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Kapitel 5 Eröffnung der Junot Air Charter

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Nach einem Monat Vorbereitungszeit, in der die drei Wasserflugzeuge von ihren Crews auf Vordermann gebracht und für Lastentransporte umgebaut wurden, war es schließlich soweit. Der erste Lufttransport nach Alaska Ende September 1950 stand an und wurde mit der PBY Catalina bei gutem Sommerwetter in Rekordzeit durchgeführt.

Als man sich am Wochenende danach zur offiziellen Eröffnungsfeier der Junot Air Charter im firmeneigenen Hangar des Regionalflughafens Astoria traf, entgingen den Besuchern die glücklichen Mienen aller Projektbeteiligten nicht.

Vor allem die Verwandten der Crews und die Familienangehörigen von Bill und Anna teilten Annabelles offensichtliche Begeisterung.

„Das habt ihr gut hinbekommen – ihr könnt stolz auf das Geleistete sein“, hatte Annabelles extra aus Vancouver angereister Großvater Paul Junot nach deren Begrüßungsrede gesagt.

„Danke, Opa. Bin mal gespannt, ob das auch im Winter so reibungslos funktioniert, wenn unsere Schiffe nicht mehr ohne Eisbrecher durchkommen und unsere Trucks die viel längeren Straßen nach Anchorage bei Eis und Schnee kaum noch passieren können.“

„Das wird sicher eine Herausforderung, denn dann werden wir deutlich mehr, als derzeit durch die Luft transportieren müssen“, mischte sich jetzt der zu Anna hinzugetretene Bill Turner in das Gespräch von Großvater und Enkelin ein.

„Opa, darf ich vorstellen – das ist mein Air Boss Bill Turner. Bill und ich verstehen uns sehr gut und wir sind inzwischen eng miteinander befreundet. Allerdings noch nicht so eng, wie ich das gerne hätte.

Dieser Flieger ist halt ein unheimlich sturer Bock, für den man ständig Zuckerbrot und Peitsche braucht. Aber keine Sorge, Opa – ich arbeite an unserer Beziehung. Und des Öfteren hab’ ich das Gefühl, dass er das mittlerweile auch tut.“

„Das heißt demnach wohl, dass ihr beide ein heimlich ineinander verliebtes Paar seid. Den gerade immer roter werdenden Ohren deines Freundes zufolge scheint das tatsächlich zu stimmen.

Mein Gott, jetzt ärgere ich mich wirklich, dass ich deine Eltern nicht mit sanfter Gewalt gezwungen habe, deiner heutigen Einladung zu folgen. Du hattest sie doch eingeladen – oder etwa nicht?“

„Selbstverständlich hab’ ich mein Archäologenehepaar von Eltern zur heutigen Premiere hergebeten. Aber du kennst die beiden ja, Opa. Momentan stecken sie in Südamerika, um dort irgendwelche präkolumbianischen Bauwerke auszugraben. Das Telegramm mit ihrer bedauernden Absage kann ich dir gerne zeigen.“

„Sowas Ähnliches hab’ ich mir schon gedacht. Ich kenne meinen Sohn Louis und seine Jennifer nur zu gut. Wissenschaftler ohne jeglichen Geschäftssinn. Ich frag’ mich immer nur, wie dein Vater so aus der Art schlagen konnte.

Wenn ich den überraschten Blick deines Liebhabers gerade richtig deute, hat er davon bisher nichts gewusst. Nun, diese Dinge könnt ihr später ausdiskutieren und euch darüber streiten.

Aber jetzt zurück zu euch beiden. Mr. Turner, wenn du meine Enkelin so gerne hast, wie es dir gerade ins Gesicht geschrieben steht, sind wir beide ab sofort per Du.

Wage es ja nicht, mir zu widersprechen – ich bin nämlich kein sezierender Wissenschaftler, sondern ein Kaufmann, der mit beiden Beinen auf der Erde steht. Und du, meine liebe Anna – klärst mich jetzt mal genauer über deinen Freund und seinen familiären Hintergrund auf.“

„Gerne, Opa. Nun denn – Bill war im Krieg Jagdflieger auf der USS Enterprise und der USS Essex. Gottseidank ist er den Schlachten mit den Japanern unbeschadet entronnen.

Bei Kriegsende war er im Rang eines Commanders Kapitän einer Jagdstaffel, wurde aber 1946 – und, wie sich jetzt herausstellt, zum Glück für unsre Air Charter – aus dem Dienst entlassen. Inzwischen hat er nämlich einen Großteil seiner ebenfalls ausgemusterten Staffelkameraden für uns angeworben.“

„William Turner – kann es sein, dass ich schon mal vor Jahren etwas über dich in der Zeitung gelesen habe? Wenn ich mich recht erinnere, war da von einem William Turner die Rede, dem man die Medal of Honor verliehen hat – und das bist anscheinend du – richtig?“

„Ganz genau – das ist er, Opa“, antwortete Paul Junots Enkelin anstelle von Bill.

„Auch, wenn er wenig und nur selten darüber redet. Aber du wolltest ja noch etwas über seine Familie wissen. Nun, Bills Großeltern Sheila und Michael Morgan sowie seine Schwester Stella kennst du bereits von früheren Besuchen bei mir.

Ihnen gehört nämlich die Firma Morgan Enterprises im benachbarten Warrenton, für die wir ja schon seit längerem Warentransporte durchführen.“

„Freut mich, umso mehr, dich als Gefährten meiner Enkelin kennenzulernen, Mr. Turner. Mein lieber Mann, mit diesem Mädchen hast du dir was vorgenommen. Sie kann nämlich manchmal ziemlich widerspenstig sein. Das wird eine Herausforderung, das ist dir doch hoffentlich klar. Also, enttäusche sie und mich nicht.

Deine Großeltern Sheila und Michael sowie deine Schwester Stella kenne ich ja nun schon seit Jahren als gute Kunden unserer hiesigen Zweigstelle. Ich hab’ sie vorhin schon begrüßt und dabei auch deine reizende Frau Mutter kennengelernt.

Scheinbar trägt sie viele Sorgen mit sich herum. Deshalb mach’ ihr nicht noch mehr Kummer, als sie offenbar noch immer hat. Doch zurück zu dir, mein lieber Bill.

Meine Enkelin hat mir schon berichtet, dass du und deine Leute einen großen Anteil daran haben, dass die Junot Air Charter zügig an den Start gehen konnte.“

„Du meine Güte, Mr. Junot. Seid ihr in eurer Familie immer so direkt? Trifft scheinbar zu“, beantwortete sich Bill Turner nach einer kurzen Pause die gerade gestellte Frage selbst. Vor allem, weil er im gleichen Moment bereits das verschmitzte Nicken von Paul und Annabelle Junot wahrnahm.

Also gut, Paul. Die Freude des Kennenlernens ist ganz meinerseits. Und danke für deine gelungene Expertise über unsere Beziehung und die Neuigkeiten über Annas Eltern. Vor allem aber, freue ich mich über dein Lob.

Jedoch wäre der Aufbau der Junot Air Charter sicher nicht ohne den permanenten Druck deiner hübschen Enkelin so rasch vonstattengegangen. Wir alle arbeiten gerne für sie, soviel kann ich ohne Übertreibung sagen.“

„Schön zu hören, Bill. Meine Annabelle wusste schon immer ganz genau, was und wohin sie mit ihrem Teil unserer gemeinsamen Firma will.

Zudem besitzt sie Führungsqualitäten. Das hast du sicher schon bemerkt. Sonst hätte ich ihr auch nicht die Leitung der hiesigen Zweigstelle übertragen.

Gestatte mir – sozusagen als Miteigentümer von Annas Transportfirma – aber eine letzte Frage.“

Auf Bills verwunderten Blick hin, fuhr Paul Junot umgehend fort:

„Welche Voraussetzungen müssten wir erfüllen, wenn wir später einmal unsere Lufttransportkapazitäten aufstocken wollen?

Das, was du vorhin zu den Wintertransporten gesagt hast, ist nämlich zutreffend. Deswegen denke auch ich schon eine Zeitlang darüber nach, ob wir nicht mittelfristig die Flugzeugflotte der neugegründeten Air Charter vergrößern sollten.

Natürlich nur, wenn sich das jetzt begonnene Luftfrachtgeschäft rechnet und hinreichend nachgefragt wird. Dazu bräuchte es dann weitere Piloten, die du uns ggf. besorgen müsstest.“

„Jetzt fängst du auch noch damit an, Opa“, erwiderte Annabelle, ehe Bill Turner antworten konnte.

„Was glaubst du denn, wie oft mich dieser Kerl hier schon damit genervt hat. Er wünscht sich nämlich schon seit seinem Einstand bei uns zwei Transportflugzeuge vom Typ Douglas DC-3 Dakota.

Und zwar, weil Bills begeisterten Reden zufolge, diese ehemaligen Militärtransporter erstens billig zu haben und zweitens sehr zuverlässig sind.

Es handelt sich dabei um die sogenannten ‚Rosinenbomber’, die erst vor kurzem dabei geholfen haben, die Berliner Blockade der Russen zu knacken und die jetzt in der vorhandenen hohen Stückzahl nicht mehr gebraucht werden.

Diese Dakotas können laut Bill fast überall problemlos landen und starten. Das Einzige, was wir tun müssten ist, diesen Hangar durch einen Anbau ein wenig zu erweitern, um genug Platz für zwei dieser Maschinen zu schaffen.“

„Ich hätt’s nicht besser zusammenfassen können. Zugleich bin ich überrascht – du hörst mir hin und wieder ja doch zu“, lies sich jetzt Bill Turner nach einem kurzen Räuspern vernehmen, wobei er seine Chefin stillvergnügt anlächelte.

Doch dann nahm er als Nächstes erstmal all seinen Mut zusammen und fuhr mit einem offenen Blick aus seinen tiefblauen Augen in Richtung von Annabelles Großvater fort:

„Ich komm’ später nochmal auf diese Erweiterungssache zurück, Paul. Doch zunächst mal zu dem, was du mir gerade über Anna und eure Familie gesagt hast.

Ich werde deinen Ratschlag natürlich beherzigen, keine Frage. Darauf geb’ ich dir mein Ehrenwort. In dieser Hinsicht musst du dir keine Gedanken machen. Ich liebe deine Enkelin Annabelle nämlich ohne jeden Abstrich. Und damit ist es mir absolut ernst.

Ich hatte zwar vor, ihr das erst bei einer späteren Gelegenheit zu sagen. Jedoch taugt auch und gerade der heutige Tag ganz gut dafür, dieses unumstößliche Faktum in aller Öffentlichkeit auszusprechen.“

Noch ehe Bill weiterreden konnte, fiel ihm jetzt Annabelle Junot um den Hals und zog ihn sogleich an beiden Ohren.

„So – ein ‚Faktum’ ist unsere gegenseitige Zuneigung also. Ist ja sehr interessant! Vor allem, dass ich das auch schon mal erfahre“, flüsterte sie ihrem bisherigen Freund und jetzt eigenmächtig zum Geliebten beförderten Bill Turner ins Ohr.

„Und mir hast du bisher immer den Unsicheren und verschüchtert Abwägenden vorgespielt. Pass auf, dass aus deinem ‚Faktum’ nicht eine Furie wird, die dir die Augen auskratzt, weil du sie so lange im Ungewissen gehalten hast.“

„Ich bitte um Vergebung – und eh’ du das mit dem Ohrenkneifen nochmal wiederholst – ja, ich war unsicher. Weil ich bekanntlich dein Angestellter und nicht besonders reich bin. Da steht es einem normalerweise nicht zu, so etwas zu offenbaren.

Ich gehöre nicht zur Creme de la Creme der hiesigen Gesellschaft und das wird wohl auch längerfristig so bleiben. Deshalb, wollte ich abwarten, wie sich unsere Beziehung entwickelt.“

„Du bist ein solcher Vollpfosten, Bill. Nur gut, dass ich dich von Herzen liebgewonnen habe. Und seit zwei Minuten weiß ich, dass du mich ebenfalls liebst. Deshalb verzeih’ ich dir deine bisherige Zurückhaltung – allerdings gerade mal nur so eben.“

„Sehr gute Rede, Anna. Eure gerade ziemlich laut geführte Diskussion war ja nun wirklich nicht zu überhören“, sagte jetzt die zu den beiden Kontrahenten hinzugetretene Stella Turner ein wenig ergriffen, während sie zugleich ihrem Bruder eine derbe Kopfnuss gab.

„So, mein lieber Herr Bruder – das war für deine ewige Rumzickerei schon lange fällig. Auch wenn du’s nicht glaubst, ich wollte dich seinerzeit bei meiner Geburtstagsfeier wirklich nicht mit meiner besten Freundin verkuppeln.

Das brauchte ich nämlich gar nicht, denn ich hab’ euch beiden schon beim ersten Zusammentreffen angesehen, wie gut ihr zueinander passt.

Also nimm jetzt endlich deine zukünftige Braut in den Arm und gib’ ihr einen Versöhnungskuss. Siehst du Knallkopf nicht, wie sehr sich deine geliebte Anna das in diesem Moment gerade wünscht?“

Der im Gesicht und an den Ohren jetzt erneut in allen Rotfarben schillernde ehemalige Navy Commander Bill Turner ließ sich das nicht zweimal sagen.

Vielmehr folgte er der Anweisung seiner Schwester Stella ohne jedes Zögern, wobei der fulminante Kuss der beiden von den inzwischen still gewordenen Anwesenden an dessen Ende laut beklatscht wurde.

„Prächtige Sache, finde ich zumindest. Gut, dass wir das jetzt geklärt haben“, meldete sich kurz nach dem Ende des Applauses noch einmal Paul Junot zu Wort.

„Allerdings waren wir mit dem geschäftlichen Teil unseres Gesprächs noch nicht ganz fertig, als ihr beide begonnen habt, euch offensichtliche Wahrheiten an den Kopf zu schmeißen und danach abzuknutschen.

Das Problem war also bislang offenbar nur, dass ihr zwei noch nie gebührend über eure Beziehung kommuniziert habt. Daran müsst ihr alle beide wirklich noch ein bisschen arbeiten. Als alter Mann weiß ich, von was ich rede.

Sei’s drum – jetzt wissen ja endlich auch alle hier Anwesenden Bescheid. Kommen wir jetzt nochmal auf die eventuelle Erweiterung des Lufttransportgeschäfts zurück. Mich interessiert deine Meinung sehr, Bill. Denn ich bin mir sicher, dass du vorhin noch etwas zu diesem Thema sagen wolltest.“

„Richtig Paul. Da hast du völlig recht. Also zurück zu diesem Thema, da befinde ich mich kommunikationsmäßig wenigstens auf sicherem Terrain.

Nun, auch ich meine, dass wir mit der gerade aus der Taufe gehobenen Lufttransportfirma zunächst mal über eine geraume Zeit Erfolg haben müssen, ehe man solch einen Erweiterungsschritt wagen kann.

Ich sehe in diesem Zusammenhang allerdings noch ein weiteres Problem auf uns zukommen – und das betrifft unsere kriegsgedienten Besatzungen und damit natürlich auch mich.

Ich hab’ darüber bisher nicht geredet, weil ich Anna nicht ängstigen wollte. Was ich damit ansprechen will, ist der im Juni begonnene Krieg in Korea und die Tatsache, dass Annas Firmenpiloten alle Ex-Militärs sind, die jederzeit aus der Reserve in den Einsatz zurückbeordert werden können.“

„Um Gottes Willen, du willst doch wohl nicht wieder Soldat spielen und die Welt retten, Commander. Drehst du jetzt völlig durch? Und deine Leute – sehen die das genauso?“, rief Annabelle Junot im gleichen Augenblick entsetzt.

„Nein, nein, Anna. Beruhig dich. Weder meine Kameraden, noch ich haben den Wunsch, nochmal in solch einen Mist einzutauchen. Auch wenn General MacArthur und seine Truppen in Korea im Moment auf dem Rückzug sind.

Die Kämpfe in Korea sind ein Stellvertreterkrieg, den die russischen – und insbesondere die chinesischen Kommunisten angezettelt haben. Und die Piloten, die MacArthur braucht, müssen inzwischen Jets vom Typ F-84 fliegen können. Dafür sind meine Männer und ich nicht ausgebildet.

Dennoch kann man uns als Reservisten jederzeit einberufen. Zumal, wenn es hart auf hart kommt. Es sei denn, uns fällt ein gutes Argument ein, damit das nicht passiert.“

„Na ja, das dürfte nicht allzu schwierig sein, Bill“, meldete sich jetzt sein Großvater Michael Morgan erstmals zu Wort.

„Immerhin fliegt ihr in erster Linie ja zur Versorgung der Ölindustrie in Alaska. Öl ist eine kriegswichtige Ressource. Und ohne die beständigen Lieferungen, sind langanhaltende militärische Auseinandersetzungen undenkbar.

Deshalb müsste euch die US-Regierung eigentlich nicht nur die gewünschten Douglas Dakotas, sondern außerdem die dafür benötigten Piloten spendieren. Ich rufe gleich morgen mal einen alten Freund von mir an.

Senator Pete MacLaren sitzt in einem Sonderausschuss des Präsidenten und in diversen anderen geheimen Zirkeln unserer Regierung. Ich bin davon überzeugt, dass ich ihm klarmachen kann, dass ihr mit eurer kriegswichtigen Arbeit mehr bewirken könnt, als wenn man euch wieder zu den Fahnen rufen würde.“

„Mike, da ich das ohnehin nicht verhindern kann, stimme ich dir zu. Nur müsst ihr alle wissen, dass meine Kameraden und ich keine Feiglinge sind.

Falls es also Spitz auf Knopf kommt, werden wir alle unser Land nicht im Stich lassen. Soviel muss klar sein. Auch, wenn ich glaube, dass man Opa Mikes Argumentationslinie nicht so leicht widerlegen kann.“

„Vorausgesetzt, wir haben auch weiterhin Erfolg und erweisen uns als eine nützliche Transportfirma, die auch im Winter ausreichend Versorgungsgüter nach Alaska liefern kann“, murmelte jetzt Anna vor sich hin, während sie sich eng an ihren Freund und Geliebten Bill Turner klammerte.

Als der Tag der Eröffnungsfeier im privaten Rahmen allmählich zu Ende ging, schnappte sich Bill Turner seine Freundin Anna, um sie zu ihrem nahegelegenen Appartement in Astoria zu begleiten.

Noch während er ihr bei der Ankunft in ihrer Straße zum Aussteigen die Hand reichte, meinte die auf der Rückfahrt ziemlich wortkarg gebliebene Anna beim Erreichen ihrer Haustüre:

„Du hast das vorhin wirklich ernst gemeint – oder?“

„Sonst hätte ich’s nicht gesagt, liebste Anna“, erwiderte Bill Turner prompt, als er sich nach einem Abschiedskuss schon wieder in Richtung seines alten Chryslers davonmachen wollte.

Doch da hatte er die Rechnung ohne Anna gemacht, denn Annabelle Junot krallte sich mit ihren roten Fingernägeln förmlich an ihm fest.

„Du glaubst doch nicht, dass ich dich jetzt einfach so davonfahren lasse. Du kommst jetzt mit zu mir rauf. Ich muss doch überprüfen, ob du das vorhin ernst gemeint hast – oder ob du mit deinen Sprüchen nur meinem allgewaltigen Opa entkommen wolltest.“

„Na gut, für ’nen Kaffee hab’ ich sicher noch Zeit“, erwiderte Bill mit einem Grinsen im Gesicht, als ihn Annabelle Junot die Treppe zu ihrem Appartement hinaufzog.

„Ist ja ’ne ziemlich mondäne Gegend, in der du hier wohnst“, fuhr Bill Turner genauso trocken fort, wie er sich in der letzten halben Stunde bereits gegeben hatte.

Doch nachdem er von Anna über die Schwelle ihres Appartements geschubst worden war, sah er sich sogleich bewundernd um. Das ist eine ziemlich schöne Wohnung, in der du hier lebst. A la Bonheur, Anna.“

„Ziemlich schön, soso – ich explodier’ gleich vor Wut. Mann, bist du ein Stockfisch. Oder versuchst du bloß, mich zu ärgern?“

„Find’s doch raus“, erwiderte Bill spitzbübisch, als ihm Anna auch schon laut in die Parade fuhr:

Das mach’ ich, keine Sorge. Aber dazu müsstest du erstmal vom phlegmatisch Bescheuerten zum Liebhaber einer schönen Frau umschalten. Bin mal gespannt ob du das heute noch hinkriegst.

Ich geh’ mich jetzt erst einmal frisch machen – und dann bekommst du zum Abschied auch den versprochenen Kaffee.“

Damit huschte Annabelle Junot eilig davon, kam aber schon nach wenigen Minuten wieder in ihr Wohnzimmer zurück, wo der auf seinen Kaffee wartende Bill Turner gerade die umfangreiche Büchersammlung ihrer Bibliothek betrachtete.

„Na, wie gefall’ ich dir?“, wurde Bill noch im gleichen Moment leise von hinten gefragt Und als er sich endlich umdrehte, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf.

Denn dort im Türrahmen zum Schlafzimmer stand seine, nur mit sündig dunkelroter Spitzenunterwäsche bekleidete Traumfrau, die er sich schon lange genauso zu sehen gewünscht hatte.

„Was ist mit dir los, Bill? Hat’s dem draufgängerischen Helden etwa die Sprache verschlagen?“, säuselte die Traumfrau, die steif und fest in der bisherigen Entfernung vor ihm verharrte.

„Ich bin ... ich bin überrascht. Und sprachlos bin ich auch. Mein Gott siehst du schön aus, mein Engel. Das ist fast schon überirdisch. Einfach zum Anbeißen – das ist schlicht und ergreifend ein überwältigender Anblick.“

„Na dann trau’ dich und komm ein bisschen näher zu mir her. Engel beißen bekanntlich nicht. Das heute wird nämlich unser erstes Mal – natürlich nur, falls du noch nicht zu müde bist, mein Geliebter.“

„Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst?“, traute sich Bill zu fragen, ehe er langsam in Richtung seiner neuen Freundin ging, die ihm anscheinend gerade alle Sinne zu rauben versuchte.

„Hast du in den vergangenen Monaten jemals gesehen, dass ich etwas getan hätte, das ich nicht wirklich wollte? Lass mich dir zeigen, wie sehr ich dich in diesen wenigen Wochen liebgewonnen habe.

Und dass du mir heute auf unserem Einweihungsfest – wenn auch über Umwege – deine Liebe gestanden hast, hat mich sehr glücklich gemacht.“

Bill, der auf dem Weg zu Anna bereits sein Jackett abgelegt hatte, stand in diesem Moment nur noch in einer gut geschnittenen Stoffhose und mit einem Leinenhemd bekleidet vor seiner Angebeteten, als diese auch schon weiterflüsterte:

„Du zitterst ja, mein tapferer Commander – ein bisschen wenigstens. Das hatte ich von so einem muskulösen Mannsbild wie dir, überhaupt nicht erwartet. Ich brauche nur in deine tiefblauen Augen zu schauen, um zu wissen wie es um dich bestellt ist.

Verflixt – und jetzt fass mich endlich an und mach endlich das mit mir, von dem du und ich schon so lange träumen. Oder muss ich etwa ewig weiter herumsäuseln?“

Bei diesen provozierenden Worten ergriff Bill seine vor sich hin murmelnde Freundin bei der Hand und entführte sie im Eiltempo in ihr Schlafzimmer.

Die geschmackvolle, in Kerzenlicht getauchte Einrichtung nahm er dabei nur noch am Rande wahr, weil Anna ihm noch im selben Moment die sommerlichen Kleider vom Körper riss.

„Aha, so siehst du also aus, wenn du nackt bist“, lächelte sie ihren Air Boss gleich darauf an.

„Hatte mir schon gedacht, dass du eine gute Figur machen würdest, wenn du endlich mal mit mir schläfst“, setzte sie dann noch hinzu.

Übergangslos ergriff sie danach Bills Hände und legte sie auf ihren noch immer von seidigem Stoff bewehrten Busen, durch den er ihre hart gewordenen Brustspitzen einfach nur noch zu fühlen brauchte.

Dass ihre provokante Aktion des Guten zu viel war, bemerkte sie gleich anschließend. Bill Turner zeigte ihr jetzt nämlich, wie sehr er imstande war, sich einer in Leidenschaft entbrannten Frau zu widmen. Obwohl er noch immer befürchtete, dass seine lange körperliche Abstinenz vielleicht in einer blamablen Situation enden würde.

Doch das genaue Gegenteil war der Fall. Nachdem er Anna aus ihrem roten Spitzenbody geschält hatte, kamen beide ziemlich rasch zur Sache. Wozu nicht zuletzt der zunehmend aufseufzende Atem und die Streicheleinheiten seiner geliebten Anna beitrugen.

Als er seine Geliebte mit seinen Händen und mit seinem Mund immer mehr erregte, spürte er schon bald, wie sehr und wie lange sie sich offenbar – trotz ihrer erst kurz andauernden Bekanntschaft – schon nach ihm verzehrt hatte.

Die Worte Heißblütig und Leidenschaft huschten durch seine Gedanken, als er schließlich zum allerersten Mal mit Anna zusammenkam. Und das einzigartige Gefühl, genau in ihrem Schoß willkommen zu sein, raubte ihm fast den Verstand.

Als die beiden Liebenden nach dem furiosen Akt noch immer eng umklammert in den Schlaf sanken, war Bill Turner eines klargeworden. Diese Frau würde er heiraten, auch wenn er ihr das noch gar nicht gesagt hatte. Selbst, wenn er für sie bis in die sprichwörtliche Hölle fliegen müsste.

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