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DREI
ОглавлениеIch bin so glücklich, wieder zu Hause zu sein.
Lisa, „Onkel“ Juan und Meister Li haben mir einen wundervollen Empfang bereitet. Mein „Onkel“ hat mein Lieblingsessen gekocht, gebratene Ente mit Gemüse, Meister Li und Lisa haben das Haus und vor allem mein Zimmer in ein Blumenmeer verwandelt.
Nach dem gewaltsamen Tod meiner Eltern ist dieses Anwesen mein zweites zu Hause geworden und ich liebe es sehr, doch ohne meine Freunde wäre es nur ein Haus, ein wunderschönes, großes, zugegeben, aber eben nur ein Dach über dem Kopf. Zu einem Heim machen es erst die Menschen, die es mit mir teilen.
Nie war mir das so bewusst wie heute.
Vor allem Lisa, die kleine Schwester von Max, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Nach ihrer Befreiung aus der Klinik in Russland und dem Tod von Max konnte ich die ersten Wochen ihre Nähe kaum ertragen. Wider besseres Wissens, gab ich ihr eine Mitschuld daran, dass Max nicht mehr am Leben ist.
Er musste bei dem Versuch sie zu retten sterben.
Dabei hätte ich Max nie kennen gelernt, wenn wir nicht zusammen auf die Suche nach Lisa gegangen wären. Dies und die Tatsache, dass er seine Schwester über alles geliebt hat, dass er nicht umsonst gestorben ist und dass Lisa, hätte sie entscheiden dürfen, lieber nicht gerettet worden wäre, halfen mir schließlich, die Nähe zu ihr zu ertragen. Auch die Ähnlichkeit, die Lisa mit ihrem Bruder verbindet, war für mich anfänglich sehr schmerzlich. Es sind ihre Augen, sie hat die Augen ihres Bruders. Die Form, die Farbe und die Ausstrahlung, es ist für Nicole, als würde sie in die Augen von Max sehen, dies ging anfänglich einfach über ihre Kraft.
Auch hielten Lisas Fähigkeiten, Nicole zu Beginn davon ab, ihr nahe zu kommen. Ob-wohl Nicole tief in ihrem Inneren sehr genau fühlte, dass sie Lisa unrecht damit tat, ihr die Schuld an dem Tod von Max zu geben, kam sie einfach nicht gegen dieses Gefühl an und Lisas Fähigkeiten als Emphatin sind sehr ausgeprägt. Sie hätte diese Gefühle sofort gespürt, dies wollte Nicole unbedingt vermeiden, ja insgeheim schämte sie sich sehr dafür. Lisa ist auch eine Telepathin, sie hat die Fähigkeit, Informationen mittels Gedanken an andere Menschen zu übertragen und mehr. Sie ist in der Lage, allein durch ihre Gedanken Menschen zu steuern, was sie seinerzeit auch für Dr. Maikow so begehrenswert machte. Er wollte ihre Fähigkeiten noch verstärken, um sie dann für seine Zwecke einzusetzen. Allerdings waren und sind die Fähigkeiten Lisas bereits so stark ausgeprägt, dass es für Dr. Maikow zu gefährlich war mit ihr zu experimentieren und hätten Max und Nicole es nicht geschafft sie zu retten, hätte dies wohl ihren Tod bedeutet. Sobald der Arzt realisiert hätte, dass Lisa aufgrund ihrer enormen Fähigkeiten nicht zu manipulieren ist, wäre es für das Mädchen das Aus gewesen.
Ihre Fähigkeit als Emphatin macht Lisa das Leben eher schwer. Sie spürt nicht nur die Gefühle der Menschen in ihrer Umgebung mental und auch körperlich, sie kann auch deren Gedanken lesen. Dies ist für sie, vor allem im Umgang mit Menschen die es nicht gut mit ihr meinen, kaum zu ertragen. Es ist ihr nicht möglich, sich vor diesen Eindrücken zu schützen, oder sich ihnen zu entziehen. „Onkel“ Juan versucht durch Medikation und verschiedene Entspannungsübungen, ihr Techniken beizubringen, wie sie besser mit dieser Fähigkeit, welche zur Zeit noch eher ein Fluch für Lisa ist, zurecht zu kommen. Auch Meister Li, ein Shaolin Mönch, kümmert sich um Lisa. Er fördert und fordert sie körperlich, führt sie behutsam in die Meditation ein und steht ihr in allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite.
Meister Li ist ein buddhistischer Mönch, den mein „Onkel“, nachdem wir uns, nach dem Tod meiner Eltern, in Österreich niedergelassen hatten, zu uns holte. Er war und ist mir auch heute noch eine große Hilfe. Seine Ruhe, seine Gelassenheit und seine, für mich grenzenlose Weisheit, haben mir über viele verzweifelte Stunden hinweg geholfen. Auch hat Meister Li mich viele Monate hart trainiert, damit ich mich psychisch und physisch meinen Gegnern stellen konnte.
Meine Fähigkeiten, wie Reaktionsschnelle, die enorme Kraft und die Steigerung meiner Hör- und Sehkraft, übersteigen die, eines „normalen“ Menschen, zwar bei Weitem, aber ohne mentale Stärke und das harte Training, welches Meister Li mir abverlangte, hätte ich die letzten Monate wohl kaum überlebt.
Seit einigen Wochen hat sich eine weitere Mutation bemerkbar gemacht. Mein Geruchssinn hat sich extrem verstärkt und nicht nur das, es fühlt sich an, als könnte ich Gefahr riechen!
In kleinerem Maßstab kennt dies wohl jeder.
Man fühlt sich beobachtet, oder ist in einer Situation, in der höchste Konzentration gefordert ist. Sekunden bevor etwas geschieht, weiß man, man ist in Gefahr und reagiert instinktiv. Bei mir ist dies bei Weitem ausgeprägter.
Ich kann es förmlich riechen, wenn Gefahr droht.
Wie bei einem Hund oder einer Katze stellen sich meine Nackenhaare auf, meine Sinne aktivieren sich selbständig und ich reagiere, ohne nachzudenken, im Bruchteil einer Sekunde. „Onkel“ Juan gefällt diese Entwicklung gar nicht. Er ist besorgt, dass im Laufe der Zeit noch weitere Mutationen dazu kommen können. Tagtäglich beschäftigt er sich damit, zu erforschen, wie das Mutieren meiner Gene aufgehalten werden kann.
Bis heute sind alle Mutationen im Grunde recht hilfreich, aber das muss ja nicht so bleiben. Auch ich denke oft darüber nach, wie und manchmal, in ganz trüben Stunden auch, in was ich mich noch „verwandeln“ könnte. Dies macht auch mir Angst und ich bin froh meinen „Onkel“ an meiner Seite zu wissen.
„Onkel“ Juan war es, der mich, nach meinem schweren Autounfall, operiert und dabei meine DNA verändert hat.
Ich säße sonst heute noch im Rollstuhl.
Im Grunde ist so etwas natürlich illegal, aber Prof. Dr. Juan Jintao, war ein guter Freund meines Vaters und durch einen unglaublich hohen Scheck meines Vaters, an die Klinik, in der „Onkel“ Juan, praktizierte, war es möglich, alle Vorschriften zu umgehen. Wie immer wenn viel Geld im Spiel ist, geht auch viel.
Es ist wie so oft, eine Frage des Preises und mein Vater war so verzweifelt, dass er nach wirklich jedem Strohhalm gegriffen hat.
Der Professors ist nicht mein echter Onkel. Wir sind nicht verwandt, doch die lange und intensive Zeit, die wir inzwischen zusammen leben, nicht zu Letzt der Tod meiner Eltern, haben uns so nahe gebracht, dass ich irgendwann beschlossen habe, ihn Onkel zu nennen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich meine Familie verloren habe und er nun zu meiner Familie geworden ist. Den Professors freut diese Anrede sehr, in China ist es wohl ein Privileg so genannt zu werden und mir gefällt es ihm eine Freude zu bereiten.
Der Professor hat mir, als meine ersten Mutationen mit 18 Jahren auftraten, genau versucht zu erklären, was er mit meiner DNA angestellt hat. Viel ist davon nicht in meinem Gedächtnis geblieben.
Die DNS (wissenschaftlich allg. DNA genannt) Desoxyribonukleinsäure, ist ein Bio-molekül, welches in allen Lebewesen vorkommt und Träger von Erbinformationen ist. Sie enthält die Gene für die biologische Entwicklung eines Organismus.
Ein Gen ist ein Abschnitt auf der DNS, auch allgemein als Erbanlage bekannt, da es der Träger von Erbinformation ist und durch die Reproduktion an die jeweiligen Nach-kommen weitergegeben werden kann.
Junk-DNS werden DNS Abschnitte bezeichnet, von denen man lange annahm, dass sie keinerlei genetische Informationen enthalten. Heute jedoch weiß man, dass in diesen DNS-Sequenzen „alte Code“ als Vorstufe für Gensequenzen sind und genau diese Junk-DNS ermöglichte Prof. Dr. Juan Jintao den Eingriff, tierische DNS mit menschlicher zu verbinden. Durch Veränderung des Chromosoms Nr. 9, sowie durch Änderung, oder Entnahme einer Base in der DNS, wie „Onkel“ Juan mir nicht wenig stolz erklärte.
Wie mir der Professor, weit weniger technisch erzählte, ist laut Darwin, die Mutation für die Vielfalt auf der Erde verantwortlich und somit ein natürliches Phänomen, die erst die Artenvielfalt ermöglichte. Durch den Austausch von Basenpaaren in der DNS werden Proteine verändert oder anders reguliert, was eine Änderung des Körperbaus, der Körperfunktion, oder das Verhalten des Organismus zur Folge hat.
Ich brauchte lange, meine Mutation zu akzeptieren und anzunehmen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich mich manchmal sogar als Monster fühlte, bis mein „Onkel“ mich darüber aufklärte, dass sie ein natürliches Phänomen sind. Im Normalfall, wie von Darwin nachgewiesen, millionenfach vorkommt und vorgekommen ist, mit dem Unterschied, sie ist bei mir künstlich herbeigeführt worden und dass sie sich bei mir innerhalb weniger Jahre vollzogen hat. Die Natur benötigt dazu Tausende manchmal auch Millionen Jahre.