Читать книгу ...und im Luftschloss wird es kühl - Karen Grace Holmsgaard - Страница 9
Tag zehn (Sonntag)
ОглавлениеIn den vergangenen Tagen hatte sie nichts mehr von David gehört. Täglich hatte sie bei Facebook vorbeigeschaut, aber das Postfach blieb leer. In den ersten zwei Tagen war sie enttäuscht, dann zuckte sie nur gleichgültig mit den Schultern. Hatte sich diese kleine Episode erledigt? Auch ohne David Silverstone hatte Sabine zu tun. Da gab es genug Termine bei der Hausärztin und der Physiotherapie.
War Sabine zuhause, erledigte sie kleine Arbeiten für den Verlag im Homeoffice, las oder strickte. Manchmal führte sie einen Plausch mit ihrer Haushaltshilfe, auf die sie sich verlassen konnte. Langweilig wurde ihr nur selten.
Monika ließ sie nicht im Stich, fuhr mit ihr zur Sparkasse und versorgte sie mit Lebensmitteln. Sabine war froh, sich bei ihrer Freundin ehrlich machen zu können, denn sie hatte nicht gerne Schulden. Ein Besuch auf dem Reiterhof hatte sich zwar nicht ergeben, aber Sabine hatte im Laufe ihres Lebens gelernt, geduldig zu sein. Und so kam es, dass sie an diesem Sonntagnachmittag allein zuhause war. Kein Problem für die junge Frau. Sabine beschloss, sich einen Kaffee zu machen. Dann ist es doch gleich gemütlicher, dachte sie, während sie sich das Getränk aufbrühte. Vorsichtig trug sie ihren Kaffeepott ins Wohnzimmer und machte es sich wieder auf der Couch bequem.
Lustlos klappte sie ihren Laptop auf, fuhr ihn hoch und öffnete einige Anwendungen.
Zögernd loggte sie sich bei Facebook ein. Eigentlich erwartete sie nichts und so staunte sie nicht schlecht, als sie eine Nachricht von David vorfand. Und was für eine, Sabine traute ihren Augen kaum!
Liebe Sabine!
Lange habe ich überlegt, ob ich es Dir schreiben soll, aber jetzt tue ich es! Erst vor kurzem erst haben sich unsere Wege gekreuzt – mir kommt es aber so vor, als ob wir uns schon ewig kennen. Ich kann meine Gefühle zu Dir kaum in Worte fassen. Wie konnte ich so lange ohne Dich existieren?
Ich weiß es nicht…
Hier muss der liebe Gott geholfen haben, denn nur er kann vollkommene Dinge schaffen. Jede freie Sekunde denke ich an Dich – und selbst in meinen Träumen hast Du Besitz von mir ergriffen. Das habe ich in den letzten Nächten immer wieder erlebt.
Du bist wirklich das Wunder, auf das ich gewartet habe! Du bist der Engel, den Gott mir geschickt hat, ich bin mir sicher! Ich hoffe, ich habe Dir gefehlt und Du empfindest etwas für mich. Dann sind wir beide auf einem guten Weg. Einem gemeinsamen Weg, der uns durch viele kleine und große Abenteuer führen wird. Ich freue mich darauf, ihn mit Dir zu bestreiten. David
Der spinnt, überlegte Sabine und entschloss sich, David wieder nicht lange auf eine Antwort warten zu lassen. Und so flogen ihre Finger über die Tastatur.
Mein lieber David!
Sehr gefreut habe ich mich, wieder von Dir zu hören und ich muss Dir recht geben, wir kennen uns nicht lange. Und wir kennen uns lediglich von einigen wenigen Fotos und Mails.
Da schon von Liebe sprechen? Viel zu früh und schon gar nicht mit mir, denn ich suche keinen Partner, ehrlich nicht. Ich habe nicht vor, mich erneut zu binden. Vielleicht hattest Du etwas getrunken, als Du mir Deine letzten Zeilen geschrieben hast, ich weiß es nicht.
Verrenne Dich bitte nicht in eine Sache, die vielleicht nie sein wird. Seit einem Jahr bin ich geschieden und ich habe mich auf mein Leben als Single eingestellt.
Und weißt Du was? Es geht mir gut dabei! Warum sollte ich jetzt wieder alles über den Haufen werfen? Denke einfach einmal in Ruhe darüber nach. Vor allen Dingen sollten wir nichts erzwingen, lieber David. Du siehst auf Deinen Fotos gut aus. Deine Hunde gefallen mir und Dein Schreibstil. Aber zu einer dauerhaften Beziehung voller Liebe gehört doch mehr, oder?
Gruß Sabine
Hastig schickte Sabine die Mail auf die Reise, ehe sie am Text etwas ändern konnte. Ihren Account bei Facebook ließ sie geöffnet, David würde sich sicher nicht so schnell melden. Und so vertiefte sich Sabine in ihre Zeitschrift.
Doch sie hatte sich verschätzt, denn der Messenger von Facebook verkündete, dass eine Mail von David eingetroffen war.
Meine liebe Sabine!
Warum bist Du so abweisend? Ich habe Dir doch nichts getan.
Und erzähle mir nicht, dass Du keinen Partner möchtest und keinen neuen Mann an Deiner Seite brauchst. Jeder Mensch braucht jemanden, alles andere ist gelogen.
Ich selbst bin ein aktiver Mann und habe nicht so schnell vor, alt zu werden. Noch helfen mir nur meine Hunde dabei. Alicia und Du, Ihr könntet das schnell ändern. Ich bin spontan und ich liebe Überraschungen, Ausflüge und Erkundungen aller Art. Und ich bin ein Romantiker durch und durch.
Nie werde ich die Hoffnung aufgeben, Dir zu zeigen, wie viel Du mir bedeutest und ich würde das Gleiche von Dir im Gegenzug erwarten. Genau wie Du bin ich ein Familienmensch. Ich möchte lieben und stark sein.
David
Und wieder antwortete Sabine sofort, sie konnte nicht anders.
Mein Entschluss steht fest. Da meine Kinder erwachsen sind, muss ich keinen Partner mehr haben. Ich genieße meine neue Freiheit und lebe in erster Linie für meinen Job, meine Kinder und meine Hobbys.
Deine Komplimente ehren mich. Aber ich schrieb schon, ich habe nicht vor, mich erneut zu binden. Ich genieße meine neue Freiheit und brauche keinen Mann mehr in meinem Leben. Ich bin gerne frei.
Und wenn ich mal Lust auf Kino habe, dann kann ich mit meinen Kindern gehen. Oder mit meinen Freundinnen. Ich möchte Dir keinen Kummer bereiten und darum sage ich Dir nichts weiter als die Wahrheit.
Sabine schickte die Mail auf die Reise und lehnte sich zurück. Soviel Schmalz nach nicht einmal zwei Wochen. Etwa zehn Tage waren seit seiner Freundschaftsanfrage vergangen. Entweder sie hatte einen absoluten Romantiker erwischt oder die Sache hatte doch einen Haken.
Um die Mittagszeit bereitete sich Sabine eine große Schüssel Salat zu. So habe ich gleich mein Mittagessen und etwas zum Abendbrot, dachte sie zufrieden. In Ruhe ließ sie sich ihren Salat schmecken und las bis zum frühen Abend. Eigentlich hatte sie sich fest vorgenommen, Facebook an diesem Sonntag nicht mehr zu besuchen. Aber dann war sie doch neugierig und loggte sich ein.
Und was fand sie vor? Eine Nachricht von David!
Nachdem ich Deine letzte Mail erhalten habe, habe ich zu Gott gebetet, dass Du mir nicht mehr verwehrst, Dich zu lieben. Mein Gefühl für Dich ist so stark, das kann nicht einseitig sein.
Wie sehr wünschte ich mir, Du wärst jetzt in Hamburg an meiner Seite.
Seit Du in mein Leben getreten bist, habe ich das Gefühl, endlich zu wissen, was es bedeutet zu leben. Du bist so viel mehr, als meine Partnerin. Du bist meine Inspiration und mein Kompass. Irgendwann jeden Tag an deiner Seite aufzuwachen, ist mein größter Wunsch. Ich möchte jedes Abenteuer mit Dir gemeinsam bestreiten, jede Erfahrung mit Dir teilen. Denn was gibt es Schöneres, als gemeinsam mit seiner Seelenverwandten über sich hinauszuwachsen? Mein Schatz, Du machst das Leben so unglaublich lebenswert und dafür will ich Dir danken! Du sollst eines stets wissen: In Gedanken bin ich immer bei Dir! Und im Herzen sind wir uns immer nah! Egal, wo wir sind, ich liebe Dich.
Du lieber Himmel, das ist kaum auszuhalten, dachte Sabine und entschloss sich, sofort und energisch zu antworten.
Kaum vorstellbar ist für mich, dass Du Dich in mich verliebt hast. Viel gebe ich auf meinem Facebook Profil nicht preis, nicht einmal einen Familienstand. Du kennst mich knapp zwei Wochen und weißt kaum etwas von mir, da ist es nicht möglich, dass Du Dich in mich verliebst!
Und an Deinen Mails kommt mir mittlerweile einiges komisch vor, ich weiß nicht was es ist, aber irgendetwas stimmt da nicht…
Deine Worte sind zu romantisch und soweit ich mitbekommen habe, bist Du eher ein Techniker. Nicht unbedingt ein Autor oder ein Dichter.
Leider ist es mir im Moment nicht möglich, Dich in Hamburg zu besuchen, sonst würde ich es sofort tun. Schon allein um Dich von Deinen Hirngespinsten zu befreien.
Sieh Dich lieber im realen Leben nach einer passenden Partnerin um!
Zügig schickte Sabine die Mail auf die Reise, dann loggte sie sich aus sämtlichen Anwendungen aus und fuhr ihren Laptop herunter. Für diesen Sonntag hatte sie genug von undurchsichtigem Liebesgesäusel. Lieber holte sie sich eine Portion Salat aus der Küche und machte es sich zum Abendbrot gemütlich. Sie hing mal wieder ihren Gedanken nach.
So ein Singledasein hatte seine Vorteile. Sabine lächelte. Das große Doppelbett gehörte ihr schon seit länger Zeit allein und sie konnte dort liegen, wie sie wollte. Auch war sie die Herrin über die Fernbedienung für den Fernseher und das Badezimmer. Nein, nein, sie brauchte keinen David Silverstone, das würde sie ihm sicher in den nächsten Tagen begreiflich machen…