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ACHT

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Seit dem Tod meiner Eltern ist bereits eine Woche vergangen, da erreicht mich der Anruf des Kriminalbeamten, der am Tatort war, als ich bei meinem Elternhaus eintraf, er bittet mich und „Onkel“ Juan darum, in sein Dezernat zu kommen um eine schriftliche Aussage aufzunehmen. Ich sage zu und wir machen uns wenig später auf den Weg dorthin.

Im Dezernat angekommen, wird der Professor sofort von einer drallen blonden Beamtin in Beschlag genommen, während man mich bittet noch einen Moment zu warten, Kriminaloberkommissar Krämer hätte gleich Zeit für mich. Es dauert auch nur ein paar Minuten, da öffnet sich die Tür mir gegenüber und Kommissar Krämer bittet mich mit einem freundlichen Lächeln in sein Büro.


Mir war bei unserem ersten Treffen nicht aufgefallen, wie attraktiv dieser Mann ist. Während er um seinen Schreibtisch herumgeht und auf dem Stuhl dahinter Platz nimmt, habe ich Gelegenheit, ihn genauer an zusehen.

Kriminaloberkommissar Krämer ist ohne Zweifel Sportler, sein Körper ist zwar sehr schlank, aber bis in den letzten Muskel durchtrainiert. Da ich selbst ein sehr sportlicher Mensch bin und bereits viele trainierte Körper gesehen habe, kann ich dies beurteilen.

Er ist ein ganzes Stück größer als ich, schätzungsweise 190 cm. Sein dunkles, fast schwarzes, schulterlanges Haar trägt er lässig nach hinten gekämmt, zu einem Zopf gebunden, das Hervorstechende an ihm jedoch sind seine Augen. Als er auf dem Stuhl Platz nimmt und mich direkt ansieht, verliere ich mich beinahe in seinen strahlend blauen Augen. Langsam, ohne den Blick von diesen Augen wenden zu können nehme ich vor seinem Schreibtisch Platz. Seine Augen scheinen auf den Grund meiner Seele blicken zu können und als mir auffällt, dass ich ihn seit Minuten nur anstarre, spüre ich, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Verlegen rutsche ich auf dem Stuhl hin und her und wage es nicht mehr, ihm in die Augen zu sehen.

Wann beginnt er endlich zu sprechen?

>>Ich hoffe, ihnen geht es inzwischen wieder etwas besser<<, eröffnet er endlich das Gespräch. >>Ich habe sie an der Beerdigung vermisst, weder der Professor, noch sie waren anwesend.<<

Es war uns Beiden gesundheitlich nicht möglich, antworte ich leise. Was sollte ich antworten, dass ich befürchtete an der Beerdigung meiner Eltern verschleppt oder ermordet zu werden? Kurz denke ich darüber nach, ob ich ihm den Brief meines Vaters zeigen soll, doch ich verwerfe den Gedanken schnell. Ich müsste alles offen legen, meine Mutation, die im Grunde illegale OP meines „Onkels“ an mir, ohne Rücksprache mit MAD Major Berger, der auch in dem Schreiben genannt wird, möchte ich dies nicht entscheiden, jetzt noch nicht.

Der Kommissar sieht mich zweifelnd an, belässt es aber bei meiner Antwort und befragt mich danach, wo ich war, bevor ich im Haus meiner Eltern aufgetaucht bin.

Ich erzähle ihm, dass ich mit dem Flug aus Milano in München ankam und ohne Auf-enthalt direkt zu meinem Elternhaus gefahren bin, der Taxifahrer könnte dies bestätigen, sollte es notwendig sein. Von meinem Erlebnis auf dem Mailänder Flughafen und der deshalb verpassten Maschine, erwähne ich nichts.

Als er wieder auf den Raub zu sprechen kommt, versuche ich ihn nochmals davon zu überzeugen, dass ich diesen für gestellt halte, dass es sich hierbei um die gezielte Ermordung meiner Eltern handelte. Da ich jedoch meinen Verdacht nur damit begründen kann, dass die wertvollsten Gegenstände nicht geraubt wurden, glaubt Kriminaloberkommissar Krämer weiterhin an einen Raub.

>>Es hat sich wahrscheinlich und bedauerlicherweise<<, wie er hinzufügt, >>um ganz besonders dumme Räuber gehandelt. Vielleicht sollte es zunächst nur ein Einbruch werden und die Täter wurden von meinen Eltern überrascht.<<


Da ich ihn über die Hintergründe nicht aufklären kann, nicht bevor ich mich mit diesem Major vom MAD unterhalten habe, belasse ich es resigniert bei seiner Vermutung. Mein Vater hat durch seinen Brief sehr deutlich klar gemacht, dass ich nur sehr wenig Leuten vertrauen kann und selbst wenn mir dieser Beamte sehr sympathisch ist, so kann ich mir nicht sicher sein, dass er mir glauben schenken würde.

Nach etwa einer Stunde ist die Befragung zu Ende, wobei mir die letzten Minuten davon vorkommen, als ob er lediglich noch Zeit schinden will, was mir sehr schmeichelt. Hätten wir uns unter anderen Umständen kennen gelernt, so wäre ich nur zu gern bereit, diesen Mann näher kennen zu lernen. Er hat nicht nur wunderschöne, tiefblaue Augen, die mich an die unendliche Tiefe des Meeres erinnern, auch sein männliches, überaus markantes, fast schon verwegen wirkendes Gesicht, sprechen mich sehr an. Um nicht zu sagen, dass er mir ausgesprochen gut gefällt. Aufseufzend stelle ich enttäuscht fest, wären die Umstände andere, könnte ich mir einiges mit ihm vorstellen.

Bevor ich mich von ihm verabschiede, frage ich nach, ob noch weitere Befragungen nötig sind.

Er sieht mich verwundert an.

>>Ich möchte mich für eine Weile zurückziehen, die letzten Tage waren einfach zu viel für mich<<, kläre ich ihn auf.

>>Nein, eine weitere Befragung wird nicht nötig sein, sollten allerdings einige Gegen-stände aus dem Raub wieder auftauchen, dann würde ich sie Zwecks Identifizierung der Stücke benötigen<<, erwidert er sichtlich bedauernd.

Seine Reaktion zeigt mir, dass es ihm ähnlich wie mir ergeht, er würde mich sicher auch gerne wieder sehen. Erfreut und doch gleichzeitig bedauernd, übergebe ich ihm eine Visitenkarte des Rechtsanwaltes Dr. Hoffmann, mit dem Hinweis, dass dieser mich jederzeit erreichen könnte und verabschiede mich.


Das Leben geht wirklich seltsame Wege.

Der erste Mann, der mich interessiert tritt in mein Leben, als mir nichts ferner liegt, als eine Beziehung zu beginnen. Mein Leben wurde von einer Minute auf die andere total auf den Kopf gestellt und meine Gedanken sind ausschließlich davon bestimmt, die Mörder meiner Eltern zu finden. Liebe und Glück haben im Moment keinen Platz in meinen Gedanken, ja ich kann mir zurzeit nicht einmal vorstellen, überhaupt wieder so etwas wie Glück zu empfinden.

Der Professor wartet bereits auf dem Flur und wir machen uns auf den Weg, zurück in seine Wohnung.




***

>>„Onkel“ Juan?<<

Beginne ich vorsichtig, er sitzt im Schneidersitz auf dem Wohnzimmerboden und ich befürchte schon, dass ich ihn in seiner Meditation gestört habe, doch er sieht freundlich zu mir auf.

>>Wie kann ich dir helfen?<<

>>Ich werde diese Mörder nicht davon kommen lassen<<. Langsam lasse ich mich, ebenfalls im Schneidersitz, vor ihm nieder. >>Ich werde die Arbeit meines Vaters fortsetzten und bei dieser Gelegenheit nach den Mördern meiner Eltern suchen.<< Und obwohl meine Augen feucht werden, ist meine Stimme entschlossen und hart.

Entsetzt sieht „Onkel“ Juan mich an.

>>Das ist Wahnsinn Nicole, warst es nicht du, die mir heute Morgen noch sagte, dass solange wir Beide leben, der Tod deiner Eltern nicht umsonst war?<<

>>Ich habe nicht vor zu sterben „Onkel“<<, erwidere ich bestimmt. >>Wie du weißt verfüge ich über außergewöhnliche Fähigkeiten. Ich habe mir alles sehr genau überlegt. Sobald Rechtsanwalt Hoffmann einen geeigneten Ort für uns gefunden hat, werde ich mich genau über die Arbeit meines Vaters informieren, du wirst mir alles über Gentechnik beibringen, was du weißt und ich werde jeden Tag trainieren. Ich suche mir einen Trainer der mich in verschiedenen Kampftechniken ausbildet und wenn ich alle Informationen habe, die ich benötige, werde ich die Mörder meiner Eltern aufspüren.<<

>>Und dann Nicole, was wirst du dann tun?

Willst du sie töten?<<

>>Ich weiß es nicht<<, gestehe ich resigniert, soweit hatte ich noch nicht gedacht. War ich wirklich bereit die Mörder meiner Eltern zu töten, bereit schon, aber könnte ich es auch?

>>Du bist fest entschlossen nicht wahr?<< Lenkt der Professor ein.

>>Ich kann mich nicht irgendwo auf der Welt verkriechen und einfach so weiterleben als wäre nichts geschehen. Es ist etwas Schreckliches geschehen, mein gesamtes Weltbild ist von einem auf den anderen Tag zerstört worden, von Menschen zerstört worden, gegen die, wenn ich nichts unternehme, niemand etwas unternimmt<<, entgegne ich verzweifelt.

Der Professor nickt langsam und nachdenklich mit dem Kopf. >>Ich verstehe dich besser als du denkst Nicole, aber du bist noch nicht bereit dazu. Ich gebe dir recht, du hast besondere Fähigkeiten, die durch gezieltes Training wirkungsvoll eingesetzt werden könnten.<<


>>Du wirst mir also helfen<<, rufe ich erfreut aus.


>>Dafür bin ich nicht die richtige Person, aber ich kenne jemanden, der dir helfen könnte, falls er es möchte<<, fügt er zweifelnd hinzu. >>Es ist spät geworden, lass uns morgen weiter reden, ich muss eine Nacht darüber schlafen.<<

Mit diesen Worten steht mein „Onkel“ auf und begibt sich langsam in sein Schlafzimmer.

Ich kann vor Aufregung kaum einschlafen, wenn der Professor mir zur Seite steht, kann ich alles schaffen. Doch sein Einwand, wie ich reagieren werde, sollte ich den Mördern meiner Eltern gegenüber stehen, hat mich mehr verwirrt, als ich zugeben will. Ich war noch niemals in der Situation, mir Gedanken darüber zu machen, ob ich dazu fähig wäre, einen Menschen zu töten.


Lange liege ich wach und komme zu keinem Ergebnis, bis ich endlich mit dem Ge-danken, dass, sollte ich vor eine solche Entscheidung gestellt werden, sicher die Richtige treffen werde, einschlafe.


DNA

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