Читать книгу ...und im Luftschloss wird es kühl - Karen Grace Holmsgaard - Страница 11

Tag zwölf (Dienstag)

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Der nächste Morgen begann genauso wie in den letzten Tagen. Die Haushaltshilfe und Frau Spaltholz versorgten Sabine vorbildlich. Daran könnte ich mich direkt gewöhnen, dachte sie, während sie ihr Frühstück kaute. Aber wenn ich an Physiotherapie und Arztbesuche denke, dann lieber nicht… Denn diese Termine standen an diesem Vormittag an.

Erst um die Mittagszeit konnte Sabine ihren Laptop hochfahren und natürlich fand sie eine Nachricht von David vor.

Hallo meine schöne Frau!

Wie geht es Dir, wie hast Du geschlafen?

Leider schlief ich schlecht, da ich das Bild Deines hübschen Antlitzes immer vor mir hatte. Ich werde immer auf die Liebe meines Lebens hören, weil jede Frau es verdient hat, wie eine Königin behandelt zu werden. Meine neue Frau bekommt meine ganze Liebe und Aufmerksamkeit.

Denke doch bitte einmal darüber nach, ich empfinde viel für Dich, meine Königin. Und ich hoffe sehr, Du erwiderst meine Gefühle eines Tages. Was hättest Du denn zu verlieren, Honey? Vielleicht Dein Herz, aber mehr nicht, nicht wahr Pretty??? Dein David

Ungläubig starrte Sabine auf den Bildschirm und schüttelte den Kopf. Schon wieder so ein romantischer Humbug. Schließlich atmete sie kurz durch und begann eine Antwort an David.

Vielen Dank für Deine Zeilen und danke der Nachfrage, ich habe sehr gut geschlafen. Heute Morgen hatte ich einige Termine und so kann ich Dir erst jetzt antworten.

Deine Zeilen voller Liebe berühren mich sehr, jedoch kann ich kaum glauben, dass sie echt sind. Wir kennen uns aus dem Internet und von einigen Fotos. Genügt das, um von Liebe und Beziehung zu sprechen?

Ich denke, Du merkst es bereits, bei einem neuen Mann wäre ich anspruchsvoll.

Und lieber bleibe ich allein, als das ich mich an den falschen Mann binde. Ich kann Dir nicht versprechen, ob ich mich noch einmal auf eine neue Beziehung, oder gar eine Ehe einlasse…

Hoffentlich hat er es jetzt verstanden, dass ich mich nicht mehr so schnell verliebe, dachte Sabine, während sie die Mail auf die Reise schickte.

Da es Nachmittag war und sie nicht unbedingt der Hunger plagte, machte sie sich nur einen Pott Kaffee und zog sich mit einer Illustrierten auf das Sofa zurück. Doch ihre Gedanken flogen immer wieder zu David. In aller Ruhe nahm Sabine einen Schluck Kaffee, doch dann riss sie das Klingeln des Telefons zurück in die Wirklichkeit. Wer mochte das sein? Sabine ging ans Telefon.

Im ersten Moment glaubte sie, eine ihr unbekannte Stimme zu hören, doch dann ging ihr ein Licht auf. Diese Stimme einer offenbar jungen Frau mit dem leichten Akzent kannte sie doch. Na klar, das war doch Zayba! Eine nette junge Frau aus Ghana, die wenige Straßen weiter wohnte und der sie vor einigen Jahren Unterricht in der deutschen Sprache gegeben hatte. Zwar war Zayba nur wenig älter als ihr Sohn Christian, trotzdem verstanden sich die beiden Frauen gut. Sabine freute sich. Das hatte zwei Gründe: Erstens sprach Zayba bis auf den Akzent die deutsche Sprache nach einigen Jahren deutsch perfekt und zweitens freute sie sich, dass Zayba sich wieder einmal bei ihr meldete.

„Hallo Zayba, das ist aber schön, dass du anrufst. Wie geht es Dir?“ Aufgeregt rutschte Sabine auf der Couch hin und her.

„Mir geht es super, aber Dir wohl nicht, oder? Vor ein paar Tagen habe ich Frau Spaltholz auf der Straße getroffen und die hat mir erzählt, dass du einen kleinen Unfall hattest. Und da dachte ich, du brauchst vielleicht Hilfe. Gerne würde ich Dich besuchen, was meinst du? Und selbstverständlich bringe ich auch etwas zu essen mit. Dann musst du Dich nicht anstrengen. Das ginge aber nur abends, weil ich tagsüber arbeite. Wir haben uns bestimmt eine ganze Menge zu erzählen, weil wir uns ja fast ein Jahr nicht gesehen haben, oder ist es sogar länger her?“

Sabine rechnete kurz im Kopf, überlegte und antwortete dann: „Ich würde ja meinen, eher anderthalb Jahre, bin mir aber auch nicht so ganz sicher. Ist doch auch egal. Es ist jedenfalls über drei Jahre her, dass ich Dir Deutschunterricht gegeben habe. Der ging etwas über ein Jahr und danach haben wir uns noch einige Male privat abends gesehen. Da ging dann der Deutschunterricht weiter. ‚Die Olsenbande‘, weißt du noch? Alle Filme, die es gab.“

Sabine hörte Zayba am Telefon laut lachen: „Oh ja, die drei putzigen Gesellen aus Dänemark. Eigentlich ulkig, dass sie mir den letzten Schliff in der deutschen Sprache gegeben haben. Ich kann heute noch ganze Dialoge auswendig und bin dankbar dafür. Ich denke, ich habe das mit dem Deutsch ganz gut hinbekommen, oder? Also, was hältst du von einem Besuch?“

Sabine überlegte einen Augenblick und antwortete dann: „Also morgen Abend bin ich mit Essen noch versorgt, aber wie wäre es denn übermorgen? Das wäre Donnerstag, aber ich richte mich natürlich nach Dir.“

„Aber ist doch Ehrensache“, meinte Zayba voller Enthusiasmus. „Da kann ich mich endlich mal so richtig bei Dir bedanken und wir haben uns wirklich eine Menge zu erzählen. Und das Neuste erzähle ich Dir gleich.“

Zayba machte eine kurze dramatische Pause und verkündete dann:

„Mittlerweile habe ich sogar den Führerschein bestanden. Den habe ich sogar selbst finanziert und ein kleines Auto habe ich auch, wenn auch ein gebrauchtes!“

Sabine spürte förmlich, wie stolz Zayba darauf war und erwiderte: „Also Zayba, du schaffst es wirklich noch: Vom Flüchtling zur Millionärin.“

„Nein, nein, dazu wird es sicher nicht kommen. Ich hab noch nicht einmal eine eigene Wohnung, sondern nur ein Zimmer in einer WG. Mehr ist nicht drin und der Führerschein war mir wirklich wichtiger. Ich komme auch mit dem einen Zimmer ganz gut klar. Immerhin besser als die Unterkunft im Flüchtlingswohnheim. Leider können sich nicht alle Einwohner so eines Heims benehmen und ich bin froh da raus zu sein. Das habe ich Dir ja schon einmal erzählt. Aber zurück zu unserem Treffen. Ich könnte am Donnerstag erst gegen einundzwanzig Uhr bei Dir sein. Vorher schaffe ich es wirklich nicht, mein Job verstehst du?“

„Das ist für mich kein Problem, wir können uns trotzdem Zeit nehmen, ich habe keine Termine am Freitag“, Sabine lächelte.

„Also okay, dann bis Donnerstag und wenn etwas ist, rufst du mich einfach an, bye.“

Und schon hatte Zayba aufgelegt. Sabine wechselte kurz ihre Sitzposition und griff erneut nach ihrer Illustrierten. Auf ihren Laptop hatte sie im Augenblick keine Lust. Sollte David erst einmal über ihre letzte Mail nachdenken. So schnell wollte sie keinem Mann mehr ins Netz gehen. Morgen ist auch noch ein Tag, dachte Sabine und fuhr den Laptop herunter.

...und im Luftschloss wird es kühl

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