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SIEBEN

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Am gestrigen Abend haben Lisa und ich noch lange über unser weiteres Vorgehen gesprochen. Dass es nötig ist, Denis aus dem Sanatorium herauszuholen, war sehr schnell klar und bedurfte keiner weiteren Erklärung, was Lisa sehr erleichtert hat. Wir haben besprochen, dass Lisa sich heute mit Denis allein unterhält. Ich werde das Sanatorium zwar mit Lisa betreten, aber unter dem Vorwand, mir etwas die Beine zu vertreten, einen längeren Spaziergang über das Anwesen machen. Dadurch hat Lisa Gelegenheit mit Denis allein zu sein.

Ihre anfänglichen Bedenken, nicht in Denis Gedanken einzudringen, konnte ich bei-legen. Denis wird in dieser Umgebung nicht laut äußern, was ihm Angst macht und ihn dermaßen in Panik versetzt. Lisa widerstrebt es zwar sehr, die Gedanken, von ihr Nahestehenden, zu lesen, ich konnte sie jedoch von der Notwendigkeit überzeugen.

Heute Morgen, bevor wir uns auf den Weg zu Denis machten, legte ich noch einen Stopp bei seinem Vater ein. Fest entschlossen, nicht ohne Denis das Sanatorium zu verlassen, musste ich seinen Vater davon überzeugen, dass sein Sohn, bei mir und dem Professor, in besseren Händen ist.

Ich hatte mit Widerstand gerechnet, war jedoch nicht darauf gefasst, wie überfordert der Vater von Denis, seit dem Tod seiner Frau, mit seinem Sohn ist. Es dauerte knapp eine Stunde, da hatte ich den Mann davon überzeugt, dass es für alle, vor allem für Denis das Beste ist, wenn ich ihn mit nach Österreich nehme.

Von einigen wenigen früheren Besuchen, kannte er Lisa und war extrem überrascht von den „Fortschritten“ die Lisa seiner Ansicht nach gemacht hatte.

Zu seiner Entschuldigung muss ich anführen, dass er bei Lisa von dem gleichen Krankheitsbild ausgeht, wie bei seinem Sohn. Nicht zu Letzt diese Tatsache bestärkte ihn jedoch darin, das Richtige zu tun und er unterschrieb ein Schreiben an die Klinik, dass sein Sohn in meine Obhut gegeben werden soll. Ferner hatte ich am gestrigen Abend noch mit meinem Rechtsanwalt telefoniert, ihm die Lage erklärt und ein Schreiben aufsetzen lassen, welches mich rechtsgültig als den vorläufigen Vormund von Denis ausweist. Dieses Schreiben wurde mir heute Morgen durch einen Boten zugestellt. Wie Dr. Peter Hoffmann, es geschafft hat, Mitten in der Nacht einen Richter aufzutreiben, der bereit war, die Rechtsgültigkeit zu bestätigen, bleibt wohl sein Geheimnis. Wird allerdings eine Stange Geld gekostet haben.

Im Stillen danke ich wieder einmal meinen Eltern von Herzen, dass sie mir so viel Geld hinterlassen haben. Geld regiert die Welt, ob mir das nun gefällt oder nicht, manchmal ist es jedoch sehr hilfreich.

Wie abgesprochen lasse ich Lisa und Denis eine knappe Stunde Zeit um dann, mit den Beiden im Schlepptau, an das Büro von Dr. Schreiber zu klopfen. Da wir uns vorher nicht angemeldet haben, bin ich sehr froh, als er uns herein bittet.

>>Herr Dr. Schreiber<<, eröffne ich freundlich das Gespräch.

>>Mein Name ist Nicole Arnold und auf Lisa zeigend, Lisa Krämer dürften sie noch kennen.<< Bevor der Arzt antworten kann, drücke ich Lisa und Denis auf die Stühle vor seinem Schreibtisch nieder, ich bleibe stehen. >>Ich bin der gesetzlich bestimmte Vormund für Denis<<, fahre ich fort und übergebe, dem verdutzt drein blickenden, Arzt das Dokument. >>Es mag für sie etwas überraschend kommen, aber ich möchte gerne, dass sie noch heute die Entlassungspapiere für Denis fertigen, damit ich ihn mitnehmen kann. Da Denis sich freiwillig in ihrer Einrichtung befindet, sollte dem wohl nichts entgegenstehen<<, füge ich bestimmt hinzu.

>>Sie überfallen mich hier<<, beginnt Dr. Schreiber, völlig überrumpelt und sichtlich verärgert. >>Ich kenne sie nicht, sie können nicht einfach in mein Büro stürmen und die Herausgabe eines Patienten fordern.<< Die Stimme des Arztes wird mit jedem Wort lauter.

>>Lesen sie bitte das Dokument, welches ich ihnen überreicht habe<<, entgegne ich ruhig. >>Bei Rückfragen steht ihnen mein Rechtsanwalt Dr. Peter Hoffmann, sehr gerne zur Verfügung. Die Telefonnummer finden sie an Hand der Visitenkarte, sie ist dem Dokument beigefügt. Noch einmal zum besseren Verständnis, Denis befindet sich freiwillig in ihrer Klinik, es steht ihm also frei, sich jederzeit, ich betone ausdrücklich jederzeit, einen anderen Aufenthaltsort zu wählen. Er ist medikamentös gut eingestellt, eine weiterführende medizinische Versorgung ist gewährleistet, einer sofortigen Entlassung steht deshalb nichts im Wege<<, füge ich mit ruhiger, aber eiskalter Stimme hinzu.

>>Denis steht kurz vor der Verlegung in eine andere Kl…..<<, Dr. Schreiber unterbricht sich entsetzt, es ist ihm anzusehen, die Worte sind ihm versehentlich herausgerutscht.

>>Bitte, Herr Doktor, ich habe sie nicht ganz verstanden<<, spiele ich die Ahnungslose.

>>Nichts<<, übergeht der Arzt meine Nachfrage schnell und blättert wild in dem vor ihm liegenden Dokument, >>ich sehe gerade, die Verlegung betrifft einen anderen Patienten, ich habe mich wohl geirrt. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass sie Denis unmöglich noch heute mitnehmen können. Hier habe ich das Hausrecht und mein Wort gilt. Kommen sie morgen wieder, dann sehen wir was ich für sie tun kann.<<

Sogar für mich ist es offensichtlich, obwohl ich nicht über die Fähigkeit des Gedankenlesens verfüge, dass der Arzt lügt, dass er etwas im Schilde führt, es ist ihm anzusehen, er will Denis nicht gehen lassen.

>>Das überrascht mich nun aber doch Herr Dr. Schreiber<<, den Titel Doktor spucke ich fast aus, >>sie wollen sich tatsächlich einer Freiheitsberaubung strafbar machen, nur weil sie hier das Hausrecht haben?<<

Meine Stimme trieft vor Sarkasmus.

>>Ich habe nicht mit Widerstand gerechnet<<, fahre ich gefährlich leise fort, >>aber natürlich kann ich die Polizei hinzu ziehen. Wenn sie noch einen Moment Zeit haben, werde ich sofort meinen Rechtsanwalt, den Richter, der die vor ihnen liegenden Unterlagen unterzeichnet hat und selbstverständlich, die zuständigen Polizeibehörden hinzuziehen, damit wir die Angelegenheit sofort klären können.<<

Schon als ich das erste Mal die Polizei erwähne, sieht mich Dr. Schreiber erschrocken an, atmet tief durch und bittet mich, gezwungen freundlich, doch Platz zu nehmen.

Ich tue ihm den Gefallen, denn ich bin mir sehr sicher, dass er keine Polizei im Haus haben möchte. Noch weiß ich nicht, was Denis gegenüber Lisa erzählt hat, aber das in dieser Klinik etwas nicht stimmt, wird mir bei dieser Klinikleitung nur zu klar.

>>Selbstverständlich können sie Denis sofort mitnehmen, wenn sie das wünschen. Ich dachte nur, dass es für ihn schön wäre, wenn er sich bis zum Morgen noch von seinen Freunden in Ruhe verabschieden könnte.<< Dr. Schreiber ist nun sehr kleinlaut, nichts mehr ist übrig von seiner Wut und dem Ärger, den er Eingangs an den Tag gelegt hatte.

>>Möchtest du dich noch von deinen Freunden verabschieden Denis?<<

Eine rein rhetorische Frage, die ich Denis stelle, denn zum ersten Mal lächelt er nun auch mich an, während er energisch seinen Kopf schüttelt.

>>Ich denke, Herr Doktor, sie können die Papiere fertig machen.<<

***

Etwa eine Stunde später konnten Denis, Lisa und ich, das Sanatorium mit den wenigen Habseligkeiten von Denis verlassen. Im Hotel angekommen nimmt Lisa mich bei Seite und erzählt mir von ihrem Gespräch mit Denis.

>>Sobald du uns heute allein gelassen hast<<, beginnt Lisa aufgeregt, >>habe ich wie besprochen meine Gabe aktiviert und konnte unmittelbar wieder die Panik bei Denis spüren, die er bereits bei unserem ersten Besuch nicht vollkommen unterdrücken konnte. Diesmal habe ich ihn direkt darauf angesprochen und er erzählte mir, dass seit Kurzem immer wieder fremde Männer im Sanatorium gesehen werden, die sich mit verschieden Bewohnern unterhalten. Einmal sprachen sie auch mit Denis, er aber nicht mit ihnen, was den Männern gar nicht gefallen hat. Sie sprachen zwar Deutsch, als sie jedoch immer ärgerlicher wurden, da Denis auf Stur geschaltet hatte, verfielen sie in eine andere Sprache. Denis denkt dass sie russisch gesprochen haben und was noch viel schlimmer für ihn war und eigentlich der Hauptgrund, dass er nicht mit ihnen sprach, war der, dass er einen der Männer von Früher erkannt hatte.

Er hat einen der Männer bereits kurz vor meinem damaligen Verschwinden aus dem Sanatorium gesehen und intuitiv eine Verbindung hergestellt. Die Männer machten ihm große Angst. Er kann sich leider nicht mehr daran erinnern, was alles gefragt wurde, lediglich seine große Angst ist immer noch präsent.<<

>>Das hört sich gar nicht gut an<<, erwidere ich nachdenklich. >>Dass diese Männer wieder auftauchen, kann doch nur bedeuten, dass sie weiter nach mental begabten Personen suchen. Offiziell werden diese dann, wie bei dir damals, in ein anderes Sanatorium verlegt und verschwinden, vielleicht für immer. Das gefällt mir gar nicht.

Ich muss nachdenken Lisa, kümmere dich bitte um Denis und packt schon mal eure Sachen, ich habe noch ein paar Telefonate zu führen, dann fahren wir nach Hause.<< Zumindest ihr Beiden, setze ich in Gedanken hinzu.

Mein Entschluss steht fest, ich muss mich in dieser Klinik umsehen. Nach dem, was ich eben erfahren habe, bin ich mir sicher, dass Dr. Schreiber, direkt oder indirekt mit Dr. Maikow in Kontakt steht. Es kann kein Zufall sein, dass dieselben Männer, die damals wahrscheinlich Lisa entführt haben, sich jetzt wieder in dieser Klinik aufhalten. Die Zeit drängt, der Arzt wird Dr. Maikow kontaktieren, und von unserem Besuch in Kenntnis setzen, davon bin ich überzeugt.

Wenn ich irgendetwas herausbekommen will, dann sofort, noch heute Nacht. Dr. Maikow ist nicht dumm, er wird, wenn ich ihm genug Zeit lasse, eine ganze Arme seiner Leute auffahren, um mich oder Lisa in seine Hände zu bekommen. Doch zuerst muss ich die Beiden aus der Schusslinie bringen, sie müssen noch heute raus aus Deutschland und sicher nach Österreich gebracht werden.

Mein Anwalt und Freund, Rechtsanwalt Dr. Peter Hoffmann ist sofort am Telefon und ohne viele Fragen zu stellen, sogleich bereit, die Beiden abzuholen und mit ihnen noch heute nach Österreich zu fahren. Dass er keine Fragen stellt, liebe ich besonders an ihm. Er hatte zwar kurz gestutzt, als ich ihn darum bat, heute Nacht bei ihm übernachten zu dürfen und erst morgen nachzukommen, erklärt sich aber bereitwillig einverstanden.

Da ich inzwischen weiß, wie weit Dr. Maikows Kontakte reichen, möchte ich das Hotel schnellst möglich verlassen und halte es für sicherer mich an einer privaten, nicht offiziell bekannten Adresse aufzuhalten. Schwieriger ist es da schon, Lisa beizubringen, dass sie allein mit Denis zurück nach Hause fährt, sie sieht mir jedoch sowieso an, dass mich etwas bedrückt.

>>Ich spüre, dass du etwas vor hast, etwas Gefährliches, dazu muss ich meine Fähigkeiten nicht aktivieren, außerdem weißt du sehr genau, dass ich das bei dir nicht machen würde, aber bitte sag mir was du vorhast<<, fleht Lisa mich förmlich an.

>>Ich muss mich in der Villa Wagner umsehen Lisa<<, bekenne ich, nach kurzer Über-legung. Lisa sieht zwar aus wie ein kleines Mädchen und ist auch erst 15 Jahre alt, aber ihre bisherigen Lebensumstände, das was sie durchmachen musste und nicht zu Letzt ihre Fähigkeiten haben ihren Geist schneller reifen lassen. Sie zeigt, leider muss ich hinzufügen, viel zu selten ihre kindliche Seele. Im dem Körper eines kleinen Mädchens, steckt eine fast erwachsene Frau, die in ihrem jungen Leben bereits Fürchterliches ertragen musste. >>Vielleicht ist dies die letzte Chance für mich, Beweise gegen Dr. Schreiber zu finden. Ich bin mir sicher, dass er mit Dr. Maikow in Verbindung steht und ganz sicher, dass er, sobald wir das Sanatorium verlassen haben, diesen davon in Kenntnis setzte, dass wir dort waren.

Mir bleibt nicht viel Zeit, der Arzt ist kein Dummkopf, auch er kann Eins und Eins zusammenzählen. Wenn in dieser Klinik irgendwelche Beweise zu finden sind, dann wird er sie so schnell möglich zu vernichten suchen. Ich hoffe ihm heute Nacht zuvor zu kommen. Klar, birgt das Vorhaben ein Risiko<<, räume ich ein, als ich den skeptischen Blick von Lisa wahrnehme.

>>Ich weiß nicht, wie schnell Dr. Schreiber reagiert.

Auch besteht die Gefahr, dass Dr. Maikow den Arzt anweist, bereits für heute Nacht das Wachpersonal zu verstärken, davon gehe ich sogar aus, aber ich muss es versuchen Lisa. Wir haben bis heute nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo Dr. Maikow sich aufhält, gut, wir wissen dass er in Russland ist, mehr aber auch nicht. Wer sind seine Helfershelfer, auf welchen Weg werden die Bewohner der Klinik verschleppt?

Werden bereits hier in Deutschland, in dieser Klinik, Genversuche an Bewohnern vorgenommen? Und noch viele weitere Fragen. Wir haben keine Antworten darauf, mit nur ein wenig Glück finde ich etwas in der Klinik, was uns wenigstens eine der unzähligen Fragen beantwortet.<<

Bevor Lisa etwas einwenden kann, fahre ich fort.

>>Ich weiß, du möchtest mich nicht allein gehen lassen und du musst mir glauben, ich würde dich sogar mitnehmen, aber du musst mit Denis das Land verlassen. Sollte irgendetwas schief gehen und ich geschnappt werde, besteht die Gefahr, dass diese Männer versuchen über mich, an dich und Denis herankommen. Dies könnte ich mir niemals verzeihen.<<

Lisas Gesicht zeigt pures Entsetzen.

>>Du denkst, dass du geschnappt werden könntest?<<

>>Nein, Lisa, nicht ernsthaft<<, beschwichtige ich sie.

>>Doch ganz von der Hand weisen kann ich diese Möglichkeit natürlich nicht<<, räume ich ein. >>Die Möglichkeit eines Scheiterns in Erwägung zu ziehen, schärft meine Sinne, ich begebe mich niemals in gefährliche Situationen, ohne mir sehr deutlich vor Augen zu führen, was passiert, sollte ich scheitern. Auch ich habe, trotz meiner Fähigkeiten Angst, aber ich nutze sie, sie lässt mich wach, aufmerksam und konzentriert an die Dinge herangehen. Verliere, oder unterdrücke niemals die Angst Lisa<<, schärfe ich ihr ein. >>Sie ist ein sehr nützliches Gefühl, wenn du sie richtig einsetzt. Du darfst niemals den Fehler machen der Angst nachzugeben, überwinde sie und sie hilft dir zu Überleben.<<

DNA

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