada bleiben, um die Umrüstung unserer MHORA-X von der Nutzerseite her zu begleiten.
Das bedeutet zugleich, dass sich eure Mami und Oskar 1 in dieser Zeit nicht hinreichend um eure Ausbildung kümmern können. Darüber haben wir ja bereits einige Male gesprochen. Aber schaut mal – die ganze Sache hat doch auch ihr Gutes.
Bis zu unserem Fernflug werden wir alle bei unserem alten Freund Chief David Grey Bear in dessen Paiute-Reservat in Nixon am Pyramid Lake wohnen. Er und seine Frau Rosie kennt ihr ja schon von früher – und die beiden freuen sich schon unbändig auf euch. Und einen kleinen Miet-Bungalow in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hat uns David ebenfalls bereits besorgt.
Zudem bin ich mir ziemlich sicher, dass es euch bei Rosie und David nicht langweilig werden wird. Dafür kenne ich den Chief schließlich viel zu gut. Freut euch also schon mal auf die Ausflüge, die dieser alte Indianerhäuptling in eurer Freizeit mit euch machen wird. Darüber hinaus werden seine Ehefrau Rosie und er euch sicher viele interessante Geschichten aus der Vergangenheit seines Paiute-Stamms erzählen, wenn ihr öfters mal bei ihnen übernachtet.“
„Das hört sich wirklich toll an, Paps. Ich für meinen Teil bin damit einverstanden. Oder was meinst du, Lisa?“, fragte Alex-Max jetzt in Richtung seiner Schwester.
„Mich musst du nicht fragen, du Hirni. Ich weiß über die Gedanken unserer Eltern schon längst Bescheid. Wenn du nicht andauernd vor deinem Computer hocken würdest, hättest du das bei den Gesprächen von Mom und Dad auch selber schon mitgekriegt. Schließlich bist du ja ebenfalls telepathisch begabt. Und wenn du jetzt nicht aufpasst, schieße ich dir in unserem laufenden Gefecht auch noch deine letzten zehn Kampfschiffe ab“, erwiderte Mora-Lisa schnippisch, ehe sie wieder konzentriert auf den Bildschirm ihres Minicomputers schaute.
„Ganz die Mutter – eure kleine Lady ähnelt deiner Mora nicht nur im Aussehen. Eure hübsche Tochter ist mit ihren dreizehn Jahren einfach nur köstlich“, warf an dieser Stelle Viktor Thule leise lachend in das Gespräch zwischen Vater und Kindern ein.
„Hoffen wir für den Fortgang unseres Computerspiels nur, dass uns diese umtriebige Stewardess bis zur Ruhezeit in der kommenden Stunde nicht mehr andauernd mit ihrem „Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“ auf den Wecker geht.“
„Ich fürchte, die hat im Moment genug mit diesen vier ziemlich unhöflichen jungen Leuten zu tun, die als Letzte an Bord gekommen sind“, meinte daraufhin Shania-Sher, während sie ihren Mann auf die unmittelbar in der vordersten Reihe sitzenden drei Passagiere aufmerksam machte.
„Du meinst die tätowierte Schwarzhaarige und ihre drei ungepflegten glatzköpfigen Freunde dort vorne. Tja, meine Liebe – man kann sich leider selbst in der ersten Klasse seine Mitreisenden nicht aussuchen“, flüsterte Viktor Thule seiner Ehefrau gerade ins Ohr, als er nach dem Überfliegen der europäischen Küste bemerkte, dass drei der vier jungen Leute aufstanden, um sich offensichtlich in die im Mittelteil und am Heck der Maschine befindlichen Toiletten zu begeben.
Kurz danach trat auch die junge dunkelhaarige Frau in den Gang der Maschine. Doch sie blieb nur kurz in einer der vorderen Toiletten, ehe sie wieder herauskam und plötzlich mit einer vorgehaltenen Pistole in das zu diesem Zeitpunkt noch nicht verriegelte Cockpit eindrang.
Nahezu zeitgleich kamen ihre übrigen Kumpane aus den Toiletten und hielten jetzt ebenfalls automatische Waffen in der Hand. Während einer der drei Männer über die Treppe nach unten in den Passagierraum der zweiten Klasse rannte, brüllte die Schwarzhaarige über die Bordsprechanlage der Piloten:
„Dieses Flugzeug steht ab sofort unter dem Kommando der TERRA-First-Bewegung. Bleibt alle angeschnallt sitzen und gebt uns keinen Anlass zum Schießen. Befolgt unsere Befehle, dann passiert euch dämlichen Glücksspielern auch nichts“.
Noch während dieser Ansage schwenkten ihre Begleiter auf den beiden Etagen der Passagierräume ihre veralteten, aber dennoch tödlich wirkenden AK 47-Sturmgewehre drohend in alle Richtungen.
Einer der zuvor aus der mittleren Toilette herausgekommenen Männer eilte wenige Sekunden danach ins Cockpit, wo er seine Mitverschwörerin bei der Einschüchterung der Cockpitcrew ablöste. Die schwarzhaarige Verbrecherin, die offenbar die Führung innehatte, trat daraufhin wieder auf den Mittelgang, von wo sie mit hasserfüllten Blicken den Weg ins Cockpit absicherte.
„Sie wissen sicher, dass eine Flugzeugentführung ein ernstes Verbrechen ist, das schwer bestraft wird“, ließ sich in diesem Augenblick die vorher so umtriebige Chefstewardess vernehmen.
„Das weiß ich, du blöde Kuh. Du bist mir jetzt mal lange genug auf den Zeiger gegangen. Halt endlich deine Fresse und setz dich hin!“, rief die jugendliche Entführerin der älteren Stewardess prompt zu.
„Aber ... aber das können Sie doch nicht ...“. Noch ehe die mutige Flugbegleiterin ihren gerade begonnenen Satz beenden konnte, wurde sie von der wütenden Schwarzhaarigen in einen Sitz geschubst und ohne zu zögern angeschossen, woraufhin die Chefstewardess aus einer Brustwunde blutend auf dem Flugzeugsessel zusammenbrach.
„Noch jemand, der hier den Helden spielen will?“, rief die kalt lächelnde Attentäterin den Passagieren der ersten Klasse jetzt zu, ehe ihr noch etwas einzufallen schien.
„Kein Wort mehr. Ihr haltet ab sofort alle die Schnauze. Ach so, ehe ich’s vergesse, wer von euch Blödmännern ist der Sky Marshall dieses Flugzeugs? Gib dich zu erkennen, sonst gebe ich dieser dämlichen Saftschubse endgültig den Rest.“
Als ein unauffällig gekleideter grauhaariger Mann in der Mitte des Flugzeugs mit erhobenen Händen und den Worten „Ich bin der Sky Marshal, lassen Sie die Stewardess in Ruhe, verdammt nochmal“ aufstand, wurde er umgehend von einem der in seiner unmittelbaren Nähe stehenden Terroristen entwaffnet.
„Lassen Sie mich bitte nach der Flugbegleiterin sehen, damit sie nicht noch verblutet“, fügte der rund fünfzigjährige Sky Marshall danach hinzu, ehe er von der eiskalt blickenden Entführerin nach vorne gewinkt wurde, um der Chefstewardess erste Hilfe zu leisten. Die hierdurch entstandene Ablenkung nutzte Alex Kranz um seiner, bei dem Geschrei und dem anschließenden Schuss aufgewachten Ehefrau unauffällig zuzuflüstern:
„Ruhig bleiben, Mora. Die Kids und ich kümmern uns gleich um diese Schweinepriester.“ Als Mora Kranz daraufhin kurz nickte und telepathischen Kontakt mit ihren Kindern aufnahm, flüsterte Mora-Lisa ihrem Vater zu:
„Dad, du sollst auf Mamis Zeichen hin in den unteren Passagierraum springen, während Viktor und ich die Bescheuerte und ihren blöden Glatzkopf auf diesem Flugdeck suggestiv lahmlegen und entwaffnen. Und Maxi soll sich um den Kerl im Cockpit kümmern.“
„Was habt ihr da zu tuscheln. Ja, dich blöden Hund meine ich. Hatte ich nicht gerade gesagt, dass ihr alle eure Klappe halten sollt“, schrie die jetzt doch auf die leise geführte Konversation aufmerksam gewordenen Entführerin Alex und seinen Kindern zu.
„Ich wollte doch nur meine Kinder beruhigen – immerhin sind sie noch Jugendliche und sie haben Angst vor Ihnen“, antwortete Alexander Kranz geistesgegenwärtig, als er auch schon den suggestiven Angriff von Viktor Thule und Mora-Lisa spürte.
„Scheiße, was passiert mit mir, Luca?“, murmelte die junge Terroristin noch, ehe sie und ihr im Passagierraum verbliebener Kumpan mit weichgewordenen Knien bewusstlos zusammenbrachen.
Umgehend wurden die beiden von dem aufmerksam gewordenen Sky Marshal entwaffnet und mit Kabelbindern gefesselt. Zugleich holte sich der frühere amerikanische Bundespolizist seine Waffe aus dem Hosenbund des niedergestreckten Terroristen zurück.
Die inzwischen hellwach aufgesprungene Mora Kranz rannte noch im gleichen Moment zu der verwundeten Flugbegleiterin, wo sie und der Sky Marshal der vor Schmerz ächzenden Frau erste Hilfe leisteten.
„Sir, ich kümmere mich um die Stewardess. Sie haben doch sicher eine Passagierliste. Checken Sie bitte sofort, ob ein Arzt an Bord ist und geben Sie meinem Mann dort hinten ihre Waffe. Wir sind Angehörige der JDEF – also machen Sie bitte, was ich Ihnen sage.“
„Ich kenne Sie aus der Presse, Ma’am. Sie sind doch Mora Kranz, die den Erstflug nach LARO 5 unternommen und bei der Schlacht gegen diese Insektenrasse gesiegt hat“, meinte der Sky Marshal, als er auch schon seinen kurzläufigen Revolver an Alex Kranz weiterreichte.
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Ma‘am. Ich heiße Harry King und bin Polizist. Ich werde mit Ihnen kooperieren. Nur sind da noch immer die beiden Dreckskerle, die unter uns und im Cockpit aktiv sind.“
„Verstanden, Harry – wir werden die Situation schon in wenigen Minuten zu unseren Gunsten wenden. Schauen Sie sich bitte inzwischen umgehend nach medizinischer Hilfe um – und mein Freund Viktor dort assistiert derweil meinem Mann, der sich den Misthund eine Etage unter uns vornehmen wird.“
Noch in der gleichen Sekunde verschwanden Alexander Kranz und Viktor Thule Hand in Hand mit einem lauten Vakuumknall aus dem oberen Passagierraum, während die frühere larojanische Medizintechnikerin Shania-Sher zu Mora Kranz eilte, um der verletzten Flugbegleiterin zu helfen.
Dass Moras Sohn noch im selben Augenblick ins Cockpit teleportierte, bekamen weder der Sky Marshal noch die übrigen Passagiere der Business Class mit.
„Verdammt nochmal, wo kommst du Rotzlöffel denn her?“, fragte der im Cockpit anwesende Entführer den Jungen, dessen plötzliches Auftauchen auch die beiden eingeschüchterten Piloten und den irritiert aussehenden Flugingenieur überraschte.
„Hatte meine Freundin euch nicht gesagt, dass ihr alle auf euren Plätzen bleiben und Ruhe geben sollt?“
„Nöh, Onkel – das hab‘ ich nicht gehört, da ich bis eben auf der Toilette gewesen bin, weil ich nämlich das Fliegen nicht so gut vertrage. Aber was machst du denn hier – und vor allem – warum hast du dieses große Schießgewehr in der Hand?“
„Das geht dich nichts an. Halt deinen Mund und geh‘ auf deinen Platz zurück! Sofort – sonst setzt es ein paar Backpfeifen. Ich sag’s dir nicht noch einmal, du frecher ...“
Doch noch ehe der Terrorist seinen Satz beenden konnte, entwand ihm Alex-Max telekinetisch das Sturmgewehr, das daraufhin scheppernd zu Boden polterte. Dann sagte er knapp zu dem verblüfften Entführer:
„Du solltest dich besser nicht mit mir anlegen, du blöder Arsch! Ich bring dich jetzt nach hinten zum Sky Marshal, damit du mit seinen Handschellen Bekanntschaft machen kannst.“
„Du kleiner Bastard – ich gerbe dir halben Portion jetzt erstmal ordentlich das Fell, und dann gucken wir, ob du danach noch genauso frech daherredest,“ ächzte der glatzköpfige Entführer, als er erneut an seine Waffe zu kommen versuchte.
Doch noch ehe der Terrorist sein Sturmgewehr aufheben oder den Jungen anfassen konnte, wurde er von Alex-Max telekinetisch wie von Geisterhand gegen die Bordwand geschleudert und so außer Gefecht gesetzt. Anschließend meinte Maxi zu der immer noch ziemlich verblüfften Cockpitcrew:
„Keine Sorge, meine Herren. Meine Eltern haben die übrigen Entführer da hinten bereits entwaffnet. Momentan kümmern sie sich um eure verwundete Stewardess. Das Mistweib, das vorhin hier bei euch gewesen ist, hat die Frau nämlich zur Einschüchterung der Passagiere kurzerhand angeschossen. Mein Dad oder meine Mom werden gleich noch mit euch sprechen, um zu erfahren, wie es jetzt weitergehen soll.“
Damit packte Alex dreizehnjähriger Sohn den von ihm telekinetisch niedergestreckten Kerl beim Arm und teleportierte mit ihm zu seiner Mutter, mit der er sich zuvor telepathisch verständigt hatte.
Noch während der amerikanische Sky Marshal Harry King im Anschluss den von Maxi überwältigten Entführer fesselte, kamen Alexander Kranz und Viktor Thule mit dem offensichtlich suggestiv beeinflussten und entwaffneten vierten Kidnapper – diesmal ganz konventionell über die Treppe in den oberen Passagierraum zurück, wo sich Harry King umgehend auch um diesem Kriminellen kümmerte.
Als alle vier Entführer als gut verschnürte Pakete auf ihre Sitze verfrachtet waren und endlich auch ein Arzt aus Reihen der Passagiere neben der schwer verwundeten älteren Frau in der Uniform der Airline kniete, fragte der inzwischen herbeigeeilte Flugkapitän trotz des Beifalls der Fluggäste:
„Wie geht es ihr? Wird Lorna durchkommen?“
„Ich habe die Blutung gestillt und ihrer Stewardess ein Schmerzmittel gegeben. Mehr kann ich hier oben für ihre Flugbegleiterin nicht tun. Der Schuss hat anscheinend ihre Lunge verletzt, deshalb muss sie schnellstens ins Krankenhaus, sonst verblutet sie innerlich“, entgegnete der Arzt, ehe er sich wieder seiner leise vor sich hin stöhnenden Patientin zuwandte.
„Captain, auf welcher genauen Position und welchem Kurs befinden wir uns momentan? Ich heiße übrigens Mora Kranz und kommandiere an normalen Tagen ein Raumschiff der JDEF. Und die Leute neben mir sind ebenfalls Angehörige der terranischen Streitkräfte, die Ihnen bei der Bewältigung dieser misslichen Lage helfen wollen.
Für weitere Erklärungen haben wir im Moment leider keine Zeit“, sprach Mora Kranz den mitgenommen um sich blickenden Flugkapitän sofort an, während sie ihn mit sanfter Gewalt vor sich her ins Cockpit zurückschob.
Noch ehe der Kommandant der Linienmaschine antworten konnte, setzte Mora noch einmal fort: „Sie haben es gehört – Ihre Stewardess braucht dringend operative medizinische Hilfe in einer Traumaklinik. In welcher Zeit können wir den nächstgelegenen Flughafen erreichen?“
„Ich fürchte, wir schaffen das nicht rechtzeitig, Ma’am. Wir befinden uns dank unserer neuen Triebwerke bereits mitten über dem Atlantischen Ozean, etwa auf der Hälfte unserer Flugstrecke. Bis zu unserem Ziel ist es noch knapp eine Stunde Flugzeit und der Weg zurück würde mindestens ebenso lange, wenn nicht länger dauern. Umzukehren bringt uns deswegen auch nicht schneller zu einem für diese Maschine geeigneten Landeplatz.“
„Dann müssen wir das anders regeln. Wir wollen doch beide nicht, dass ihr Crewmitglied stirbt. Bleiben Sie also bitte auf dem gegenwärtigen Kurs – und ich rufe Hilfe herbei“, erwiderte Mora Kranz resolut, als sie auch schon in der Jackentasche ihres schicken Kostüms nach ihrem larojanischen Kommunikator kramte, um sich mit der europäischen Einsatzbasis der JDEF in Verbindung zu setzen.
„Richtig, Sir Jeffrey. Ich spreche von Bord des Flugs United Air 2840. Wir befinden uns in einer AT700 mitten über dem Atlantik. Eine Gruppe von vier jugendlichen Terroristen einer mir unbekannten TERRA-First-Bewegung hat soeben mit Waffengewalt versucht, unser Flugzeug zu entführen. Das konnten wir zwar mit vereinten Kräften verhindern, dennoch benötigen wir hier oben schnellstens Hilfe für eine lebensgefährlich verletzte Person.“
Nachdem Mora der Antwort des Kommandierenden Generals der JDEF-Einsatzzentrale Europa zugehört hatte, sagte sie: „Nein, nein, Sir Jeffrey – der Flieger ist unbeschädigt und die Piloten sind wohlauf. Aber, wie ich schon sagte – leider wurde ein Mitglied der Kabinencrew bei der Auseinandersetzung angeschossen.
Der zufälligerweise an Bord anwesende Arzt kann die betroffene Flugbegleiterin hier oben zwar noch eine Weile stabilisieren, aber weiter versorgen kann er sie nicht. Er sagt, dass sie so rasch, wie möglich ins Krankenhaus muss.
Nur sind wir mit diesem Flugzeug nicht schnell genug, um die Frau noch rechtzeitig in eine geeignete Klinik zu bringen. Daher meine Frage – haben wir ein schnelles JDEF-Schiff in der Nähe, das uns möglichst rasch treffen kann?“
„Ich habe deine Anfrage bereits an Kommodore Brigid-Thors TAIFUN weitergeleitet. Sie ist erst vor wenigen Minuten am Mount Destiny gestartet und momentan auf dem Flug zu meinem Hauptquartier.
Die TAIFUN ist sicher das Schiff, welches am schnellsten bei euch sein kann. Gib Brigid also bitte eure genaue Position durch und haltet uns auf dem Laufenden“, war jetzt die Stimme des schottischen Air Vice Marshals über den Lautsprecher von Moras Kommunikator zu vernehmen.
Und nur Sekunden später meldete sich die mittlerweile zugeschaltete Lemurerin Brigid-Thor über Moras Funkkommunikator: „Mora, gib mir bitte euren genauen Standort – ich habe schon mit Volllast in Richtung Atlantik abgedreht und bin in wenigen Minuten bei euch.“
„Okay, Brigid. Ich bin mit dem Captain mittlerweile im Cockpit und gebe dir gleich unsere Koordinaten und die genutzte Flugfunkfrequenz durch.“
„Verstanden, Fürstin. Wir beeilen uns“, sagte Brigid-Thor noch, ehe sie die im Anschluss von Mora durchgegebenen Positionsdaten von ihrem Ehemann und 1. Offizier Nick Carter in den Navigationscomputer eintippen ließ. Dann fuhr sie fort:
„Und wie soll das gleich ablaufen? Bei euch andocken dürfte mangels Luftschleuse wohl kaum möglich sein. Außerdem will ich mit meiner 500-Meter-Kugel aus aerodynamischen Gründen nicht so nahe an euch ran fliegen.“
„Tja, meine Liebe – das ist ganz einfach. Schließlich werde ich von drei Teleportern begleitet, die schon drauf brennen, die Verletzte und den Doktor zu euch rüberzubringen. Und mit den vier Kidnappern machen wir das danach ganz genauso.“
„Euren Arzt könnt ihr bei euch an Bord lassen. Immerhin befinden sich ja nicht nur Kendo und meine Verwandtschaft, sondern auch noch deine liebe Großcousine und Doc Alec auf der TAIFUN, weil sie ja ebenfalls mit uns nach Fürstenfeldbruck reisen wollten. Also, keine Sorge – die ärztliche Betreuung der Patientin ist auch auf meiner TAIFUN gewährleistet. Außerdem kommt Doc Alec gleich zu euch rüber, damit das mit der Teleportiererei schneller vorangeht.
Ach übrigens, euer Flieger kommt soeben in Sicht. Sag den Piloten eurer eleganten Maschine, dass ich rechts neben euch auf gleiche Höhe gehe und die Geschwindigkeit angleiche. Und dann können wir mit dem Bord zu Bord-Transfer loslegen.“
Wenig später konnten die Passagiere die Annäherung des großen Kugelraumers auf der Steuerbordseite durch die Kabinenfenster des Linienflugzeugs beobachten. Und schon kurz darauf erschien Doc Alec MacLeod in der Kabine, wo er sich sofort mit dem Arzt aus den Reihen der Passagiere über den Gesundheitszustand der verwundeten Flugbegleiterin austauschte.
Anschließend nahm er die schwerverwundete Patientin auf seine Arme und verschwand mit ihr so rasch, wie er gekommen war. Ihm folgten sein Halbbruder Alex Kranz und dessen Sohn, die jeweils zwei der in Gewahrsam genommenen Entführer auf die TAIFUN transportierten, wo die ängstlich um sich blickenden jungen Leute von zwei waffenstarrenden K-100 Robotern in Empfang genommen wurden.
„Okay, Brigid – mein Sohn und ich sind dann mal wieder weg. Bitte macht ein Foto von diesen vier Verbrechern und schickt es an Sir Jeffreys Einsatzzentrale, damit unsere Leute von der Terranischen Abwehr nachforschen können, wer diese Bastarde sind und was es mit dieser ominösen TERRA-First-Organisation auf sich hat. Personaldokumente konnten wir bei diesen Drecksäcken nämlich nicht finden.“
Als Alex und sein Junior rund zehn Minuten später wieder in dem modernen Linienflugzeug auftauchten, sagte er zu seiner noch im Cockpit stehenden Frau und dem wieder vor seinen Flugkontrollen sitzenden Chefpiloten:
„So, das war‘s. Wir können jetzt beruhigt weiterfliegen. Die TAIFUN bringt die Patientin mit höchster Geschwindigkeit in das Klinikum unserer JDEF-Wissenschaftsakademie. Bis dahin wird sie von meinem Bruder Alec und seiner Frau Mora-Sher betreut. Machen Sie sich keine Sorgen, Captain – diese beiden sind die besten Mediziner, die es gegenwärtig auf TERRA gibt. Und die TAIFUN verfügt über ein bestens ausgerüstetes Bordlazarett.
Ich fürchte nur, dass unsere beiden Verwandten ihre Resturlaubspläne nach diesem Vorfall ad acta legen müssen, weil sie bereits ab sofort ihren Dienst in Fürstenfeldbruck antreten und die Verwundete operieren und weiter betreuen wollen. Jedoch hat mir Mora-Sher zum Abschied noch mitgeteilt, dass sie ihrer neuen Patientin gute Überlebenschancen einräumt.“
„Ich bin erfreut, das zu hören, Sir. Wir haben Sie inzwischen erkannt. Ihre Fotos waren ja oft genug in den Medien zu sehen und ich habe auch Berichte über Ihre Taten zur Rettung unseres und verbündeter Planeten, wie auch über Ihre paranormalen Fähigkeiten so einiges gelesen.
Nur habe ich das alles, ehrlich gesagt, bis heute nie so recht geglaubt. Doch nach dem heutigen Anschauungsunterricht müssen meine Crew und ich unsere bisherige Meinung wohl revidieren.
Doch vor allem muss ich mich wohl bei Ihnen herzlich für Ihre spontane Nothilfe bedanken, mit der Sie ein Fiasko an Bord dieser Maschine verhindert haben. Außerdem danke ich Ihnen sehr für die Rettung meiner Chefstewardess. Und falls Sie oder jemand aus Ihrer Begleitung Interesse an der Technik dieses Flugzeugs haben, lade ich diejenigen gerne zu einem Besuch des Cockpits ein – allerdings ist hier vorne nur für zwei Beobachter Platz.“
„Das nehmen wir gerne an. Sagen Sie mir also bitte, ab wann wir zu zweit zu Ihnen nach vorne kommen dürfen. Mein Begleiter Viktor Thule hat nämlich bereits beim Einsteigen sein besonderes Interesse an dieser neuen Maschine geäußert.
Meine Frau und ich sind, genauso wie unser Freund Viktor Thule und seine Frau, schon seit einer ganzen Weile als Raumschiffkommandanten unterwegs, daher ist uns das Triebwerkskonzept ihres Flugzeugs nicht fremd. Und als gelernte Piloten wollen wir natürlich wissen, wie Sie mit Ihren neuen Impulstriebwerken zufrieden sind.“
Am Ende des Cockpitbesuchs meinte Alex Kranz zu den Piloten: „Meine Herren, das war sehr interessant. Jedoch sind wir ab sofort wieder normale Passagiere. Eine weitere Sonderbehandlung ist also nicht nötig. Es reicht schon, dass Sie und Ihre Crew sowie Ihre Passagiere nach der Landung noch den Beamten unserer Terranischen Abwehr Rede und Antwort stehen müssen. Das ist leider unvermeidbar, doch wir hoffen, dass sich die dadurch verursachten Unannehmlichkeiten in Grenzen halten werden.“
„Hat uns sehr gefreut, sie alle kennenzulernen. Von diesem Abenteuer werden meine Leute und ich wahrscheinlich noch unseren Enkeln erzählen. Wir wünschen Ihnen alles Gute und Hals- und Beinbruch für die Zukunft“, erwiderte der Captain der Linienmaschine freundlich, als er Alex und Mora per Handschlag aus seinem Cockpit verabschiedete.
Nachdem Flug United Air 2840 mit leichter Verzögerung auf dem internationalen Flughafen von Las Vegas gelandet war, flogen Alex und seine Begleiter mit einem dort schon wartenden VIP-Shuttle zur JDEF-Einsatzbasis Amerika weiter, wo sie bereits von General Bart Blackhorse erwartet wurden.
„Ich hab‘ schon von eurem abenteuerlichen Flug nach Las Vegas gehört. Sir Jeffrey hat mich erst vorhin angerufen und mir mitgeteilt, dass die lebensgefährlich Verletzte inzwischen von Fürstin Mora-Sher und deinem Bruder in der Traumaklinik unserer Wissenschaftsakademie operiert wurde.
So wie es gegenwärtig aussieht, hat diese mutige Frau sehr viel Glück gehabt. Obwohl sie einen glatten Lungendurchschuss abbekam, als sie dieser Killerin tollkühn entgegentrat, wird sie überleben. Deine Großcousine meint zudem, dass sie die OP gut überstanden hat. Jedoch wird sie bis zur vollständigen Genesung wohl noch wenigstens vier Wochen in der Klinik bleiben müssen“, berichtete der amerikanische Viersternegeneral weiter.
„Danke für die Info, Bart. Es ist erfreulich, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Das Ganze hätte schließlich auch in einer Katastrophe enden können, wenn uns Brigid nicht so rasch zu Hilfe gekommen wäre. Aber sag‘ mal, wissen wir inzwischen, um wen es sich bei diesen vier Attentätern handelt?“, fragte Viktor Thule postwendend.
„Nun ja, der gute Sir Jeffrey hat ja noch vor der Landung der TAIFUN umgehend das JTSA-HQ in Rom eingeschaltet und mit den von euch aufgenommenen Fotos der festgenommenen Terroristen versorgt.
Und was diese sogenannte TERRA-First-Bewegung angeht, sind Agenten unserer Abwehr momentan weltweit mit Nachforschungen beschäftigt. Nur scheint es so zu sein, dass diese ominöse Organisation bislang noch nie in Erscheinung getreten ist.
Allerdings gibt es auch gute Nachrichten. Zwei der vier Kidnapper konnten nämlich mittlerweile identifiziert werden. Einer der jugendlichen Glatzköpfe heißt Luca di Ricci, ein 21-jähriger Italiener, der schon als Teenager als gewaltbereiter Teilnehmer bei nationalistischen Demonstrationen aufgefallen und deshalb schon länger bei den Behörden aktenkundig ist.
Und bei der schießwütigen jungen Frau handelt es sich um seine Lebensgefährtin. Sie ist 20 Jahre alt, Österreicherin, und sie lebt mit diesem Luca zusammen in Villach an der österreichisch-italienischen Grenze.
Die bei dem Entführungsversuch verwendeten Waffen hatte übrigens ein am Flughafen Glasgow mittlerweile identifizierter und verhafteter Servicetechniker an Bord deponiert. Deshalb sind die vier Kidnapper auch bei der Personenkontrolle und Gepäckdurchleuchtung vor dem Boarding nicht weiter aufgefallen.
Das Interessante an der jungen Frau ist jedoch ihr Name. Der lautet nämlich Gräfin Alina von Brandeis – und dieser Name ist uns ja nur zu gut bekannt.“
„Ist dieses Miststück eine Verwandte von Graf Eckhart von Brandeis, der seinerzeit versucht hat, das Segelschiff Sunrise Star zu entführen?“, fragte Mora Kranz sofort7.
„Korrekt, Mora. Diese Alina ist die uneheliche Tochter des inzwischen auf CERES einsitzenden und zu lebenslanger Haft verurteilten österreichischen Nationalisten Eckhart von Brandeis.
Der Bastard hat ja damals – wie du selber noch sicher aus eigenem Erleben weißt – zusammen mit seiner Ehefrau Martha mit dem später zum Transmittermonster VOLTAN mutierten Leonard Antic und dessen Terranischer Liga der Aufrechten (TLA) gemeinsame Sache gemacht.“
„Dann ist es wohl äußerst wahrscheinlich, dass es sich bei dieser geheimnisvollen TERRA-First-Bewegung um eine Nachfolgeorganisation der früheren TLA handelt.
Verdammt nochmal – jetzt wird mir auch der Grund für die versuchte Flugzeugentführung klar. Die vier Kidnapper hatten wahrscheinlich vor, die Freilassung der auf CERES inhaftierten Terroristen – allen voran Alinas Vater Eckhart – zu erpressen“, warf Alexander Kranz nachdenklich an dieser Stelle ein.
„Das glauben Karl Schwarz und seine Leute in der römischen JTSA-Operationszentrale auch. Eure Freunde Hans Breitner und Lorenzo Moretti sind bereits zusammen mit Beamten der österreichischen und italienischen Polizei dabei, das Umfeld der zwei identifizierten Kidnapper zu durchleuchten.
Wird allerdings nicht einfach werden, denn in den Wegwerfhandys, die diese Verbrecher dabeihatten, war jeweils nur eine einzige Telefonnummer gespeichert, die jedoch mittlerweile abgeschaltet ist.
Aber Karls elektronische Ermittler sind weiter an der Sache dran. Hilfreich ist dabei auch, dass euer Elektronikgenie Pitt Breuer und seine Assistentin Lara Bint Tabari inzwischen nach Rom gereist sind, um den dortigen Spezialisten bei ihrer Arbeit zu helfen.
Auf deiner MHORA-X haben die beiden ja erst dann wieder zu tun, wenn der Einbau der neuen Interkomanlage ansteht“, entgegnete Bart Blackhorse knapp.
„Bin mal gespannt, was bei all diesen Nachforschungen rauskommt. Immerhin hatten wir ja angenommen, dass es mit diesen nationalistischen Idioten seit der Etablierung einer terranischen Regierung endlich vorbei wäre – aber ganz offensichtlich haben wir uns mit dieser Einschätzung geirrt“, meinte Mora Kranz jetzt mit zorniger Miene, ehe sie sich mit ihrem Mann von General Blackhorse verabschieden wollte.
Doch Bart Blackhorse hielt die bereits aus ihrem Sessel aufgestandene Mora Kranz noch einmal zurück. „Über kurz oder lang kriegen wir diese Drecksäcke, Mora. Da bin ich mir sehr sicher – denn Hans und Lorenzos JTSA-Agenten wissen ja, wo und in wessen Umfeld sie suchen müssen.
Nur wird’s wohl noch ‘ne ganze Zeit lang dauern, bis gerichtsverwertbare Ermittlungsergebnisse vorliegen. Wenn es soweit ist, werdet ihr sicher von Karl Schwarz informiert. Aber was ich euch eigentlich noch fragen wollte und fast zu fragen vergessen hätte:
Wo habt ihr beide eigentlich eure Kinder gelassen? Immerhin waren die zwei ja nicht unwesentlich an der Überwältigung dieser Flugzeugentführer beteiligt. Dafür hätte ich den zwei kleinen Haudegen gerne persönlich die Hand zum Dank gedrückt.“
„Tja, das geht grad leider nicht, denn im Moment amüsieren sich unsere Zwillinge an diesem Wochenende königlich mit etwas, was sie noch nie machen durften. Du kennst doch sicher Lieutenant Clark Rodgers, den Kumpel von Bill und Nick Carter.“
„Du meinst den früheren U.S. Marine, der inzwischen an Bord von Kommodore Runa-Lhuns ODIN als dritter Pilot und noch dazu als ihr derzeitiger Lebenspartner Dienst tut?“, fragte Bart Blackhorse sofort grinsend zurück.
„Genau den meine ich, Bart. Die Besatzung der ODIN ist ja momentan ebenfalls hier vor Ort und bereitet sich auf die Pazifik-Expedition unter der Leitung von Mero-Khan und Viktor Thule vor. Heute hätte Clark eigentlich frei gehabt. Dennoch hat er sich bereiterklärt, unsere Zwillinge heute Vormittag ein bisschen zu betreuen, ehe er uns nachher rüber nach Nixon in Chief Davids Reservat fliegt.
Und weil die beiden noch nie in einem Hubschrauber gesessen haben, machen sie im Augenblick einen Hubschrauberrundflug über Las Vegas. Übrigens finden sie das absolut faszinierend, weil das eine völlig neue Erfahrung für sie ist. Und ehe du fragst, warum und woher ich das alles weiß – ich stehe natürlich schon seit dem Start des Hubschraubers vor zwei Stunden ständig in telepathischen Kontakt mit meinen beiden Zwergen.“
„Ich hoffe nur, dass irgendjemand aus meinem Stab diesen Flugauftrag genehmigt hat. Bei aller Liebe, Leute – ich bin schließlich ein seriöser Kommandeur, der stets auf die Einhaltung der einschlägigen Regeln pocht. Und Sightseeing-Rundflüge stehen selbst mit unseren alten Helikoptern normalerweise nicht auf der üblichen Auftragsliste.“
„Keine Sorge, Bart. Das hat alles seine Ordnung. Ehrlich – der Rundflug ist offiziell genehmigt worden, weil Clark seine Lizenz zum Fliegen von Hubschraubern aufrechterhalten muss. Dafür braucht er ein Mindestmaß an Flugstunden und daher hast du seine entsprechende Inübunghaltung schon vor etlichen Tagen höchstpersönlich autorisiert.
Insofern schlagen wir damit also zwei Dinge mit einer Klappe. Es geht uns nämlich nicht nur darum, Mora-Lisa und Alex-Max die Begeisterung am ursprünglichen Fliegen zu vermitteln.
Alex und ich wollen nämlich, dass unsere Kids auf längere Sicht ihrem Vater als gelerntem Hubschrauberpiloten nacheifern, indem sie ebenfalls mit solch einem, inzwischen vorsintflutlich anmutenden Fluggerät umzugehen lernen“, lächelte Mora Kranz den Kommandeur der amerikanischen JDEF-Einsatzbasis in diesem Moment in ihrer gewohnt spitzbübischen Weise an.
„Das Ganze ist ursprünglich zwar auf meinem Mist gewachsen, aber meine liebe Frau hatte die Idee, unseren Kindern einzureden, dass sie mit einer Hubschrauberlizenz in der Tasche viel öfter und schneller vom ländlichen Nixon in die Stadt fliegen könnten.
Deswegen habe ich auch beschlossen, meinen alten Jet Ranger vom Typ Bell 206 L-4 mit einem von Michael Wagners nächsten Log-Transporten von Fürstenfeldbruck hierherbringen zu lassen. Bei uns zuhause wird der ja nicht mehr gebraucht und steht bloß ungenutzt in einer Halle herum.
Außerdem weißt du ja, dass es uns schon etliche Anstrengungen gekostet hat, unsere Zwillinge für die kommenden zwei Jahre zum Aufenthalt in Chief Davids Reservat und zum Besuch der dortigen Highschool zu überreden.“
„Dann fehlt euch jetzt wohl nur noch ein Landeplatz in Nixon und auf meiner Basis, um euer Versprechen einzuhalten. Ich will mal sehen, was sich da machen lässt. Und ein Fluglehrer wird sich sicher auch noch finden lassen, falls Lieutenant Rodgers mal keine Zeit hat.“
„Das würdest du wirklich tun? Ich liebe dich, Bart Blackhorse. Oh mein Gott, ich liebe dich wirklich!“, rief die stets spontan auftretende Mora Kranz vollkommen überrascht.
„Ich hoffe nur, dass meine mandoranische Verlobte Amal deinen Gefühlsausbruch von gerade eben nicht mitbekommen hat. Sie ist ja ebenfalls telepathisch begabt und sie befindet sich ...“
„Genau hinter dir und nicht mehr in meinem Büro nebenan, mein Schatz“, rief die soeben in das Büro des Generals eintretende und in ihrer vorteilhaft geschneiderten Uniform überaus exotisch wirkende Kommandantin des an die neue Raumstation im Orbit angedockten Ringkreuzers MINOKA II.
„Diesmal lass ich dir das durchgehen, mein geliebter Bart. Ich hab‘ nämlich auch die Gedanken deiner Besucher empfangen. Deshalb weiß ich genau, wie Fürstin Mora das gerade gemeint hat. Und ich bin stolz auf dich, weil du deinen Freunden bei der Ausbildung ihrer Kinder helfen willst.
Allerdings habe ich dadurch – entschuldige bitte Mora, wenn ich das so offen sage – auch von eurem Nachwuchsprojekt 2.0 erfahren. Ich finde euer Vorhaben wirklich großartig. Und weil ich mich mit dem Thema Kinderkriegen bislang noch nie selber beschäftigt habe, meine ich, dass ich in einer stillen Stunde mal mit meinem General darüber quatschen sollte.“
Noch ehe der jetzt völlig perplex wirkende Kommandeur der Einsatzbasis Amerika auch nur ein Wort erwidern konnte, fuhr die bildhübsche mandoranische Generalin mit einem Grinsen fort:
„Du weißt ganz genau, wie sehr ich dich inzwischen liebhabe, du in Ehren gealterter Terraner“, flüsterte sie ihrem Verlobten jetzt leise ins Ohr, wobei sie Bart Blackhorse kraftvoll aus seinem bequemen Bürostuhl zerrte und ihn, trotz der Anwesenheit seiner Gäste, heftig umarmte und herzlich mitten auf den Mund küsste.
„Wenn unsere Beziehung sich für mich nicht so großartig anfühlen würde, hätte ich mich nämlich letztes Jahr wohl kaum mit dir verlobt, du sturer Bock.“
Als Bart Blackhorse bei diesen Worten seiner Freundin Amal sanft errötete, setzte die Mandoranerin gleich noch eins drauf:
„Pass auf, mein Lieber – was ich jetzt gleich sage, ist mein voller Ernst. Da wir beide uns versprochen haben, bei mir daheim auf MANDORAN zu heiraten, sollten wir ebenfalls mal über das Thema Nachwuchs nachdenken und uns auf dem langen Flug dorthin darüber unterhalten.“
„Unterhalten – über Kinder? Ich bin schon über Fünfzig – wie soll das mit dem Nachwuchs denn da bei uns noch funktionieren, meine Liebe?“, fragte der jetzt noch verblüffter wirkende Vier-Sterne-General umgehend.
„Da du ja bereits seit einigen Jahren an dem larojanischen Regenerationsprogramm teilnimmst, sollte das für dich kein Problem darstellen. Schließlich war das ja auch bisher nicht der Fall, wenn wir uns geliebt haben. Nimm dir lieber mal deine Gäste Mora und Alex als Beispiel. Die zwei trauen sich das ja schließlich auch.
Ich hätte von dir eher erwartet, dass du mich fragst, ob ich nach Millionen von Jahren im Stasis-Schlaf noch in der Lage bin, Kinder zu empfangen. Also, körperlich gesehen bin ich nach Meinung der Mediziner absolut gesund, weil ich, in Erdenjahren gerechnet, biologisch nicht viel älter als 40 Jahre bin.
Und daher sollten wir es Mora und Alex gleichtun und ebenfalls ein Nachwuchsprojekt auf die Schiene setzen, sofern du alter Mann dich auf dem langen Flug in meine Heimat dazu aufraffen kannst. Was also hältst du von meinem Vorschlag?“
„Ich ... ich ... also, ich gehe mal davon aus, dass ich gerade nicht träume, Liebste. Hast du das eben wirklich gesagt? Noch dazu, wo unsere Freunde noch immer zuhören?“, murmelte Bart Blackhorse jetzt mit krächzender Stimme.
„Wir sind schon weg, ihr beiden Turteltäubchen – aber wir finden Amals Idee wundervoll“, rief Mora Kranz in diesem Moment über beide Ohren grinsend in den Raum, ehe sie ihren Mann Alex zur Bürotür zerrte.
„Gute Weiterreise und grüßt Chief David Grey Bear von mir. Und lasst mal bei Gelegenheit was von euch hören“, lächelte der Kommandeur der amerikanischen Einsatzbasis seinen Besuchern zum Abschied hinterher.
„Ich möchte nämlich gerne wissen, wie es mit der Umrüstung eurer MHORA-X in der Werft im Mount Hope vorangeht. Und umgekehrt halte ich euch auf dem Laufenden, was den Fortgang der Ermittlungen zu dieser TERRA-First-Geheimgesellschaft betrifft.
Darüber hinaus hätte ich euch gerne Ende nächster Woche dabei, wenn ich mich mit Admiral Mero-Khan und den Kommandanten der CONDOR-X und der SOL zusammensetze, um über die bevorstehende Pazifikmission zu beraten.“
„Da wir in den nächsten zwei Jahren bis zum Abflug nach ANDROMEDA nicht nur Urlaub machen wollen, kommen wir gerne zu euch rüber. Unser wissenschaftliches Team ist ja bis auf unsere Bordingenieure und Mediziner ja ohnehin bereits interimsweise bei Viktor an Bord seiner CONDOR-X.
Und wenn unsere MHORA-X2 endlich fertig modernisiert ist, werden wir beide uns bei Bedarf auch an der Erkundung der Unterwassergebiete im Pazifik beteiligen“, rief Mora Kranz über die Schulter, ehe sie Hand in Hand mit ihrem Mann endgültig das Büro von Bart Blackhorse verließ.
Sofort danach machte sich das Ehepaar Kranz auf den Weg zur abseits des Raumhafens gelegenen Abstellfläche, wo Clark Rodgers und ihre Kinder inzwischen wieder gelandet waren.
„Na, war euer Rundflug schön?“, fragte Mora ihre Zwillinge, die ihnen in diesem Moment begeistert entgegensprangen.
„Das war ein faszinierendes Erlebnis, Mami. Mora-Lisa und ich haben bereits beschlossen, dass wir diese Art der Fliegerei unbedingt erlernen müssen. Vor allem, weil ich vorhin mal wieder unseren Vater ausspioniert habe und nun weiß, dass er uns seinen alten roten Bell vermachen will. Ich muss schon sagen, lieber Paps – das ist eine großartige Idee, die du da eben gehabt hast.“
„Du Schlawiner hast wieder in meinen Gedanken geschnüffelt. Aber sei’s drum – ja, ich finde ebenfalls, dass das ein guter Einfall ist. Ich muss nur noch einen Fluglehrer für euch finden, der euch die Hubschrauberfliegerei beibringt“, erwiderte Alex Kranz in Richtung seiner sofort jubelnden Kinder.
„Und ein letztes Hindernis gibt’s da auch noch aus dem Weg zu räumen. Ihr werdet zwar in diesem Jahr bereits 14 Jahre alt – jedoch liegt das Mindestalter zur Erlangung einer derartigen Fluglizenz normalerweise bei 17 Jahren. Deshalb brauchen wir eine Ausnahmegenehmigung für euch, damit ihr die Prüfung schon früher ablegen dürft. Wobei uns unser Freund Bart Blackhorse sicher helfen wird.“
„Wenn ihr einen ausgebildeten Fluglehrer sucht, stünde ich zur Verfügung. Ich müsste nur noch meine Kommandantin Runa-Lhun um Erlaubnis bitten, mir einen derartigen Sondereinsatz zu genehmigen.
Vorläufig steht die ODIN meiner Freundin ja sowieso nur mit zweiter Priorität für eine Notfall-Verstärkung der Pazifik-Mission in Bereitschaft – deshalb werde ich vorerst wohl nicht bei ihr an Bord gebraucht.
Viktor benötigt zwar bei seiner Pazifik-Mission von Anfang an Unterstützung durch zusätzliche Schiffe – das hat er euch sicher auch schon verraten.
Und zunächst wird das Oberst Thure-Pan mit seiner SOL übernehmen. Ich habe jedoch auch gehört, dass Brigid-Thor Kendos THERRA-X interimsweise übernehmen soll, wenn sie mit ihrer TAIFUN demnächst zur Umrüstung bei uns auftaucht.“
„Herzlichen Dank für dein großzügiges Angebot in Sachen Flugtraining unserer Kinder, Clark. Damit können sie ja trotz ihres Alters bereits nach ihrem nächsten Geburtstag beginnen. Aber nur, wenn sie deswegen ihre Schule nicht vernachlässigen.
Sofern also deine Runa zustimmt, nehmen wir deine freundliche Offerte gerne an. Und wenn du mal keine Zeit hast, findet sich auf Barts Einsatzbasis sicher noch ein anderer Fluglehrer, der die Ausbildung ersatzweise durchführen kann. Mit Kommodore Runa rede ich in den nächsten Tagen selber, so von Schiffskommandantin zu Schiffskommandantin“, entgegnete Mora Kranz, während sie den ehemaligen U.S. Marine freundschaftlich umarmte.
Damit wandte sich Mora ihren Kindern zu und fuhr mit ernster Miene fort: „Eine Bedingung hätte ich jedoch an euch beide, ich habe das eben nämlich sehr ernst gemeint. Euer Pilotentraining wird nur dann stattfinden, wenn ihr eure Highschool-Ausbildung dadurch nicht vernachlässigt. Also lernt fleißig und schaufelt euch die benötigte Zeit dafür frei.“
„Das ist verstanden, Ma’am“, erwiderte jetzt Mora-Lisa mit einem kecken Grinsen, während sie und ihr Bruder vor Mora salutierten. „Wir zwei kriegen das locker hin, macht euch darüber mal keine Sorgen.
Immerhin wollen wir ja nach unserem Highschool-Abschluss und dem anschließenden Abitur in Fürstenfeldbruck in drei Jahren auf Tante Noras Akademie wechseln, um in der Zeit eurer Abwesenheit Hyperphysik-Ingenieurwesen und Planetengeschichte zu studieren. Und auch das fünfjährige Studium werden wir voraussichtlich bis 2035 zu eurer Zufriedenheit rocken.“
„Nenn‘ mich gefälligst nicht Ma’am, du freche Göre – schließlich bin ich deine Mutter. Trotzdem vergebe ich dir deine vorwitzige Anrede, denn du erinnerst mich ein bisschen an meine Jugend, in der ich, so wie du eben, oft einen ebenso bekloppten Spruch auf den Lippen hatte. Aber ich freue mich dennoch, über die Ernsthaftigkeit deiner letzten Worte, weil ich fühle, dass du das gerade nicht nur so dahingesagt hast.
So, und jetzt lasst uns zu Chief David Grey Bear und seiner Frau Rosie fliegen. Die beiden warten sicher schon auf uns. Und am Wochenende und den Tagen danach machen wir mit unseren Gastgebern einige Ausflüge in die umliegenden Berge und zum Lake Pyramid, wo meine MHORA-X gerade umgerüstet wird.
Wie ihr wisst, ist David ein professioneller Tour Guide – und Rosie und er haben sich sicher schon ein paar interessante Routen ausgedacht, um euch die Sehenswürdigkeiten in seinem Reservat näher zu bringen. Wozu jedoch auch ein Besuch beim Direktor der Highschool gehören wird, bei dem wir euch ja bereits für das am kommenden Montag beginnende Schuljahr angemeldet haben.“
„Ich wusste doch, dass unsere Mom noch einen winzigen Pfeil im Köcher hat. Wir werden demnach wohl in den kommenden Tagen nicht nur Sightseeing zu Eingewöhnung machen. Aber das ist für uns gehorsame Kids schon okay, Mom. Ich und meine Schwester freuen uns jedenfalls schon darauf, unsere zukünftigen Schulkameradinnen und Schulkameraden kennenzulernen“, bemerkte Moras Sohn Alexander-Max in diesem Moment trocken.
„Vielleicht sind ja auch ein paar hübsche indianische Mädchen und ein paar adrette Jungs für meine Schwester in unserer Klasse. Wirst schon sehen, wie rasch wir nette Freunde finden, wenn die erfahren, wer wir beide sind“, fügte er dann noch hinzu, während er sich mit seiner Schwester königlich über den entsetzten Blick ihrer Eltern amüsierte.
„Frechdachse, jetzt steig endlich in diesen Heli ein, damit wir endlich hier wegkommen. Und über das Schließen von Freundschaften reden wir noch. Denkt stets dran, auch ich bin als Telepathin nicht ganz unbegabt. Und euer Vater und ich behalten euch im Auge,“ gab Mora danach süffisant lächelnd zurück.