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CFA-Prüfung
Оглавление31. Mai: CFA-Prüfungstag. Zuversichtlich in den Tag gestartet. Magen mit leichtem Frühstück an starkem Kaffee, Kurzzeitgedächtnis mit Lernstoff gefüllt. Nervosität stieg langsam, aber gewaltig. Mehrmals vor Abfahrt zum Prüfungsort Tascheninhalt überprüft: Habe ich wirklich nichts vergessen? Bleistifte, programmierbarer Taschenrechner, Taschentücher, Energieriegel, Traubenzucker, Spitzzettel, Notmedikamente, Glücksbringer. Letzter aufmunternder Kuss und Bekundungen des Daumendrückens von Susi, dann ging’s los. Auf der Fahrt zur Prüfung, kam es über mich: Habe Prüfungseinladung und Ausweis vergessen! In rasanter, aber kontrollierter Fahrt umgekehrt, fehlende Dokumente geholt. Prüfungsort gerade noch rechtzeitig erreicht. Im Prüfungsraum in grosser Hetze meinen Sitzplatz nicht unmittelbar gefunden. Schweiss lief in Strömen. Straffe Anweisung der Prüfungsleitung kaum wahrgenommen. Plötzlich lag Prüfungsbogen vor mir. Zeit lief. Fand nach nervöser Anfangsphase indes schnell Sicherheit und schloss den Vormittagsteil mit gutem Gefühl ab. In der Mittagspause zur Feier des bereits Erreichten und zur Aufmunterung ein Gläschen Schampus genossen. Traf auf Arbeitskollegen – einen Schweizer. Er sprühte vor Zuversicht („Das war ja einfach. Kinderleicht, oder!“). Verwickelte mich in eine Ausfragerunde über den bisherigen Prüfungsverlauf („Hast Du das auch so? Das war doch offensichtlich, oder!“). Wie seine Zuversicht zunahm, schwand die meinige. Konnte erneut ansteigende Nervosität nicht mehr abschütteln. Realisierte im Verlauf der Nachmittagssitzung, dass ich Zeitbudget nicht einhalten kann. Plötzlich wurde aus nervöser Ruhe Panik, aus Kontrolle Hektik, aus Ruhepuls Rasen. Die restlichen Antworten Sekunden vor Prüfungsschluss einfach immer mit der Lösungsvariante B beantwortet. Oh, Wouter, bin fertig – im wahrsten Sinne des Wortes.
15. Juni: Hochzeit mit Susi – wirklich ein Jammer, dass Ihr nicht kommen konntet. Kurzer Flitterwochenurlaub im Anschluss.
19. Juli: Lieber Wouter, sind es nicht meistens die grossen, sondern die kleinen Dinge, die einen auf die Nerven fallen. Wer sich im Sommer in der Dämmerung an einem See aufhält, weiss wovon die Rede ist. Leider gilt das auch für andere kleine Dinge, wie die Anwesenheitspflicht am Desk während der Handelsstunden. Habe immer noch Mühe damit – insbesondere zur Mittagszeit. Vermisse in gemütlicher Runde über diverse Themen zu sinnieren und zu schwadronieren und dabei in lukullischen Genüssen zu baden und somit die Alltagssorgen für einen Moment vergessen zu lassen. Jetzt wird hastig herbeigeholte Fast Food-Kost lauwarm über Tastatur und Maus konsumiert. Blick bleibt streng auf dem Bildschirm gerichtet. Nebenan beim Kollegen dampft aus Tupperdosen die mitgebrachte Heimküche. Über allem vermischt sich der Duft frischer Bolognese, altem Fett, zerlaufenem Käse und frischen Knoblauchzehen. Das monotone Schmatzgeräusch raubt einem den letzten Nerv, nur noch übertroffen von den schrillen Aufschreien, falls sich wieder einmal irgendwo eine Cola- oder Red-Bull-Dose unbeabsichtigt über den Tisch entleert. Habe auch auf diesem Weg schon drei Tastaturen irreparabel verklebt. Was für eine verkommene Esskultur. Zumindest gehen wir abends noch zusammen einen Trinken.