Читать книгу ...und im Luftschloss wird es kühl - Karen Grace Holmsgaard - Страница 8
Tag drei (Sonntag)
ОглавлениеAm nächsten Tag erwachte Sabine, als es schon hell war. Sie hatte keine Lust mehr in den Federn zu liegen. Ihre Morgentoilette und das Anziehen schaffte sie allein, auch wenn es nur langsam voranging. Gerade wollte sie sich ihren morgendlichen Pott Kaffee brühen, als es klingelte. Sabine spähte durch den Türspion und öffnete, als sie ihre Nachbarin Frau Spaltholz erblickt hatte.
„Guten Morgen Frau Bethke ich habe Ihnen wieder Brötchen mitgebracht. Wenn Sie möchten, werde ich das auch weiter tun. Ich gehe ohnehin jeden Morgen zum Bäcker, ist ja nicht weit. Die Tageszeitung kann ich Ihnen, bei Bedarf, auch aus dem Briefkasten holen.“
Sabine freute sich, lächelte und erwiderte: „Das ist lieb von Ihnen, Frau Spaltholz, Ihr Angebot nehme ich sehr gern an. Und ich werde mich auch erkenntlich zeigen, ist versprochen.“
„Ja, ja, das machen wir schon, werden Sie erst mal wieder gesund und lassen Sie sich Ihr Frühstück schmecken.“
Dann verabschiedete sich die freundliche Nachbarin. So, jetzt habe ich einen Brötchenexpress, frohlockte Sabine, während sie sich ihr Frühstück machte. Morgen werde ich mit dem Pflegedienst telefonieren, dann leiere ich das mit der Haushaltshilfe an. Vorsichtig auftretend trug sie ihr Frühstück ins Wohnzimmer. Obwohl es ihr in den Fingern juckte, ließ sie ihren Laptop zunächst aus und frühstückte in Ruhe. David hatte ihr sicher nicht geschrieben, denn sie war mit einer Mail an der Reihe.
Nach dem Frühstück, trug sie das Geschirr in die Küche. Abwaschen konnte sie später. Jetzt schnell ins Wohnzimmer und ran an den Laptop! Ungeduldig fuhr Sabine ihn hoch und öffnete ihren Account bei Facebook. Wider Erwarten fand sie eine Nachricht von David.
Guten Morgen, mein Liebling!
Ich hoffe, Du hast gut geschlafen. Du fehlst mir…
David
Sabine wurde warm ums Herz und sie entschloss sich, David sofort zu antworten.
Guten Morgen und vielen Dank für Deine lieben Mails. Ich habe gut geschlafen, danke der Nachfrage.
Mit Deinen dreiundfünfzig Jahren bist Du ein Jahr älter als ich. Und ich habe gestaunt, dass Du eine Tochter hast. Aber das ist schon okay. Überraschender finde ich Deine Komplimente. David, wir kennen uns doch erst seit wenigen Tagen, warum raspelst Du so ein Süßholz?
So etwas kenne ich von Männern aus Deutschland nicht und von einem Briten hätte ich mehr höfliche Zurückhaltung erwartet. Deine Komplimente schmeicheln mir, aber ich halte sie für übertrieben. Allerdings gefällt mir, dass Du so eine gradlinige Lebensplanung hast. Mache immer alles Schritt für Schritt und plane mich bitte nicht zu fest ein. Zumal zwischen meinem Wohnort und Berlin Spandau etwa eine Stunde Fahrzeit mit dem Auto liegen. Du weißt selbst, Berlin ist groß.
Und um Wohnraum solltest Du Dich besser allein kümmern. Ich habe eine Wohnung und muss nicht versorgt werden. Diese Wohnung ist nicht für zwei große Hunde geeignet. Du weißt am besten, was Deine Tochter, zwei Hunde und Du benötigen.
Und bevor Du mit mir weitere Pläne schmiedest, solltest Du mich erst einmal persönlich kennenlernen, findest Du nicht?
Wenn Du nach Berlin gezogen bist und den gröbsten Stress hinter Dir hast, können wir uns gerne einmal treffen. Vielleicht in einem guten Café, oder auf dem Reiterhof meiner Freundin. Und dann können wir weitersehen, was aus uns beiden wird.
Vielleicht passen wir in der realen Welt gar nicht zueinander. Damit solltest Du rechnen.
Gruß Sabine
Sabine überlas die Nachricht, dann schickte sie die Mail auf die Reise.
Anschließend schloss sie ihren Account bei Facebook und sah das E-Mail-Postfach ihres Providers durch. Hatte ihr Chef, der freundliche Herr Lenz, an sie gedacht und ihr ein bisschen Arbeit geschickt? Oh ja, er vergaß seine Mitarbeiterin, die seit Jahren zuverlässig für ihn arbeitete, nicht.
Ohne zu zögern öffnete Sabine den Anhang der Mail und besah sich den Text, den ihr Chef geschickt hatte. Keine Hürde, diesen Text zu überarbeiten war keine große Sache, zumindest nicht für Sabine.
Doch dann meldete sich ihr Smartphone, genauer gesagt WhatsApp.
Monika! Ein paar Zeilen nur mit dem Versprechen, ihr heute Obst und Gemüse zu bringen. Wahrscheinlich hatte sie wieder auf ihrem Reiterhof zu tun. Monika mangelte es oft an Zeit und manchmal konnte sie ruppig werden. Aber wenn Freunde von ihr Hilfe brauchten, war sie stets zur Stelle.
Mit großem Eifer widmete sich Sabine dann der Aufgabe, die ihr Herr Lenz geschickt hatte. Sie wollte ihren guten Willen beweisen, auch wenn sie heute sicher nicht alles schaffen würde. Aber Sabine kannte ihren Chef gut, er würde gewiss Verständnis dafür haben. Das Schellen der Türglocke riss Sabine aus ihrer Arbeit. Umsichtig speicherte sie ihre Aufzeichnungen ab und begab sich zur Tür.
„Futterexpress“, brüllte Monika in die Wechselsprechanlage und Sabine öffnete die Haustür. Dann öffnete sie ihre Wohnungstür und hörte ihre Freundin die Treppe hochkommen. Im Hausflur trompetete Monika los: „Na Du krankes Suppenhuhn? Ich hoffe Du wirst bald wieder!“ Monika konnte schon manchmal etwas peinlich werden.
„Komm erst mal rein und dann erzähle ich Dir alles“, meinte Sabine. Monika stapfte in Sabines Wohnung und betrat sofort die Küche. Sabine verschloss die Wohnungstür und schaute staunend ihrer Freundin zu, die eine große Tasche auspackte. Orangen, eine kleine Honigmelone, eine Ananas, Tomaten, Gurken, Paprikaschoten und Zwiebeln kamen zum Vorschein.
„Ich dachte Obst zum Frühstück und Gemüse mittags, oder abends, wie Du magst“, erklärte Monika und fuhr fort: „Und heute zum Abendbrot hätte ich für Dich das hier.“
Monika beförderte eine große Plastikschüssel zutage. „Balsamico Linsen, hatten wir gestern zum Abendbrot und es ist so viel übriggeblieben.“
„Super“, freute sich Sabine, „möchtest Du einen Kaffee?“
Monika schüttelte den Kopf. „Leider muss ich gleich wieder los, die Pferde. Aber ich kann Dich mal auf meinen Hof holen. Wetter ist doch noch toll und Du magst doch Pferde noch immer, oder?“
„Na klar“, erwiderte Sabine freudig, „das können wir machen und mach Dir keine Sorgen wegen Deiner Hufeisenträger. Ein einziger Sturz macht noch keinen Pferdefeind.“
Monika zog ihre modische Jacke gerade. „Lass Dir die Linsen schmecken und wenn was ist, einfach eine WhatsApp.“
Monika verabschiedete sich von ihrer Freundin mit einer Umarmung und verschwand. Ein bisschen verloren blieb Sabine in der Küche zurück. Noch hatte sie keinen Appetit auf die Linsen. Stattdessen kehrte sie zu ihrem Laptop zurück und schaute bei Facebook vorbei. Keine Nachricht von David…
Ein wenig enttäuscht schloss Sabine alle Anwendungen, fuhr den Laptop herunter und klappte ihn zu. Morgen ist ein neuer Tag, dachte sie.